Entspannungstechniken und hypnotherapeutische Verfahren

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 Präsentation transkript:

Entspannungstechniken und hypnotherapeutische Verfahren Seminar: „Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutische Ansätze“ SS2006, Universität zu Köln Dozentin: Dr. Christiane Eichenberg Referentinnen: Laura Lisogorko, Magret Schnetgöke, Monika Zadon

Entspannungstechniken und hypnotherapeutische Verfahren Inhalt 1. Einführung in Entspannungsmethoden 2. Klassische Techniken: AT und PM Übungen 3. Hypnose 4. Biofeedback 5. Meditation 6. Imagination

1.1. Entspannung – Wozu? Mittel, kein Selbstzweck klinisches Potential: Alternativreaktion in Situationen zur Verfügung zu haben, die diese erfordern. klinisch anerkannten psychologischen Interventionsmethoden Die Wirkungen gehören zum normalen Verhaltenrepertoire der Menschen (Ressourcen, die in jeder Mensch besitzt)

1.2. Gemeinsamkeiten und Wirkprinzipien Selbstkontrolle: der Erwerb von Eigenkompetenz und Selbstkontrolle (Ausnahme: Hypnose), Stärkung des Bewusstseins Schulung der Konzentration: sich auf bestimmte Objekte oder das innere Erleben konzentrieren, störende Außenreize ignorieren und eigene Bedürfnisse besser wahrzunehmen Beruhigung: ist anhand von physiologischen Parametern messbar Steigerung des Wohlbefindens: das subjektive physische und emotionale Befinden und Therapiemotivation wird gesteigert.

1.3. Anwendungsfelder Körperliche Erkrankungen: Psychische Störungen: Bluthochdruck Koronare Herzerkrankungen periphere Durchblutungsstörungen Asthma bronchiale gastrointestinale Störungen Kopfschmerzen vom Migräne und Spannungstyp Akute und chronische Schmerzzustände Schlafstörungen Sexuelle Funktionsstörungen somatoforme Störungen Psychische Störungen: Stressbedingte Störungen Angststörungen Leichte bis mittelgradige depressive Störungen Belastungs- und Anpassungsstörungen Sprechstörungen Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrome Störungen infolge eines Substanzmissbrauches

1.4.Das autonome / vegetative Nervensystem Die inneren Organe werden von einem Teil des Nervensystems gesteuert, dessen Vorgänge uns vielfach nicht bewusst sind und deren willkürliche Beeinflussung nicht ohne weiteres möglich ist. Bezüglich dieser vegetativen Regulierung bewegt sich der Organismus normalerweise zwischen zwei Extremen: - der Notfallsreaktion - der Erholungsreaktion

1.5. Notfallsreaktion Wenn der Organismus durch entsprechende Informationen alarmiert wird, werden vor allem die Organe darauf vorbereitet im Sinne einer Abwehr oder Flucht zu reagieren. Insbesondere der Sympathikus veranlasst eine Reihe von dazu geeigneten Reaktionen im Körper: Beschleunigung der Atmung, stärkeres Einatmen Erhöhung der Herzrate und des Blutdrucks Erhöhung der Muskeldurchblutung und geringere Hautdurchblutung Erhöhung der Muskelspannung (Muskeltonus) Freisetzung von Energiereserven (Blutzucker) Pupillenerweiterung Schweiß-Sekretion, Aufrichten der Haare u. a.

1.6. Erholungsreaktion In Phasen der Ruhe und Beschütztheit (insbesondere im Schlaf) schaltet der Körper auf eine andere Gesamteinstellung um. Sie dient der Erholung, Entspannung und Verdauung. Es findet eine überwiegende Innervation der inneren Organe durch das parasympathische Nervensystem statt. Dabei kommt es zu folgenden physiologischen Erscheinungen: Erniedrigung der Herzrate und des Blutdrucks Verlangsamung und Verflachung der Atmung u. U. Pupillenverengung Tendenz zur Magensekretion und Bewegungen des Magen-Darm- Traktes Tonusverringerung in den Skelettmuskeln.

