Was sind politische Werte?

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 Präsentation transkript:

Was sind politische Werte? Hauptseminar: Was sind politische Werte? TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Beobachtungen Deutschland hat eine ‘wertgebundene’ Ordnung Parteien ‘stehen für’ bestimmte politische Werte beim persönlichen Handeln richtet man sich ‚nach seinen Werten‘. Fragen: Was meinen wir genau, wenn wir von einem ‚Wert‘ reden – und zwar als von einer offensichtlich praktisch nicht unwichtigen Sache? Was heißt es, für Werte zu ‚stehen‘ oder sie ‚in Geltung zu halten‘? Ziel des Hauptseminars: klären, was im Zusammenhang mit Politik / politischer Ordnung genau gemeint sein mag, wenn von ‚politischen Werten‘ die Rede ist; wie im Bereich des Politischen mit Werten ‚umgegangen‘ wird. TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Themenbereiche = Themen für Seminarvorträge Wie können wir über Werte sprechen, ohne immer schon gleich Behauptungen darüber zu formulieren, was ‚wirklich ein Wert ist‘; d.h.: Was wäre eine nützliche Beschreibungssprache / Metasprache im Wertediskurs? Wo ‚kommen Werte her‘? Sind sie ‚einfach ausgedacht‘ bzw. ‚reine Konventionen‘ – oder haben sie eine Grundlage ‚in der Wirklichkeit selbst‘ Möglichkeiten u.a.: ‚Werte als wirklichkeitsprägende Ideen‘ im Sinn Platons; Werte als göttliche Gebote; Werte als ontogenetische Apriori und phylogenetische Aposteriori … Wie wird in politischen Diskursen / Debatten mit Werten / Rekursen auf Werten umgegangen? (z.B. in Parlamentsdebatten, Leitartikeln, Streitschriften, Parteiprogrammen …) Analysefragen u.a.: Wie werden Werte formuliert / attackiert? Welche empirischen und logischen Fehler treten in Diskursen / Kontroversen über Werte auf? In welchem Verhältnis stehen ‚logische Struktur‘ und ‚rhetorische Funktionalität‘ von Wertbehauptungen? Wie wird im politischen Streit dafür gesorgt, dass Werte in Geltung bleiben? Analyse von Kontroversen um ‚politische Korrektheit‘ anhand des analytischen Konzepts der ‚politics of reality‘

Weiteres Vorgehen Klärung des Stellenwerts normativer Aussagen / normativer Forschung in der Politikwissenschaft Wiederholung von Stoff aus dem Wissenschaftstheorieteil der Methodenvorlesung Einführung in eine wissenschaftstheoretische Beschreibungssprache für Werte Dozentenvortrag Vergabe der Themen anhand Folie / Seminarplan TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

