Gastprofessor Dr. Árpád v. Klimó

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 Präsentation transkript:

Gastprofessor Dr. Árpád v. Klimó Katholische Kirche und Katholiken: Österreich im europäischen Kontext (19. und 20. Jahrhundert)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext Rückblick: 7. Juni: 7. Kapitel, Teil 2: Christdemokratische Ära in Westeuropa Stalinismus und Katholizismus in Mittelosteuropa Heute: 13. Juni Österreich zwischen Abendland und Neutralität 8. Kapitel: Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 7. 5. Katholische Kirche und Katholiken in Österreich: Kalter Krieg und Neutralität Sonderstellung Österreichs: bis 1955 von den vier Alliierten Mächten besetzt, dann Neutralität Innenpolitik: dennoch relativ große Handlungsfreiheit für Regierungen, kein kommunistischer Putsch (1950 Streikwelle als letzter Versuch), andere strategische Pläne der Sowjetunion als in Ostmitteleuropa Dominanz der ÖVP – Teil der europäischen christdemokratischen Ära Seit Wahlen Nov. 1945: christdemokratische Bundeskanzler bis 1970 (Große Koalitionen unter Figl, Raab, Gorbach, ab 1966 Alleinregierungen unter Josef Klaus)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 7. 4. Ostmitteleuropa: Der stalinistische Angriff auf Kirche und Katholiken (1945-53) Schauprozesse gegen Kirchenführer, Ziele: Machtdemonstration, Druck auf Bischöfe, Einschüchterung von Klerus und Laien, Kampf gegen alte Eliten Etablierung staatsloyaler Kirchen („Friedenspriesterbewegung“) oder Nationalkirchen (Albanien, China 1951) Druck auf Bischöfe um „Vereinbarungen“ mit dem Staat zu erreichen (Polen, Ungarn 1951), Priester müsen auf Verfassung schwören, Propaganda von Kanzeln verlesen Korrumpierung und Disziplinierung – Kontakte zu Vatikan zunehmend beschränkt

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 7. 5. Katholische Kirche und Katholiken in Österreich: Kalter Krieg und Neutralität Ideologie: Verteidigung des „christlichen Abendlands“, klare „innerliche“ Westbindung (Propaganda), dennoch: Koalition mit Sozialisten (diese selbst antikommunistisch), zugleich: Neutralität, Österreichs Rolle im Donauraum (nicht mehr: “Mission”) Europa-Frage: ÖVP-Politiker: Treffen mit Christdemokraten (z. B. Abkommen über Südtirol Gruber – De Gasperi), Mitgliedschaft NEI , aber Zurückhaltung bei europäischer Integration (Abkommen mit EWG erst 1971 Orientierung an: Deutschland/Adenauer, Frankreich/MRP, schließlich: Schweiz

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 7. 5. Katholische Kirche und Katholiken in Österreich: Kalter Krieg und Neutralität Katholische Kirche: Innitzer: Distanz zu Politik, Erneuerung des politischen Betätigungsverbots für Klerus (Mitgliedschaften erlaubt) Distanz auch der ÖVP / Verleugnung des christlichsozialen Erbes / Auftritt als “bürgerliche Sammlungsbewegung“ (ähnlich: Kleinlandwirte in Ungarn) Innitzer/Rohracher: Versöhnungspolitik, Integration ehemaliger Nationalsozialisten, Besuch Innitzers im Internierungslager Glasenbach

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. Kapitel: Das Zweite Vatikanische Konzil (1962- 65) 8. 1. Zur Deutung von Vaticanum II: Bruch oder Kontinuität in der Kirchengeschichte? 8. 2. Das Konzil und Österreich: Zur Rolle von Karl Rahner und Kardinal Franz König 8. 3. Zur Entwicklung des Katholizismus in Österreich bis Mitte der 1960er Jahre

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. 1. Zur Deutung von Vaticanum II: Bruch oder Kontinuität in der Kirchengeschichte? Zwei unterschiedliche Positionen: (1) Das Zweite Vatikanische Konzil als tiefe Zäsur in der Geschichte der Katholischen Kirche positiv: Öffnung zur Welt / „aggiornamento“ (J XXIII) negativ: Anfang vom Niedergang der Kirche / Traditionalisten Problem: zahlreiche Deutungen, Dokumente komplizierte Formelkompromisse zwischen widerstreitenden Meinungen, Unterschiede erst deutlich geworden (2) Das Zweite Vatikanische Konzil hat wenig verändert an den Strukturen der Kirche Hans Küng, Autobiographie I “Erkämpfte Freiheit” Friedrich-Wilhelm Graf

