Ulrich van Suntum: Effekte der Grundsteuerreform im Thünen-Modell

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
3.2 Klassische Theorie im Zusammenhang
Advertisements

Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Auswirkungen der Unternehmenskonzentration
Staatsfinanzen und Steuern aktualisiert März 2010
Einkommensungleichheit
Übung zur Regionalökonomie 01. Juli 2010
9. Begriff und ökonomische Funktion des Marktes.
Weber´sche Standorttheorie (Alfred Weber, 1868 – 1958)
Technischer Fortschritt
10 Die Phillipskurve Ca 6% ALQ Ursprüngliche Phillipskurve:
Thünen-Modell räumlich:
Formeln umstellen Zum Umstellen einer Formel gelten die Rechenregeln von Gleichungen Im Folgenden ein Beispiel am Dreieck:
Problem: Wirkung der Grundsteuer auf die Bodennutzung im Thünen-Modell
5.2 Erweiterungen Einnahmen/Ausgabenmodell um einkommensabhängige Investitionen und Steuern Investitionen nicht mehr rein autonom, sondern einkommensabhängig:
Wohnortwahl im Thünen-Modell
6.1. Neoklassische Synthese
Thünen Modell Zentrum „Freie Wirtschaft“ Forstwirtschaft
Immobiliensteuern beeinflussen das Bauverhalten:
2.3 VGR-Kreislaufdarstellung
Lösung: Keynes Demo dY = -144,5 dT = + 36,125 Insgesamt 8 Punkte.
Alfred Webers Standorttheorie
10.Gravitationstheoretischer Ansatz
8.3 Gleichgewichtige und optimale Landnutzung Fragen: Was lässt sich über die Mietpreisstruktur in einer Stadt aussagen? Wie verändert sich die Mietpreisstruktur.
Bevölkerungsvorausberechnung bis 2050
zur Arbeitsmarktpolitik
i IS LM + Z - Y Monetäre Außenwirtschaft
Die „Analyse der Aufgabenstellung“
Dipl. Volkswirt, Dipl. Jurist Felix Probst, Universität Passau,
Wiederholung: Einfache Regressionsgleichung
Kap. 9. Die Analyse von Märkten
Konsumentenrente bei einem unteilbaren Gut I.
4. Weber´sche Standorttheorie
Wiederholung Efficiency and Equity (Ch.5)
Unternehmungen I. Die Unternehmung entsteht auf die Herstellung der wirtschaftlichen Güter. Aufgaben: wirtschaftliche Aktivität, Entscheidungen über den.
Anwendung: Die Kosten der Besteuerung
Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Produktion und Preise bei Autarkie
Das Neoklassische Grundmodell

Wird die Schuldenbremse eine Konjunkturbremse?
Die Veräußerung von Grundstücken im Einkommensteuerrecht
Die Gemeinde informiert Die Gemeinde informiert Zukunftskonzept Wohnen Strategieworkshop VA / Verwaltung Juli 2012 Konzept mit strategischen.
Wdhlg. AVWL 2: Das Mundell-Fleming Modell
Abb. 1: Intensives Arbeitsangebot

8. Differentialrententheorie
Kapitel 1 Einführung Kapitel 3 Spezifische Faktoren (Forsetzung)
Kapitaltheoretische Kritik Das Grundmodell: Produktion von Waren mittels Waren (Kapitalgütern) und Arbeit w W r R Der Lohnsatz in Einheiten des Bündels.
Ulrich van SuntumRegionalökonomik IWS 2007/ Faktorwanderung aus volkswirtschaftlicher Sicht: a) Neoklassische Theorie 2 Länder, 2 Faktoren (Arbeit,
"Sozialhilfe - nein danke
(Basic-Nonbasic-Konzept)
Schwarze Null statt Investitionen in die Zukunft? Zur Entwicklung der Gemeindefinanzen Stand: Juni 2015 ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik.
Preise Preise Mit Geflügelfleisch bietet die deutsche Geflügelwirtschaft ein verantwortungsvoll erzeugtes und qualitativ.
Schwarze Null statt Investitionen in die Zukunft? Zur Entwicklung der Gemeindefinanzen Stand: Juni 2015 ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik.
Menschen gewinnen, Migration ermöglichen, demografischen Wandel in Sachsen-Anhalt gestalten. Kommunaler Dialog und Zuwanderung internationaler Fachkräfte.
Nachfrage Nachfrage Die Nachfrage nach Geflügelfleisch nimmt seit Jahren stetig zu betrug der Pro-Kopf-Verbrauch.
© 2015 by Thomas Knedel Seite 1 TITEL © 2015 by Thomas Knedel WARUM EIGENTLICH IMMOBILIENINVESTMENTS? Teil 5: Meine 3 Top-Insidertricks für erfolgreiche.
5. Übung Makroökonomische Theorie. Staatsausgaben Staatsausgaben umfassen im weiteren Sinn alle Ausgaben, die von der öffentlichen Hand getätigt werden.
Oberschule Kirchdorf GREENET Future of the planet.
Universität Freiburg, 11. Januar 2008 Alexander Spermann Mikrosimulation des Politikvorschlags „Solidarisches Bürgergeld“: ein Beispiel für die Anwendung.
1)Stand zum Monatsanfang erstellt: Statistik und Berichtswesen der Stadt Innsbruck Quelle: Lokales Melderegister.
Geographische Lage der Schweiz NNNNachbarnländer FFFFläche und Einwohner LLLLandschaften.
Monitoring der regionalwirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz ESPON-Seminar, 4. Mai 2012, Bern Sarah Werner regiosuisse / Ecoplan.
Mikroökonomie 1 Kosten & Gewinnmaximierung
Angebot Vorlesung Mikroökonomik
Mikroökonomie 1 Marktangebot
Angebot Vorlesung Mikroökonomik
Gliederung Nachfrage am Wohnungsmarkt Entwicklung des Wohnungsangebots
WLG Wärmelieferungsgenossenschaft Fürstenschlag e. G
 Präsentation transkript:

