Menschen mit Behinderungen: Herausforderungen in der Sanitärversorgung Sektorvorhaben Menschen mit Behinderungen Oktober 2011
Behinderung und Entwicklung (Einführung) circa 1 Milliarde Menschen leben weltweit mit Behinderungen dies entspricht ungefähr 15% der Weltbevölkerung viele der von Behinderung betroffenen Menschen leben in Armut Armut und Behinderung bedingen sich gegenseitig 80% Menschen mit Behinderungen leben in Entwicklungsländern Ein Drittel der Kinder im Grundschulalter, die nicht zur Schule gehen, haben eine Behinderung
Definition Behinderung Artikel 1 Satz 2 des Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen: Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen oder gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können
Ein Teufelskreis von Armut und Behinderung Quelle: VENRO-Handbuch inklusive Entwicklung: Gewusst wie - Menschen mit Behinderung in Projekte der Entwicklungszusammenarbeit einbeziehen, Februar 2010 .
UN - Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Übereinkommen ist das erste universelle Rechtsinstrument, das bestehende Menschenrechte bezogen auf die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen konkretisiert Rückgriff auf die wichtigsten Menschenrechtsverträge der Vereinten Nationen Artikel 32 der Konvention betont die internationale Zusammenarbeit Artikel 9 betrifft die Barrierefreiheit Ziel: Die gleichen Rechte und Grundfreiheiten von Menschen mit Behinderungen Übereinkommen und Protokoll sind seit März 2009 für Deutschland verbindlich Referenzdokument, auf dessen Grundlage in Zukunft neue Entwicklungen in der Sozialpolitik angestoßen und beurteilt werden
Sanitäre Anlagen: Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen Technische Barrieren Generell große Schwierigkeiten beim Zugang zu sanitären Anlagen: Treppen stellen ein Hindernis dar Latrinen zu schmal, um diese mit Rollstühlen/Krücken und anderen Hilfsmitteln zu erreichen Toilettentüren zu schmal fehlende Haltegriffe fehlende Sitz- und Stützmöglichkeiten schlechte Beleuchtung mangelnde Farbkontrastierung rutschige und schmutzige Böden schwieriger Zugang zu Wasser (zur Reinigung)
Sanitäre Anlagen: Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen Soziale Barrieren Unwissenheit der SchuldirektorInnen, LehrerInnen, Bauherren und Installateuren „Unsichtbarkeit“ der Kinder mit Behinderungen wegen entsprechender Unzugänglichkeit der sanitären Anlagen, kommen Kinder mit Behinderungen nicht zur Schule Vorurteile und Diskriminierung Nichttrennung nach Genderaspekten mangelnder Respekt der Privatsphäre sanitäre Anlagen sind Orte mit erhöhtem Risiko der Belästigung Art der Beeinträchtigung spielt gewichtige Rolle
Sanitäre Anlagen: Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen Gesundheitsrisiken mangelnde Sanitärhygiene – Hauptursachen für Behinderungen Einhalten der Bedürfnisse kann zu Folgeerkrankungen führen Vermeidung von Mahlzeiten kann zur Mangelernährung führen erhöhtes Verletzungsrisiko bei der Nutzung von nicht barrierefreien sanitären Anlagen besonders bei Dunkelheit
Lösungsvorschläge - Prinzipien Menschen mit Behinderungen schon bei der Planung von sanitären Anlagen beteiligen wichtig ist, aus der Sicht von betroffenen Personen zu bauen Innovationsfähigkeit nutzen kostengünstige, angepasste Materialien verwenden Achtung: nur 1-2% Mehrkosten für Barrierefreiheit http://siteresources.worldbank.org/DISABILITY/Resources/Universal_Design.pdf http://www.cbm.org/article/downloads/54741/CBM_Accessibility_Manual_April_09dis.pdf Rücksicht auf die Belange von Frauen und Mädchen mit Behinderungen nehmen Sensibilisierung von kommunalen Gemeinschaften, SchuldirektorInnen, LehrerInnen, Bauherren und Installateuren ist Grundlage für Erfolg
