Formatvorlage des Untertitelmasters durch Klicken bearbeiten Widersprüche des brasilianischen Entwicklungsstaats Andreas Novy WU-Wien Wien, am
These: Brasiliens kapitalistische Entwicklung gewinnt genau an Dynamik, als die Regierung Lula die Weichen Richtung Wohlfahrtskapitalismus stellt: Entwicklungsstaat und Wettbewerbskorporatismus: Förderung der Exportindustrie, Staatsbetriebe und Staatsbanken als Instrumente der Wirtschaftspolitik Wohlfahrtsstaat (Abschaffung der extremen Armut, Inklusion, Ausbau der Institutionen und Instrumente sozialer Sicherheit …)
Lebenserwartung, Brasilien,
Pro-Kopf-Volkseinkommen, Brasilien
PeriodeBrasilienAkkumulationRegulation 1500 – 1822Koloniale Entwicklungsweise unter europäischer Vorherrschaft Sklavereibasierte Akkumulation Koloniale Regulation 1822 – 1930Liberale, außenorientierte Entwicklungsweise unter britischen Vorherrschaft Extensive Akkumulationnational außenorientierte Regulation 1930 – 1982Nationalstaatszentrierte Entwicklungsweise unter US-Hegemonie („Peripherer Fordismus“) Intensive binnenmarktorientierte Akkumulation Nationale entwicklungsstaats- orientierte Regulation 1982 – 2002Neoliberale Entwicklungsweise bei fortgesetzter US-Hegemonie Stagnierende, sich internationalisierende Akkumulation Liberales Regulierungsdispositiv Ab 2003Entwicklungsstaat und nachholende Entwicklung bei Krise der US-Hegemonie Akkumulation mit Ausweitung des Binnenmarktes und Primärgüterexporten Entwicklungsstaats- orientierte Regulation
Die Schlüsselereignisse 1930 – Weltwirtschaftskrise: Übergang zu binnenorientierter Entwicklungsweise 1964 – Militärputsch 1982 – Schuldenkrise (Auslandsverschuldung wird unfinanzierbar => IWF- Strukturanpassungsprogramme) 1994 Plano Real (1995 – 2002): Neoliberale Regierung unter Cardosos 2003 – Regierungsantritt Lula: Schrittweiser Übergang zu (nationalem) Wohlfahrtskapitalismus
Nationaler Wohlfahrtskapitalismus Sozialpartnerschaftliche Wachstumsallianz (vergleichbar mit Präsident Kubitschek – 1957/60) Semiperipherer Wettbewerbskorporatismus (Förderung der Exportwirtschaft) „Sozialdemokratisch“: Teilhabe am Kapitalismus (Konsumgesellschaft, Weltmarkt) Neue Rolle Brasiliens in der Welt („Regionalmacht“ in Südamerika, G20; FAO-Generalsekretär)
Ökonomische Kerndaten, Brasilien, Table 1. Brazil: Macroeconomic Indicators
Anteil der 20% Ärmsten an gesamten Einkommen,
Anteil der 1% Reichsten am gesamten Einkommen
Einkommensungleichheit, nach Gini,
Rate extremer Armut,
Realer Mindestlohn, Brasilien,
Rate extremer Armut,
Reallöhne, Brasilien, Industrie,
Ausmaß der Informalität, Brasilien,
Arbeitslose in städtischen Großregionen Brasiliens,
Investitionsrate, Brasilien,
Auslandsschuld, Brasilien,
Öffentliche Auslandsschuld, Brasilien,
Leistungsbilanz, Brasilien,
Staatsverschuldung, Brasilien,
Währungsreserven, Brasilien,
Handelsbilanz, Brasilien,
Brasilianische Exporte in Eurozone,
Brasilianische Exporte nach China,
Brasilianische Exporte in den Mercosur (Südamerika),
Institutionelle Schritte zur Regionalmacht (1) Verhinderung von Alca (Amerikanische Freihandelsabkommen) 2004 Vertiefung des Mercosur (Venezuela als neues Mitglied) Schaffung der Unasur (Vereinigung der südamerikanischen Staaten) Vermittlung in regionalen Konflikten (Ecuador, Kolumbien, Venezuela) Konzertierte Aktionen gegen Weltwirtschaftskrise
Institutionelle Schritte zur Regionalmacht (2): Zugeständnisse, soft power Konflikt mit Bolivien (Petrobras, Bauunternehmen) Neuer Vertrag über Kraftwerk Itaipú (Paraquay) Friedliche Lösung regelmäßiger Handelskonflikte mit Argentinien Brasiliens Entwicklungsbank BNDES finanziert Projekte in Mercosur-Staaten
Institutionelle Schritte zum Global Player Von den G8 zu den G 20 FAO-Generalsekretär Aktive Außenpolitik in Afrika (Ausbau der Botschaften und der bilateralen Zusammenarbeit; auf Wissenschaft und Forschung) und Nahem Osten (Anerkennung Palestinas, Vermittlung im Iran-Atomstreit) Rio+20 Konferenz 2012
Zusammenfassung (1) Zweiter, adaptierter Anlauf der Cepalinischen Entwicklungsstrategie (binnenmarktorientiert, Sozialstaatsausbau, Industrialisierung) unter Bedingungen größerer Weltmarktoffenheit Nach innen Inklusion: Teilhabe an der Konsumgesellschaft Nach außen Aufstieg zur Regionalmacht und zum Global Player mittels soft power
Zusammenfassung (2) „Kapitalismus wird in Brasilien erstmals dann lebensfähig und ermöglicht dem Land, seine periphere Position in der Weltwirtschaft zu überwinden, als er ein Mindestmaß an Teilhabe der Lohnabhängigen, der Kleinbauern und des informellen Sektors zulässt. Einmal mehr hätten soziale Kämpfe und politische Mobilisierung den Effekt, die Widersprüche kapitalistischer Entwicklung eine Stufenleiter höher zu heben“ (Novy 2008).Novy 2008