1.7. Entspannungsreaktion die biologisch vorbereiteten Notfallsreaktionen ist heutzutage selten angebracht Nach erfolgter Abwehr oder Flucht würde aber eine Beruhigung, eine Erholungsphase, eintreten Mit den verschiedenen Entspannungstechniken soll eine Umschaltung des Organismus erreicht und die Alarmbereitschaft abgebaut werden. Bei gelungener Entspannung wird die Innervation des Sympathikus herabgesetzt Durch ständigen Stress tritt dieser Zustand von alleine seltener ein.

1.8. Ansatzpunkte für Entspannungsreaktion Muskulär: der Skelettmuskulatur, willkürlich Vegetativ: Lenkung der Aufmerksamkeit auf die vegetativen Erscheinungen der Entspannung: Hautwärme (Gefäßerweiterung) Gefühl der Schwere (Tonuserniedrigung) Herz und Atemfrequenz Kortikal: durch eine bestimmte Bewusstseinshaltung

2.1. Autogenes Training entwickelt von dem Berliner Nervenarzt J. H. Schulz in den 20er Jahren aufgrund von Beobachtungen an hypnotisierten Patienten Einsatzgebiete: inneren Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie sowie als Selbsthilfetechnik Übendes Verfahren unter Anleitung Methode der psychotherapeutischen Grundversorgung im Präventions- und Rehabilitationsbereich

2.1. AT-Übungen Geübt wird in kleineren Gruppen, einmal wöchentlich bzw. im klinischen Kontext auch häufiger Drei Übungskomplexe: Psychophysiologische Standardübungen (sechs Unterstufen-Übungen) Meditative Übungen (s. g. Oberstufen-Übungen) Spezielle Übungen Der bekannteste und verbreitetste Übungskomplex besteht aus den Unterstufen-Übungen.

2.3. AT- Durchführung Vorbereitungsphase: eine passive Grundhaltung Entspannung kann nicht erzwingen werden Durchführung: Aufmerksamkeit wird auf die körperlichen Empfindungen (Wärme, Schwere, Atmung) SOWIE auf die psychischen Erscheinungen Durchgeführt wird das Autogene Training in der sogenannten Droschkenkutscherhaltung oder im Liegen. Übunbungen Abschluß der Übungen Rundgespräch (über die gemachten Erfahrungen)

2.3. Autogenes Training Standard-Formeln der Unterstufen-Übungen Schwere- Übung Der rechte Arm ist schwer. Schwereempfindung Wärme-Übung Der rechte Arm ist warm. Wärmeempfindung Herz-Übung Das Herz schlägt ruhig und gleichmäßig. Wahrnehmung des Herzschlages Atem-Übung Es atmet mich. Wahrnehmung der Atmung Sonnengeflecht-Übung Sonnengeflecht strömend warm. Wärmeempfindung im Bauchraum Stirnkühle-Übung Stirn angenehm kühl oder Kopf leicht und klar. Empfindung von Kühle und Frische im Stirnbereich

2.4. AT - physiologische Veränderungen Allgemeiner Tonusverlust Verlangsamung der Atemfrequenz Abnahme der Herzrate Vasodilitation (Gefäßerweiterungen) Abnahme der elektrodermalen Leitfähigkeit Indikatoren für eine Dämpfung des sympathikotonen Aktivierungsniveaus Plasma-Cortisolspiegel und Serumcholesterinwerte nahmen bei Langzeittrainierten ab. AT- Zeitverlauf: Hautleitwert sinkt (gelb) Handtemperatur steigt (rot) Fingerdurchblutung steigt (rosa) Pulsfrequenz sinkt (hell rosa)

2.5. AT - psychische Effekte Kurzfristige Veränderungen: körperliche und geistige Frische nach der Übung Generalisierung der Effekte auch auf Situationen außerhalb des Trainings. Verbesserung: Selbstkonzept Kompetenz und Kontrollüberzeugungen Konzentrationsfähigkeit schulischen Leistungen Längerfristige Veränderungen: Senkung der Depressionswerte sowie positive Veränderungen in den Skalen für neurotische und psychotische Tendenzen (im MMPI*) Das autogene Training wirkt sich günstig auf verschiedenen psychische Prozesse aus

