Zur geschichte der deutsch-georgischen Literatur

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 Präsentation transkript:

Zur geschichte der deutsch-georgischen Literatur Levan Tsagareli Ilia State University

FORSCHUNGSZIEL Imagologische Aspekte der Repräsentation Georgiens in der deutsch-georgischen Literatur Besonderheiten des nationalen Selbstbildes in der Literatur von georgischen Emigranten Wandel des nationalen Selbstbildes in der Literatur von georgischen Emigranten

FORSCHUNGSÜBERBLICK 1 Zu Grigol Robakidse: Kirschke Tamara: Grigol Robakidse und sein literarisches Schaffen. (Darmstädter Arbeiten zur Literaturwissenschaft und Philosophie). Tectum. 2014. Gagnidse, Nugescha & Margret Schuchard: Grigol Robakidse (1880- 1962): Ein georgischer Dichter zwischen zwei Sprachen und Kulturen. (Berichte aus der Literaturwissenschaft). Shaker. 2011. Zu Nino Haratischwili: Amodeo, Immacolata. Nino Haratischwili. In WortWelten: Positionen deutschsprachiger Gegenwartsliteratur zwischen Politik und Ästhetik, hg. Amodeo, Immacolata. Sulzbach/Taunus: Helmer, 2011, 195-198 Müller-Wesemann, Barbara. Ich, Du: Ist es eine Möglichkeit von Wir? Über Nino Haratischwili, eine georgische Autorin und Regisseurin in Deutschland. In Radikal weiblich?: Theaterautorinnen heute, hg. v. Künzel, Christine. Berlin: Verl. Theater der Zeit, 2010, 217-230 Müller-Wesemann, Barbara. Ich erfinde immer einen Kern, der mir selber weh tut. Ein Gespräch mit Nino Haratischwili. In Radikal weiblich?: Theaterautorinnen heute, hg. v. Künzel, Christine. Berlin: Verl. Theater der Zeit, 2010, 231-240.

FORSCHUNGSÜBERBLICK 2 Zu Giwi Margwelaschwili: Gansel, Carsten. Giwi Margwelaschwili – Leben im Ontotext. Poesie – Poetik – Philosophie. Neubrandeburg, Berlin: federchen Verl., 1992. Grub, Frank Thomas. Zwischen »Realwelt« und »Buchwelt« - >deutsch< und >georgisch<. Zur Prosa des Schriftstellers Giwi Margwelaschwili. In Grenzüberschreitungen : Wege zwischen Okzident und Orient, hg. v. Hoof, Cor van. St. Ingbert: Röhrig, 2012, 223-254 Grub, Frank Thomas. »Ich bin eine Buchperson«: Zur Funktion metafiktionaler Schreibstrategien bei Giwi Margwelaschwili. In Metafiktion: Analysen zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, hg. v. Bareis, J. Alexander. Berlin: Kulturverl. Kadmos, 2010, 35-60 Andronikashvili, Zaal. Kollektive Integrität als Integrationshindernis. "Aluda" im Spiegel von "Muzal". Monatshefte, 1 July 2005, Vol.97(2), 289-307. Kartosia, Alexander. Zwischensprachspiel. Eine Betrachtung an einem Beispiel aus dem Muzal-Roman von Giwi Margwelaschwili. In Konflikt - Grenze - Dialog : kulturkontrastive und interdisziplinäre Textzugänge ; Festschrift für Horst Turk zum 60. Geburtstag, hg .v. Turk, Horst & Jürgen Lehmann. Frankfurt am Main; Wien [u.a.]: Lang, 1997, 223-227.

FORSCHUNGSÜBERBLICK 3 Zu georgisch-deutschen literarischen Beziehungen: საგინაშვილი, ნელი: ქართულ-გერმანული ლიტერატურული ურთიერთობების კვლევის ისტორია. კრებულში: ქართულ-საზღვარგარეთული ლიტერატურული ურთიერთობების კვლევის ისტორია, რედ. ელგუჯა ხუნთიბიძე. თბილისი: თსუ, 2011. გვ. 286-352. Zur Repräsentation Georgiens in europäischen Quellen: კაკაბაძე, ნოდარ. კავკასია და საქართველო გერმანულ ლიტერატურაში. - თბ. : საბჭ. საქართველო, 1963. თვარაძე, ალექსანდრე: საქართველო და კავკასია ევროპულ წყაროებში: XII-XVI საუკუნეთა ისტორიოგრაფიული და კარტოგრაფიული მასალის საფუძველზე; თსუ, საზღვარგარეთის ლიტ. ისტორიის კათედრა. - თბ., 2004. Zur (georgischen) interkulturellen Literatur: კარტოზია, ალექსანდე, ნათელა ჩიტაური, შორენა შამანაძე, ნინო პოპიაშვილი, ირინე მოდებაძე, ნინო გაგოშვილი. ქართული მწერლობის ინტერკულტურული მოდელი და ნაციონალური იდენტობის პრობლემა. თბილისი: უნივერსალი. 2016. Chiellino, Carmine. Interkulturelle Literatur in Deutschland. Ein Handbuch. Hg. Carmine Chiellino. Stuttgart; Weimar: Metzler, 2007..

