Thomas Hobbes: Leviathan

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 Präsentation transkript:

Thomas Hobbes: Leviathan Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt Thomas Hobbes: Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates (1651)

Thomas Hobbes Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt Thomas Hobbes 1588: geb. am 05. April in Westport, England 1603- 1608: Studium der Philosophie und Physik in Oxford ab 1610: Sekretär bei Francis Bacon 1636: Bekanntschaft mit Galileo Galilei in Italien und Mersenne in Frankreich 1640: Flucht vor dem konfessionellen Bürgerkrieg in Großbritannien nach Paris; unterrichtet dort den späteren König Karl II in Mathematik 1642: Berühmtheit durch seine Schrift De Cive 1651: Veröffentlichung des Leviathan (englisch; 1668/70 auf Latein) bis 1675: zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Übersetzungen aus dem Lateinischen (u.a. Odysee, Ilias) 1679: Tod am 04. Dezember in Hardwick Hall, Derbyshire Werke: Elements of Law (1640); Elementa Philosophiae: Triologie: De Cive (1642), De Corpore (1655), De Homine (1658); Leviathan (1651), Behemoth or the Long Parliament (1668)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Die Kunst, Staaten zu schaffen und zu erhalten, besteht wie die Arithmetik und die Geometrie aus sicheren Regeln und nicht wie Tennisspielen aus bloßer Übung.“ (Leviathan, Kap. 20). „Die Natur hat die Menschen hinsichtlich ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten gleich geschaffen, dass trotz der Tatsache, dass bisweilen der eine einen offensichtlich stärkeren Körper oder gewandteren Geist als der andere besitzt, der Unterschied zwischen den Menschen alles in allem doch nicht so beträchtlich ist, als dass der eine auf Grund dessen einen Vorteil beanspruchen könnte, den ein anderer nicht ebenso gut für sich verlangen dürfte.“ (Leviathan, Kap. 13)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Daraus ergibt sich klar, dass die Menschen während der Zeit, in der sie nicht ohne eine allgemeine, sie alle im Zaum haltende Macht leben, sich in einem Zustand befinden, der Krieg genannt wird, und zwar in einem Krieg eines jeden gegen jeden. Denn Krieg besteht nicht nur in Schlachten oder Kampfhandlungen, sondern in einem Zeitraum, in dem der Wille zum Kampf genügend bekannt ist.“ „In einer solchen Lage ist für Fleiß kein Raum, da man sich seiner Früchte nicht sicher sein kann; und folglich gibt es keinen Ackerbau, keine Schifffahrt, keine Waren (…) keine Künste, keine Literatur, keine gesellschaftlichen Beziehungen, und es herrscht, was das Schlimmste von allem ist, beständige Furcht und Gefahr eines gewaltsamen Todes – das menschliche Leben ist einsam, armselig, ekelhaft, tierisch und kurz.“ (Leviathan, Kap. 13)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Eine weitere Folge dieses Zustandes ist, dass es weder Eigentum noch Herrschaft, noch ein bestimmtes Mein und Dein gibt“. (Leviathan, Kap. 13; Hervorh. im Original)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Und weil sich die Menschen (…) im Zustand des Krieges eines jeden gegen jeden (bellum omnia contra omnes) befinden (…), so folgt daraus, dass in einem solchen Zustand jedermann ein Recht auf alles hat, selbst auf den Körper eines anderen.“ (Leviathan, Kap. 14; Hervorhebung von mir) „Das natürliche Recht, in der Literatur gewöhnlich jus naturale genannt, ist die Freiheit eines jeden, seine eigene Macht nach seinem Willen zur Erhaltung seiner eigenen Natur (…) einzusetzen (…) Ein Gesetz der Natur, lex naturalis, ist eine von der Vernunft ermittelte Vorschrift oder allgemeine Regel, nach der es einem Menschen verboten ist, das zu tun, was sein Leben vernichten oder ihn der Mittel zu seiner Erhaltung zu berauben (…) Denn Recht besteht in der Freiheit, etwas zu tun oder zu unterlassen, während ein Gesetz dazu bestimmt und verpflichtet, etwas zu tun oder zu unterlassen.“ (Leviathan, Kap. 14, Hervorh. im Original)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Suche Frieden und halte ihn ein.“ (Leviathan, Kap. 14, Hervorh. im Original) „Gerechtigkeit, das heißt, das Einhalten von Verträgen, ist deshalb eine Regel der Vernunft, die uns verbietet, alles zu tun, was unserem Leben schadet und folglich ein natürliches Gesetz.“ (Leviathan, Kap. 15) „Die natürlichen Gesetze verpflichten in foro interno, das heißt sie verpflichten zu dem Wunsch, dass sie gelten mögen, aber in foro externo, das heißt zu ihrer Anwendung, nicht immer.“ (Leviathan, Kap. 15; Hervorh. im Original)  

