Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Developing your Business to Success We are looking for business partners. Enterprise Content Management with OS|ECM Version 6.
Advertisements

Philipp Lepenies – KfW: La rage de vouloir conclure Wissensvermittlung als Entwicklungsengpass und die Rolle der Experten Ringvorlesung “Unabhängigkeit.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Die wichtigste Frage des Lebens!
What do you get marks for?
Telefonnummer.
CPCP Institute of Clinical Pharmacology AGAH Annual Meeting, 29. Februar 2004, Berlin, Praktischer Umgang mit den Genehmigungsanträgen gemäß 12. AMG Novelle.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Theoretische Informatik und Algorithmen Post und Kleene.
Workshop zur Medienarbeit der katholischen Kirche Aspekte des Religionsmonitors Berlin, 02. April 2008.
= = = = 47 = 47 = 48 = =
-17 Konjunkturerwartung Europa September 2013 Indikator > +20 Indikator 0 a +20 Indikator 0 a -20 Indikator < -20 Europäische Union gesamt: +6 Indikator.
Vorlesung Geschichte der Volkswirtschaftslehre
Grundkurs Theoretische Informatik, Folie 2.1 © 2006 G. Vossen,K.-U. Witt Grundkurs Theoretische Informatik Kapitel 2 Gottfried Vossen Kurt-Ulrich Witt.
Teil 1: Warum 1 % Beitrag für die IG Metall
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
4.4 Lokalisationsvorteile nach Marshall
Grundkurs praktische Philosophie 10
Grundkurs praktische Philosophie 13. Dezember 2004 Politische Philosophie: wozu Staaten gut sind Text: A. John Simmons, Philosophical Anarchism, in: J.
Grundkurs praktische Philosophie 17
Studienverlauf im Ausländerstudium
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
Prof. Dr. Ulrich van Suntum Geschichte der ökonomischen Theorie
20:00.
Die Aufgaben und die Arbeitsweise einer Amnesty - Gruppe
Die Geschichte von Rudi
Prof. Dr. Ulrich van Suntum Geschichte der ökonomischen Theorie
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
1 Fachtagung am Seniorenorientiertes Design und Marketing ThyssenKrupp Immobilien Design for all - Anpassungen im Wohnungsbestand 1.Demographie.
GBI Genios Wiso wiso bietet Ihnen das umfassendste Angebot deutsch- und englischsprachiger Literatur für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Wir.
Dokumentation der Umfrage
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum
1 Ein kurzer Sprung in die tiefe Vergangenheit der Erde.
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 4.1
Interdependenz und Handelsvorteile
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Vorlesung Erkenntnistheorie
PROCAM Score Alter (Jahre)
Übersicht Ausgangslage
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Vorlesung Mai 2000 Konstruktion des Voronoi-Diagramms II
Das ist die Geschichte eines kleinen Jungen aus der Schweiz.
PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG REPERES KULTURELLER ZUSAMMENHALT UND AUSDEHNUNG DER IDEEN AUF EUROPÄISCHEM.
Großer Altersunterschied bei Paaren fällt nicht auf!
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
Niklas: Was möchte ___________ (your) Schwester denn zum Geburtstag?
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
Wozu Theorien der politischen Ökonomie?
VO Politische Theorien
Schutzvermerk nach DIN 34 beachten 20/05/14 Seite 1 Grundlagen XSoft Lösung :Logische Grundschaltung IEC-Grundlagen und logische Verknüpfungen.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
VO Politische Theorien Univ. Prof. Dr. Birgit Sauer.
John Locke.
Einfu ̈ hrung in die Weltwirtschaftspolitik Helmut Wagner ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, Mu ̈ nchen Abbildungsübersicht.
Es war einmal ein Haus
FAIRTRADE FAIRGLOBE marketing strategy or honest initiative?
1 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt Modalverben.
Numbers Greetings and Good-byes All about Me Verbs and Pronouns
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
1 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt Wie.
Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik Lothar Wildmann ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag.
Klassische Politische Ökonomie
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – Oktober
Name: ___________________________________________ Hör verstehen: (______/10) Mark whether you hear a “du”, an “ihr” or a “Sie” command Wer sagt.
Common mistakes Morgen habe Ich das buch für dich. Nouns are capitalized + the formal form of address Morgen habe ich das Buch für dich. Jetzt, ich wohne.
10.3 Lektion 10 Geschichte und Gesellschaft STRUKTUREN © and ® 2012 Vista Higher Learning, Inc Der Konjunktiv I and indirect speech —Ich komme.
On the case of German has 4 cases NOMINATIVE ACCUSATIVE GENITIVE DATIVE.
Wie kann ich eine Beziehung zu Gott bekommen?. Our God is greater Water you turned into wine, opened the eyes of the blind there's no one like you, none.
ENTREPRENEURIAL ECONOMICS Human Action I
 Präsentation transkript:

