Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen Akute Krisen in der Betreuung Jugendlicher Dobernig; 21.6.2007 © 2006 by Dobernig & Kollmann
Zeitstruktur und Inhalt 13.00 bis 16.00 incl. Pause ☺ Jugendliche Arten von Krisen (Traumatische Krise; Suizidalität; Soziale Krise) Interventionsmöglichkeiten Eigene Anteile Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Definition Krise Eine Krise ist ein inneres Geschehen, das dadurch gekennzeichnet ist, dass eine Person das Gefühl hat, dass ihre Bewältigungsmöglichkeiten erschöpft sind. Eine Krise kann sich auch in Beziehungen entwickeln in dem Sinne, als die Möglichkeiten der Interaktionspartner erschöpft sind, gemeinsam Probleme zu lösen. Das bedeutet: die Personen selbst bzw. ihre Angehörigen können entscheiden, wann und ob sie eine Krise haben KIT kommt nur mit Einverständnis der Angehörigen Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Die Reaktion auf Krisen ist abhängig von... Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Die Reaktion auf Krisen ist abhängig von... Individuellen Verhaltensstilen Alter Entwicklungsstand Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Allgemeines Krisen sind sowohl in der individuellen Entwicklung des Einzelnen als auch im Zusammenleben etwas Normales und Selbstverständliches. Besonders in sozialpädagogischen Institutionen gehören Krisen zum Alltag. Die betreuten Jugendlichen sind auf Grund ihrer Lebensgeschichte und der aktuellen Lebenssituation krisenanfälliger als viele Altersgenossen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Prioritäten richtig setzen Im Krisenfall haben Vorrang: Schutz der betroffene Menschen Entlastung und Betreuung der Beteiligten Organisation der erforderlichen Hilfe Maßnahmen zur Eindämmung des Schadens bzw. zur Vermeidung einer Eskalation Information der Umgebung Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Jugendliche in Krisen ... zeigen häufig eine Mischung aus erwachsenen und kindlichen Reaktionen ... denken nicht immer so rational wie Erwachsene ... brauchen daher viel emotionale Zuwendung ... lassen sich ablenken ... fühlen sich in Anwesenheit vertrauter Personen sicherer ... reagieren sensibel auf Körperkontakt ... zeigen nach Krisen erhöhtes Risikoverhalten Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Was Jugendlichen hilft Alltagsroutinen geben Sicherheit Verfügbarkeit von Handlungsmöglichkeiten Jugendliche brauchen mehr Zuwendung (etwa Erklärungen; Normalisieren der Reaktionen; Ermutigungen; Möglichkeiten zu fragen) Jugendliche zeigen aber auch Abwehr Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Abwehr respektieren! Abwehr respektieren als Möglichkeit, mit der Situation klarzukommen. Nicht zum Sprechen zwingen. Sprechen lassen aber nicht ausfragen. Spiel und Ablenkungsmöglichkeiten einbauen („Schonraum“). Grenzen respektieren und Zeit geben. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Probleme von Jugendlichen in der Akutsituation Vertrauen gestört / Vertrauensbruch Bedürfnis nach Sicherheit Probleme mit dem Verstehen Nicht alle Emotionen verfügbar Aggressionen Wut Schuldgefühle bzw. –zuweisungen Schamgefühl Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Wiederermächtigungsmodell Ziel ist die Wiedergewinnung der Bewältigungskompetenz. Krisenintervention ist nicht Psychotherapie. Empathie alleine genügt nicht. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Arten von Krisen Traumatische Krise Suizidalität Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Arten von Krisen Traumatische Krise Suizidalität Soziale Krise/Konflikt Auf welche Arten von Krisen müssen Kriseninterventionsteams vorbereitet sein? Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Traumatische Krisen werden ausgelöst etwa durch: Tod, drohender Tod oder schwere Verletzung/Erkrankung naher Bezugspersonen Miterleben von Tod, drohendem Tod oder schwerer Verletzung/Erkrankung anderer Personen Eigene schwere Verletzung/Erkrankung oder Lebensgefährdung (Misshandlungen, Vergewaltigung, Gewaltverbrechen) Plötzlicher Verlust vertrauter Menschen und sozialer Sicherheit Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