Theoretische Voraussetzungen Imagologie / Interkulturelle Literaturwissenschaft (Joep Leerssen, Manfred Beller, Norbert Mecklenburg) Erinnerungshistorische Literaturwissenschaft (Astrid Erll, Birgit Neumann) Deleuze, Gilles & Félix Guattari. 1976. Kafka. Für eine kleine Literatur. Aus dem Französischen übersetzt von Burkhart Kroeber. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Maisuradze, Giorgi & Franziska Thun-Hohenstein. 2015. „Sonniges Georgien“. Figurationen des Nationalen im Sowjetimperium. Berlin: Kulturverlag Kadmos.

Kontextualisierung Sowjetisierung Georgiens (1921) Erste Welle der georgischen Emigration Politische Ursachen Zwangsexil – Heimweh – Idealisierung der Heimat Antisowjetische Gesinnung Hass gegen Bolschewiken Weitere Wellen der georgischen Emigration Integration und Selbstfindung in der neuen Umgebung Freiheit von der Zensur- interne Auseinandersetzung mit der Opposition im Herkunftsland Deutsch-georgische Literatur – keine Gastarbeiterliteratur

Eine Topographie der (deutsch-georgischen) Stimmen Nationale Sprachen der kultur-ethnischen Minderheiten – Grigol Robakidse Deutsche Sprache als Mittel der Kreativität Deutsch als Muttersprache – Giwi Margwelaschwili (?) In anderen nationalen Literaturen Politisches Asyl Weder politische Flüchtlinge noch Einwanderer – Nino Haratischwili Schwarzafrikanischer Kulturraum Russlanddeutsche Schriftsteller

Kommunikationsmodell Autor/innen mit Migrations-hintergund Exophoner Text Leser/innen aus der dt. Mehrheit

Grigol Robakidse: Die Hüter des Grals (1937) eine Verbindung zwischen der georgischen und der abendländischen Identität herzustellen und diese vom Bolschewismus als dem kulturellen Anderen abzugrenzen Georgien als Hüter des abendländischen Geistes, der Vergangenheit und der Werte des Okzidents semantisiert der Künstler und seine Kunst als eine Kraft, welche fähig ist, die Vergangenheit zu beleben und die in der Welt verborgenen geheimnisvollen Zusammenhänge zu entziffern

Giwi Margwelaschwili: Kapitän Wakusch. In Deuxiland (1970er) Gegenüberstellung von Wartburg (Migration, Schauen) und Häuschen (Heimat, Bauen) Abstand und Ironisierung von jeglichen heimatlichen Elementen Die Repräsentation Georgiens nur noch mittelbar (als Bücher, Bilder, einzelne Wörter…) vorhanden und ironisch gebrochen Dixiebahn: Häuschen – Iß-mich – Kakadu – Luftschutzkeller – Konzentrationslager – Wartburg Abwertung von Mamasachlissis zugunsten von Kapitänen (mit individuellen Specchios)

Nino Haratischwili: Das achte Leben (für Brilka) (2014) Parodistische Repräsentation von gängigen nationalen Mythologemen Entlarvung des Fremdbildes eines kapitalistischen Abendlandes als einer in der Sowjetunion zu den ideologischen Zwecken geschaffenen Konstruktion Thematisierung des in dem Selbstbild unterdrückten „Anderen“ und Bloßstellung der innerhalb der Diskursordnung vorherrschenden Hierarchie das georgische Selbstbild als Ergebnis des Autoexotismus gegen den georgischen Ethnozentrismus

Wandel der Selbst- und Fremdbilder Nino Haratischwili: Das achte Leben (für Brilka) (2014) Autoexotischer Konstrukt Das subalterne Andere Giwi Margwelaschwili: Kapitän Wakusch. In Deuxiland (1970er) Wartburg / Kapitän Häuschen / Mamasachlissis Grigol Robakidse: Die Hüter des Grals (1937) Künstler Bolschewiken

(Re)Konstruktion und Dekonstruktion der Vergangenheit Das Luft-schlösschen Das Trauma Die heroische Zeit

fazit Zwischen Remythisierung und Entmythisierung: Grigol Robakidse: Die Hüter des Grals (1937) – die (Re-)Mythisierung des georgischen Selbstbildes Giwi Margwelaschwili: Kapitän Wakusch. In Deuxiland (1970er) – Ironisierung jeglichen Heimatbegriffs Nino Haratischwili: Das achte Leben (für Brilka) (2014) – die (retrospeltive) Entmythisierung des (post- )sowjetgeorgischen Selbstbildes Deutsch-georgische Literatur als eine kleine Literatur, d.h. „die einer Minderheit, die sich einer großen Sprache bedient“ (Deleuze/Guattari): Deterritorialisierung der Sprache Koppelung des Individuellen ans unmittelbar Politische kollektive Aussageverkettung