Einführung in die Volkswirtschaftslehre Ein theoriegeschichtlicher Überblick Christian Gehrke

Inhalt und Programm Scholastik Merkantilismus Physiokratie Klassik: Smith, Ricardo Neoklassik: Gossen, Marshall, Edgeworth Keynes Ausblick auf Mikroökonomik Ausblick auf Makroökonomik

Inhalt und Programm Ökonomische Theorien, ihre Herkunft und geschichtliche Entwicklung in systematischer Darstellung Wichtige Beiträge bedeutender Ökonomen und deren Interpretation mittels moderner analytischer Instrumente Vermittlung von grundlegenden Fragestellungen und Untersuchungs-methoden der Volkswirtschaftslehre

Inhalt und Programm Literaturhinweise Blaug, Mark (1997): Economic Theory in Retrospect, 1st ed. 1962, London: Irwin; (5th ed., Cambridge: CUP.) Kurz, Heinz D. [Hrsg.] (2008): Klassiker des ökonomischen Denkens. München: Beck. Kurz, Heinz D. (2013): Geschichte des ökonomischen Denkens, München: Beck. Roncaglia, Alessandro (2007): The Wealth of Ideas, Cambridge: CUP. Schumpeter, Joseph A. (1954), History of Economic Analysis, Oxford: OUP.

Inhalt und Programm Originalliteratur: Adam Smith ([1776] 1976), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Oxford: OUP. Adam Smith ([1776] 2004), Über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker, Düsseldorf: Wirtschaft & Finanzen. David Ricardo ([1817] 1951), On the Principles of Political Economy and Taxation, Cambridge: CUP. David Ricardo ([1817] 2006), Über die Grundsätze der Politischen Ökonomie und der Besteuerung, Marburg: Metropolis.

Inhalt und Programm Informationen zur Prüfung Elektronisch am PC 3 Termine pro Semester 60 Punkte positiv ab 50% Fragen zur Theorie und zur analytischen Anwendung Zusätzliche Prüfungsvorbereitung Tutorien jeweils ein bis zwei Kalenderwochen vor den Prüfungsterminen

Einleitung Kenneth Pomeranz konstatiert für Europa und dessen überseeische Siedlungsgebiete hohes und anhaltendes Wirtschaftswachstum sowie ein sich vergrößerndes Wohlstandsgefälle zum Rest der Welt („The Great Divergence“) Wachstum und Verteilung, in globalem und regionalem Maßstab, als Schwerpunkt volkswirtschaftlicher Forschung (vgl. Pomeranz, Kenneth (2000): The Great Divergence, Princeton: University Press.)

Einleitung Friedrich Schiller fragt in seiner Antrittsvorlesung nach der Bedeutung von „Universalgeschichte“ und dem Zweck ihres Studiums unterscheidet zwischen „Brotgelehrten“ und „philosophischen Köpfen“ Volkswirtschaftslehre auch als umfassendes und integrierendes Studium der gesellschaftlichen Entwicklung (vgl. Schiller, Friedrich (1789): Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? in Der Teutsche Merkur, 1773-89, 4. Bd. 1789, S.105-135, Weimar: Hofmann.)