„Klassische“ Krise Suizidalität: Soziale Krise: Diese Form der Krise kann aus traumatischen Krisen relativ rasch entstehen. Soziale Krise: Eskalierende Konflikte, meist im nahen sozialen Umfeld. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Interventionsschwerpunkte Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Interventionsschwerpunkte Traumatische Krise Trauer und Abschied ermöglichen Suizidalität Stabilisieren Konflikt De-eskalieren Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Traumatische Ereignisse Durch eine Überstimulierung aller Sinne so stressbeladen, dass sie unsere gewöhnlichen Bewältigungsstrategien überfordern. Sie lösen aus: Intensive Angst, extreme Gefühle von Hilflosigkeit, Kontrollverlust. Emotionalen Schock: Verwirrung und massive Erschütterungen der kognitiven Funktionen, Affektsteuerung und Körperregulation. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Phasen der Traumaverarbeitung Zeitweise Überwältigung, Fokussierung, Verlust des Zeitgefühls Normal Intrusive Gedanken, Bilder und Übererregtheit Aktivierung von Schutzmechanismen Ereignis Wiederherstellen von Bewältigungsstrategien sowie der Lebens- und Leistungsfähigkeit Zeit Gefühl des vollkommenen Kontrollverlustes Einseitige Bewältigungsstrategien (Alkohol, Drogen, ...) Überflutung mit traumabezogenen Gedanken und Bildern Verlust der Fähigkeit den Alltag zu bewältigen Pathologisch Extremes Vermeidungsverhalten, Unterlassungshandlungen Psychosomatische Reaktionen Verlust der Fähigkeit Schutzmechanismen aufzubauen Suizidalität Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Formen der Belastungsreaktionen und -Störungen akute Belastungsreaktion akute Belastungsstörung Posttraumatische Belastungsstörung während des Ereignisses und bis zu 24 Std. danach massive Stress-Reaktionen / -Symptome individuelle Bewältigungs- und Abwehrmechanismen sollten danach erkennbar zu greifen beginnen (incl. kognitiver Verarbeitung) zwischen 24 Std. und 4 Wochen nach dem Ereignis massive Stress-Reaktionen / -Symptome dauern an oder treten immer wieder auf (unverminderte Intensität) individuelle Bewältigungs- und Abwehrmechanismen zeigen keine oder nur unzureichende Wirkung mehr als 4 Wochen nach dem Ereignis Vermeidung Wiedererleben erhöhte Erregbarkeit (Hyperarousal) Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Folgen von Traumatisierungen PTBS häufig mit anderen Erkrankungen verbunden (88% der Männer und 78% der Frauen haben komorbide psychische Störungen; Kessler et al, 1995). Häufige Symptome sind: Depressionen und Angsterkrankungen, körperliche Symptome, Zwänge, Essstörungen, Substanzabhängigkeiten. Nach Typ 2 Traumatisierungen häufig: Störungen der Regulation von Affekten und Impulsen; der Wahrnehmung oder des Bewusstseins; der Selbstwahrnehmung; in den Beziehungen zu anderen Menschen; Somatisierung; Veränderung von Lebenseinstellungen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Schritte der Krisenintervention Bindung herstellen Explorieren Intervenieren Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Krisenintervention: Bindung herstellen (1) Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Krisenintervention: Bindung herstellen (1) Sicherheit geben/Vertrauen schaffen: Vorstellung wenn nötig, Gesprächsrahmen schaffen Wegführen vom belastenden Inhalt/Ort: Überwältigung unterbrechen Erzählen fördern: Wechsel auf „kognitive“ Ebene Sicherheit geben: Der erste Schritt besteht darin, Bindung zu den zu betreuenden Personen herzustellen. Dies erfordert z.B. dass man sich kurz vorstellt, dass man sich gemeinsam irgendwohin setzt, dass man einen Gesprächsrahmen schafft und versucht Vertrauen aufzubauen. Wegführen vom belastenden Inhalt/Ort: Manchmal ist es wichtig, mit den Personen den Raum zu wechseln oder eine Routinetätigkeit wie Spazieren gehen, Kaffeetrinken vorzuschlagen, um die Überwältigung zu unterbrechen. Speziell bei Kindern ist diese Strategie oft hilfreich. Man wird auch immer wieder nach Dingen fragen, die vom belastenden Inhalt wegführen. Erzählen fördern: Das Erzählen der Geschichte bringt die Personen dazu auf die „kognitive Ebene“ zu wechseln und wirkt strukturgebend. Zudem gibt das Erzählen den Betroffenen das Gefühl der Kontrolle wieder, da sie merken, dass das Weinen unterbrochen werden kann. