Rechtschreibung.

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Rechtschreibung

Mira Lobe: Der verdrehte Schmetterling Ein Metterschling mit flauen Blügeln log durch die Fluft. Er war einem Computer entnommen, dem war was durcheinander gekommen, irgendein Rädchen. Und als man es merkte, da war‘s schon zu spätchen, da war der Metterschling schon feit wort, wanz geit. Mir lut er Teid.

„Das Lesen findet natürlich tausende Male häufiger statt als das Schreiben, und die Entwicklung unserer Rechtschreibung seit Einführung des Buchdrucks ist ganz einseitig darauf ausgerichtet, dem Leser eine schnell fassbare und eindeutige Information zu geben.“ (Munske, S. 11)

Das Wort „Blätter“ Aus der Schreibung dieses Wortes kann man vier Informationen entnehmen: Eine phonologische (das graphematische „b“ wird phonologisch als „be“ ausgesprochen) Ein silbische (kurzer Vokal, weil Silbengelenk) Eine morphologische (Blätter, weil Blatt) Eine wortübergreifende grammatische Funktion (Blätter und nicht blätter)

Zusammenfassung Das Wort „Blätter“: „bleter“ würde nur die phonologische Information beinhalten. Käme die silbische hinzu, schriebe man es so: bletter. Mithilfe der morphologischen Information schreibt es sich „blätter“. Das wortübergreifende Prinzip lässt das Wort schließlich zu „Blätter“ werden.

Tendenzen des Rechtschreiberwerbs Ausgehend von einer lokal bestimmten Aufmerksamkeit lernen die Kinder zunehmend größere Einheiten zu berücksichtigen. Von einfachen, oft nur lautlich motivierten Regelbildungen schreiten sie fort zu abstrakteren und komplexeren Zusammenhängen. Von individuellen, singulären Regelbildungen geht die Entwicklung hin zu normorientierten Regelbildungen.

Entwicklung der Rechtschreibfähigkeiten Thomé legt folgende modellhafte Entwicklung „innerer Regeln“ vor. Beispielwort: bellt Stufe 1: belt: Das Kind schreibt nach der Grundentsprechung von Phonem und Graphem. Stufe 2: bellt: Das Kind weiß, dass ein kurzer Vokal zu einer Konsonantenverdoppelung führt (silbische Information) Stufe 3: belt Das Kind hat gelernt, dass eine Verdoppelung nicht erfolgt, wenn auf den kurzen Vokal zwei Konsonanten folgen. Stufe 4: bellt Das Kind weiß um die morphematische Information und kann „bellt“ auf „bellen“ zurückführen. Dieses zeigt also, dass Fehler nicht Ausdruck einer sich nicht entwickelnden Rechtschreibung sein müssen.

Ansätze zum Rechtschreibunterricht Grundwortschatz; zwei Extreme: regelarmes Wortbildeinschleifen Grundwortschatz als Ausgangspunkt für phänomenorientiertes Arbeiten (z.B. Augst) Spracherfahrungsansatz (z.B. Ballhorn) Phänomen- und regelorientierter Ansatz Strategieorientierter Ansatz (z.B. Hinney)

Warum schreibt man Sieb mit „b“? Grundwortschatz: im Extremfall keine Erklärung, nur das Wortbild soll eingeprägt werden. Phänomenorientiert: stellt eine zu erlernende Regel zu verschiedenen Rechtschreibphänomenen auf (z.B.: „Bei Auslautverhärtung wird der Wechsel vom stimmhaften zum stimmlosen Lauten nicht vollzogen.“) Strategieorientiert: Sieb, weil Siebe (Verlängerungsprobe)

Fazit Fazit: Ein systematisches Vorgehen beim Rechtschreiberwerb erleichtert es den Schülern, ihre eigene Systematik aufzustellen. Es geht also um das Erkennen von Ordnungen und Regularitäten. Den Schülern sollte im Bereich der Orthographie die Verantwortlichkeit für ihr Lernen übertragen werden. Sie sollten selbständig über Hilfsmittel bei Rechtschreibproblemen verfügen können. Neuere Ansätze fordern den entdeckenden Rechtschreiberwerb ausgehend vom Geschriebenen. Dieses würde den Blick auf die orthographiespezifischen Merkmale von Wörtern lenken und Probleme, z.B. durch verschiedene Dialekte, verhindern. Induktiver Unterricht ist effektiver als deduktiver. Etwas, was man selbst entdeckt hat, bleibt länger im Gedächtnis als etwas von außen Aufgesetztes.

Literatur Augst, Gerhard / Dehn, Mechthild: Rechtschreibung und Rechtschreibunterricht. Eine Einführung für Studierende und Lehrende aller Schulformen, Stuttgart 2007. Eisenberg, Peter/Feilke, Helmut: Rechtschreiben erforschen, in: PD 170 (2001), S. 6-15. Munske, Horst Haider: Lob der Rechtschreibung. Warum wir schreiben, München 2005. Risel, Heinz: Bestandsaufnahme: Rechtschreibdidaktik, Bühl 1997. Steinig, W./Huneke, H.W.: Sprachdidaktik Deutsch. Eine Einführung, Berlin 2002.