Einleitung Joseph Alois Schumpeter sieht Innovationen als “die überragende Tatsache in der Wirtschaftsgeschichte der kapitalistischen Gesellschaft” beschäftigt sich mit unterschiedlichen Zyklen, und dem Einfluss des Unternehmertums beschreibt Zusammenhänge zwischen Konkurrenz, „schöpferischer Zerstörung“ und Globalisierung Volkswirtschaftslehre als Untersuchung und Deutung realökonomischer Vorgänge (vgl. Schumpeter, Alois (1911): Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung.)

Einleitung Arthur Cecil Pigou “When a man sets out upon any course of inquiry, the object of his search may be either light or fruit – either knowledge for its own sake or knowledge for the sake of the good things to which it leads” “In the sciences of human society, be their appeal as bearers of light ever so high, it is the promise of fruit and not of light that chiefly merits our regard” Praktische Ausrichtung als oftmaliges Hauptanliegen der Volkswirtschaftslehre (vgl. Pigou, Arthur C. (1920): The Economics of Welfare, S.2-3, London: Macmillan.)

Einleitung Fritz Machlup “Fruit can grow and ripen only where there is enough light, and that most inquiries that shed light on problems, societal or not, eventually prove useful to society” “I fear, however, that a requirement to justify each research project in the social sciences by its ‘promise of fruit’ can become a stultifying constraint” Erleuchtung im Sinne von Aufklärung als wichtiger theoretischer Beitrag der Volkswirtschaftslehre (vgl. Machlup, Fritz (1980): Knowledge and Knowledge Production, S.11, Princeton: University Press.)

Einleitung David Ricardo Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie “Leuten, die nur etwas für Tatsachen, nichts aber für die Theorie übrig haben, ist mit Skepsis zu begegnen. Sie sind kaum imstande, ihre Tatsachen zu ordnen. Sie sind notwendigerweise leichtgläubig, weil sie kein Bezugssystem besitzen.” Erkennen und Erklären von Strukturen und Zusammenhängen als Auftrag der theoretischen Volkswirtschaftslehre (vgl. Ricardo, David (1820) im Briefwechsel.)

Einleitung Joan Robinson Francis Picabia “Eine Theorie, die die ganze Wirklichkeit abzubilden versuchte, wäre ähnlich nützlich zur Orientierung wie eine Landkarte im Maßstab 1:1” Abstraktion als notwendiger Bestandteil volkswirtschaftlicher Theorien und Modelle Francis Picabia “Notre tête est ronde pour permettre à la pensée de changer la direction” Volkswirtschaftlehre als offene und verbindende Wissenschaft (vgl. Picabia, Francis (1922).)

Einleitung Johann Wolfgang von Goethe sagt als Mephisto: “Was diese Wissenschaft betrifft, es ist so schwer den falschen Weg zu meiden, es liegt in ihr so viel verborgnes Gift, und von der Arznei ist’s kaum zu unterscheiden“ Volkswirtschaftslehre als Gemenge unterschiedlich motivierter Theorien und Ideen unter politischen, ideologischen und institutionellen Einflüssen

Einleitung John Maynard Keynes “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood.“ “Indeed the world is ruled by little else.” Volkswirtschaftslehre als einflussreiche Wissenschaft auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

Einleitung Adam Ferguson “History is the result of human action, but not the execution of any human design” erkennt die Relevanz von nicht intendierten (und häufig unvorhersehbaren) Konsequenzen zweckgerichteten menschlichen Handelns Volkswirtschaftslehre auch als verarbeitende Wissenschaft von externen Effekten und fehlender Rationalität (vgl. Ferguson, Adam (1793): An Essay on the History of Civil Society, 6. Aufl. (1. Aufl. 1767))