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Krisenintervention: Bindung herstellen (2) Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Krisenintervention: Bindung herstellen (2) Abwehr respektieren: Respektieren wenn jemand keine Betreuung für sich will, wenn jemand Distanz lieber hat. Dabei bleiben: Sich nicht aufdrängen, aber so lange dabei bzw. in der Nähe bleiben bis man den Zustand der Personen abschätzen kann! Abwehr respektieren: Es ist im Fall der Abwehr wesentlich, dass man sich den Personen nicht aufdrängt und dass man sie nur dann konfrontiert, wenn es unbedingt notwendig ist. Auch wenn sich jemand nicht allzu sehr mit der Situation konfrontieren möchte ist dies zu akzeptieren. Bedenke: Die betroffenen Personen schwanken meist zwischen Abwehr und Überwältigung. Wesentlich ist es, dieses Schwanken mitzumachen und nur dann einzugreifen, wenn die Person im einen der beiden Extreme „fest hängt“. Dabeibleiben: Sich aufzudrängen ist ein schwerer Fehler in der Krisenintervention. Ebenso schwerwiegend ist es aber, sich zu früh zurückzuziehen. Fast immer z.B. sagen die betroffenen Personen nach kurzer Zeit „Sie können jetzt ruhig gehen, es geht schon wieder“, weil sie sich im Moment besser fühlen und weil sie denken man würde als Sanitäter woanders gebraucht. Die Antwort dass man für sie Zeit habe, gibt in diesem Fall meist viel Sicherheit. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Krisenintervention: Explorieren Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Krisenintervention: Explorieren Vor allem bei nicht bekannten Ereignissen nötig Geschichte (behutsam) erfragen Auf keinen Fall vor einem Monat nach dem belastenden Ereignis. Alle drei Symptombereiche müssen auftreten. Die Person muss durch die Symptome in ihrem Leben nachhaltig beeinträchtigt sein. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Krisenintervention: Intervenieren Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Krisenintervention: Intervenieren Rahmen schaffen: äußere Struktur Struktur in die Ereignisse bringen Überblick bewahren Entscheidungen respektieren Normalisieren Positive Bewältigung fördern Informationen weitergeben Vorausdenken Sicherstellen von Auffangnetzen Kommunikation unter den Betroffenen fördern Soziale Ressourcen nutzbar machen Auf keinen Fall vor einem Monat nach dem belastenden Ereignis. Alle drei Symptombereiche müssen auftreten. Die Person muss durch die Symptome in ihrem Leben nachhaltig beeinträchtigt sein. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Suizidalität Jugendliche als eine Risikogruppe für Selbstmorde, da sie dazu neigen, ihre Gefühle und Stimmungen auszuagieren, statt darüber zu reden. Selbstmorde unter Jugendlichen als 2. häufigste Todesursache dieser Altersgruppe (nach Unfalltod); in etwa bei 5% (Wolf, 1985). Geschlechtsrelation: 1: 3; Mädchen: Jungen. Suizidversuche etwa 10 mal so häufig. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Selbstgefährdung (2) Katamnestisch (nach 10-15 Jahren) sind 10% der Jungen und 2.9% der Mädchen an vollenendetem Suizid verstorben (Otto, 1972). Häufigkeit ernsthafter Suizidabsichten bei Jugendlichen: 27 bis 51% Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Ursachen Todesphantasien in der Pubertät sind übliche Mechanismen, um mit Kränkungen (v.a. des Selbstwertgefühles) umzugehen. Bei Risikofaktoren kann es jedoch zu schweren psychischen Krisen und zu Suizidhandlungen als missglücktem Konfliktlösungsversuch kommen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Risikofaktoren Störung der familiären Interaktionen Vorliegen einer psychiatrischen Erkrankung Psychische Traumatisierung in der Kindheit Körperliche Traumatisierung in der Kindheit Selbstmordmeldungen im Freundeskreis oder in den Medien Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Gruppen gefährdeter Jugendlicher Schizophrene bzw. psychotische Jugendliche Risiko einer