Effekte von Negativzinsen auf Geschäftsbanken

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 Präsentation transkript:

Effekte von Negativzinsen auf Geschäftsbanken SE „Aktuelle Themen der Wirtschaftspolitik“, Wagner Daniel, 07.12.2017

Gliederung Träger und Aufgaben der Maßnahme Verankerung im Lehrplan Finanzierung der Banken Der Weg zu negativen Zinssätzen Folgen für Geschäftsbanken Rechtliche Aspekte Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen

Träger und Aufgaben Betroffene Märkte: Finanzmarkt (Kapitalmarkt, Geldmarkt, Kreditmarkt)-> Arbeitsmarkt Warum Intervention der öffentlichen Hand? Unternehmen: Anstieg Investitionen und Innovationen -> Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze. Privat: Konsum und Kredite Wirtschafts- und sozialpolitisches Gebiet: Fiskalpolitik und Geldpolitik Wirtschafts- und sozialpolitischen Ziele: Wirtschaftswachstum, steigende Wettbewerbsfähigkeit, Schaffung von Arbeitsplätzen, Schaffung von Innovationen und Investitionen Welche wirtschafts- und sozialpolitischen Instrumente und welcher Typ? Veränderung Leitzins der EZB, Veränderung der Zinsen der Geschäftsbanken, Oft mit Variationen im Mindestreservesatz; Ablauf- oder prozesspolitische Maßnahme Institutionen/Träger: EZB und Geschäftsbanken

Verankerung im Lehrplan HAK: Volkswirtschaft (9.Semester) „Geld- und Finanzwirtschaft“: „-die Stufen der Geldentwicklung, die Erscheinungsformen, die Funktionen, die Eigenschaften des Geldes, den Geldschöpfungsprozess der Geschäftsbanken sowie die Ursachen und Auswirkungen von Preissteigerungen beschreiben, -die Zusammenhänge zwischen Geldpolitik und Inflation erläutern und wichtige Instrumente der Geldpolitik kritisch bewerten, -die zentralen Anliegen, die Aufgaben und Organe der Europäischen Währungsunion, deren geldpolitische Strategien und Instrumente erläutern, -die Zusammenhänge zwischen Finanzmarkt und Realwirtschaft erklären“

Finanzierung der Banken Zinsdifferenz zwischen Kreditzinsen und Sparzinsen Gebühren und Provisionen (Bsp: Geldbehebung im Ausland, Verkauf von Versicherungen) Sonstige Erträge (Bsp: Grundstückserträge?)

Der Weg zu negativen Zinssätzen I Weltwirtschaftskrise 2008 Ziel: Erhöhung Wirtschaftswachstum Durch Senkung der Leitzinsen (4%->1%) Sinkende Attraktivität von Anlagen Erhöhung Investitionen und Innovationen Schaffung von Arbeitsplätzen Banken: Mehr Kredite vergeben (Sicherheit!) KundInnen schwer beeinflussbar -> weiter Anlageüberhang Mittlerweile Leitzins 0%, Einlagesatz -0,4%

Entwicklung Hauptrefinanzierungssatz (Leitzins) http://www.leitzinsen.info/eurozone.htm (29.11.2017)

Entwicklung Einlagesatz https://www.tagesgeldvergleich.net/statistiken/einlagenzins.html (29.11.2017)

Der Weg zu negativen Zinssätzen II Oktober 2014 Skatbank -0,25 % Zinsen auf Tagesgeldkonto für Beträge über 500.000€ Seit WWK 2008 Zinsen meist unter Inflationsniveau – Realverlust

Vorreiter 2015: Dänemark, Schweiz: -0,75% Zinsen Abwehr von Spekulanten „Wir haben gelernt, dass ein negativer Zinssatz ein Instrument ist, das funktioniert, um die Währung zu schwächen, aber es funktioniert nicht, um die Kreditvergabe anzutreiben. In Dänemark haben die negativen Zinsen funktioniert, weil es das Ziel war, die Währungspolitik zu verteidigen. “(Helge Pedersen, Chefökonom Nordea) Erhofften Ziele der EU in Dänemark nicht eingetreten