Zum Begriff „Politische Ökonomie“ oikos nom (= Haus) (= Gesetz) oikonomike (= “Verwaltung des Haushalts”) (vgl. Ferguson, Adam (1793): An Essay on the History of Civil Society, 6. Aufl. (1. Aufl. 1767))

Zum Begriff „Politische Ökonomie“ “Economie politique” “Economia politica” “Political Economy” “Politische Ökonomie” (= “Verwaltung der Staatsangelegenheiten)

Klassische Politische Ökonomie Adam Smith (1776): An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations David Ricardo (1817): On the Principles of Political Economy, and Taxation John Stuart Mill (1848): Principles of Political Economy, with some of their Applications to Social Philosophy Untersuchungen über die Gesetze der Produktion, Distribution und Konsumtion des gesellschaftlichen Reichtums

Marginalistische Revolution: Neoklassik William Stanley Jevons (1871): Theory of Political Economy Carl Menger (1871): Grundsätze der Volkswirthschaftslehre Léon Walras (1874): Eléments d’économie politique pure Alfred Marshall (1890): Principles of Economics “Economics is the science which studies human behaviour as a relationship between ends and scarce means which have alternative uses.” (Lionel Robbins, An Essay on the Nature and Significance of Economic Science, 1932) Allokationsprobleme

Scholastik Scholastik Mittelalterliche Schriften (~ 1100 – 1650) mit Aussagen zu ökonomischen Fragen Mönche, Kleriker, Wanderprediger Rückgriff auf Bibelzitate und auf Beiträge der antiken griechischen Philosophen Normative Überlegungen mit Schwerpunkt auf Gerechtigkeitsvorstellungen Wesentliche Unterschiede zur modernen ökonomischen Theorie

Griechische Philosophen der Antike: Beiträge zur Ökonomik Scholastik Griechische Philosophen der Antike: Beiträge zur Ökonomik Xenophon (~430-354 BC): „Ökonomik“ „Von den Staatseinkünften der Athener“ Platon (427-347 BC): „Politeia“ (Staat) „Politikos“ (Staatsmann) „Nomoi“ (Gesetze) Aristoteles (384-322 BC): „Politik“ „Nikomachische Ethik“

Griechische Philosophen der Antike: Beiträge zur Ökonomik Scholastik Griechische Philosophen der Antike: Beiträge zur Ökonomik chrématistiké (Kunst der Bereicherung) Geld und Zins Gerechter Tausch Platon (427-347 BC) Aristoteles (384-322 BC)

Griechische Philosophen der Antike: Beiträge zur Ökonomik Scholastik Griechische Philosophen der Antike: Beiträge zur Ökonomik Gerechtigkeit beim Tausch liegt vor, „… wenn der Unterschied, der zwischen dem Landwirt und dem Schuhmacher vorhanden ist, ebenso als Unterschied zwischen dem Produkt des Schuhmachers und dem Produkt des Landwirts wiederkehrt. Ich kann, ebenso wie der Ackerbauer gegen den Schuhmacher in einem gewissen Verhältnis steht, auch die Produkte beider in ein bestimmtes Verhältnis gegeneinander setzen.“ „… wenn der Schuhmacher und der Landwirt so miteinander tauschen, dass die Arbeit des einen der Arbeit des anderen entspricht, und jeder das hat, was ihm gebührt.“ (Aristoteles, Nikomachische Ethik)

Scholastik Bedeutende Scholastiker: Scholastik Thomas von Aquin (c.1224-1274), Summa Theologica Nicholas Oresme, Traictie de la premiere invention des monnaies (1360) San Bernadino von Siena, De Evangelio Aeterno (1484) Sant’Antonio von Florenz, Summa Theologica (1511) Jean Bodin (Johannes Budenius), Responses aux paradoxes du Sieur de Malestroict (1568)

