Mensch und Technik in der Logistik - Planung und Gestaltung sozio-technischer Systeme - Soziologisches Forschungskolloquium Dortmund, 11. Januar 2005 Stephan Cramer/Tobias Haertel Teilprojekt M14 im SFB 559 Fachgebiet Techniksoziologie
Thema: Planung und Gestalung soziotechnischer Systeme Projektziel: Analyse großer Netze in der Logistik mit dem Instrumentarium des sozio-technischen Systemansatzes Komplexität/Unsicherheit Mensch als Störgröße (erhöht Komplexität) Mensch als Störfallmanager (bewältigt Kompl.) Mensch-Maschine-Interaktion: adäquate Modellierung ist Voraussetzung für Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Erkenntnisziel: Interdependenz menschlicher und technischer Systemkomponenten Theorie (verteilter) sozio-technischer Systeme Entscheidungen durch Menschen und durch Maschinen Verteilte „agency“ (Handlungsträgerschaft)
Erkenntnisziel: Gestaltungsmöglichkeiten komplexer Systeme Entwicklung von Modellen für die Gestaltung komplexer Systeme mit verteilter Handlungsträgerschaft Ziel: Störungs- und risikoarme Systeme Partizipativer Ansatz Partizipation der Anwender Mobilisierung des Erfahrungswissens Erhöhung der Akzeptanz Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Short Sea Shipping, logistische Optimierungen und neue Risiken in verteilten Systemen Stephan Cramer
Gliederung: 1. Gegenstandsbereich Short Sea Shipping 2. Fragestellung 3. Feldforschung 3.1. Reederei 3.2. Terminal: CTA Hamburg 3.3. Schiffsbrücke 4. Fazit Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
1. Short Sea Shipping logistisch optimierte Küstenfahrt integriert in multimodale Netze containerisierter Haus-zu-Haus (nicht Hafen-zu-Hafen) Service Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Warum SSS als Gegenstand? Entwicklungsperspektive SSS economies of scale in der Containerschifffahrt Osterweiterung der EU: Anwachsen des Verkehrsaufkommens „from road to sea“ (EU) als wirtschaftliches und umweltpolitisches Ziel Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Warum SSS als Gegenstand? Schifffahrt als innovatives Handlungsfeld mit Laborcharakter Transformation Gefahren in Risiken Terminus „Agent“ Kontrolle komplexer Prozesse Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
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2. Fragestellung Chancen und Probleme von Technisierungsstrategien und informatisierten Automatisierungen in multimodaler Logistik? Die Rolle der Menschen als Operateur? Empirische Indizien für „Hybridität“ (Rammert und Schulz-Schaeffer)? Veränderter Umgang mit Riskanz? Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
3. Feldforschung folgt Rammert und Schulz-Schaeffer: informatisierte Leitstände in Logistik und Verkehr als Orte hybrider „Entscheidungen“ und „Handlungen“ Reedereien (Disposition) Containerterminals (Transshipment) Schiffsbrücke (Hauptlauf) Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
3.1. Reederei Schifffahrtskaufleute disponieren Container im Haus-zu-Haus-Verkehr zwei parallel laufende Operationen automatisierten Datenübersendung (EDI) an Terminalbetreiber (Lade- und Löschliste) Schiff (Datengrundlage für Stauplanung) Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
telefonische Kommunikation mit allen Beteiligten telefonische Feinabstimmungen Nachbesserung Problembearbeitung Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Interpretation informatisierte Automatisierung: Datenübertragung zwischen Kooperationspartnern (evtl. Entscheidungshilfen Stauplanung) ansonsten permanente telefonische Rückkopplung als soziale und kommunikative Redundanz und Problembewältigungsressource keine Hybridität, keine Symmetrie/Substitution zwischen Menschen und Maschinen Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
3.2. Terminal: CTA Hamburg vollautomatische Ladekräne „Automated Guided Vehicles“ (AGVs) Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Ablauf Transshipment Leitstandbesatzung greift über eine IT-Vorgangskomponente ein Zugriff auf den kompletten Transport vom Lager auf das Schiff Vorgangskomponente „wägt alternative Stellplätze ab“ und berücksichtigt die sich daraus ergebende Auslastung der Umschlaggeräte die IT-Auftragskomponente „ist verantwortlich für ´ihr´ Gerät“ (AGVs, Kräne) Auftragskomponente: lokale Optimierung der Reihenfolge von Zuführungsabläufen Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
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Interpretation Ablauf ist nicht durch Programm determiniert zwischen Mensch und Technik verteilte Abstimmung bei Teilprozessen auf der Ebene der Kausalität und der Kontingenz als Bestimmungsgrößen für Hybridität (Rammert, Schulz-Schaeffer) (3) Intentionalität? Nur dann, wenn diese auf Steuerung reduziert wird Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
