Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

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 Präsentation transkript:

Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften „Wissenstransfer“, „Schnittstellenmanagement“ oder „Grenzarbeit“? Zur diskursiven Rahmung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik Michael Pregernig Fachtagung „Und ewig sterben die Wälder“ Freiburg i.B., Juni 2007

Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Einleitung  Wissenschaft in Umweltpolitik wichtige politikberatende Rolle  Kopplung von Wissenschaft und Politik als mäßig effektiv beschrieben  „wissenschaftliche Politikberatung“ vermehrt Gegenstand öffentlicher Debatte und wissenschaftlicher Analyse  Vielzahl theoretischer Modelle & praktischer Initiativen  These: diskursive Rahmung der Interaktion von Wissenschaft und Politik beeinflusst vorgeschlagene und eingesetzte Ansätze und Methoden zur Verbesserung dieser Interaktionsbeziehung

Science/policy interface Wissenstransfer

Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Typologie diskursiver Rahmungen angebotsseitige Erklärungsmuster nachfrageseitige Erklärungsmuster WissenschaftPolitik konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster

1Unterversorgung mit öffentlichem Gut „Wissen“  Problem: wissenschaftliches Wissen hat Charakter eines öffentlichen Gutes  unzureichende Bereitstellung  Lösungen:  staatliche Forschungsförderung  Bereitstellung von Infrastruktur  implizite Annahme: „Angebot schafft sich seine eigene Nachfrage“

2Mangelnder Zugang zu Wissen  Problem: ausreichend politikrelevantes Wissen vorhanden, politische EntscheidungsträgerInnen wissen aber nicht, wie sie an dieses herankommen können bzw. dass dieses überhaupt existiert  Lösungen: erleichterter Zugang zu und effektivere Verteilung von politikrelevantem Wissen durch:  Datenbanken, Internetseiten, -Verteilerlisten  Schulungen und Austauschprogramme  verdichtende Sammelpublikationen ( „State of Knowledge Reports“ )

3Mangelndes Verständnis für politische Prozesse  Problem: WissenschaftlerInnen (insbes. aus Naturwissenschaften) haben mangelndes Verständnis für politische Probleme und Prozesse  z.B. fehlende Berücksichtigung von Kosten-Nutzen-Relation oder medialer Verwertbarkeit  Wissen für Politik wenig anschlussfähig  Lösungen:  Training von WissenschaftlerInnen (z.B. in Fallstudien- oder „ best practice “-Methoden)  Verpflichtung zu frühzeitiger Interaktion mit späteren AnwenderInnen („Transdisziplinarität“)

4Ineffektive Kommunikation durch Wissenschaft  Problem: WissenschaftlerInnen könnne/wollen wissenschaftliche Ergebnisse nicht effektiv kommunizieren z.B. überzogene Verwendung von Fachtermini, Betonung der „Unsicherheit“ von Ergebnissen  Lösungen:  Schulung von ForscherInnen im Umgang mit Medien, Forschungsmarketing und Öffentlichkeitsarbeit (z.B. IUFRO Task Force „ Communicating Forest Science “

5Mangelnde Aufnahmekapazität  Problem: politische EntscheidungsträgerInnen verfügen über zu wenig Zeit und Ressourcen für Aufnahme wissenschaftlicher Erkenntnisse  Rückgriff auf „Haus-interne“ Informationsquellen  Gefahr simplifizierter Lösungen für komplexe Probleme  Lösungen:  Vermittlungsinstanzen  Hereinholen von ExpertInnen in politische Beratungsgremien  kapazitätsbildende Maßnahmen bei VerwaltungsmitarbeiterInnen  Entwicklung einer „Kultur des politischen Lernens“  implizite Annahme: Wissensverwendung als „technisches“ Problem, das durch technische Lösungen und verbessertes Wissensmanagement behoben werden kann

6Politisierung von Wissenschaft  Problem: politische EntscheidungsträgerInnen sehen wissenschaftliche Erkenntnissen als kritisch und gefährlich  Vernachlässigung, Unterdrückung, Finanzierungsverweigerung  selektive Verwendung wissenschaftlicher Ergebnisse, um eigene politische Positionen – post hoc – zu stützen  Lösungen:  moralische Appelle an Politik und Wissenschaft  Konsens im Kreise der Wissenschaft ( „epistemic communities“, Haas 1992)

7Indirekter Einfluss von Wissenschaft auf Politik  Problem: wissenschaftliche Ergebnisse unterliegen auf Weg in Anwendersysteme Transformation (Verwendungsforschung) Trivialisierung, Veralltäglichung, „gespaltene“ Verwendung  Lösungen:  gesteigerte Autonomisierung der VerwenderInnen  Reinterpretation und Reformulierung von Wissen je nach Handlungskontext

8Soziale Distanz zwischen Wissenschaft/Politik & Öffentlichkeit  Problem: Wissenschaft und Politik als enge Kooperationspartner mit zunehmender technokratischer Distanz zu eigentlichen Politikadressaten (Bevölkerung)  Implementationsdefizite  Lösungen:  partizipative Formen wissenschaftlichen Arbeitens (z.B. Participatory Rural Appraisal, Transdisziplinarität)

9Verschränkung von Wissenschaft und Macht  Problem: wissenschaftliche Erkenntnisse stellen im Kontext politischer Entscheidungen wichtige Machtressource dar Wissen und Macht untrennbar miteinander verknüpft ( „pouvoir-savoir“, Foucault 1980)  hegemoniale Netzwerke, institutionelle Arrangements und Struktur der öffentlichen Debatte bestimmen, was als „relevantes“ oder „brauchbares“ Wissen angesehen und akzeptiert wird

10Pluralität von Wissensformen  Ablösung der Dualität zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft durch Pluralität unterschiedlicher Epistemologien und „Formen des Wissens“ z.B. „Laienwissen“, „indigenous knowledge“  Lösungen:  partizipative bzw. transdisziplinäre Forschung

11Grenzarbeit  Konzept der „Grenzarbeit“:  Unterscheidung zwischen „Wissenschaft“ und „Politik“ fallbezogen definiert und ausgehandelt  Grenzen haben ermöglichende und beschränkende Funktion  Lösungen:  2 Handlungen: „Errichtung“ und „Überbrückung“ der Grenzen  längerfristige Interaktion zwischen WissenschaftlerInnen und politischen EntscheidungsträgerInnen schafft gemeinsames Rollenverständnis  Problemdefinition in „gemischten“ Foren … mit Wissenschaft als einer – keineswegs stets privilegierten – Quelle von Realitätsdeutungen

Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Schlussfolgerungen  Existenz einer Reihe unterschiedlicher Perspektiven und Erklärungsmuster für (meist: defizitäre) Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik  für sich jeweils partial bleibenden Erklärungsmuster liefern zusammen genommen facettenreiches Bild  konstruktivistisch-kritische Perspektiven gemahnen, Erwartungen in Wissenstransfer und Schnittstellenmanagement nicht zu hoch zu stecken  unterschiedliche Ansatzpunkte zur produktiveren Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik

Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Michael Pregernig Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik Feistmantelstraße 4, A-1180 Wien Tel.: Fax: homepage.boku.ac.at/preg/ Danke für Ihre Aufmerksamkeit!