Was ist handlungsorientierter Unterricht?

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 Präsentation transkript:

Was ist handlungsorientierter Unterricht? Eckart Meyners

Begriffsklärung Handlungsorientierter Unterricht: - Es ist ein ganzheitlicher und „schüler“aktiver Unterricht. - Lehrende und Lernende organisieren den Unterrichtsprozess gemeinsam. - Ganzheitlich meint, dass sowohl erkenntnisgeleitetes, gefühlsmäßiges und psychomotorisches Lernen integriert werden.

Begriffsklärung Handlungsorientierter Unterricht - Induktives Vorgehen: „Die Situation lehrt, nicht die Instruktion“. - Induktives V. geht von einer Reitsituation aus und entwickelt daraus in gemeinsamer Absprache Ausbilder/Reiter die Bewegungskriterien zur Lösung.

Begriffsklärung Gegenkonzept: Instruktionslernen - Deduktives Vorgehen: Es werden Bewegungskriterien zur Lösung von Situationen vorgegeben, die meistens nicht umgesetzt werden können. Die Kriterien der Lösung müssen sich aus der sachgerechten Lösung der Situationen ergeben.

Handlungsfähigkeit als Ziel Selbständigkeit des Reiters als zentrales Ziel. Er muss lernen, für sich und das Pferd eigenständig (auch ohne Reitlehrer) sachgerechte Entscheidungen treffen zu können. Er darf nicht nur auf Instruktionen reagieren, sondern muss vom Ausbilder aktiv in die Unterrichtsprozesse einbezogen werden.

Handlungsfähigkeit als Ziel Zusammenspiel Öffnung/Steuerung des Unt. Förderung des weitestgehend selbstbestimmten Lernens Förderung der Entwicklung individueller Strategien über Selbstwahrnehmung Reitlehrer wird nicht überflüssig, sondern erhält eine andere Funktion.

Handlungsfähigkeit – kein neues Konzept Belege aus der Historie der Pädagogik: Konfuzius: „Sage es mir und ich vergesse es; zeige es mir und ich erinnere mich; lass es mich tun und ich behalte es“.

Handlungsfähigkeit – kein neues Konzept Selbsttätigkeit bereits in folgenden Konzepten: - Pestalozzi (1746 – 1827): Einheit von Kopf, Herz und Hand - Gaudig (1860 – 1923): freie geistige Schularbeit - Dewey (1859 – 1952) und Kilpatrick (1871 – 1965): Learning by doing - Freinet (1896-1966) und Montessori (1870 – 1952): selbsttätiges Lernen im Gegensatz zur Verbalschule

Handlungsfähigkeit – kein neues Konzept Begriff verschwimmt mit dem - entdeckenden - erfahrungsorientierten - offenen - kindgemäßen - dialogischen Lernen Gemeinsamkeit: Eigeninitiative des Lernenden

… und die Realität? Erleben wir Unterrichtsszenen wie die folgende nicht noch viel zu oft?

Beispiel für Instruktionslernen - deduktives Vorgehen - „Auf dem Zirkel geritten. Nun nehmen Sie doch mal Platz, setzen Sie sich hin. Nicht immer so vor der Bewegung herumhängen. Mal richtig das Pferd mit dem Kreuz anschieben wollen. Oberkörper zurück, aber Hände vor lassen. Wo soll das Pferd denn hin, wenn Sie ihm immer im Maul herumhängen und den Kopf nach außen ziehen. Streichen Sie doch mal über, aber doch nicht dabei nach vorne fallen. Sitzen, sitzen, Oberkörper zurück! Nun strecken Sie die Schenkel nach vorne. Die Schenkel bleiben dort, wo sie hingehören. Absatz tief, Fußspitzen nach oben.“

Falsche Vorstellung von Lernen INPUT Verarbeitung OUTPUT Sinnesaufnahme - Black Box - Mot. Reaktion Reiz-Reaktions-Modell Keine Berücksichtigung innerer Prozesse und ohne Mitbestimmung des Lernenden

Wir wissen alle, … dass Reiter es nicht umsetzen können, weil - zu viele Kriterien auf einmal gefordert werden (Gehirnfunktionen). - die Form anstatt Funktion angestrebt wird. - Reiter in ihrer Wahrnehmung gestört werden. - Der Reiter wird als Körper und nicht als Wesen betrachtet wird.