San Bernadino von Siena Scholastik Zins und Wucher „Wenn Du Geld verleihst an einen aus meinem Volk, an einen Armen neben Dir, so sollst Du an ihm nicht wie ein Wucherer handeln; Du sollst keinerlei Zinsen von ihm nehmen.“ (Exodus 22, 24) San Bernadino von Siena (1380-1444)

Scholastik Zins und Wucher „Der Wucherer möchte, ohne zu arbeiten und selbst im Schlafe, einen Gewinn erzielen, was gegen das Gebot des Herrn verstößt, welches sagt: ‚Im Schweiße deines Angesichts sollst Du dein Brot essen.‘“ (Genesis 3, 19)

Zins und Wucher „Zins nehmen für geborgtes Geld ist an sich ungerecht; Scholastik Zins und Wucher „Zins nehmen für geborgtes Geld ist an sich ungerecht; denn es wird verkauft, was nicht ist, wodurch ganz offenbar eine Ungleichheit gebildet wird, die der Gerechtigkeit entgegen ist.“ Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologica, Secunda Secundae, quaestio 78

Scholastik Zins und Wucher „Der Wucherer leiht dem Schuldner nichts, was ihm gehört, sondern nur die Zeit, die Gott gehört.“ „Die Wucherer sind Diebe, denn sie handeln mit der Zeit, die ihnen nicht gehört, und mit dem Eigentum eines anderen gegen den Willen des Besitzers zu handeln ist Diebstahl.“ „Die Wucherer sündigen gegen die Natur, indem sie aus Geld Geld erzeugen wollen, wie ein Pferd aus einem Pferd oder einen Esel aus einem Esel.“ (Thomas von Chobham, Summa confessorum)

Scholastik Zins und Wucher Debatten über Herkunft und Rechtfertigung des Zinses dauern bis heute an moralische Vorbehalte wurden in Europa politisch missbraucht, finden sich aber auch in anderen Gebieten und Weltreligionen Kollision mit modernen Grundannahmen von Profitrate, Risikozuschlag und Zeitpräferenz

Gerechter Preis Gerechtigkeit beim Tausch liegt vor Scholastik Gerechter Preis Gerechtigkeit beim Tausch liegt vor „…wenn der Schuhmacher und der Landwirt so miteinander tauschen, dass die Arbeit des einen der Arbeit des anderen entspricht und jeder das hat, was ihm gebührt.“ „…wenn der Unterschied, der zwischen dem Landwirt und dem Schuhmacher vorhanden ist, ebenso als Unterschied zwischen dem Produkt des Schuhmachers und dem Produkt des Landwirts wiederkehrt.“

Gerechter Preis Der Preis eines Gutes muss Scholastik Gerechter Preis Der Preis eines Gutes muss die Kosten der Produktion decken dem Produzenten ein standesgemäßes Leben ermöglichen Standesgemäße Entlohnung ergibt sich aufgrund der Schwere der Arbeit der notwendigen Qualifikation der öffentlichen Meinung über den Beruf Öffentliches Ansehen berücksichtigt die Abgeltung positiver Verantwortung (Lehrer) Abgeltung negativer Wahrnehmung (Henker)

Scholastik Gerechter Preis „Ich kann, ebenso wie der Ackerbauer gegen den Schuhmacher in einem gewissen Verhältnis steht, auch die Produkte beider in ein bestimmtes Verhältnis gegeneinander setzen.“ (vgl. Aristoteles (384-322 BC), Nikomachische Ethik)

Gerechter Preis (justum praetium) Scholastik Gerechter Preis (justum praetium) Produzent A sei in der Lage, mit der Arbeit eines Tages die Menge zu erzeugen, Produzent B kann die Menge erzeugen. Um statusgemäß leben zu können, benötigt Produzent A die Mengen , und Produzent B benötigt die Mengen . Bei welchem(n) Tauschverhältnis(sen) erzielen die Produzenten einen „gerechten Preis“ für ihr Produkt?