Suizidhandlung bei ca. 25% Nach Traumatisierung und depressiver Entwicklung in depressiv-narzistischer Krise Suizidale Handlungen am Ende eines Prozesses von Erfahrungen von Isolation, Verlust der Zielperspektive, Gefühlen der Zurückweisung und Mißverstandenwerdens Jugendliche mit Persönlichkeitsstörungen häufig vom Borderlinetyp. Starke Selbstverletzungstendenzen sowohl „oberflächlich“ als auch schwere Selbstverletzungen Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Suizid-Interventionen Nehmen Sie jede Selbsttötungsabsicht ernst! Sprechen Sie bei Verdacht dieses Thema von sich aus an. Beachten Sie folgende Kriseninterventions-Checkliste! Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Suizid-Interventionen: Checkliste (1) Offenes Nachfragen und Ansprechen der Suizidalität (wann, wie, wo, Vorbereitungen). Nehmen Sie selbst- und fremdgefährdende Aussagen ernst. Versuchen Sie eine persönliche Beziehung aufzubauen. Nehmen Sie sich Zeit und arbeiten Sie sorgfältig und vorsichtig, um Vertrauen aufzubauen. Richten Sie das Augenmerk auf die momentane Situation und das momentan bestehende Problem und lassen Sie sich nicht von alten Geschichten ablenken. Nehmen Sie Gedanken und Gefühle auf, akzeptieren Sie diese, stimmen Sie ihnen aber nicht zu! Versuchen Sie die Gefühle in Grenzen zu halten. Nicht gegen Suizidalität anreden. Bestimmen Sie die Zugehörigkeit zu Risikogruppen. Kein schneller Trost, kein moralisches Bewerten, keine schnellen Ratschläge. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Suizid-Interventionen: Checkliste (2) Vorsicht: Menschen, die sich selbst gefährden, können auch Sie gefährden. Keine Störung: Lassen Sie so wenig Unterbrechungen wie möglich zu, es sollte nur ein Helfer die Unterhaltung führen. Erarbeiten Sie mit dem Betroffenen realistische Alternativen zum Selbstmord. Versprechen Sie nichts, was Sie nicht auch halten können oder über das Sie keine Kontrolle haben. Nicht weggehen, ohne den weiteren Verlauf genau festzulegen. Versuchen Sie das Einverständnis der Person zu dem weiteren konkreten Vorgehen zu erhalten. Wenn keine Kooperationsbereitschaft aktive Übernahme der Verantwortung, stationäre Aufnahme veranlassen. Falls der Suizid durchgeführt wurde, kümmern Sie sich um die Angehörigen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Selbstmord eines Elternteils Trauer nach einem Verlust durch Suizid ist besonders schwer zu bewältigen Scham Schweigen Isolation Schuldgefühl Wut Gedankenkreisen Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Soziale Krisen Soziale Krisen sind Situationen, in denen eine Gruppe von Personen nicht mehr in der Lage ist, gemeinsame Probleme zu lösen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Grundregeln bei sozialen Krisen Unterbrechen: Sich vorstellen und Grunddaten erheben Fakten abfragen: Was ist passiert? Personen zuerst getrennt sprechen lassen Gemeinsam nach einer kurzfristigen Lösung suchen Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Grundregeln bei sozialen Krisen Klare Struktur vorgeben: Erklären, dass man nur für die kurzfristige Problemlösung da ist. Auf Sicherheit Aller achten! Keine Ursachenforschung betreiben: Exploration beschränkt sich auf die unmittelbare Situation. Sachliche Ebene betonen: Keine gegenseitigen Beschuldigungen, keine Involvierung Dritter, Neutralität wahren. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Kriseninterventionskonzept „Bella“ Interventionskonzept für akute Krisensituationen: Unmittelbare Hilfe, die sofort einsetzt unmittelbare Ziele Beziehung aufbauen Erfassen der Situation Linderung von Symptomen Leute einbeziehen, die unterstützen Ansatz zur Problembewältigung Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Kriseninterventionskonzept „Bella“ Beziehung aufbauen Schaffe einen einladenden Anfang Höre aufmerksam und einfühlsam zu vermittle, dass du ihn ernst nimmst und dir seiner Schwierigkeiten bewusst bist Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Kriseninterventionskonzept „Bella“ Erfasse die Situation Befasse dich: mit den Gründen der Situation mit dem Krisenanlass und den davon