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. 1. Zur Deutung von Vaticanum II: Bruch oder Kontinuität in der Kirchengeschichte? Ziele nach Paul VI.: (1) Darstellung theolog. Lehre von der Kirche (2) innere Erneuerung (3) Förderung der Einheit der Christen, (4) Dialog mit der modernen Welt Johannes XXIII. Öffnung der Kirche zur Welt Vier Konzilskonstitutionen: Sacrosanctum Concilium (4. 12. 1963) Lumen Gentium (21. 11. 1964) Dei Verbum (18. 11. 1965) Gaudium et Spes (7. 12. 1965)

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. 1. Zur Deutung von Vaticanum II: Bruch oder Kontinuität in der Kirchengeschichte? Deutungsversuche: Karl Rahner: von abendländischer zur Universalkirche / Katholische Kirche nie zuvor so deutlich als Weltkirche erkennbar (schon unter Pius XII.) - 2540 Konzilsväter bei der feierlichen Eröffnung in der Peterskirche am 11. Oktober 1962 anwesend – 1041 Europäer, 956 Amerikaner, 379 Afrikaner, 641 Asiaten F. X. Kaufmann: nach wie vor eurozentrische Kirche Ziele: Reform d. Lehramtes: liturgische, biblische und ökumenische Bewegungen seit den 1930er Jahren – zu ergeizig? zu theoretisch?

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. 1. Zur Deutung von Vaticanum II: Bruch oder Kontinuität in der Kirchengeschichte? Deutungsversuche: F. W. Graf: kein grundlegender Bruch in der Tradition der katholischen Kirche durch Konzil, weiterhin kirchlicher Alleinvertretungsanspruch trotz ökumenischem Dialog Auch Verhältnis Kirche – Welt prinzipiell unverändert, weiterhin Ablehnung von Liberalismus und Individualismus Nach 1965 heftiger Kampf um Bedeutung des Konzils entbrannt „Progressisten“ gegen „Traditionalisten“

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. 1. Zur Deutung von Vaticanum II: Bruch oder Kontinuität in der Kirchengeschichte? Rückgang der Kirchenbindung der Katholiken seit 1960er Jahren keine Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils / Wirkung überschätzt Konzil/Krise machten Widersprüche und Schwächen der Kirche nur offensichtlich Entwicklungen zuvor: Modernismuskrise erlebte Höhepunkt schon unter Pius X., danach bereits Rücknahme der integralistischen Positionen Schon Pius XII. auf Demokratie zugegangen – antitotalitärer Standpunkt, Weihnachtsansprache 1944

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. 2. Das Konzil und Österreich: Zur Rolle von Karl Rahner und Kardinal Franz König Bekannteste österreichische Kirchenvertreter auf dem Konzil: Josef A. Jungmann SJ (1889-1975), Tiroler Theologe, ao. Prof. Innsbruck seit 1930,1962 Mitgl. Liturgiekommission Liturgiebewegung: auch P. Pius Parsch, Klosterneuburg, aktiv Prinzip „actuosa participatio“ in Liturgiekonstitution aufgenommen Unintendierte Folgen: Volkssprache statt Latein in der Messe, zahlreiche Experimente, Vielfalt von Gottesdiensten „Mediator Dei“ (1947): konstruktive Kritik Pius' XII.

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. 2. Das Konzil und Österreich: Zur Rolle von Karl Rahner und Kardinal Franz König Kardinal Franz König (1905-2004) Seit 1956 Ezbf. Wien, Nachfolger von Kardinal Innitzer, 1958 Kardinal – synodaler Prozess in Österreich (1969-74) Niederöst. Bauernfamilie, Spezialist für Orthodoxie, ab 1960 Verhandlungen über Kirchen im Ostblock („Ostpolitik“ des Vatikan) – u. a. Vereinbarung Vatikan- VR Ungarn 1964 Vors. Pax Christi (westliche, antikomm. Friedensinitiative) Annäherung an SPÖ, Äquidistanz („politisch, nicht politisierend“) Förderung von Opus Dei „Maria Troster Erklärung“ (1968) relativiert “Humanae Vitae”

Katholiken: Österreich im europäischen Kontext 8. 2. Das Konzil und Österreich: Zur Rolle von Karl Rahner und Kardinal Franz König Karl Rahner SJ (1904-84): einflußreicher Konzilstheologe, geb. Freiburg/Br. Lehrte 1937-64 in Innsbruck, dann in München u. Münster (1967- 71) „anthropologische Wende“ in der Theologie / Einfluss v. Martin Heidegger Kardinal König (25. 2. 2004, “Die Furche”): Rahner beteiligt bei „Nosta aetate“ (nichtchristl. Religionen), „Lumen gentium“, „Gaudium et spes“