Der Verstand ist ein Geschenk Gottes!

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
UNTERNEHMENSPATHOLOGIEHypothese
Advertisements

Die Frage nach dem richtigen Handeln - Ethik
Würden die Menschen ohne Religion moralisch handeln?
Einführung in die Systematische Theologie
« Die Religionsphilosophie Immanuel Kants »
VII. Prinzipien Christlicher Sozialethik I
II. Was ist Christliche Sozialethik?
Grundkurs praktische Philosophie 10
Grundkurs praktische Philosophie 17
Theodizee-Problem – die atheistische Anfrage
Wie führt uns Gott?.
„Ethik und Religionen“ in der Primarschule - Elterninformation
Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz
11 Verantwortung
Leben wie es Gott gefällt Sind wir auf dem richtigen Weg?
Inklusion aus meiner Sicht
Was ist Erfolg. Text aus : www. gott-in-dir
2. Kapitel: Klonen von Tieren und Menschen
Eine moralische Ordnung schaffen - mit Verantwortung
Wir werden jeden Tag ein bisschen älter!
Zum Begriff des technischen Fortschritts oder Bereicherung der Technik Patent- und Lizenzvertragsrecht II FS 2012 Dr. H. Laederach ©
Bereit ???? Nimm dir 10 Minuten Zeit. Ich versuche es dir zu erklären.
Versuch einer Definition
News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht April/2014
Werte und Tugenden Fragmente einer Tugendethik Modul
Überfluss und Überdruss
Management, Führung & Kommunikation
Nachtschicht: Von Herz zu Herz am
Geschäftsplanpräsentation
Utilitarismus Joelle Schreibmann.
Politik in der Demokratie - Leben ist nicht Schicksal Einige Thesen zur Reflexion und Diskussion über Politische Bildung von Andi Gross Pädagogische Hochschule.
8 Biblische Leitsätze, die uns führen
XI. Konturen christlicher Gesellschaftsethik. Christliche Gesellschaftsethik Oswald von Nell-Breuning Institut für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik,
Sieben Gedankengänge Unendlichkeit durchdringt Endlichkeit
LehrplanPLUS Ethik - Was ist neu, was ist geblieben? -
Was ist Philosophie? Die Philosophie ist diejenige Tätigkeit, die untersucht, ob bestimmte Fragen überhaupt richtig gestellt sind und Antworten von allen.
Was ist der Mensch und was sind die Ziele seines Lebens? Dritter Satz.
Folie 1 Kulturelle Vielfalt: eine ethische Reflexion Peter Schaber (Universität Zürich)
Prototyping Berlin · Seite 2 Prototyping: Was und wozu Die Zukunft ausprobieren und erfahren durch „Machen“. Einen Mikrokosmos kreieren.
1 Medizin und ihre ethischen Grenzen/ Begrenzung 1.1 genereller Zugang 1.2 Problemstellung 1.3 Fragestellung - Orientierung woran? 1.4 Welche Ethik? Moral.
- Uni Potsdam - WS09/10 - Leitbilder und Werte der Informationsgesellschaft – Linda Tschepe - 1 Ethik in der Informationsgesellschaft Linda.
Was soll der Mensch tun – zum Guten hin?
Die Entwicklung des moralischen Urteils
Was ist der Mensch? Glauben und Ethik in einer neuen Realität
Wir werden jeden Tag ein bisschen älter!
Philosphie – was ist das?
Freiheit und Verantwortung
Technik und Ethik Johann Götschl
Hallo, Kinder! Ich bin Sophia.
Medienethik und Journalismuskatastrophen
Politisches Urteilen in Klasse 8
KANTS ETHIK Eine Präsentation von Fabrizio, Julius und Mahyar
Gemeinde … Gott … wir … wollen:
Unser Umgang miteinander … wie Beziehungen gelingen können…
MittelschuldirektorInnen-Konferenz
45 Lebensweisheiten Norvegija – Šiaurės pašvaistė Music: snowdream
Gott und «Götter».
Das Leben.
Herzlich Willkommen! zum Argumentationstraining
Die Entwicklungstheorie des moralischen Denkens von Lawrence Kohlberg
Prozessbezogene Kompetenzen Progression 2.1 Wahrnehmen und sich hineinversetzen 1. ihre Wahrnehmung von Phänomenen, Sachverhalten und ethisch relevanten.
Kommunikation Köln 20. Januar
Verantwortung in Arbeitswelt und Wirtschaft
Zivilcourage und Pflichtbewusstsein
Klaus Wälde Professor für Volkswirtschaftslehre
Politische Theorie und politische Ordnung
Das Fach „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ stellt sich vor
 Präsentation transkript:

Der Verstand ist ein Geschenk Gottes! Ethisch-philosophische Überlegungen zur Gentechnologie Dipl. Theol. Thomas Bauer, M.A.