unmittelbar Betroffenen mit der derzeitigen Lebenssituation (auch und vor allem mit dem Hier und Jetzt) mit möglichen Veränderungen durch die Situation Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Kriseninterventionskonzept „Bella“ Linderung der schweren Symptomatik Gehe auf die emotionelle Situation des Klienten ein: Panik Depression Suizidrisiko versuche, zu entlasten ordnen zu lassen durch Übungen entspannen falls wirklich notwendig: auch medikamentöse Hilfe (v.a. bei Suizidgefahr) Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Kriseninterventionskonzept „Bella“ Leute einbeziehen, die unterstützen Versuche, Hilfesysteme des Klienten von ihm selbst einsetzen zu lassen. Wenn notwendig: auch Hilfesysteme wie z.B. Institutionen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Kriseninterventionskonzept „Bella“ Ansatz zur Problembewältigung finden Verhilf dazu, das eigentliche Problem zu definieren Widersprüchlichkeiten zu sehen die gefühlsmäßige und reale Bedeutung des Problems zu erfassen sich für eine Veränderung zu entscheiden Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Grundprinzip der Gesprächsführung Stressbewältigung Schulungskonzept Busfahrer Grundprinzip der Gesprächsführung Balance von Überwältigung und Abwehr/Vermeidung. Man versucht, die Personen in ihrem Schwanken zwischen beiden Zuständen behutsam zu begleiten. Extremzustände werden damit abgefangen. Das allgemeine Grundprinzip der Gesprächsführung besteht in der Balance von Überwältigung und Abwehr/Vermeidung. Man versucht, die Personen in ihrem Schwanken zwischen beiden Zuständen behutsam zu begleiten und Extremzustände abzufangen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig © 2006 by Dobernig & Kollmann
Umgang mit Überwältigung (1) Sich zurückhalten Dabeibleiben Aushalten Nicht agieren Hektik vermeiden Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Umgang mit Überwältigung (2) Kontinuierlich versuchen, ein Gespräch zu beginnen Struktur ins Gespräch bringen Distanz zum belastenden Inhalt aufbauen Grenzen erkennen Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Umgang mit Vermeidung Dabeibleiben Langsam zum Thema bringen Geduld haben Schweigen aushalten Grenzen erkennen Evtl. vorsichtig aber hartnäckig konfrontieren Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Aggressive Jugendliche soweit möglich: Aggressionen aushalten bzw. ignorieren klare Grenzen und Instruktionen vorgeben sich nicht auf Diskussionen einlassen Allerdings: Bei aggressiven / gefährlichen Personen müssen Sie in erster Linie sich selbst schützen Beachten Sie folgende Kriseninterventions-Checkliste! Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Aggressive Jugendliche: Checkliste (1) Grundsätze: Handeln Sie nicht unüberlegt, hole Hilfe (Polizei) und halte Abstand Die Situation kann sich unvorhersehbar entwickeln Erinnern Sie sich, daß Gewalttätigkeit aus einer Verteidigungshaltung entspringt Gewalttätigkeiten sind typischerweise zeitlich eng begrenzt, die Zeit arbeitet für Sie Umgebung: Schaffen Sie eine ruhige Umgebung, vermindern Sie Reize und verhindern Sie Störungen von außen Schneiden Sie der Person keine potentiellen Fluchtwege ab und treiben Sie sie nicht in die Enge Behindern Sie die Polizei nicht in ihrer Arbeit zur Lösung der Situation Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Aggressive Jugendliche: Checkliste (2) Interventionen: Die beste Vorhersage zur Entwicklung der Situation ergibt sich aus der Analyse früherer Gewalttätigkeiten Strahlen Sie Ruhe aus und geben Sie der Person das Gefühl, keine Gefahr darzustellen Überstürzen Sie nichts, vermeiden Sie plötzliche Bewegungen und laute Geräusche Es sollte jeweils nur eine Person sprechen Unterlassen Sie alles, was die Person provozieren, ärgern oder ängstigen könnte Erkunden Sie die Umstände, die zur momentanen Krise geführt haben Akzeptieren Sie die Gefühle der Person und nehmen Sie sie so an, wie sie sind Fragen Sie die Person selbst nach einer Lösung für die Situation Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Aggressive Jugendliche: Checkliste (3) Interventionen (Fortsetzung): Finden