Folgende Reitausbilder wussten schon früher … Pluvinel (1552 – 1620): „Sire, mit wenig Reden zur gegebenen Zeit kann man die Menschen besser ausbilden als mit dauerndem Geschrei … „

Folgende Reitausbilder wussten schon früher … Pluvinel: „… erst muss man den Menschen völlig vertraut werden lassen auf dem Pferde, ehe man ihn korrigiert, und wenn er vertraut ist, ist es nötig, ihm zu zeigen, wie man für sich selbst Gefühl bekommt“.

Folgende Reitausbilder wussten schon früher … Pluvinel: „Darüber hinaus muss man den Leuten Anfangsfehler durchgehen lassen, möglicherweise, wenn sie es bemerken, korrigieren sie sich ganz von selbst, ..“

Folgende Reitausbilder wussten schon früher … Armand Du Paty de Clam (1853 – 1916): „Ich werde alle Vorsicht gebrauchen, um nicht alle Fehler des Schülers auf einmal anzugreifen. Außerdem, dass seine Aufmerksamkeit sich noch nicht auf alles erstrecken kann…“

Folgerungen für das Konzept

Was ist eine Handlung? Eine Handlung ist - zielgerichtet, - motiviert, - geplant, - kontrolliert, … also eine bewusste Tätigkeit!

Ablauf einer Handlung als „Gestaltkreis“ orientieren/Reiter und Pferd analysieren (OT 1) Reiten bewerten/ Aufgabe entscheiden/ kontrollieren (KT) planen (OT 2) Handlungen ausführen (AT)

Methoden im handlungsorientierten Unterricht Instruktion: - Festlegung der Vorgaben/Anweisungen - Diese Vorgaben werden ständig kontrolliert/korrigiert. - Relativierung im handlungsorientierten Konzept ( nur bei Orientierungslosigkeit)

Methoden im handlungsorientierten Unterricht Notwendige Differenzierung von Instruktionen: - Vorgabe der Lektion, wobei der Weg selbst gewählt wird. Grundlegende Bewegungskriterien der Lösung werden durch RL vorgegeben. - RL muss den funktionalen Zusammenhang der Lektion und der Hilfen erörtern.

Methoden im handlungsorientierten Unterricht Beratung: - Gemeinsam werden z.B. Lektionen abgesprochen und Hilfen zur möglichen Lösung festgelegt (erst Reiter/dann Reitlehrer). - Danach begleitet der RL den Reiter, beobachtet ihn, gibt Tipps, wenn es die Situation erfordert. - Dialog Ausbilder und Reiter steht im Mittelpunkt.

Methoden im handlungsorientierten Unterricht Moderation: - Verbaler Spiegel für den Reiter bei Bewegungsproblemen/bei Orientierungslosigkeit - Bei Unwirksamkeit sind auch klare Anweisungen (Steuerung) akzeptiert. - Danach muss das Unterrichtsgeschehen aber wieder geöffnet werden.

Methodischer Ablauf handlungsorientierter Unterricht 1. Phase: Bestandsaufnahme/Sichtung Reiter (Pferd) Informieren (OT 1): (Orientierungsphase für Reiter – und RL) 2. Phase: Besprechen der Momentaufnahme und des weiteren Vorgehens mit Reiter (Pferd) und Reitlehrer Entscheidungen treffen, Handlungen planen (OT 2)

Methodischer Ablauf handlungsorientierter Unterricht 3. Phase: Praktische Umsetzung Handlungen ausführen (HT) 4. Phase: Besprechen des Reitens – Selbstbeobachtung Reiter – Fremdbeobachtung Ausbilder (Innen- und Außenwahrnehmung) Kontrollteil (KT)

Methodischer Ablauf handlungsorientierter Unterricht 5. und weitere Phasen: Je nach Ergebnis der Übung werden weitere methodische Schritte gemeinsam geplant.