Sanitäranlagen für alle barrierefrei gestalten stufenloser Zugang / Zugang mit Geländer sichern Haltegriffe und großzügige Türgriffe feste oder mobile Sitz- und Stützgelegenheit genügend Raum um die Türen von außen und innen zu öffnen und zu schließen entsprechend Platz lassen um manövrieren zu können und damit eine Hilfskraft dabei sein kann leichter Zugang zu Wasser oder hygienischen Artikeln nach dem Toilettengang (niedrige Bauweise) Lichtverhältnisse / Höhe der Lichtschalter beachten Farbkontraste erstellen
Fazit Zugänglichkeit von Sanitäranlagen ist menschenrechtlich geboten kultureller und regionaler Kontext muss berücksichtigt werden Zugänglichkeit: ermöglicht Kindern mit Behinderung den Besuch der Schule ist Voraussetzung zur Teilhabe in der Gesellschaft verbessert die Hygiene Kann Konsequenzen von Mangelernährung vorbeugen leistet direkten Beitrag zur Erreichung der MDG Foto: WASH Ethiopia 2006
Vorschlag für barrierefreien Zugang für Menschen mit Einschränkungen im Sehvermögen United Republic of Tanzania, National Guideline for School Water, Sanitation and Hygiene (SWASH) in Tanzania, 2010
Vorschlag für sanitäre Anlage mit Haltegriffen United Republic of Tanzania, National Guideline for School Water, Sanitation and Hygiene (SWASH) in Tanzania, 2010
Vorschlag Anlage mit rollstuhlgerechter Reinigungsmöglichkeit United Republic of Tanzania, National Guideline for School Water, Sanitation and Hygiene (SWASH) in Tanzania, 2010
Literatur- und Quellenhinweise Jones, H. E., Reed, R.A. 2005b. Water and Sanitation for Disabled People and Other Vulnerable Groups: Designing Services to Improve Accessibility, Loughborough University www.wedc.iboro.ac.uk/index.html United Republic of Tanzania, 2010: National Guideline for School Water, Sanitation and Hygiene (SWASH) in Tanzania Conant, J., 2004, Sanitation and Cleanliness for a Healthy Environment: http://www.sswm.info/sites/default/files/reference_attachments/HESPERIAN%20FOUNDATION%202004%20Sanitation%20Cleanliness%20for%20a%20Healthy%20Environment.pdf GTZ, 2010: Was man wissen sollte zum Thema Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit – 10 mal nachgehakt http://www.gtz.de/de/dokumente/gtz2010-0477de-behinderung-ez.pdf GIZ, 2011: Making sustainable sanitation inclusive for persons with disabilities : http://www.susana.org/docs_ccbk/susana_download/2-1210-giz2011-sustainable-sanitation-and-disability-version-12.pdf Für weitere Informationen: GIZ Sektorvorhaben Menschen mit Behinderungen disability@giz.de, ingar.duering@giz.de (Projektleiterin)
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Inhalt Behinderung und Entwicklung (Einführung) Definition UN – Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen in der Sanitärversorgung Lösungsvorschläge Beispiele für behindertengerechte sanitäre Anlagen Literatur- und Quellenhinweise
Beispiele für Initiativen der GIZ BMZ Politikpapier „Behinderung und Entwicklung“ 2006 Seit 2010 Sektorvorhaben mit Ziel, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der deutschen EZ zu verbessern Multi-Ebenen Ansatz Beispiele: Infrastruktur: Studie zu Barrierefreiheit im Infrastruktur-Sektor (STAKES) 2004 Inklusive Not- und Übergangshilfe in Haiti Chile: Reform des sozialen Sicherungssystems - nationales Modell zur inklusiven frühkindlichen Erziehung Usbekistan: Förderung von Berufsausbildung in ICT für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen Politik- und Strategieberatung Information und Sensibilisierung Unterstützung auf Umsetzungsebene