Sie heraus, womit Sie hilfreich sein können Werden Sie nicht unnötig laut Alkohol, Drogen und psychische Störungen begünstigen Gewalttaten Fragen Sie nach, ob die Person schon gegessen hat und bieten Sie gegebenenfalls etwas zu essen oder (nicht alkoholische) Getränke an Zeigen Sie Fürsorge Trennen Sie die an der Auseinandersetzung Beteiligten voneinander Hören Sie nicht auf, (sinnvoll) zu fragen und achten Sie genau auf die Antworten Erfüllen Sie „angebrachte“ Wünsche der Person Eröffnen Sie der bedrängten Person Alternativen Fassen Sie eine aufgebrachte Person nicht an! Nutzen Sie die Möglichkeiten, denen die Person Vertrauen schenkt Bringen Sie der Person Anerkennung für jede Kooperation entgegen Die Behörden sollten so schnell wie möglich die Kontrolle über die Situation übernehmen Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Extreme Reaktionsstile auf Berichte von Traumen (nach Wilson & Lindy, 1994); auch bei Krisen Abwehr, Abwertung - Abweisender Gesichtsausdruck - Unwillen oder Unfähigkeit, die Geschichte aufzunehmen, zu glauben oder zu verarbeiten - Distanzierung Folgen - Defensivität: nicht nachfragen - Teilnahme an der „Verschwörung des Schweigens“ Überidentifizierung - Unkontrollierte Affekte - Rächer- oder Rettungsphantasien - Rolle als Leidens- oder Kampfgenosse - „Hochspannung“ - Grenzverlust - Überbelastung (Burn-out) Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Möglichkeiten in Krisen zu helfen Man kann aber Opfern die Angst nehmen,... dass man allein ist und niemand die Gefühle und das innere Chaos verstehen kann. die Kontrolle über das verbliebene Leben zu verlieren. das Erlebte nicht auszuhalten, zusammenzubrechen. man kann helfen, anstehende Aufgaben anzugehen und erste Lösungen zu finden und wieder eine Zukunftsperspektive – wenn auch eine traurige – zu erhalten. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Ängste in der Krisenintervention Angst vor dem Unbekannten „Was kommt auf mich zu?“ Angst, mit Opfern zu sprechen „Jemanden seelisch wieder zu verletzen“ (Re-Traumatisierung) Angst hilflos zu werden „Was soll ich jetzt nur tun?“ Angst vor körperlichen Reaktionen ... zittrige Stimme, tränende Augen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Wo kann man nicht helfen Niemand kann das erfahrene Leid (Verlust von Angehörigen, körperliche Verletzungen, Zerstörung der Lebensgrundlage...) ungeschehen machen, kann den Schmerz und die Trauer heilen. Niemand kann die Last abnehmen, die Opfer und Hinterblieben zu tragen haben. Hilfe auf dieser Ebene führt zum Gefühl als Helfer hilflos und in weiterer Folge auch schuldig zu sein. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Eigene emotionale Beteiligung in der Krisenintervention Ohne emotionale Beteiligung gelingt es Helfern in der Krisenintervention nicht, eine Bindung herzustellen. Die eigene emotionale Beteiligung ist in der Krisenintervention deshalb ein wesentliches Werkzeug. Wenn Helfer dieses „Werkzeug“ nicht beherrschen, richten sie Schaden an bzw. erleiden sie selbst Schaden. Empathie, Akkuratheit der Personenwahrnehmung oder soziale Sensitivität = das Verstehen und Nachvollziehen (Decodierung) fremden Erlebens. Bei entsprechender Empathie fühlen sich die Betreuten verstanden und sehen sich so eher in der Lage, offen über sich selbst bzw. das Erlebte zu erzählen. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig
Emotionale Beteiligung zeigt sich in der Gefühlsansteckung Gefühle und Affekte werden unbewusst übernommen, also ohne von einer Einsicht kontrolliert zu sein (z.B. Kinder weinen oftmals gleichzeitig). In der Krisenintervention können Gefühle und Affekte der „Klienten“ bei Helfern so ähnliche Gefühle auslösen. Helfer fühlen sich dann z.B. hilflos der Situation ausgeliefert, ohnmächtig, wütend ... ohne sich bewusst zu sein, dass sie dieses Gefühl übernommen haben. Gefühlsansteckung bedeutet nicht nur das unbewusste Übernehmen belastender Gefühle, sondern kann bei Helfern zur Angst vor... Kontrollverlust. Hilflosigkeit. führen. Diese Ängste müssen abgewehrt werden. Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig