VO C3: Einführung in die Vergleichende Politikwissenschaft

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 Präsentation transkript:

VO C3: Einführung in die Vergleichende Politikwissenschaft 11.Stunde am 12.01.2006 POLITIK in NIGERIA Univ. Prof. Herbert Gottweis Wintersemester 2005/06

Jenseits der „Ersten Welt“ Demokratisierungsprozesse, v.a. in den 1990er Jahren (mit Grenzen) neoliberale „Strukturreformen“ Strukturzerfall: Unterminierung der vorhandenen staatlichen Strukturen von Außen (Stichwort „Globalisierung“) von Innen (ethnische Konflikte, Fundamentalismus)

NEOPATRIOMONIALISMUS Subform autoritärer Herrschaft, häufig mit gewissen demokratischen Elementen Abgrenzung von “Klassischem Patrimonialismus” Kennzeichen: Präsidentialimus Klientelismus Der Staat als Ressource

„SPIELFORMEN“ Plebiszitäre Einparteiensysteme ~ permanente Mobilisierung der Bevölkerung, aber kein Wettbewerb um Macht ~ typisch für die erste Generation nach Unabhängigkeit militärische Oligarchie ~ kleine Gruppe von Militärs ~ Militärcoups in den siebziger und achtziger Jahren Kompetitives Einparteiensystem ~ eine Partei dominiert ~ andere Parteien sind nicht prinzipiell ausgeschlossen (werden aber kontrolliert)

„SPIELFORMEN“ Siedleroligarchie ~ Repressionssystem gegenüber Mehrheit, ~ für Minderheit gibt es Demokratie Mehrparteiensysteme ~ schwache Oppositionsparteien

Federal Republic of NIGERIA ~129 Millionen Einwohner (ca. 1/5 Bev. Afrikas) Christen 40%, Muslime 50%, indigene Religionen 10% ethnischer Pluralismus (größte Ethnien: Igbo, Yoruba, Hausa) Unabhängigkeit seit 1960 Export: Öl (95%), Kakao

GESCHICHTE I PRÄKOLONIALE ZEIT: Norden: Hausa Stadtstaaten im (11./12. Jh.) -> islam. Einfluss (15. Jh.) Südwesten: Yoruba und Bini Königtümer (12. u. 13. Jh.) Südosten: Igbo

GESCHICHTE II BERLINER KONFERENZ (1884/5) Aufteilung Afrikas in Einflusszonen Royal Niger Company – Royal Charter für Handel Gründung der Protektorate Lagos, Nord- und Südnigeria (1900) einheitliche Administration ab 1914 Norden: „indirect rule“ Süden: westliche Eliten 1. Oktober 1960: Niverai

POLITISCHES SYSTEM Zunächst: Westminister System Seit 1979: Präsidiale Bundesrepublik Serie von Putschen Föderalismus => 3 Säulen: Föderale Regierung 36 Staaten und ein Bundesterritorium über 750 regionale Einheiten Parlament in Abuja

PRÄSIDENT NATIONAL ASSEMBLY SUPREME COURT Veto (von 2/3 Mehrheit beider Häuser überstimmbar) PRÄSIDENT Staatsoberhaupt, Regierungschef, Oberbefehl über das Heer Gesetzesinitiative beider Häuser, Beglaubigung durch Präsident Ernennung der Richter NATIONAL ASSEMBLY SUPREME COURT SENAT 109 Sitze (3 Sitze pro Staat und 1 Sitz für Bundesterr. Abuja) REPRÄSEN- TANTENHAUS 360 Sitze (Einer-Wahlkreise) Wahl auf 4 Jahre (1 Mal Wiederwahl möglich) Wahl 4 Jahre Wahl 4 Jahre WAHLBERECHTIGTE BEVÖLKERUNG

PRÄSIDENT aktuell: Olusegun Obasanjo seit Mai 1999 wurde 2003 mit 61,9% der Stimmen wiedergewählt Schwerpunkt: Bekämpfung der Korruption

CHIEF EXECUTIVES 1960 – 1979 Dates Name Title Cause of Depature 1960-1966 T. Baleba Prime Minister Coup (killed) 1963-1966 N. Azikiwe President (appointed) Coup (removed) 1966 A. Ironsi Military Head of State 1966-1975 Y. Gowon 1975-1976 M. Muhammed 1976-1979 O. Obasanic Handed Power to civilian gov.

CHIEF EXECUTIVES 1979 – 1999 Dates Name Title Cause of Depature 1979-1983 S. Shagari President Coup (removed) 1983-1985 M. Buhari Military Head of State 1985-1993 I. Babángida Forced out of office 1993 E. Shonekan Interim Head of State (appointed) 1993–1998 S. Abacha Prov. Ruling Council Died in office 1998–1999 A. Abubakar Handed Power to civilian gov. since 1999 O. Obasanic

House of Representatives and Senate: 12 april 2003 (50.0/49.3 %) HOUSE People's Democratic Party (centrist) 54.5 213 53.7 73 All Nigeria People's Party (conservative) 27.4 95 27.9 28 Alliance for Democracy (progressive) 9.3 31 9.7 6 United Nigeria People's Party 2.7 2 - National Democtratic Party 1.9 1 1.6 All Progressives Grand Alliance 1.4 1.5 People's Redemption Party 0.8 0.7 360 109 Quelle: Independent National Electoral Commission

Problemfelder religiös und ethnisch motivierte Zwischenfälle (Tote) Forderung nach Yoruba Staat Ethnische Spannungen: ~ Igbos: Gefühl als Bürger 2. Klasse ~ Oputa Panel nach Modell d. südafrikan. Truth Commission ungleicher Anteil an Ölreserven Korruption und Missmanagement Spannungen Muslime <-> Christen (z.B.: Einführung der Schari‘a im Norden, Miss Wahl 2002, Steinigungen)

Die Schari‘a in Nigerias Norden Einführung der Schari‘a ab 2000 in 12 nördlichen Staaten International kritisierte Anwendung: Fälle von Steinigung vermuteter EhebrecherInnen letzter beachteter Fall vom Oktober 2004: Verurteilung der geschiedenen schwangeren Hajara Ibrahim Auch Verurteilung von Männern möglich!

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FAZIT Die Geschichte geht weiter, kein Ende der Ideologien Weltweit verschiedenste Regierungsformen Staat ist weiterhin ein relevanter Akteur und Faktor neue Akteure in postnationaler Politik Dynamik und Unberechenbarkeit politischer Prozesses Zerfall von politischen und gesellschaftlichen Strukturen Zerstörung der Natur Suche nach neuen Strategien gesellschaftlicher Ordnung