Ulrich van Suntum: Effekte der Grundsteuerreform im Thünen-Modell A) Das Modell B) Modellergebnisse ohne Steuern C) Wirkungen der Grundsteuer

A. Das Modell: Intensive Bebauung („MFH“) mehr HH pro qm (e2) niedrigere Kosten/Wohnung (K2) niedrigere Wertschätzung W2 Extensive Bebauung („EFH“): weniger HH pro qm (e1) höhere Kosten/Wohnung (K1) höhere Wertschätzung W1 Peripherie Zentrum

Realität: Zonenabgrenzung nach Zeitentfernung/Infrastruktur Zentrale bzw. verkehrsgünstige Lage Periphere bzw verkehrsun- günstige Lage

Zentrale Modellgleichungen: (Wertschätzung einer Wohnung im Zentrum) (dito in Entfernung u vom Zentrum) (Bodenrente in Entfernung u) (Grenze zwischen EFH und MFH) Symbole: u = Entfernung vom Zentrum, zugleich Flächeneinheit Ki = Kosten des reinen Gebäudes pro Wohnung ei = Zahl der Wohnungen pro Flächeneinheit u wi = Zahlungsbereitschaft für eine Wohnung t = Mobilitätskosten pro Entfernungseinheit X = Zahl der Haushalte

„Bietrentenfunktionen“: Vereinfachung: Fläche steigt proportional mit Entfernung u (statt quadratisch) => Intensität e = Bevölkerung X/Fläche u Bodenrestriktion r2(u) (MFH) r1(u) (EFH) Entfernung u Renten = Spiegelbild der Transportkostenersparnis + ggfs. Knappheit Transportkosten pro Flächeneinheit bei EFH geringer Im GG: Indifferenz aller Haushalte bzgl. Standort und Wohnform!

Lösungsgleichungen Grundmodell ohne Bodenrestriktion: An der Grenze von EFH und MFH-Bebauung gilt r1(u) = r2(u) => An der Bebauungsgrenze gilt r1(umax) = 0 => Daraus folgt für den Wert eines EFH im Zentrum Alle anderen Werte lassen sich daraus rekursiv ermitteln!

Lösungsgleichungen Grundmodell mit Bodenrestriktion: An der Grenze von EFH und MFH-Bebauung gilt weiterhin Die Bebauungsgrenze ist jetzt aber exogen vorgegeben: => Daraus folgt jetzt für den Wert eines EFH im Zentrum Alle anderen Werte lassen sich daraus wieder rekursiv ermitteln!

B. Modellergebnisse ohne Steuern: Veränderung der Mobilitätskosten t (z.B. durch Wegfall Kilometerpauschale) Baulandausweisung an der Peripherie Brachflächenmobilisierung im Zentrum Wohnungssubventionen A) gleicher Betrag pro Wohnung EFH und MFH B) nur für Wohnung in EFH („EH-Zulage“) C) nur für Wohnung in MFH („Mietbeihilfe“)

1. Erhöhung der Mobilitätskosten r(u) r2(u) (MFH) r1(u) (EFH) u Flächenverbrauch sinkt, Anteil MFH nimmt zu Bodenrenten und Mieten im Zentrum steigen Saldo aus Transportkosten- und Mietanstieg für alle HH gleich!

