Fachbereich Sprachheilpädagogik
Definition: „Sprache ist ein wertvolles Kulturgut. Sprachkompetenz und Kommunikationsfähigkeit sind nicht nur bedeutsam für die psychosoziale Entwicklung des Menschen, sondern auch wichtige Voraussetzungen für die Bewältigung schulischer Anforderungen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Aufgabe der Sprachheilpädagogik ist es, Kinder mit Sprach-, Sprech-, Redefluss- und Stimmstörungen so zu fördern, dass eine aus der Sprachstörung erwachsende Beeinträchtigung im persönlichen, sozialen, schulischen und beruflichen Lebensbereich verhindert wird (LSR für NÖ VO- Blatt II- 306).“
Sprachheilpädagogik als Integrations- und Handlungswissenschaft Medizin Psychologie Soziologie Phonetik Linguistik
beschäftigt sich mit Bildung und Erziehung sprachlich beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher Diagnostik und Intervention bei Sprach-, Sprech-, Redefluss- und Stimmstörungen
Die Sprachfehler des Kindes Dyslalie Dysgrammatismus Verzögerte Sprachentwicklung Näseln Stottern Poltern
Dyslalie Störung der Artikulation Einzelne Laute oder Lautverbindungen fehlen entweder völlig, werden durch andere ersetzt oder falsch gebildet
Dysgrammatismus Störungen der grammatischen Ebene der Sprache und des Sprechens Unfähigkeit, das morphologische und syntaktische Regelsystem der Muttersprache altersgerecht zu erwerben und/oder zu gebrauchen
Verzögerte Sprachentwicklung Ausbleiben oder ein verlangsamtes, spärliches und fehlerhaftes Einsetzen der kindlichen Sprache nach dem 9. Lebensmonat Von einer Sprachentwicklungsstörung spricht man, wenn sich die Sprachfunktion bis zum 3. Lebensjahr nicht normal entwickelt hat.
Näseln Störung des Stimm- und des Sprachklanges
Stottern …eine zeitweise auftretende, willensunabhängige, situationsabhängige Redeflussstörung
Poltern …sprachliche Gestaltungsschwäche …schnelle, überstürzte, undeutliche Sprechweise …Verschlucken von Lauten, Silben, Wörtern oder Satzteilen … undeutliche und verwaschene Artikulation
Sprachheilpädagogischer Interventionsbedarf Studien zu Sprachentwicklungsauffälligkeiten und Sprachbeeinträchtigungen Studie von Esser, Lehmkuhl und Schmidt (1983) - 399 achtjährige GrundschülerInnen aus dem Mannheimer Raum 10,6% traten Sprechstörungen 6% Sprachentwicklungsverzögerungen Günther & Günther (2004) - Befunde aus der Einschulungsuntersuchung 2001 im Saarland der insgesamt 10.450 Kinder 7,8% „Dysgrammatismus“ bzw. „komplexe Sprachentwicklungsstörung“. 14% Sprechstörungen festgestellt. Günther, Britta & Günther, Herbert (2004): Erstsprache und Zweitsprache. Einführung aus pädagogischer Sicht. Weinheim: Beltz Verlag
Sprachheilpädagogischer Interventionsbedarf Sabine Mader, Krems: Sprachauffällige Kinder bei Schuleintritt in der Landeshauptstadt St.Pölten Untersucht werden 533 SchülerInnen der ersten Klassen der Volksschulen von September bis Dezember 2001 Mader Sabine (2004) Sprachauffällige Kinder bei Schuleintritt in der Landeshauptstadt St. Pölten. mitSprache 4.
Sprachheilpädagogoischer Interventionsbedarf Grimm (2003) - In der Stadt Bielefeld wurde ein Sprachscreening bei 1395 Vorschulkindern im Alter zwischen 4;0 und 5;11 Jahren durchgeführt. Hier liegen allgemeine Ergebnisse, sowie eine getrennte Auswertung der der Gruppe deutschsprachiger Kinder (1014 Kinder) und der Gruppe nicht-deutschsprachiger Kinder (347) vor Grimm, Hannelore (2004): Wie viele Vorschulkinder brauchen tatsächlich eine Sprachförderung? Bedarfsanalyse am Beispiel der Stadt Bielefeld. mitSPRACHE. Fachzeitschrift für Sprachheilpädagogik 2, 38-42.
Ergebnisse der Bielefelder Studie
Ergebnisse der Bielefelder Studie deutschsprachige Kinder nicht-deutschsprachige Kinder
Schlussfolgerungen 15,9 % der Vorschulkinder, die Defizite im syntaktischen und phonologischen Bereich zeigen, werden mit großer Wahrscheinlichkeit später Leseprobleme und andere schulische Probleme ausbilden 24,2 % gelten als Verdachtskinder und sollten im weiteren Entwicklungsverlauf beobachtet werden
Konsequenzen Sprachdiagnostische Überprüfungen im Vorschulbereich Logopädische bzw. sprachheilpädagogische Förderung im Vorschulbereich
Berufsfeld SonderkindergärtnerInnen SprachheillehrerInnen / Diplomierte SprachheilpädagogInnen / SonderschullehrerInnen für sprachgestörte Kinder Logopädinnen und Logopäden
Aufgaben Erhebung des Sprachzustandes Überprüfung des Hörvermögens Betreuung der sprachauffälligen Kinder Beratung der Eltern Legasthenieprävention Interdisziplinäre Zusammenarbeit (KlassenlehrerIn, HNO-Arzt/Ärztin,…)
Zeitschriften mitSprache. Fachzeitschrift für Sprachheilpädagogik und angrenzende Disziplinen. Herausgeber: ÖGS Die Sprachheilarbeit. Fachzeitschrift für Sprachbehindertenpädagogik. Herausgeber: DGS
Links http://www.sprachheilpaedagogik.at http://www.sprachheilpaedagogik.de http://www.dla.at http://www.logopaedie-wnb.at http://www.logopaedie.de
Fortbildung Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik Plattform Sprachheilpädagogik (4 Standorte in NÖ) – kollegiale LehrerInnenfortbildung
Zusammenfassung 1/3 aller Schulanfänger sind sprachlich auffällig Sprechen und Sprache hat eine Vorläuferfunktion für Lesen und Schreiben. Unbehandelte Sprachentwicklungsstörungen können eine Legasthenie verursachen. Sprachheilunterricht bzw. Logopädie für Kinder in der Schuleingangsphase ist notwendiger denn je
Um mit einem Zitat zu schließen: „In jedem Unterricht ist die Sprache das wichtigste Instrument, um Bildung zu vermitteln. Stottern, Poltern, Sprachentwicklungsverzögerungen sind Sprachstörungen, die den normalen Unterricht erschweren, ja oft genug unmöglich machen. Alle mit diesen Sprachbeeinträchtigungen behafteten Kinder bedürfen eines fachmännisch gebildeten Pädagogen, weil ihre Erziehung wie auch der Unterricht darauf Rücksicht nehmen müssen, soll nicht der ganze Erziehungs- und Unterrichtserfolg in Frage gestellt werden (Rothe 1925).“
Danke