2.5. Progressive Muskelentspannung entwickelt von Jakobson in den 30er Jahren Ausgangspunkt: Beobachtung, dass sich jede psychische Anspannung in einer Zunahme des Muskeltonus äußert, daher ist die Verminderung des Muskeltonus ist das primäre Ziel Grundannahme: zentralnervöse, mentale Prozesse und periphere, muskuläre Veränderungen beeinflussen sich wechselseitig Grundverfahren: die Person kontrahiert sukzessiv einzelne Muskelgruppen des Bewegungsapparates für eine Dauer von 1 bis 2 Minuten und dann versucht, diese Muskelgruppe für eine Dauer von 3 bis 4 Minuten maximal zu entspannen. Die Instruktionen sind dabei so aufgebaut, dass alle Muskelgruppen des Bewegungsapparates von den oberen und unteren Gliedmaßen über den Rumpfbereich bis hin zur Kopfregion zunächst angespannt und dann entspannt werden.

2.6. PM: Wirksamkeit Besonders erfolgreich bei der Behandlung der essentiellen Hypertonie und des Spannungskopfschmerzes. flankierende Maßnahme bei der Angstbehandlung positive therapeutische Effekte auch bei anderen Störungsbildern: koronarer Herzkrankheit Diabetes Krebs Asthma Tinitus Muskelspasmen und - krämpfen

3.Hypnose 3.1. Geschichte Griechenland: Äskulapkult – Heilschlaf Ekstase, Besessenheit , Trance Mesmer (1734-1815): unsichtbares Fluidum Braid (1843) setzt Hypnose für Operationen ein Charcot (um 1880): Behandlung Hysterie Breuer u. Freud: Anwendung in Psychotherapie Hypnoseforschung Ausgang in den USA 50-er Jahre: Erickson „Hypnotherapie“

3.2. Hypnotischer Zustand Definition Hypnose: durch Suggestion herbeigeführter, eingeengter, schlafähnlicher Bewusstseinszustand Objektive Kennzeichen: physisch: Verlangsamung der Reflexe, Atmung und Puls psychisch: verbesserte bildliche Vorstellung u. Erinnerung, geringeres Bedürfnis der Kontrolle, verminderte Tendenz zur Überprüfung der Realität Folge: Suggestionen werden leichter angenommen Kortikale Entspannung Aufmerksamkeit wird auf einen monotonen Reiz gelenkt, bestimmte Körperteile oder ein bestimmtes inneres Bild gelenkt Entspannungsreaktion: Veränderung der Aufmerksamkeit für Außenreize, Erhöhung der Schwellen in den Sinnesorganen Zugleich: volle Aufmerksamkeit kann nach innen gerichtet und Bewusstsein gelenkt werden

3.2. Hypnotischer Zustand PET- u. SPECT- Untersuchungen: Verschiebung Hirnaktivitäten zur rechtshemisphärischen und frontalen Aktivierung ganzheitliche Erleben und schnelle Wirkungen gleichzeitig: Aktivierung der damit verbundenen Funktionen - Motorik, Attribution, Wahrnehmung Stabilität der Therapieerfolge Subjektive Kennzeichen: ähnelt Halbschlaf, Abneigung zu agieren (sprechen, bewegen) und zu analysieren, treibend, häufig Erinnerungslücke Folge: passive, rezeptive Haltung, Gefühl des Wohlbehagens Gemeinsamer Nenner vieler hyphotischer Phänomene - Dissoziation können natürlich auftreten oder durch Suggestion gefördert werden

3.3. Suggestibilität Persönlichkeitsmerkmal (state) oder erlernbar Chevreulscher Pendelversuch Stanford Hypnotic Suggestibility Scale, Weizenhoffer &Hilgard, 1959 – 12 Testaufgaben Merkmal Suggestibilität bimodal verteilt Bereitwilligkeit Instruktionen zu folgen Fähigkeit, verschiedene Kognitionen nebeneinander bestehen zu lassen

3.4. Induktionsmethoden Direkte und indirekte Verfahren Voraussetzung für Wirkung: Bereitschaft und Vertrauensverhältnis Hypnotisierte Person kann Zustand jederzeit beenden Direkte Induktionsmethoden: Fixation = Konzentration auf Gegenstand Leviation = verbale Anleitung zur Entspannung Indirekte Instruktionsmethoden (Erickson): Pacing and Leading Hypnotische Phänomene vorschlagen Indirekte Aufforderungen „Ja-Haltung“ und Doppelbindung Utilisation Verwirrung, Konfusion der KlientIn Einstreuung von Trance-Suggestionen und therapeutischen Suggestionen