2. Baulandausweisung in Peripherie r(u) Bodenrestriktion r2(u) (MFH) r1(u) (EFH) u Bodenrenten und Mieten sinken überall (Land weniger knapp) EFH dehnen sich nach beiden Seiten hin aus, Anteil MFH sinkt Preisverfall für alle Wohnungen gleich hoch (Planungswertverluste)

3. Flächenmobilisierung im Zentrum: Bodenrestriktion r2(u) (MFH) r1(u) (EFH) u Bodenrenten und Mieten sinken überall (Land weniger knapp) EFH dehnen sich zum Zentrum hin aus, Anteil MFH sinkt! (Ohne Bodenrestriktion: zumindest Flächenersparnis an Peripherie)

4.Wohnungssubventionen A. gleicher Betrag für alle Wohnungen Ohne Bodenrestriktion Mit Bodenrestriktion ri(u) ri(u) u u Bodenrenten bleiben unverändert (keine Substitutionsprozesse) Wohnkosten sinken überall um den Subventionsbetrag

4.Wohnungssubventionen B. nur für EFH („EH-Zulage“) Ohne Bodenrestriktion Mit Bodenrestriktion ri(u) ri(u) u u Substitutionseffekte zugunsten EFH nur ohne Bodenrestriktion Ohne Bodenrestriktion: Nur an Peripherie steigt Bodenrente Mit Bodenrestriktion: Bodenrenten steigen überall

4.Wohnungssubventionen C. nur für MFH („Mietbeihilfe“) Ohne Bodenrestriktion Mit Bodenrestriktion ri(u) ri(u) u u Ohne Bodenrestriktion: Nachfrage nach EFH sinkt, Zunahme MFH Mit Bodenrestriktion: Keine Substitution, Bodenrenten sinken (weil MFH jetzt attraktiver und Bodennachfrage tendenziell sinkt)

C. Wirkungen der Grundsteuer 1. Bodenwertsteuer (s% auf den Bodenwert) 2. Flächensteuer (fester Betrag s auf den qm) 3. Gesamtwertsteuer (s% auf den Boden- und Gebäudewert pi) mit

Überblick Grundsteuerwirkungen Flächen-verbrauch Anteil MFH/EFH Bodenrente Zentrum Peripherie Überwälzbar auf Wohnungsnutzer? Ohne Boden-restriktion Flächensteuer +/- 0 sinkt um s nein Bodenwertsteuer sinkt pro-portional um s Gesamtwertsteuer sinkt steigt sinkt (- -) sinkt (-) nur Gebäudeanteil Mit Boden-restriktion

Ergebnisse ohne Bodenrestriktion ri(u) ri(u) Bodenwertsteuer Flächensteuer u u ri(u) Ersatz Gesamtwertst. durch Bodenwertst. Flächenst. Flächenverbrauch Steuerlast Zentrumsnähe dito Peripherie Wohnungskosten Zentrum Grundrente Zentrum Gesamtwertsteuer u

Ergebnisse mit Bodenrestriktion ri(u) ri(u) Bodenwertsteuer Flächensteuer u u ri(u) Ersatz Gesamtwertst. durch Bodenwertst. Flächenst. Flächenverbrauch +/- 0 Steuerlast Zentrumsnähe dito Peripherie Wohnungskosten Zentrum Grundrente Zentrum Gesamtwertsteuer u

Vergleich ohne/mit Restriktion Ersatz Gesamtwertst. durch Bodenwertst. Flächenst. Flächenverbrauch Steuerlast Zentrumsnähe dito Peripherie Wohnungskosten Zentrum Grundrente Zentrum Ohne Boden- restriktion: Ersatz Gesamtwertst. durch Bodenwertst. Flächenst. Flächenverbrauch +/- 0 Steuerlast Zentrumsnähe dito Peripherie Wohnungskosten Zentrum Grundrente Zentrum Mit Boden- restriktion:

Wechsel von Gesamtwertsteuer zu Bodenwertsteuer bzw Flächensteuer Höherer Flächenverbrauch Grundrente Zentrum sinkt Grundrente Peripherie kann steigen oder sinken Wohnkosten im Zentrum sinken Wohnkosten in Peripherie sinken Höherer Flächenverbrauch Grundrente Zentrum steigt Grundrente Peripherie sinkt auf jeden Fall (und stärker) Wohnkosten im Zentrum sinken (ebenso stark) Wohnkosten in Peripherie sinken (ebenso stark) Fazit: begünstigt Peripherie Fazit: begünstigt Zentrum