4. Informationsbörse Schizophrenie am 10.11.2006 WiSo-Fakultät Lange Gasse 20 90403 Nürnberg Verein zur Förderung der Ziele im Kompetenznetz Schizophrenie.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Eth.Fallbesprechung im KMN
Advertisements

Gemeindepsychiatrische Verbünde und Integrierte Versorgung
Dr. med. Thomas Kuhlmann Psychosomatische Klinik Bergisch Gladbach
Schizophrenie und Seelsorge
Rehabilitation und Reintegration Prof. Dr. Wolfgang Weig,
Mit Medikamenten individuell behandeln Prof. Dr. Johannes Kornhuber
4. Informationsbörse Schizophrenie am WiSo-Fakultät Lange Gasse Nürnberg Verein zur Förderung der Ziele im Kompetenznetz Schizophrenie.
Die Entwicklung der Frühförderung in Thüringen -
109. Deutscher Ärztetag, Magdeburg
Professor Dr. Dr. Wolfgang Schneider
Fachtag der HeGSP 2011 Marite Pleininger-Hoffmann Behandlungsvereinbarungen Gewinn für Psychiatrieerfahrene und Mitarbeiter.
Capability Approach – was ist das?
HOPE – Standarddokumentation in der Palliativmedizin und Hospizarbeit was kann sie bewirken ? 1999 – 2006 = Patienten.
Guidelines: Was macht Tagesklinik tagesklinisch?
2. Methoden 3.1 Behavioral 1. Hintergrund 3. Ergebnisse Die Ergebnisse der behavioralen und psychophysiologischen Daten weisen in unterschiedliche Richtungen.
Curriculäre Fort- und Weiterbildung psychosomatische Grundversorgung
Bald hier in Ihrer Arztpraxis
„10 Jahre VIWIH“ Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Versorgung von jüngeren Menschen mit neurologischen Erkrankungen.
TEP FIT Computergestütztes Endoprothesen Trainingsprogramm © PhysioNetzwerk 2009 Programm Therapeuten Ärzte Philosophie Das System Das Training Versicherung.
Transkulturalität Transkulturalität bezeichnet Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Kulturen. Der Begriff drückt aus 1.) Es gibt Unterschiede zwischen.
Wofür braucht die Jugendhilfe die Kinder- und Jugendpsychiatrie?
Wirksamkeit der NADA-Ohrakupunktur bei Menschen mit psychiatrischen Diagnosen im ambulanten Bereich Euro-NADA Konferenz 2013.
Überlegungen zu einer am Versorgungsbedarf orientierten Psychotherapeutenausbildung Prof. Dr. Rainer Richter DGVT Tagung zur Zukunft der Psychotherapieausbildung.
RECHTE DES PATIENTEN PFLICHTEN DES ARZTES
Ein Gemeinschaftsprojekt der Univ. Klinik f
Patienten sind Menschen. Die Krankheit ist Teil ihrer Biografie
„Ein Handicap für ein Handicap“
Ambulante Psychotherapie und weitere psychotherapeutische Ansätze
3. Treffen des Lymphnetzwerkes im Kreis Heinsberg
Paderborner Bündnis gegen Depression – Ideen und Initiativen
® PhysioNetzwerk 2 Copyright :PhysioNetzwerk 2007 C O P D REHA Dies ist nur eine verkürzte Demo Version !! Die komplette Version stehen die Praxen im PhysioNetzwerk.
Initiative Frauenmedizin in Klinik und Praxis
Multimorbidität und Polypharmakotherapie im Alter Lösungsansätze
Quo vadis? Neue Therapiekonzepte in der Klinik und Poliklinik für
Rahmenbedingungen der Behandlung
Psychosen By Kevin und Oliver.
Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit
Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen als Chance für die ganze Familie Bundesverband e.V, Mai 2007 Anna Hoffmann-Krupatz An der stationären Vorsorge-
Psychotherapie bei MS P. Calabrese.
Indikativgruppe Cannabis
CRA Workshop Januar 2008 Dr. Martin Reker Wiederholung wichtiger Elemente des Community Reinforcement Aproach.
HAUSOTTERSTRASSE – stationäre Jugendhilfe und Therapie
Absetzen - aber wie? Fachtagung „Gratwanderung Psychopharmaka“
Motivierende Gesprächsführung
Lernbehinderung 1.Ursachen, 2.Definition: Rafael
„Probleme bewältigen- fit im Job“ Psychotherapeutische Soforthilfe zur gesunden Bewältigung von Arbeitsanforderungen Eine Integrierte Versorgung für Versicherte.
Geschäftsplanpräsentation
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie
JUGENDCOACHING Inhaltlich fachliche Abgrenzungen im Aufgabenkatalog Juni 2013 AL HR Dr. Mathilde Zeman.
Operative Eingriffe im Gehirn bei schweren Zwangsstörungen:
Geschäftsplanpräsentation
Was ist Qigong? Qigong auch (Chi Kung) genannt hat seinen Ursprung in China und wird dort seit mehr als 1500 Jahren erfolgreich praktiziert Qigong gehört.
Aufmerksamkeit, Funktion, Symptom Merkmale einer Legasthenie:
Vernetzung und Kooperation GESCHÄFTSPLANPRÄSENTATION Modul 7.
Lymphtherapie im Sport
110. Dt. Ärztetag, , Münster Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e. V. Prof. Dr. med. Dr. h. c. Dietrich Niethammer, Generalsekretär.
Fallbeispiele 1.) Patientendaten: Geschlecht:Alter: Familienstand: Kinder: Religion:Beruf: 2.) Allgemeines zum Patienten: Welche Wesensattribute zeichnen.
18. Mai 2015 Dr. med. Cyrill Jeger-Liu, Olten
Gesundheitsversorgung für Menschen mit Behinderung ganzheitlich - spezialisiert – kompetent – lebenslang Seminarzusammenfassung, Clemens Russell 29.Mai.
 KBS-Plätze für psychisch behinderte Menschen mit ausserordentlichem Betreuungs­­bedarf: Wie präzis kann diese Zielgruppe erfasst werden?
UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) KISS – Kontrolle Im Selbstbestimmten Substanzkonsum Roman Wyss BscN BFH Bern, Projektleitung KISS-Reduktionsprogramm.
Frau Z med. pract. Barbara Gugger Oberärztin Schwerpunkt Sucht Universitätsklinik für Psychiatrie & Psychotherapie Universitäre Psychiatrische Dienste.
ResA am Arbeitsplatz Das Vorgehen ist angelehnt an „5 S“ und bietet Ihnen die Möglichkeit das Konzept der 5 Disziplinen ressourcenschonenden Arbeitens.
„Psychose-Sucht“ Fordern, Fördern, Begleiten Sybille Hornung-Knobel.
Europäische Patientenakademie zu Therapeutischen Innovationen Aspekte der Pharmakovigilanz: Wirksamkeitsstudien nach der Zulassung (PAES)
Landeshauptstadt München Sozialreferat Amt für Soziale Sicherung Hilfen im Alter, bei Pflege und Betreuung Dipl. Soz.Gerontologe David Stoll Seite.
Klaus M. Peters Orthopädie und Osteologie, Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik, Nümbrecht Klinisches Schwerpunktzentrum DVO Abschlussveranstaltung, ,
Therapeutische Arbeit mit Drogenabhängigen mit einem integrativen Ansatz Dr. med. Thomas Kuhlmann Psychosomatische Klinik Bergisch Gladbach.
Prof. Dr. med. Tobias Renner Ärztlicher Direktor Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Off-Label Einsatz von Medikamenten in der Kinder-
Weiterbildung in den Gesundheitsfachberufen
 Präsentation transkript:

4. Informationsbörse Schizophrenie am WiSo-Fakultät Lange Gasse Nürnberg Verein zur Förderung der Ziele im Kompetenznetz Schizophrenie gefördert vom 4. INFORMATIONSBÖRSE SCHIZOPHRENIE Medizinische Herausforderung Doppeldiagnose Medizinische Herausforderung Doppeldiagnose Sibylle Hornung-Knobel Individuelle Behandlung (Flexibilität des Programms) Einführung In der medizinischen Fachwelt ist man sich einig, dass Patienten mit der Doppeldiagnose schizophrene Psychose und Suchtmittelkonsum eine wissenschaft- liche, therapeutische und gesundheitspolitische Herausforderung darstellen. Wir sehen unsere Aufgabe als behandelnde Klinikärzte darin, diese Herausforderungen therapeutisch-adäquat umzusetzen. Jeder spezialisierte Nervenfacharzt ist in der Lage, einerseits einen Suchtkranken entsprechend zu therapieren, als auch einen Patienten mit einer Psychose zu behandeln. Treffen diese beiden Indikationen jedoch zusammen, ergibt sich eine neue Situation und dadurch bedingt die genannte therapeutische Herausforderung. Probleme des Doppeldiagnose-Patienten Der Doppeldiagnose-Patient gerät in eine Behandlungslücke, sowohl organisatorisch als auch inhaltlich. Organisatorisch dadurch, dass er entweder in einer Suchtabteilung oder auf einer allgemeinpsychiatrischen Station aufgenommen wird und so eine gewisse Ausgrenzung erfährt, da auf seine Behandlungsbedürfnisse in beiden Fällen nicht optimal eingegangen werden kann. Inhaltlich durch das Fehlen eines integrativen, bewältigungsorientierten Konzeptes bzw. durch die Tatsache bedingt, dass ein solches integratives Konzept auf einer reinen Suchtstation oder allgemeinpsychiatrischen Station nicht durchführbar ist. Die Gründe dafür liegen – wie allgemein bekannt – in der Tatsache begründet, dass