Infektiöse/nichtinfektiöse Diarrhö bei Neugeborenen

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 Präsentation transkript:

Infektiöse/nichtinfektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Die vier kardinalen Auswirkungen einer Diarrhö auf den Organismus sind: 1. Dehydration (klinisch feststellbare Exsikkose, möglich erst ab >10% Verlust von Körperflüssigkeiten, letale Grenze: >20%!!!!!!) 2. Metabolische Azidose (durch erhöhten Bikarbonatverbrauch); Folge: erniedrigter Blut-pH-Wert (<7,4), Urämie, Dyspnoe (Kompensationsversuch der metabolischen Azidose), Herz-, Kreislaufinsuffizienz (infolge Plasmamangels) 3. Elektrolytimbalanzen (Natrium-, Chlorid-, Kaliumionen und anorganisches Phosphat) 4. Hypoglykämie und Energiedefizit (Folgen: Gewichtsverlust, Festliegen, Koma, Exitus) AGTK-2005-Diarrhö-Neonat AGTK-Diarrhö-Neonat

Infektiöse/nichtinfektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Die Folgen einer Diarrhö, ungeachtet der Ursache sind: Reduzierter Netto-Influx von Natrium-Ionen, damit auch von Wasser, sowie von Kalium-Ionen und Bikarbonat durch die Funktionsstörung des Darmepithels Reduzierte Glukose-Diffusion, damit automatisch reduzierter Natrium-Ionen-Influx und reduzierte Wasseraufnahme durch die Funktionsstörung des Darmepithels Fehlen von Bikarbonat-Vorstufen (Anionen von FS wie Azetat, Zitrat, Propionat), von Bikarbonat selbst und von Aminosäuren (Glycin), welche die Helferrolle der intestinalen Glukose für die Wasser-, und Elektrolytresorption unterstützen würden AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse/nichtinfektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Bedingungen, die an parenterale und orale Rehydrationslösungen (Diätetika) zu stellen sind: Isotonie und Isoionie bezüglich Natrium-, Kalium- und Chloridionen: 0,6-0,8%iges NaCl, 0,07-0,14%iges KCl Gewebsosmolalität der Glukoselösung: 1-3%ig (max. 5%ig) Osmolalität der Lösungen: 300 mOsm/l Natrium-Bikarbonat-/L-Laktat-Lösungen: mind. 50 mmol/l (oral wie parenteral) besser: Dosierung nach dem tatsächlichen Bedarf: Formel: 0,3 bis 0,5 x BE x kg KM = ml 1mol Bikarbonat (= 8,4%iges Natriumkarbonat) , sonst Gefahr der Alkalose !!!! AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse/nichtinfektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Hauptziel einer Rehydration bei Diarrhö muss sein: Steigerung des Natrium-Ionen- und Kalium-Ionen-Influxes und damit des Wasserinfluxes aus dem Darmlumen in den Organismus, um zunächst den flüssigkeitsreduzierten Extrazellularraum, in zweiter „Instanz“ auch den Intrazellularraum wieder aufzufüllen AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse/nichtinfektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Vorgehensweise bei Diarrhöen von Neugeborenen: Bei gering- bis mittelgradiger Störung des Allgemeinbefindens: (SV+, SR+ oder SV-, SR+, Normo- oder Hyperthermie, ungestörtes oder geringgradig gestörtes Sensorium): Orale Rehydration unter Milchentzug (Maximal über zwei Tage, anschließend wieder Milchnahrung, da die Diätikagabe lediglich die Rehydration fördert, den Energiebedarf aber nicht decken kann! Die Milchverabreichung kann mit Diätikagaben ergänzt werden, nie jedoch gemischt verabreichen!) AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse/nichtinfektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Vorgehensweise bei Diarrhöen von Neugeborenen: Bei hochgradiger Störung des Allgemeinbefindens: (SV-,SR-, Hypothermie, Hypo-, Alykämie, schwere metabolische Azidose, Dyspnoe, gestörtes Sensorium, Präkoma oder Koma): Sofortige parenterale Rehydrationsbehandlung (vorzugsweise intravenös; Infusionsgeschwindigkeit: 50 bis 80 ml je kg KM/Stunde: Vollelektrolyte, Glukose 5%, Bikarbonatpuffer) AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Pathogenese der bakteriell bedingten Diarrhöen: (EHEC, ETEC, EPEC; Salmonellen): Aktivierung der Adenylatzyklase, Folge: Anstieg des cAMP, Folge: verstärkte Sekretion vornehmlich der Kryptzellen im Dünndarm = „Sekretorische Diarrhö“ („weiße/rote Ruhr“) Pathogenese der viral und parasitär bedingten Diarrhöen: Affektion und Vermehrung der Erreger in den Dünndarmzottenepithelzellen, dadurch weitgehende Zerstörung der Zellen, Folge: Zottenatrophie, mangelndes Resorptionsvermögen AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Metaphylaxe: Gegen bestandsweise gehäuftes Auftreten von Durchfallerkrankungen sind metaphylaktische Maßnahmen zu ergreifen: aktive Immunisierung der Muttertiere vor der Geburt (Rota-, Corona-, E. coli-Vakzinen) zur gezielten Anreicherung von AK im Kolostrum (Rind und Schwein) passive Immunisierung der Neugeborenen durch Herstellung einer stallspezifischen Trinkvakzine oder Verwendung handelsüblicher Präparate mit Immunseren (E. coli); Rind da es sich um Faktorenerkrankungen handelt, müssen Begleitmaßnahmen im Bestand vorgenommen werden, ansonsten ist auch die Vakzination kein Allheilmittel! AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Therapie: die symptomatische Therapie der Rehydration hat ganz eindeutig Vorrang, lediglich bei bakteriämischem Verlauf (hohes Fieber, Intoxikations-, Sepsiserscheinungen) sind Antibiotika angezeigt, sonst nicht! diese sind vorzugsweise nach zuvor erstelltem Antibiogramm anzuwenden und vorzugsweise parenteral (i.v./i.m) zu verabreichen eine Kausaltherapie gegen virusbedingte Erkrankungen existiert nicht, eine gegen parasitär bedingte Erkrankungen (Kryptosporidien) steht seit kurzem zur Verfügung. AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Begleitmaßnahmen: Senkung des Infektionsdruckes durch Verbesserung der Haltungs- und Hygienebedingungen (laufende Desinfektion, getrennte Aufstallung der Kälber in Iglus frühzeitige Kolostrumverabreichung p. n. (Kalb und Fohlen: >2 Liter Kolostrum innerhalb 12 h p.n.), Tränkehygiene Kälberstall weit entfernt vom „Krankenstall“ der Kühe separates Personal für die Kälberversorgung AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

AGTK-2005-Diarrhö-Neonat Infektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Virus-, parasitär bedingte Erkrankungen Kalb Lamm Fohlen Ferkel Rota pos. Corona pos. (TGE) BVD neg. Adeno ? Retro Parvo Arteritisvirus neg.? Kryptosporidien pos.? Kokzidien Strongyloid. westeri AGTK-2005-Diarrhö-Neonat

Infektiöse Diarrhö bei Neugeborenen Bakteriell bedingte Erkrankungen Kalb Lamm Fohlen Ferkel E. coli pos. Klebsiellen Salmonellen pos.* Clostr. perfr. pos. ? Campylobacter ? Chlamydien Listerien *: Anzeigepflichtig! AGTK-2005-Diarrhö-Neonat