3.5. Hypnotische Phänomene Erickson zur Wirkungsweise: 1. Möglichkeiten und Fähigkeiten werden erweitert, Reserven mobilisiert 2. Konzentration auf wenige Inhalte, dadurch intensiveres Erleben 3. Empfänglicher für Signale der inneren Organe und vegetativen Nervensystems 4. Kontaktfläche zwischen Unbewusstem und Bewusstem vergrößern Persönlichkeitsspaltungen Altersregression Körperliche Phänomene: z.B. Anästhesie, Paralyse, Schmerzlosigkeit (Analgesie) Kognitive Phänomene: Amnesie, posthypnotischer Auftrag

3.4. Hypnotische Phänomene Barber & de Moor: hypnotische Phänomene - Ergebnis von Kooperation und Instruktion Bandler & Grinder: Analyse der Therapiegespräche unter linguistischen Gesichtspunkten - generelle Muster effektiver Kommunikation Eigenes Modell der Hypnose: 1. Pacing and Leading 2. Ablenkung und Utilisation 3. Ansprechen des vorbewussten Denkens Gemeinsamkeit: nonverbal codierte Informationen aus der eigenen Lerngeschichte können bei der Lösung von Problemen hilfreich Formalisierung des Therapiekonzepts Umstrukturierung (Reframing): Denkgewohnheiten der KlientInnen durchbrechen und durch Suggestionen neue Perspektiven, Sichtweisen und Erfahrungen zugänglich machen

3.5. Klinische Anwendung therapeutische Suggestionen nach Einleitung der Hypnose Unspezifische Suggestionen: Ich-Stärkungssuggestionen Symptomspezifische Suggestionen: Indifferenzaussagen, Aversionssuggestionen Aufarbeitung verdrängter Inhalte Posthypnotische Beeinflussung Hypnose ist Teilmaßnahme in einem Therapieprozess

3.6. Hypnose: Kritik Persönlichkeitstheorie oder Theorie der Neurose fehlen keine Hypothesen zur Erklärung von Entstehung und Heilung der Neurosen wenig Daten zu den psychotherapeutischen Effekten Linguistische Analyse hypnotischer Suggestion ergibt Perspektive: Querverbindung zwischen Ericksons Hypnotherapie und kognitiver Therapie

4.1. Biofeedback: Theorie und Ziele Ein Sammelbegriff für bestimmte Forschungsmethoden und therapeutische Maßnahmen Theorie: wie können nur das gezielt beeinflussen, was wir wahrnehmen!!! Man muss unbewusst ablaufende Körperprozesse beobachtbar und erfahrbar machen und dann bewusst steuern Therapeutisches Ziel - Erlernen des willentlichen Einflusses auf körperliche Prozesse bzw. Selbstkontrolle Methode: Rückmeldung von Biosignalen, die von physiologischen Prozessen im Körper erzeugt werden und der bewussten Wahrnehmung im Alltag normalerweise unzugänglich sind. Der Forschungsschwerpunkt: Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Entspannung und Biofeedback

4.2. Biofeedback: Messungen Was wird gemessen? Herzschlag, Muskeltonus, Elektropotenziale, Atmung, Blutdruck Wie wird gemessen? mit Hilfe elektronischer Mess- und Analysevorrichtungen Wie funktioniert es? Sensoren registrieren Organimpulse. Die Informationen werden bereinigt, analysiert (Zusammenfassung, Differenzbildung, Summation), verstärkt und in optische und akustische Signale umgewandelt.