Gerechter Preis Individuum A Scholastik kann eine gewisse Menge eines Gutes herstellen benötigt eine gewisse Menge an Gütern, um standesgemäß leben zu können

Gerechter Preis Individuum A Scholastik bedarf daher eines entsprechenden Preisverhältnisses, um sich das standesgemäße Konsumbündel leisten zu können = !

Gerechter Preis Individuum B Scholastik benötigt, um standesgemäß leben zu können, ebenfalls ein gewisses Preisverhältnis = !

Scholastik Gerechter Preis Beide Individuen A und B müssen sich ihre standesgemäßen Konsumbündel leisten können

Gerechter Preis Es muss also gelten Scholastik Gerechter Preis Es muss also gelten der Spielraum für das gerechte Preisverhältnis wird durch ein minimales Konsumbündel normativ festgesetzt

Scholastik Zehent (Zehnt) Staatliche Eingriffe müssen ein standesgemäßes Leben ermöglichen Besteuerungsmöglichkeit ergibt sich daher nur bei Überschuss unter Berücksichtigung aktueller Preise Alternativ ergibt sich eine Subvention, sofern die Bedingung für standesgemäßes Leben nicht erfüllt ist

Zehent Individuum A Scholastik kann eine absolute Steuer in Form einer Naturalabgabe entrichten kann selbige auch in Form einer proportionalen Anteil am hergestellten Gut entrichten

Scholastik Zehent eine an die Möglichkeiten und Bedürfnisse angepasste Besteuerung und Subvention korreliert durchaus mit Ausgestaltungen des modernen Leistungsfähigkeitsprinzips die normative Festlegung von Steuersätzen orientiert an einem Stand oder Status kollidiert aber mit liberalen Gleichheitsvorstellungen

Merkantilismus Merkantilismus (ca. 1500-1750) Bestandskonzept des Reichtums: Edelmetallbestände Exportüberschüsse Internationaler Handel als „Nullsummenspiel“ Wirtschaftspolitik: Exportförderung Importbeschränkung Bevölkerungspolitik Lohn- und Zinsregulierung Kolonialpolitik

Merkantilistische Schriften Merkantilismus Merkantilistische Schriften Gerard de Malynes (1601): A Treatise of the Canker of England’s Commonwealth. Edward Misselden (1622): Free Trade; or the Means to make Trade Flourish wherein the causes of the Decay of Trade in this Kingdom are discovered. Edward Misselden (1623): The Circle of Commerce or the Ballance of Trade. Thomas Mun (1664): England’s Treasure by Forraign Trade. Or, the Balance of our Forraign Trade is the Rule of our Treasure. Joshua Child (1668): Brief Observations Concerning Trade and Interest of Money. Antonio Serra (1613): A Brief Treatise on the Causes which can make Gold and Silver Plentiful in Kingdoms where there are no Mines. Philipp Wilhelm von Hornigk (1684): Österreich über alles, wann es nur will.

Quantitätstheorie mit M für die Geldmenge Merkantilismus Quantitätstheorie mit M für die Geldmenge V für die Umlaufgeschwindigkeit P für das Preisniveau Y für das Produktionsniveau

Merkantilismus Quantitätstheorie

Merkantilismus Quantitätstheorie

Physiokratie Physiokratie François Quesnay (1694-1774)

Physiokratie Artikel : “Fermiers” (1756), “Grains” (1757), “Hommes” (1757) in Encyclopedie Tableau économique (1758) Maximes générales du gouvernement économique d’un royaume agricole (1758) François Quesnay (1694-1774)

Observations sur le mémoire de M. de St.-Péravy (1767) Physiokratie Observations sur le mémoire de M. de St.-Péravy (1767) Valeurs et monnaies (1769) Réflexions sur la formation et la distribution des richesses ([1766] 1769-70) A.R.J. Turgot (1727-1781)