erster Schritt: Der Stellenwert normativer Aussagen / normativer Forschung in der Politikwissenschaft TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Aussagen Verknüpfung von Begriffen  Aussagen Verknüpfung von Aussagen  Theorien entstehen dadurch, dass Begriffe miteinander verknüpft und dabei Behauptungen über die Beschaffenheit von Sachverhalten aller Art aufgestellt werden. werden sehr stark durch die Eigenart jener Begriffe geprägt, die in ihnen verknüpft werden und jene Perspektive einrasten, in der eine Aussage ihren Referenten erfasst können irgend etwas zwischen wahr und falsch sein, und zwar ... zwischen empirisch wahr … falsch zwischen logisch wahr … falsch lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten gliedern, von denen einige besonders wichtig sind für die Frage, wie man den empirischen Wahrheitsgehalt einer Aussage feststellen kann ! Aussagenlogik, Prädikatenlogik ‚Theoriehaltigkeit‘ schon von Begriffen! = entscheidendes Merkmal von Aussagen  Falsifizierbarkeit, Verifizierbarkeit TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Für Wissenschaft und Forschung interessante Aussagen Beschreibungen von Inhalten, Prozessen und Strukturen Wenn/Dann-Aussagen (‚korrelative Aussagen‘) Erklärungen (‚kausale Aussagen‘) Prognosen Werturteile Handlungsanweisungen zunehmende Resignation von Wissenschaftlern zunehmend schwieriger und fehlerträchtiger keine Emanzipation mehr vom Alltagsdenken TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Genau durch solche Überprüfungen des empirischen und logischen Wahrheitsgehalts der Bestandteile eines Werturteils wird aber über den ‚gesunden Menschenverstand‘ hinausgegangen! ( = Wissenschaftlichkeit) Werturteile Problem: häufige Lückenhaftigkeit und Intransparenz dieser logischen Struktur Werden gefällt über gleich welche Inhalte, Prozesse und Strukturen sowie deren Zusammenhänge Beispiel: „Der in Deutschland bestehende Pluralismus ist gut, weil praktizierte Vielfalt der Unterschiedlichkeit von Menschen auch in diesem Land angemessen ist!“ Folgendes ist die logische Struktur eines Werturteils: empirische Aussage über das Vorliegen des zu bewertenden Sachverhalts z.B.: In Deutschland besteht Pluralismus, d.h. praktizierte Unterschiedlichkeit Verweis auf einen Wertmaßstab ( normative Theorie), der angibt, warum was gut bzw. schlecht ist z.B.: „Lies doch in Fraenkels Pluralismusteorie nach, welche Gründe dafür sprechen, dass praktizierte Unterschiedlichkeit gut ist!“ Argument, welches diesen Wertmaßstab auf jenen Sachverhalt bezieht z.B: „Im Licht von Fraenkels Argumentationen, zeigt sich, dass ...“ Achtung: Man kann nur prüfen, ob die Bestandteile eines Werturteils empirisch und logisch wahr sind. Die Wahl des Wertmaßstabes ist eine Entscheidung, auf die sich der Begriff der Wahrheit nicht anwenden lässt! TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Handlungsanweisungen Genau durch solche Überprüfungen des empirischen und logischen Wahrheitsgehalts der Bestandteile eines Werturteils wird aber über den ‚gesunden Menschenverstand‘ hinausgegangen! ( = Wissenschaftlichkeit) Handlungsanweisungen Beispiel: „In unserem Land soll das Mehrheitswahlrecht eingeführt werden, damit es klare Regierungsmehrheiten gibt!“ Logische Struktur: Wenn/Dann-Aussage: „Wenn Mehrheitwahlrecht, dann gibt es eine klare Regierungsmehrheit!“ Werturteil zur Dann-Komponente: „Es wäre – auch in unserem Land – gut, stets eine klare Regierungsmehrheit zu haben!“ ‚normative Aufladung‘ der Wenn-Komponente: „In unserem Land soll das Mehrheitswahlrecht eingeführt werden!“ Achtung: Man kann nur prüfen, ob die Bestandteile einer Handlungsanweisung empirisch und logisch wahr sind. Die Wahl des Wertmaßstabes und der herangezogenen Wenn/Dann-Aussagen sind Entscheidungen, auf die sich der Begriff der Wahrheit nicht anwenden lässt! TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

empirische vs. normative Aussagen Alle diese Aussagen können entlang wissenschaftlicher Verfahrensregeln weniger fehlerträchtig formuliert werden, als dies allein mittels des gesunden Menschenverstandes möglich wäre! empirische vs. normative Aussagen = Ziel von Wissenschaft empirische Aussagen sind … Beschreibungen Wahrheitsgehalt ist leicht verifikationistisch zu überprüfen Wenn/Dann-Aussagen Wahrheitsgehalt ist mehr oder minder leicht verifikationistisch oder falsifikationistisch zu überprüfen Erklärungen Wahrheitsgehalt ist mitunter schwierig zu überprüfen Prognosen Wahrheitsgehalt ihrer Teilaussagen ist mitunter schwierig zu überprüfen Wahrheitsgehalt insgesamt ist leicht zu überprüfen, aber natürlich nur im Nachhinein und nicht zu einem Zeitpunkt, da es wichtig wäre, den Wahrheitsgehalt zu kennen normative Aussagen sind … Werturteile Nur der Wahrheitsgehalt der meisten Teilaussagen ist mehr oder minder schwierig zu überprüfen; als ganze sind Werturteile nicht wahrheitsfähig Handlungsanweisungen Nur der Wahrheitsgehalt der meisten Teilaussagen ist mehr oder minder schwierig zu überprüfen; als ganze sind Handlungsanweisungen nicht wahrheitsfähig TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Werte und Werturteile in der Wissenschaft Mein Rat: = abwegige Kontroversen ! Ist Wissenschaft ‚wertfrei‘? Nein, denn … der Zweck von Wissenschaft ist selbst ein Wert Wissenschaftler wollen oft gerade durch ihre wissenschaftliche Arbeit verschiedenen Werten dienen Kann Wissenschaft Werte erforschen? Ja, warum denn eigentlich nicht? Und tut sie doch auch, etwa in der Wertwandelsforschung! Wie soll man im Lauf des Forschungsprozesses mit Werturteilen umgehen? Man soll Werturteile unterlassen, denn … sie besagen ohnehin nichts darüber, ob ein Gedankengang logisch korrekt oder unrichtig bzw. eine empirische Aussage wahr oder falsch ist. Sie sind also ganz einfach überflüssig. sie stören leicht die Kooperation mit anderen, welche den gemeinsamen Untersuchungsgegenstand zwar anders bewerten als man selbst, abgesehen davon aber auch keine anderen Kriterien zur Überprüfung des logischen und empirischen Wahrheitsgehalts von Aussagen verwenden (= Sinn des ‚Gebots der Werturteilsfreiheit‘) Kann Wissenschaft Werturteile (= normative Aussagen) erarbeiten? nein, falls damit gemeint sein sollte, es gehe um ‚empirisch wahre‘ Werturteile. Die Kategorie der ‚empirischen Wahrheit‘ lässt sich nämlich – anders als die der ‚logischen Wahrheit‘ – nicht auf normative Aussagen anwenden: Es führt kein Weg vom IST zum SOLL. ja, falls damit gemeint sein sollte, es gehe ‚nur‘ um die Formulierung von Aussagen, die jenen überlegen sind, die man schon auf der Grundlage des gesunden Menschenverstandes formulieren kann. Werturteile sind sehr komplexe Argumente, die immer auch auf empirische Aussagen gegründet sind. Also ist das Risiko groß, dass es hier auch zu empirisch falschen Aussagen und zu logisch unrichtigen Schlüssen kommt. Darum ist nicht einzusehen, warum man ausgerechnet bei einer so wichtigen Aussagenklasse wie den Werturteilen darauf verzichten sollte, über die Grenzen der Leistungsfähigkeit des ‚gesunden Menschenverstandes‘ hinauszugehen! = Kern des ‚Werturteilsstreits‘ TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