Ethisches Grundsätze - Einblicke Praktischer Syllogismus Ethisches Argument: Normative Prämisse: Stellt eine Wertung dar. + Deskriptive Prämisse: empirische Beobachtung.  praktischer Syllogismus Normative Prämisse P(N) Deskriptive Prämisse P(D) Praktischer Syllogismus Beispiel: P(N): Alles was die Gesundheit fördert ist gut. P(D): Mit Gentechnik können wir viele Krankheiten heilen.  Gentechnik ist ein gesundheitsförderndes und somit ein gutes Verfahren, was wir unterstützen sollten.

Ethisches Grundsätze - Einblicke Naturalistische Fehlschluss Hier fehlt eine normative Prämisse. !Direkter Schluss vom Sein („so ist etwas“) auf das Sollen („so soll etwas sein“)! Passiert sehr oft, wenn man versucht von biologischen Tatsachen auf ethische Norme zuschließen. Bsp. aus der Embryonenforschung: Natur geht selber sehr verschwenderisch mit Embryonen um. Ein hoher Prozentsatz kommt gar nicht zur Einnistung und wird praktisch von der Natur selber „abgetrieben“.  Wenn Natur so „handelt“, dann können wir Menschen diese auch zur Forschung hernehmen. Gegenfrage: Natur geht eigentlich auch sehr verschwenderisch mit menschlichen Leben um (z.B. Naturkatastrophen, Krankheiten, usw.). Darf man also auch Menschen als Forschungsobjekte benutzen?  Bei der ethischen Argumentation darf man sich nicht nur auf die Beobachtung berufen. Es bedarf einer normativen Prämisse, die offen dargelegt und begründet werden muss!

Ethisches Grundsätze - Einblicke Konsequenzialistische Argumentation Konsequenzialistische Ethik ist eine Variante des Utilitarismus. Nach dem Utilitarismus ist eine Handlung dann nützlich, wenn das Glück der Gemeinschaft gemehrt wird. Im Konsequenzialismus gilt diejenige Norm als moralisch gut, deren Anwendung ein Übergewicht guter Konsequenzen gegenüber schlechten Konsequenzen zur Folge hat.  Nützt eine Norm also mehr, als das sie schadet, so ist sie ethisch zu akzeptieren. Vier verschiedene Güter gelten generell als relevant für die ethische Abwägung: Wirtschaft / demokratische Strukturen äußere Natur körperliche bzw. seelische Gesundheit des Menschen soziale Gerechtigkeit / kulturelles Klima

Ethisches Grundsätze - Einblicke Deontologische Argumentation Eine Norm wird ohne die Berücksichtigung der Konsequenzen beurteilt. Entscheidend für die Moralität ist die pflichtbewusste Gesinnung, der gute Wille, die Intention, unabhängig von den Handlungsfolgen.  Eine Norm kann also moralisch richtig sein, auch wenn sie nicht überwiegend positive Konsequenzen hervorruft! Integrität des Menschen ist für die ethische Abwägung der Gentechnik von großer Bedeutung. Integrität gilt als absolut wertvoll und unbedingt achtenswert. Das Leben und die Würde gilt als unantastbar.  Aus der Unantastbarkeit der menschlichen Natur werden ethische Normen abgeleitet, die kategorischen Charakter haben. In der Praxis gibt es aber keine strikte Trennung der beiden Argumentationen! Ein Beispiel wäre die Akzeptanz der Gentherapie beim Menschen, weil sie die Menschen heilen kann (konsequenzialistische Sicht), mit der Einschränkung, dass der Patient zustimmen muss, damit seine Autonomie gewahrt bleibt (deontologische Sicht).

