Der Apostroph 7.1 Funktionen des Apostrophs, dessen Probleme und gibt es überhaupt ein „Deppenapostroph“? Ludwig-Maximilians-Universität München Hauptseminar:

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Der Apostroph 7.1 Funktionen des Apostrophs, dessen Probleme und gibt es überhaupt ein „Deppenapostroph“? Ludwig-Maximilians-Universität München Hauptseminar: Schreibgrammatik und Schriftsysteme Dr. Wolfgang Schindler Referent: Susanne Paura; WiSe 2017/2018

Die neue Rechtschreibreform (1996) Laut dem Amtlichen Regelwerk (AR 2017) wird das Apostroph folgendermaßen definiert: „Mit dem Apostroph zeigt man an, dass man in einem Wort einen Buchstaben oder mehrere ausgelassen hat.“ Zu unterscheiden sind: a) Gruppen, bei denen man den Apostroph setzen muss (siehe §96), b) Gruppen, bei denen der Gebrauch des Apostrophs dem Schreibenden freigestellt ist (siehe §97).

Es gelten daher folgende Regeln bei der Benutzung: §96 Man setzt den Apostroph in drei Gruppen von Fällen. 1.) Eigennamen, deren Grundform (Nominativform) auf einen s-Laut (geschrieben: -s, -ss, -ß, -tz, -z, -x, -ce) endet. z. B.: Aristoteles’ Schriften, Heinz’ Geburtstag, Felix’ Vorschlag 2.) Wörter mit Auslassungen, die ohne Kennzeichnung schwer lesbar oder missverständlich sind z. B.: In wen’gen Augenblicken ...’s ist schade um ihn. Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll. 3.) Wörter mit Auslassungen im Wortinneren, wie D’dorf (=Düsseldorf), M’gladbach (=Mönchengladbach), Ku’damm (=Kurfürstendamm)

§97 Man kann den Apostroph setzen, wenn Wörter gesprochener Sprache mit Auslassungen bei schriftlicher Wiedergabe undurchsichtig sind. z. B.: der Käpt’n, mit’m Fahrrad, Bitte, nehmen S’ (=Sie) doch Platz! Das war ’n (=ein) Bombenerfolg! Zusatz: Von dem Apostroph als Auslassungszeichen zu unterscheiden ist der gelegentliche Gebrauch dieses Zeichens zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens vor der Genitivendung –s oder vor dem Adjektivsuffix –sch z. B.: Carlo’s Taverne, Einstein’sche Relativitätstheorie

Die Probleme Über das Allgemeine Regelwerk scheinen nicht alle Fälle abgedeckt zu sein! Vor allem im alltäglichen Gebrauch erscheinen häufig von Muttersprachlern verwendete Formen, die nicht immer regelkonform sind Besteht noch Nachbesserungsbedarf?

Wolf Peter klein Laut Klein (2002) gibt es zwei Formen, wie der Apostroph angewendet wird: Den Elisionsapostroph Den Stammform-Apostroph Der Elisionsapostroph bildet die Grundform des Apostrophs. Somit ist die erste Funktion das Markieren von Auslassungen. „Beim Elisionsapostroph handelt es sich um ein Syngraphem, das den Wegfall von Wortelementen kennzeichnet. Die Auslassung betrifft normalerweise Vokale. Konsonanten werden nur selten ausgelassen. […] Sowohl finale, mediale als auch initiale Elemente der Wörter können durch den Apostroph ersetzt werden. Entsprechend lassen sich die traditionellen Termini Apokope (= Auslassung am Wortende), Synkope (= Auslassung in der Wortmitte) und Aphärese (= Auslassung am Wortanfang) ansetzen.“

„In der Apostrophschreibung sind also stets zwei sprachliche Formen gleichzeitig anwesend, eine reduzierte Form und eine Vollform, auf die die reduzierte Form sowohl orthographisch als auch phonetisch bezogen ist. Wir haben es sozusagen mit einem relationalen Syngraphem zu tun. Es stellt eine Beziehung her zwischen zwei sprachlichen Formen, deren eine aus der anderen durch den Prozess der Auslassung hervorgegangen ist.“

Der Stammform-Apostroph markiert eine morphologische Grenze zur Stammform des Grundwortes.

Die Diskussion um den „Deppenapostroph“ Als „Deppenapostrophe“ werden übermäßige und nicht immer sinnvoll verwendete Apostrophe genannt. Häufig finden sich diese im nicht-formalen Bereich, wie etwa im Internet. Meistens werden Genitiv-Apostrophe bei Personennamen und Plural-s falsch gesetzt. z. B.: Uschi´s Friseursalon, Handy´s, Mama´s und Papa´s Lieblinge Ist das schon Sprachverfall? Gestalten die Medien und der Einfluss des Englischen die falsche Verwendung?

Quellen Buncic, Daniel: The apostrophe – a neglected and missunderstood reading aid; In: From letter to sound – New perspectives on writting systems; Hrsg: Neef, Martin; Primus, Beatrice; 2004; Bonn Deutsche Rechtschreibung – Regeln und Wörterverzeichnis; unter: http://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_Regeln_2017.pdf [letzter Aufruf: 19.12.17] Klein, Wolf Peter: Der Apostroph in der deutschen Gegenwartssprache – Logographische Gebrauchserweiterung auf phonographischer Basis; In: Zeitschrift für germanistische Linguistik; 2002 Mann, Michael: Der Apostroph in der Diskussion – Ein Beitrag zur Debatte um ein umstrittenes Zeichen; 2007 Scherer, Carmen: Kalb´s Leber und Dienstag´s Schnitzel – Zur funktionalen Ausdifferenzierung des Apostrophs im Deutschen; In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft; 2013