zweiter Schritt: Einführung in eine wissenschaftstheoretische Beschreibungssprache für Werte TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

dritter Schritt: Themenvergabe (nach der folgenden Übersicht zu den Seminarthemen und den Aufgaben von Referent und Diskutant) TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Themenfeld I: Wo ‚kommen Werte her‘? Sind sie ‚einfach ausgedacht‘ bzw. ‚reine Konventionen‘ – oder haben sie eine Grundlage ‚in der Wirklichkeit selbst‘ Werte in Platons politischer Philosophie Werte in der politischen Theorie des Christentums naturrechtliche Wertbegründungen Werte in evolutionsbiologischer Sicht Aufgaben des Referenten: Nachzeichnung der Argumente zur entsprechenden Wertbegründung Referieren der zentralen Einwände gegen die jeweilige wertbegründende Argumentation Formulierung einer mit klarer Begründung versehenen persönlichen Position zu den jeweiligen Pro- und Kontraargumentationen TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Themenfeld II: Wie wird in politischen Diskursen / Debatten mit Werten / Rekursen auf Werten umgegangen? (z.B. in Parlamentsdebatten, Leitartikeln, Streitschriften, Parteiprogrammen …) Frieden als Wert (v.a.: Debatten zur NATO-Nachrüstung) Freiheit als Wert (v.a.: Debatten zur Westintegration der BRD) Gleichheit als Wert (v.a.: Debatten zu den Parteiprogrammen der SPD) Soziale Gerechtigkeit als Wert (v.a.: Debatten um die Agenda 2010) Demokratie als Wert (v.a.: Debatten um die Reaktion des Staates auf die Aktivitäten der RAF [Rote Armee Fraktion]) Aufgaben des Referenten: Ausfindigmachen und Auswertung der relevanten Texte Nachzeichnung, wie der entsprechende Wert formuliert, begründet, in ihm ‚Geltung‘ verleihende Kontexte gerückt wird Analyse der ‚Mechanik‘ bzw. ‚Strategie‘ des wertbezogenen Argumentierens TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Themenfeld III: Wie wird im politischen Streit dafür gesorgt, dass Werte in Geltung bleiben bzw. ihre Konkurrenten nicht zur Geltung kommen? Ausgrenzung von rechtsextremistischen Positionen Ausgrenzung von linksextremistischen Positionen Ausgrenzung von islamistischen Positionen Ausgrenzung von christlichen Positionen Ausgrenzung von (neo-) liberalen Positionen Ausgrenzung von anarchistischen Positionen Ausgrenzung von terroristischen Positionen Aufgaben des Referenten: Ausfindigmachen einschlägiger Fallbeispiele Ausfindigmachen und Auswertung der für ihr Verständnis relevanten Dokumente Analyse der im Streit um die Geltung der jeweils bestrittenen / umstrittenen / verteidigten Werte genutzten ‚politics of reality‘ – und zwar nicht nur der diskursiven, sondern auch der ‚handfesteren‘ Durchsetzungsmethoden TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

