Monetäre Bewertung von Naturleistungen -Diskussionsstand-

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 Präsentation transkript:

Monetäre Bewertung von Naturleistungen -Diskussionsstand- Werner Franke Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg Griesbachstraße 1 76185 Karlsruhe E-mail: werner.franke@lubw.bwl.de Tel.: 0721-5600-1424

Grenzengebiete und Spannungsfelder - jenseits von Märken & Idealannahmen externe Effekte Normen, andere Institutionen, Planung illegale Märkte ..... und fließende Übergänge

L. Braat & P. ten Brink (2008), Cost of Policy Inaction – The case of not meeting the 2010 biodiversity target Die weltweiten Kosten aufgrund der Abnahme der Biodiversität betragen im Jahr 2050 rund 14'000 Mia. EUR (mehr als 7% des BIP) – über 2'500 Mia. EUR aufgrund veränderter Landnutzung – fast 11'500 Mia. EUR aufgrund des Rückgangs der Qualität der Biodiversität Verluste bezogen auf einzelne Ökosystemleistungen – C02-Speicherung rund 9'000 Mia. EUR – Luftreinhaltung und Erhaltung der Bodenqualität je rund 2'000 Mia. EUR Europa ist dabei unterproportional stark betroffen und muss mit Kosten von rund 1'100 Mia. EUR im Jahr 2050 rechnen (ca. 4% des europäischen BIP)

The Economics of Ecosystems and Biodiversity (TEEB) dient derzeit bei vielen als Diskussionsgrundlage. TEEB wurde von Deutschland 2007 initiiert. Die Studie wurde unter Schirmherrschaft der UNEP durchgeführt. Der Abschlussbericht ist für Oktober 2010 vorgesehen. Notwendigkeit einer solchen Studie wird damit begründet, dass man auf ökonomische Argumente mit ökonomischen Zahlen antworten muss.

Leiter der TEEB-Studie Pavan Sukhdev, Abteilungsdirektor der Deutschen Bank: Die bisherigen Zwischenberichte zeigen, dass der Rückgang der biologischen Vielfalt im Verbund mit dem Verlust von Ökosystemdienstleistungen weitergehen wird. Die Miteinbeziehung des wahren Werts der biologischen Vielfalt und der ökosystemaren Dienstleistungen in politische Entscheidungen ist das oberste Ziel unserer Arbeiten.

Herausforderungen für Bestimmung ökonomischer Werte für Naturleistungen: • Man kennt das „Gut“ ziemlich schlecht Operationalisierungsschwierigkeiten – von was wollen wir eigentlich den ökonomischen Wert wissen, von Mengenveränderungen (von Arten, Genen, Ökosystemen, Funktionen)? Wie drücken wir Funktionen quantitativ aus? Welche Einheiten messen wir? • Es gibt schier unendlich viele Märkte (erinnere Homogenität); Qualität und Quantität variieren • Die Genauigkeit des ökonomischen Wertes ist nur so hoch, wie die Kenntnis, die man über das Gut hat

Obgleich unser Wohlergehen von „ökosystemaren Dienstleistungen“ abhängig ist, sind sie öffentliche Güter ohne Märkte und Preise. Dies führt dazu, dass sie in unserem Wirtschaftssystem nicht „wahrgenommen“ werden. Es liegt Marktversagen vor, da die tatsächlichen Knappheiten nicht ausgedrückt werden. Wenn es Konsumenten und Unternehmen kostenfrei erlaubt ist, Umweltleistungen in Anspruch zu nehmen, dann bestehen keine Anreize dazu, freiwillig zur Verbesserung der Umweltqualität beizutragen.

Weil die verursachten Umweltschäden nicht in die Kalkulation der Unternehmen eingehen, werden sie auch nicht auf Märkten abgegolten. Eine Möglichkeit, um einer Ökosystemleistung dennoch einen Wert zuzuordnen, ist die Abfrage von Zahlungsbereitschaften. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Nutzen, den bestimmten Naturleistungen stiften, in Wertekategorien einzuteilen und in einem ökonomischen Gesamtwert zusammenzufassen (Herleitung aus neoklassischem Ansatz)

Die Ansätze zur Monetarisierung haben alle mehr oder weniger große Schwächen und Defizite. Moralische Fragen wurden bisher ausgeblendet, sie haben aber in dieser Diskussion eine hohe Bedeutung.

Welche Ökonomisierung? Klärung der normativen Vorannahmen, Menschen-und NaturbilderWürde/Selbstwert versusPreis? Verbot der Monetarisierung per se ?? Würde / Entzug der Abwägbarkeit für die gesamte Natur oder Einzelnes !? Umgang mit (Un)Ersetzbarkeit!

Was kann überhaupt „gemessen“werden und wie korreliert dies mit Handlungen? Ermittlung eines „richtigen“ Geldwerts für •Natur als Heimat •Gefühle •Wissen über Biodiversität •…andere Eigenwerte?

Die Aufgabe wird darin liegen, zukünftig von der neoklassischen Ökonomik zu einer neuen politischen Ökonomie der Natur zu gelangen!

Vielen Dank für Ihr Interesse! Werner Franke, 25.03.2017