3.3. Schiffsbrücke Assistenzsysteme ARPA (Automatic Radar Plotting Aid) Kollisionswarnung als RADAR-Zusatzfunktion Reiseplanung mittels ECDIS (elektronische Seekarte, kombiniert mit RADAR und DGPS) = Navigationsautomatik, z.B. Bestimmung ETA kurzfristigen Routenoptimierung zur Kollisionsvermeidung Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
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„Risikooptimierung“ Projekt an der TU-Berlin, Fachgebiet Mensch-Maschine Systeme: RAS (Risk-Assessment-System): Entscheidungshilfesystem, Integration in automatisierte Schiffsführung Skalierung der Riskanz für verschiedene Teile des Schiffsführungsprozesses (Bahnführung, Reiseplanung, Verkehr, Geschwindigkeit...) Anzeige von Entscheidungsprioritäten Beim Simulatortraining Möglichkeit der Kompetenzbewertung (zu großes oder zu kleines (!) Risiko) Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
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Interpretation verändertes Verständnis von Riskanz als möglicher Nebeneffekt Risiko als Ressource, die immer genutzt werden muss als unhinterfragter Teil routinisierter Praxis: kein „slack“ kein Refugium wenig riskanter Entscheidungen Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
4. Fazit Dispositionspraxis kein geeignetes Umfeld für Einführung verteilten Abstimmungen Handlungsfeld ist sozial zu anspruchsvoll dem Kunden muß die Disposition begründet werden erfordert Echtzeitkoordination Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Terminal Teile des Terminals sind informatisiert automatisierbar Verteiltes Agieren auf den Ebenen Kausalität und Kontingenz unter zwei Voraussetzungen: Enklave die wichtigsten sozialen Verhandlungen sind abgeschlossen Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
„Verteilte“ Assistenzsysteme (Brücke) könnten Entscheidungsprozesse präformieren Einbußen menschlicher „agency“ = Handlungsträgerschaft vor Ort motivieren Adaption, ohne den präformierten Handlungs- und Entscheidungsablauf noch verlassen zu können der menschliche Entscheider hat keine Exit-Option mehr Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Riskanz Transformation menschlicher Entscheidungen als permanent riskante Entscheidungen zentralisierter Kontrolle dezentraler Strukturen als neuer Kontrollmodus (Rochlin) Research Assistant Assistant Professor Substitute/deputy professor - SPP: Journal of the International Science Policy Foundation
Partizipatives Innovationsmanagement im Straßengüterverkehr
Hintergrund Mensch und Technik Skandinavische Technikgestaltung SoTech (Technikgestaltung) Skandinavische Technikgestaltung Interesse: Wie wird Technik gestaltet? Inwiefern ist Technik gestaltbar? Innovationsnetzwerke, Akteurszentrierte Interaktion von Institution und Technik
Partizipation „Le travailleur est le seul véritable expert en ce qui concerne son traivail.“ Benutzbarkeit als Verkaufsargument Abbau von Widerständen Verhinderung von Fehlinnovationen aber auch zunehmend kritisiert... Auffüllen durch Mindmap Baggen/Hemmerle
Quo vadis Technikgestaltung? Zwischen Technikdeterminismus und Konstruktivismus Wird Technik gestaltet? Wann, wo, von wem und inwiefern? Werden die Voraussetzungen zu partizipativer Technikgestaltung erfüllt? Wo findet partizipative Technikgestaltung heute statt? Ist partizipativ entwickelte Technik wirklich besser? Was ist aus den vielen Forschungsprojekten geworden? Sind die Ergebnisse in die Praxis eingeflossen?
Erste Hypothesen Partizipativ entwickelte und implementierte Technik hat Vorteile gegenüber zentralistisch eingeführten Technologien. Es gibt außerhalb der Techniksoziologie aktuell eine technikdeterministische Auffassung, die die Bereitschaft zur Partizipation stark einschränkt. Innovationen im Straßengüterverkehr gehen weit mehr auf ein technology push denn auf ein application pull zurück.
Arbeitsplatz LKW Fahrerassistenzsysteme Trekkingsysteme
Fahrerassistenzsysteme (FAS) Innovationsdruck Vision Zero Kurz vor Markteinführung In der Entwicklung Technische Probleme „menschliche“ Probleme
Beispiel: Der tote Winkel Spiegel vs. FAS Vor- und Nachteile der Lösungen Was kann gestaltet werden? Wer kann/will gestalten?
Der tote Winkel Befragung der Akteure... ...nach... Spiegel-Hersteller FAS-Hersteller Fahrer Unternehmer PAS Versicherer ...nach... Intentionen Mittel Gelingenszuversicht ...um den Stand partizipativer Technikgestaltung benennen und Perspektiven aufzeigen zu können.
Bsp.: Disponentenarbeitsplatz Telerouting
Disponentensoftware Innovationsdruck der Programmierer Technische Möglichkeiten Technische Probleme „menschliche“ Probleme
Disponentensoftware Befragung der Akteure... ...nach... Programmierer Unternehmer PAS ...nach... Intentionen Mittel Gelingenszuversicht Ein Ziel wäre der Vergleich: Zufriedenheit der Disponenten/Unternehmer (Kunden) mit partizipativ/nicht-partiziaptiv entwickelter Software. ...um den Stand partizipativer Technikgestaltung benennen und Perspektiven aufzeigen zu können.
Ausblick Stand der Diskussion partizipativer Technikgestaltung im Straßengüterverkehr „Methodenbaukasten“