= reale Wirkungsweise eines ‚epimemetischen Systems‘ im Alltag der von ihm ‚Gesteuerten‘ ‚politics of reality‘ dienen der Geltungssicherung der einen Wirklichkeits(konstruktion) in Auseinandersetzung mit den Geltungsansprüchen konkurrierender Wirklichkeiten und ihrer Konstrukteure umfassen die basalen Ethnomethoden der Interpretationsverfahren, Darstellungstechniken und szenischen Praktiken gliedern sich in die … Vorfeldmethoden (Sozialisation, Absicherung von ablaufenden Reflexivitätsprozessen) Entproblematisierungsmethoden Ausgrenzungsmethoden Das alles dient dazu, u.a. spezifische Stimmungen, Atmosphären, Milieus, soziale Strukturen, institutionelle und kulturelle Ordnungen usw. gegen ihre Alternativen und Konkurrenten in Geltung und Wirkung zu halten! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Methoden der Absicherung ablaufender Reflexivitätsprozesse ‚Vorfeldmethoden‘: Methoden der Absicherung ablaufender Reflexivitätsprozesse = Absicherung von spezifischen Stimmungen, Atmosphären, Milieus, sozialen Strukturen, institutionellen und kulturellen Ordnungen …  Absicherung eines verläßlich erwartbaren Nexus zwischen Zeichen(mittel) und Anschlußpraxis Routinemäßige Nicht-Herstellung von Transparenz bezüglich der Zusammenhänge zwischen einzelnen Wirklichkeitsmerkmalen Routinemäßiger Verzicht auf abweichende Deutungen Routinemäßige Einführung von ‚normalisierenden intervenierenden Variablen‘ Routinemäßige Verwendung normalisierender Kontexte als Zeichen kompetenter Mitgliedschaft Routinemäßige Interpretation von Wahrnehmungen ausschließlich anhand der Hypothese, die eigene Wirklichkeitsbeschreibung sei korrekt Routinemäßige Beseitigung von Falsifikationschancen Routinemäßige Interpretation von Wirklichkeitsmerkmalen aller Art nur im Einklang mit den eigenen Interessen Routinemäßiger Verzicht auf neuartige Sprechweisen TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Entproblematisierungsmethoden = Absicherung von spezifischen Stimmungen, Atmosphären, Milieus, sozialen Strukturen, institutionellen und kulturellen Ordnungen … Dienen dem ‚Nachweis‘, daß im Grunde eben nur Mißverständnisse hinsichtlich der ‚doch gemeinsamen Wirklichkeit‘ vorlägen, es also eigentlich kein ‚echtes Problem‘ konkurrierender Durchsetzungsansprüche verschiedener Wirklichkeiten zu lösen gilt Verlangen ihren Anwendern geistig ziemlich viel ab. Darum: meist rasch substituiert durch die Ausgrenzungsmethoden wenn verwendet: Zeichen ziemlicher Kultiviertheit und eines trotz aller konkurrierenden Wahrheitsansprüche ziemlich verläßlich weiterhin zu bewirkenden Bestands gemeinsamer Wirklichkeitselemente Einzelmethoden: Einigung darauf, daß letztlich nur verschiedene Betrachtungs-perspektiven vorliegen (etwa: Fachmann/Laie; Praktiker/Theoretiker ...) Einigung darauf, daß man wohl unterschiedliche Sachverhalte vor Augen hat und darum ‚eigentlich gar kein Problem besteht‘ ‚Konversion‘ eines ‚abweichend Denkenden‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Ausgrenzungsmethoden anzuwenden gegen die Störer spezifischer Stimmungen, Atmosphären, Milieus … Konzepte Beispielsserie: kommunikative Deprivation strategische Kontextbildung Degradierung Liquidierung nur kommunikativ auch physisch Störer einer Liturgie oder eines ‚politisch korrekten Diskurses‘ werden zum Schweigen gebracht. von Abweichlern wird – auch mittels Medienkampagnen – systematisch gezeigt, daß sie in allen wichtigen Aspekten von den ‚Normalformen‘ der Ethnie abweichen und darum eine Bedrohung für die Aufrechterhaltung eigener Identität und Wirklichkeit sind ‚Herunterputzen vor anderen‘, Rufmord, Schauprozesse … ums Amt oder die öffentliche Rolle bringen für geistig verwirrt erklären und in eine Irrenanstalt einweisen einsperren, verbannen; Schriften auf den Index setzen umbringen TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

seminardienliche Aufgaben Referent (30 Minuten) Diskutant (10 Minuten) formuliert eine klare, seinen Themenbereich gut abdeckende Fragestellung und beantwortet sie systematisch stellt seine Einsichten in das im Lauf des Seminargeschehens entstehende Gesamtbild der Seminarthematik ist dabei so anschaulich wie möglich (Strukturgrafiken, mit Markierungen versehene Textauszüge usw.) prüft und beurteilt, wie gut der Referent die erstgenannte, zentrale Aufgabe erfüllt hat führt vor, wie die zweitgenannten Aufgabe anders oder gar besser hätte erfüllt werden können Vergleicht die referierten Einsichten mit schon in anderen Referaten erzielten Einsichten und versucht, zu verallgemeinerbaren Aussagen zu gelangen