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „So ist also eine Person dasselbe wie ein Darsteller, sowohl auf der Bühne als auch im gewöhnlichen Verkehr, und als Person auftreten heißt so viel wie sich selber oder einen anderen darstellen oder vertreten.“ (Leviathan, Kap. 16; Hervorh. im Original) „So versteht man also unter Autorität immer ein Recht auf irgendeine Handlung und unter einer autorisierten Handlung eine solche im Auftrag oder mit Erlaubnis der Berechtigten (…) Eine Menge von Menschen wird zu einer Person gemacht, wenn sie von einem Menschen vertreten wird und sofern dies mit der besonderen Zustimmung jedes einzelnen dieser Menge geschieht.“ (Leviathan, Kap. 16, Hervorh. im Original)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Die Übereinstimmung dieser Lebewesen ist natürlich, die der Menschen beruht nur auf Vertrag, der künstlich ist (…) Es ist eine wirkliche Einheit aller in ein und derselben Person, die durch Vertrag eines jeden mit einem jeden zustande kam, als hätte jeder zu jedem gesagt: Ich autorisiere diesen Menschen oder diese Versammlung von Menschen und übertrage ihnen mein Recht, mich zu regieren, unter der Bedingung, dass du ihnen ebenso dein Recht überträgst und alle ihre Handlungen autorisierst.“ (Leviathan, Kap. 17; Hervorh. im Original) „Ist dies geschehen, so nennt man diese zu einer Person vereinigte Menge Staat, auf lateinisch civitas. Dies ist die Erzeugung jenes großen Leviathan oder besser, um es ehrerbietiger auszudrücken, jenes sterblichen Gottes (…).

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Hierin liegt das Wesen des Staates, der, um eine Definition zu geben, eine Person ist, bei der sich jeder einzelne einer großen Menge durch gegenseitigen Vertrag eines jeden mit jedem zum Autor ihrer Handlungen gemacht hat, zu dem Zweck, dass sie die Stärke und Hilfsmittel aller so, wie sie es für zweckmäßig hält, für den Frieden und die gemeinsame Verteidigung einsetzt.“ (Leviathan, Kap. 17; Hervorh. im Original)   „Und Verträge ohne Schwert sind bloße Worte und besitzen nicht die Kraft, einem Menschen auch nur die geringste Sicherheit zu bieten.“ (Leviathan, Kap. 17)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Der Unterschied zwischen den drei verschiedenen Staatsformen liegt nicht in der Verschiedenheit der Gewalt, sondern in der unterschiedlichen Angemessenheit für den Frieden und die Sicherheit des Volkes (…) Daraus folgt, dass dort, wo das öffentliche und das private Interesse am meisten zusammenfallen, das öffentliche am meisten gefördert wird. Nun fällt in der Monarchie das Privatinteresse mit dem öffentlichen zusammen.“ (Leviathan, Kap. 19)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Von dieser Einsetzung eines Staates werden alle Rechte und Befugnisse dessen oder derer abgeleitet, denen die höchste Gewalt durch die Übereinstimmung des versammelten Volkes übertragen worden ist (…) Da von den Vertragsschließenden das Recht, ihre Person zu verkörpern, demjenigen, den sie zum Souverän ernennen, nur durch einen untereinander (…) abgeschlossenen Vertrag übertragen haben, kann seitens des Souveräns der Vertrag nicht gebrochen werden“.   (Leviathan, Kap. 18). „Deshalb ist es nicht diese jurisprudentia oder Weisheit untergeordneter Richter, sondern die Vernunft unseres künstlichen Menschen ‚Staat‘ und sein Befehl, die das Gesetz ausmachen“. (Leviathan, Kap. 26; Hervorh. im Original)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Deshalb gehört es zu den Rechten des Inhabers der souveränen Gewalt, Richter über alle Meinungen und Lehren zu sein oder alle für diese Dinge zuständigen Richter zu bestellen, da dies für den Frieden notwendig ist (…) Diese Regeln des Eigentums oder des meum und tuum sowie dessen, was in den Handlungen der Untertanen gut, böse, gesetzlich und ungesetzlich ist, sind die bürgerlichen Gesetze, das heißt die besonderen Gesetze eines jeden bürgerlichen Staates“. „Mit der Souveränität ist das Recht der Kriegserklärung und des Friedensschlusses gegenüber anderen Nationen und Staaten verbunden“.   (Leviathan, Kap. 18, Hervorh. im Original).