4.3. Biofeedback: Anwendung Anwendungsbereiche (Verhaltensmedizin, Neurologie, Psychologie und Psychotherapie): Behandlung von Bluthochdruck Beschleunigung der Entspannungsreaktionen (EMG) Unterbindung spontaner Muskelaktivitäten (Zuckungen) Minderung des Kopfschmerzes (Gegensteuerung zum Migräne Zustand) Produktion der Alphawellen im EEG zur Änderung des Bewusstseinszustandes (Zusammenhang mit Entspannungsregulation ist jedoch noch nicht erklärt)

4.4. Biofeedback: Vorteile/Nachteile schnellere Entspannung als nur bei progressiver Relaxation oder autogenem Training Verstärkt die Wirkung von muskelrelaxierenden Medikamenten Vermittlung des Gefühls der Selbstkontrolle Motivation zu weiterer Entspannung und Lernen der Selbstregulation Besonderheit: der subjektive Grad der Entspannung entspricht nicht unbedingt der objektiv nachweisbaren Tonussenkung Besondere Nutzen werden bei den Übungen in zwei Richtungen erzielt: Aktivierung und Deaktivierung Nachteile: in Alltagssituationen nicht anwendbar (kein Biofeedbackgerät) Anwendung erfordert spezielle Kenntnisse (Störungen, Registriertechniken

4.5. Biofeedback: Methoden EEG-Feedback: Rückmeldung der Hirnstrom-Aktivität (Elektroenzephalogramm) Man lernt nicht direkte Beeinflussung der Hirnstrom-Aktivität, sondern das Ausblenden der Reizaufnahme und Reizverarbeitung. Neurofeedback – eine praktische Anwendung des EEG-Feedbacks Ziel - das elektrokortikale Erregungsniveau (sensomotorischer Rythmus) verändern und spezifische klinische Störungen mindern (epileptische Anfälle, Aufmerksamkeit-Hyperaktivität)

4.5. Biofeedback: Methoden EMG-Feedback: direkte Rückmeldung über den Entspannungsgrad bestimmter Muskelpartien: Spannungskopfschmerz (Verspannungsgrad der Kiefer- und Gesichtsmuskulatur) Rückenschmerzen (ineffektive Stressbewältigung Vasomotorisches Feedback - durch periphere Thermosonde wird Temperatur oder Blutfluss registriert Migräne Ryanaud‘sche Erkrankung (Hypersensitivität der Hautgefäße auf Kältereize und emotionale Belastung Kardiovaskuläres Feedback - willentlicher Einfuß auf Herz-Kreislauf-Reaktionen

4.6. Biofeedback: Akzeptanz Beste Effekte sind in der Kombination mit anderen Methoden und bleiben über 6 Monate bis 4 Jahre erhalten (Jakob et al., 1987) Die meisten Patienten schätzen die Behandlung als sehr hilfreich ein (Rief & Birbaumer, 2000) Keine Nebenwirkungen Medikamentenreduktion

5.1. Meditation: Ziele Historische Wurzeln: spirituellen Entwicklung, Selbsterkenntnis bis Erleuchtung in Religionsbereichen Ziel der Meditation: Ausbalancierte Funktionen der beiden Hirnhälften (ganzheitlich intuitives Bewusstsein) Regulation der autonomen Funktionen Erlebnisaktivierung Stressbewältigung und Entspannung spielten früher untergeordnete Rolle Therapeutische Anwendung heute: (für Symptombeseitigung, selten zur Persönlichkeitsentwicklung) Kontrolle von Körpervorgängen (selektiver Aufmerksamkeit) Beseitigung körperlicher Stress-Reaktionen Gefühl der Gelassenheit und Beruhigung

5.2. Meditation: Vorteile/ Nachteile des Menschen Unterschied zum Tier – deutliche Asymmetrie der Funktionalität (links –Sprache, rechts – Bilder) Vorteile der Sprachdominanz – kausalverkettete Ereignisse, Modelle zur Beeinflussung der Welt Nachteile des sprachlichen Vorsprungs des Menschen – verarmte Darstellung der Erfahrungen (linear, scheinkausal, zeitlich gerichtet, keine zwei Ereignisse gleichzeitig) Linkes Hirn Rechtes Hirn Yang Yin männlich weiblich Tag Nacht analytisch ganzheitlich Rechter Körper Linker Körper Begriffe Intuition Zeit Raum