Bioethische Urteile ein Schema von Prof. Dr. Peter Dabrock

Die Genschere: „CRISPR-Cas9“ – ein Fallbeispiel Das Crispr-Cas9-System ist eine Art Immunsystem von Bakterien. Sie benutzen es, um einen Virenstamm wiederzuerkennen, der sie schon einmal angegriffen hat, um ihn außer Gefecht zu setzen. In der Gentechnologie dient der Mechanismus dazu, bestimmte Abschnitte im menschlichen Erbgut aufzuspüren und gezielt zu verändern. Schädliche Mutationen können so entfernt werden. Schnelle, einfache und billige Methode zur Manipulation der Genome.  „Schweizer Taschenmesser der Genetiker“ „CRISPR stellt einfach alles auf den Kopf“ (Bruce Conklin) Im April wurde die Methode von chinesischen Wissenschaftlern bei menschlichen Embryonen angewendet. (siehe  „Protein and Cell“ May 2015, Volume 6, Issue 5, pp 363-372) Manche Experten glauben an die große Zukunft des gezielten „Gene Editing“: Eingriff könnte schwere genetische Erkrankungen noch vor der Geburt eines Kindes verhindern. Wissenschaftler regten ethische Diskussion an. (siehe „Natur“, 26. März 15, Volume 519) „Wir brauchen eine breit angelegte Diskussion, in welche Richtung wir hier gehen“ (Edward Lanphier, CEO Sangamo BioScience)

Die Genschere: „CRISPR-Cas9“ – ein Fallbeispiel Gibt es einen Tabubruch?  Schon seit dem Zeitpunkt als man bereit war zu sagen, dass „in-vitro-Embryonen“ Forschungsobjekte seien. Immer die Folgen mit einkalkulieren! Wissenschaftler denken sehr kausal. Aus A folgt B folgt C…. Aber, in der Bioethik muss man vor allem final denken. Was kann die Technik eigentlich anrichten? So ist bekannt, dass Gene und Umwelt hochgradig vernetzt sind. Gibt es also Auswirkungen für die nächste Generation? Biologische Systeme sind so komplex, dass wir nicht wirklich abschätzen können, welche Risiken sich in der Zukunft ergeben. Technik nicht an den Pranger stellen! Gott ist der Schöpfer. Auch der menschliche Verstand ist ein Geschenk Gottes. Technik kann man nicht aufhalten. ABER: Projekt- bzw. Machbarkeitswahn darf nicht überhand nehmen. „Es muss ein Recht auf eine offene Zukunft geben.“ Jürgen Habermas

Gewissen - letzte Entscheidungskraft? Das Gewissen wird im Allgemeinen als eine besondere Instanz im menschlichen Bewusstsein angesehen, die bestimmt, wie man urteilen soll. Ohne eine ethische Orientierung bleibt das Gewissen „leer“; „ohne Verantwortung ist das Gewissen blind“. Honnefelder: Was soll ich tun, wer will ich sein? 2007, S. 56. Nach Immanuel Kant enthält die praktische Vernunft ein a priori, ein jeder Moral vorhergehendes Grundprinzip. Dieses a priori bestimmt den kategorischen Imperativ. Der gilt absolut und überall und ist von jedem anwendbar. Thomas von Aquin: Gewissen als Vollzug eines Urteils über den moralischen Wert einer Handlung. Zwei Aspekte: eine Gewissensanlage und den konkreten Gewissensakt, in dem von außen herangeführte Normen und Erfahrungen auf Grund der Gewissenanlage zu einem Urteil verschmelzen. Das Urteil des Gewissens ist die letzte Instanz, nach der sich der Mensch zu richten hat, auch wenn er damit der offiziellen Kirche widerspricht. Martin Luther: Gewissen ist nicht göttlichen Ursprungs, sondern nichts anderes als das innerpsychische Mitwissen des Menschen mit seinem Tun und die von äußeren, vorgegebenen Werten geprägte Beurteilungsinstanz im Menschen selbst.

Gewissen - letzte Entscheidungskraft? Als eine Gewissensentscheidung gilt: „jede ernste sittliche, d. h. an den Kategorien von Gut und Böse orientierte Entscheidung […], die der Einzelne in einer bestimmten Lage als für sich bindend und unbedingt verpflichtend innerlich erfährt, so dass er gegen sie nicht ohne ernste Gewissensnot handeln könnte.“ Bundesverfassungsgericht 12, 45, 55 Die Berufung auf das Gewissen als letzte wirklich gültige Instanz gilt heute als „Heilige Kuh“. Ob im kirchlichen- oder säkularen Bereich, Gewissensentscheidungen haben bei moralisch-ethischen Entscheidungen oberste Priorität.  Geht zurück auf Thomas von Aquin und Martin Luther. JEDOCH wird dabei oftmals außen vor gelassen: DAS GEWISSEN MUSS ERSTEINMAL GEBILDET WERDEN UM ÜBERHAUPT EIN URTEIL FÄLLEN ZU KÖNNEN! Es bedarf eines klaren Kompasses, damit man sich nicht verirrt! „Das Gewissen ist unser bester und zuverlässigster Wegweiser, doch wo finden sich Merkmale, die seine Stimme von anderen Stimmen unterscheiden?“ Leo Tolstoi