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Und obwohl man sich vorstellen kann, dass eine so unumschränkte Gewalt üble Folgen hat, so sind doch die Folgen ihres Fehlens, nämlich der beständige Krieg eines jeden gegen seinen Nachbarn, viel schlimmer.“   (Leviathan, Kap. 20)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Freiheit bedeutet genau genommen das Fehlen von Widerstand, wobei ich unter Widerstand äußere Bewegungshindernisse verstehe. (…) Aber wie die Menschen zur Erlangung von Frieden und Selbsterhaltung einen künstlichen Menschen geschaffen haben, genannt Staat, so haben sie auch künstliche Ketten geschaffen, die man bürgerliche Gesetze nennt. Das eine Ende haben sie selbst durch gegenseitige Verträge an den Lippen der Menschen oder der Versammlung, denen sie die souveräne Gewalt übertrugen, geheftet, und das andere an ihre eigenen Ohren. Diese ihrer eigenen Natur nach nur schwachen Bande können dennoch gefestigt werden – nicht etwa deshalb, weil es schwer wäre, sie zu zerreißen, sondern weil dies gefährlich ist.“ (Leviathan, Kap. 21, Hervorh. Im Original)

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Die Freiheit eines Untertanen ist daher auf die Dinge beschränkt, die der Souverän bei der Regelung ihrer Handlungen frei gestellt hat: so zum Beispiel die Freiheit des Kaufs und Verkaufs oder anderer gegenseitiger Verträge, der Wahl der eigenen Wohnung, der eigenen Ernährung, des eigenen Berufs, der Kindererziehung (…) und dergleichen“. (Leviathan, Kap. 21) Die Verpflichtung der Untertanen gegen den Souverän dauert nur so lange, wie er sie auf Grund seiner Macht schützen kann, nicht länger.“ (Leviathan, Kap. 21).

Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt „Wer sich den Gesetzen und der Gewalt des bürgerlichen Staates widersetzt, um irgendeine Lehre zu verfechten, die er selbst der Geschichte des Lebens unseres Heilands oder den Taten oder Briefen der Apostel entnimmt (…), ist sehr weit davon entfernt, ein Märtyrer Christi oder ein Märtyrer seiner Märtyrer zu sein. Nur der Tod für einen einzigen Glaubensartikel, nämlich Jesus ist der Christus, verdient den Ehrennamen eines Märtyrertodes, und dieser Glaubensartikel bedeutet: Der uns errettet hat und wiederkommen wird, um uns Seligkeit und ewiges Leben in seinem herrlichen Reich zu schenken.“   (Leviathan, Kap. 42; Hervorh. im Original).