5.3. Meditation: Zwei Arten (Revensdorf, 1993) Konzentrative – Identifikation mit dem Objekt (Mantra, Kerzen, Mandala), streben nach Selbstversenkung Die linke Hirnhälfte und deren Bewusstseinsmodus wird gedämpft und das intuitive Denken der rechten Hirnhälfte gestärkt Die für die linke Hirnhälfte nicht zugänglichen, häufig konflikthaften Inhalte werden bewusst, angstfrei erlebt und zur Bewältigung bewegt (neues Erleben, neue Perspektiven und Sichtweisen) Das Grundvertrauen wird gestärkt Entfaltende – distanzierte Haltung, Achtsamkeit, Selbstbeobachtung, Offenheit gegenüber der Umwelt (Wandern durch Körper) aktivere Auseinandersetzung mit den Lebensvorgängen bewusstes Erleben des Gehens, Stehens und von Beziehungen erfordert vorurteilsfreie Betrachtung der Welt

5.4. Meditation: Methoden Visuelle: Tratakam-Meditation - über die Farbe, Vorstellung einer Zahl oder das Schauen - Nase, Vase, Landschaft) Anstarren meist runder, symmetrischer Ornamente (Mandalas), die vielfache Sichtweisen zulassen Auditive: Mantra-Meditation – ein Wort wird ständig in der Verknüpfung mit dem Atem innerlich wiederholt ( Om...) Zen -Tradition - Wiederholung spezieller Sätze, die die rationale Verarbeitungskapazität überlasten (Hör auf, zu versuchen, Hör auf, nicht zu versuchen. Hör auf, aufzuhören...“) Monotone Gebete und Gesang in der Kirche Musik-Meditation - spezielle Töne und Rhythmus Motorische: spezielle Bewegungen (Tai Chi), extatisches Tanzen Somatosensorische: Atem-Meditation: gleichmäßig. Atmung

5.4. Meditation: Methoden Anerkannte Techniken: Transzendentale Meditation (TM) - ruhevolle Wachheit, Bewusstseinszustand ohne Inhalte, standardisierte Art der Unterweisung Clinically Standardized Meditation (Carrington, 1992)

5.5.Meditation: therapeutische Effekte Schärfung der Wahrnehmung für innere Signale des Körpers Verbesserung der vegetativen Regulation Erleichterung und Entschärfung der negative Erinnerungsinhalte Stärkung der intuitiven ganzheitliche Anschauungsweise Befreiung der Außenwahrnehmung von den Automatismen, gewohnten Kategorisierung Neue Wahrnehmung alten Dinge und bekannten Personen Empirische Ergebnisse (schnelle und gute Wirksamkeit): Steigerung der Intelligenzleistungen (Erinnerung, Rechen, Motorik) Minderung des Blutdrucks, Schlaflosigkeit, Drogenmissbrauchs Verbesserung der Verhaltensregulation (Angstkontrolle, Feldunabhängigkeit), sozialer Kompetenzen (Beziehungen, Einfühlungsvermögen, Selbstaktualisierung)

5.6. Meditation: Kritik Der Effektvergleich bei den verschiedenen Methoden ist problematisch, da alle mehr oder weniger ähnliche Techniken verwenden Beurteilung der Wirkung einzelner Elemente (Sitzhaltung, Mantra, Atem usw.) ist ebenso schwierig, da diese bei der Durchführung oft gleichzeitig präsent sind, Einfluss der sozialen Faktoren (Aufforderungscharakter, Erwartungshaltungen, Gruppenerlebnis) Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen quantitativen körperlichen und qualitativen psychischen Veränderungen stellt man in Frage. Anwendungsrisiken: unstrukturierte Situation, Überforderung durch Gedanken oder Gefühle, Kontrollverlust, Angst, Affektive Erregung

6.1. Imagination: Annahme, Ziele Methode: Vorstellung von bestimmten Situationen bzw. strukturierten Szenen und Veränderung der Reaktion auf darauf. Annahmen: reale und imaginative Reize provozieren gleiche körperliche und emotionale Reaktionen (neurophysiologische Aktivierungsmuster sind gleich, Lang et. al 1987) Reaktion nicht auf das Ereignis, sondern auf dessen kognitive und emotionale Repräsentanz (was und wie wurde etwas wahrgenommen) Therapeutische Manipulation der Verhaltenskonsequenzen in der Vorstellung wird auf das reale Verhalten bei entsprechenden Bedingungen übertragen. Therapeutisches Ziel: Modifizierung der sensorischen, motorischen und affektiven Aspekte in der Vorstellung, um entsprechende Veränderungen in den realen Situationen hervorzurufen und unerwünschte Reaktionen abzubauen (Botts, 1909; Watson & Marks, 1971) Beispiel: Systemische Desensibilisierung (Wolpe, 1958): Vorstellung der Angsthierarchie, Reduzierung der angstauslösenden Aspekte