auf einer Suchtstation in der Regel konfrontativ, Gruppen orientiert, Abstinenz fordernd und realitätsnah gearbeitet werden muss und sich eine Psychosebehandlung an folgenden Kriterien orientiert: Fürsorgliche Ausrichtung, Schutz vor Überforderung, einzelorientiert, langfristige Neuroleptika- therapie. Folgen für den Behandlungsprozess Eine unzureichende Behandlung eines Patienten mit Komorbidität oder eine suboptimale Therapie führen dazu, dass der Behandlungsprozess sich erheblich verlängert, die medizinische und psychotherapeutische Betreuung erschwert ist und das therapeutische Team in nicht unerheblichem Maße belastet wird, was dann im Sinne einer negativen, sich verstärkenden Rückkopplung dazu führt, dass der Patient sich noch stärker ausgegrenzt fühlt, die Suchtmittelrückfälle signifikant zunehmen, das therapeutische Setting sich dadurch verschlechtert und somit eine erneute Belastung für das multiprofessionelle Team entsteht. Selbstverständlich häufen sich dann auch Therapieabbrüche mit oft keiner Remission der psychotischen Symptomatik. Gruppentherapie Gruppentherapeutische Angebote sind: Verbesserung sozialer Kompetenzen Erarbeitung von Stressbewältigungsmechanismen Copingstrategien bzgl. Sucht und Psychose Verminderung der dysfunktionalen Kognition Eine weitere wichtige Säule ist das Abstinenzmilieu mit der Suchtmittel bezogenen Rückfallprävention, die auf der Basis der motivierenden Gesprächsführung erfolgt (5-stufiges Motivationsmodell zur Abstinenz nach Prochaska und Diclemente, 1992). Pharmakotherapie Die psychopharmakologische Behandlung ist deswegen bedeutsam, da besonders bei den komorbiden Patienten die Medikamenten-Compliance ausgesprochen mangelhaft ist und eine medikamentenwirkungsreiche Neuroleptika-Medikation die Noncompliance noch weiter verstärkt. Recht früh in die Behandlung sollten die Familienangehörigen einbezogen werden, die ebenfalls durch die entsprechende spezielle Psychoedukation Psychose und Sucht geschult werden sollten. Integrierter Ansatz Abstinenz- orientierung Niederschwelliges Konzept mit besonderer Berücksichtigung der geringen Abstinenz- und Therapiemotivation Verknüpfung von sucht- und psychosespezifischen Behandlungsstrategien Die wichtigsten Merkmale dieses integrierten Ansatzes sind : Behandlung beider Erkrankungen durch ein Team Seit 1997 wird dieses integrierte Behandlungskonzept auf der Doppeldiagnose-Station des Bezirkskrankenhauses Haar angeboten. Ziel der therapeutischen Interventionen ist es, den Patienten zu bewegen, mit beiden Erkrankungen konstruktiv und Rückfall verhütend umzugehen. Kurzfristig zur Schadensbegrenzung und längerfristig, um mehr Lebensqualität und psychische Stabilität zu entwickeln. Wie auch bei anderen Spezialkliniken für Doppeldiagnose-Patienten ist das psychotherapeutische Programm auf der Doppeldiagnose-Station des Bezirkskrankenhauses Haar verhaltens- und soziotherapeutisch ausgerichtet. Die Basis, die alle Behandlungselemente trägt, ist jedoch die Milieutherapie, die durch Empathie, Transparenz und engagierte Gelassenheit gekennzeichnet sein sollte. Psychoedukation Auch die Psychoedukation geht auf die Besonderheiten der Doppeldiagnose-Patienten ein. Auf der Doppeldiagnose-Station wird eine spezielle modifizierte Psychoedukation, die sog. I-M-S-Gruppe durchgeführt (Information-Motivation-Skill-Gruppen). Ein integriertes Behandlungskonzept auf der Doppeldiagnose-Station des Bezirkskrankenhauses Haar Weitere Behandlungsmodule Weitere wichtige Module sind kognitives Training und Gruppenstunden, die die Bereiche Wohnung/Arbeit und Freizeit thematisieren. Dies ist besonders wichtig, da gerade hier psychosoziale Probleme entstehen und Defizite bestehen. Erfolge Das integrierte Behandlungskonzept mit u.a. Schwerpunkten in der Optimierung der medikamentösen Therapie, der Psychoedukation und Intensivierung einer ambulanten Betreuung zeigt bei Patienten mit der Diagnose Psychose und Sucht eine durchaus beeindruckende Erfolgsbilanz. So konnte eine Reduktion von Konsummengen (Drake et al., 1993) weniger Hospitalisierungen (Godley) und niedrige Drop-out-Raten (Bartels et al., 1995) festgestellt werden.