6.2. Imagination: VT- Interventionsarten I. Klassisch-verhaltenstherapeutische Verfahren: lerntheoretische Grundlagen möglichst lebendige, lebhafte Instruktion detaillierte Situationsvorstellung seitens der Patienten Konfrontation mit unterschiedlichen bedrohlichen Bilder (Habituation) Belohnung des Ausbleibens der befürchteten Konsequenzen (negative Verstärkung) Das Lernen, seine Bilder zu kontrollieren (Verstärkung) „Covert Modeling“ (effektiv, gut untersucht): der Individuell abgestimmte Verstärkerplan Assoziation mit der Imagination des Verhaltens einer Modellperson und dann des eigenen Verhaltens Vorstellungssituation stimmt mit den real erfahrenen Erlebnissen überein

6.2. Imagination: EI- Interventionsarten II. Emotionale Imagination (konditionierte Hemmung, inkompatible Reaktionen, Löschung, Habituation): Propositionale Netzwerke (PN) – zusammenhängende Behauptungen über bestimmte Eigenschaften von Gegenständen, Ereignisse oder Erfahrungen, die Anweisungen für das Gedächtnis darstellen können und Handlungen einer Person kontrollieren können Emotionale Prototypen – PN, die Charakteristika eines Gefühls haben. Funktionieren sowohl in der realen als auch in imaginativer Situation und bewirken beobachtbare motorische, kognitive und physiologische Veränderungen entstehen auf Grund der Beziehungen zwischen den einzelnen Angst auslösenden Elementen und werden bei deren Verknüpfung aktiviert.

6.2. Imagination: EI- Interventionsarten Beispiel: Angst vor Schlangen (emotional gespeichert) Trainingsskripten (für Propositionen): Situationsproposition – Vorstellung einer giftgrünen Schlange) - Skript für die Wahrnehmungskontrolle Bedeutungsproposition – Bewertung der Schlange als gefährlich – Skript für kognitive Unstrukturierung Reaktionsproposition – Anstieg der Herzrate, Muskelverkrampfung – Skript für Intervention/systematische Desensibiliesierung, Reizüberflutung usw.

6.2. Imagination: EI- Interventionsarten Aufbau der Sitzung: 1. Phase: (bei jeder Sitzung) – 10 min Entspannung (PM oder AT) 2. Phase: 30 min - Imaginationstraining: 30 sec – Vorlesung der Szene durch Trainer 30 sec – Imagination durch Patienten der bereits vorgelesenen Szene 120 sec – Beschreibung der eigenen Vorstellung durch Patienten 3. Phase: 30 sec – Entspannung

6.2. Imagination: PD- Interventionsarten III. Psychodynamische Techniken „Wachtraum“: Directed Daydream (Desoille, 1965), Oneirodrama (Fretigny & Virel, 1968), Guided Affective Imagiry (Leuner, 1994), Katathymes Bilderleben bei KIT (Kretzer, 2002) für PTBS, Paartherapie, Persönlichkeitsstörungen Allgemeine Vorgehensweise Motiverfassung mit visuelle Vorstellungen (narrativ) Assoziationen, Diskussionen, Interpretationen Darbietung der standardisierten konfliktartigen symbolischen Szenen Ziele: Erfassung der Persönlichkeitsstruktur und Erforschung unbewusster Motive, ohne diese völlig bewusst zu machen Einer Störung zugrunde liegendes Trauma aufdecken Symptome schnell bessern

Literatur Revenstorf, D. (1993). Psychotherapeutische Verfahren III. Humanistische Therapien. Stuttgart: Kohlhammer. Vaitl, D. & Petermann, F. (2004). Entspannungsverfahren. Das Praxishandbuch. 3.Aufl.Weunheim: Beltz PVU. www.insight.co.at www.biofeedback.co.at

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