Folgen für Geschäftsbanken I Niedrigzinspolitik EZB Deflation, Anlageüberhang, Zinsen d. Kapitalmarkts Niedrige Zinsen weitergeben Wissen, dass Enttäuschung bei Kleinsparern enorm wäre Sparquote der privaten HH nimmt trotzdem ab. 1996: 15% des Einkommens, 2016: 6,9% Minizinsen -> Konsum Dänemark: 2012 bis 2014 Unternehmenskredite erhöht -> Anstieg Privatinvestitionen durch Rückgang von Betriebsinvestitionen verpufft

Folgen für Geschäftsbanken II Verringerung Eigenkapitalquote, Erhöhung Strafzinsen -> Druck Kreditvergabe (Sicherheit) Braucht entsprechende AntragstellerInnen V.a. seriös arbeitende Banken (hohe Liquidität) betroffen Gleichzeitig: Banken tendieren trotz Strafzinsen für Einlagen eher zu Anlage bei EZB Notleidende Kredite, schwache Kapitalausstattung

Folgen für Geschäftsbanken III Unattraktiv für Anleger Kleinsparer: keine Bank will ersten Schritt machen Enormer Shitstorm in Medien, Verlust von KundInnen und Marktanteilen Andreas Treichl „Nein, da sind wir uns unserer sozialpolitischen und volkswirtschaftlichen Verantwortung bewusst. Das wäre ein grauenhaftes Zeichen für das Wirtschaftsklima.“ Auch KundInnen anderer Banken würden sich anstecken lassen

Folgen für Geschäftsbanken IV Umgang der Banken mit erhöhten Kosten Erhöhung von Gebühren durch Verbraucherschutz geregelt Erhöhung Provisionen? Umwandlung in Bargeld? Aufbewahrung in Tresor Hohes Risiko Enormer Liquiditätsverlust des Bankensystems Anlage bei riskanteren Institutionen?

Rechtliche Aspekte AGB von Spar- und Sichteinlagen Zinsanpassungsklauseln § 315 deutsches BGB Leistungsbestimmungsrecht – Gegenleistung? Dt. Bundesgerichtshof: Bei älteren Einlagen kein Gezeitenwechsel Neue Verträge abschließen, Negativzinsen in AGB integriert Von KundInnen unterschrieben

Mögliche gesamtwirtschaftliche Auswirkungen Negativ Grundsätzlich größere Vermögen bevorzugt Billige Refinanzierung Verschuldete Staaten Kleinzahler weniger Sparguthaben verlieren an Wert -> Run auf Banken Geld- und Preisstabilität gefährdet

Mögliche gesamtwirtschaftliche Auswirkungen Positiv „Das Fazit lautet, dass sich entgegen vielerlei Befürchtungen negative Zinsen nicht als sehr schädlich oder destabilisierend für Banken, Finanzmärkte und Volkswirtschaften erwiesen haben“(Analysehaus Oxford Economics, 2.2.2016 FAZ) Banken können Kosten anders decken und müssen Negativzinsen nicht auf Kleinsparer weitergeben Statt Sparen: Ankurbeln der Wirtschaft Laut Studien bislang kein Anstieg der Vermögensungleichheit durch Negativzinsen

Mögliche gesamtwirtschaftliche Auswirkungen Meinungen?

Quellen: BELKE A.(2015): Negativzinsen bei Geschäftsbanken: Welche Effekte sind zu erwarten? – In: ifo Schnelldienst 2/2015 (68) 14-17. BURGHOF H.(2015): Negativzinsen bei Geschäftsbanken: Welche Effekte sind zu erwarten? – In: ifo Schnelldienst 2/2015 (68) 5-8. DEMRAY M. und NIEHUES J.2016): Ursachen und Folgen der Niedrigzinsen: Enteignung der Sparer?– In: ifo Schnelldienst 13/2016 (69) 9-12. FAHRENSCHON G.(2016): Ursachen und Folgen der Niedrigzinsen: Enteignung der Sparer?– In: ifo Schnelldienst 13/2016 (69) 6-9. KLEIN M.(2015): Negativzinsen bei Geschäftsbanken: Welche Effekte sind zu erwarten? – In: ifo Schnelldienst 2/2015 (68) 21-25. KRONBERGER H. und HOFER R. (2012): Österreichische Wirtschaftspolitik. Eine anwendungsorientierte Einführung. – Wien. OTTE M.(2015): Negativzinsen bei Geschäftsbanken: Welche Effekte sind zu erwarten? – In: ifo Schnelldienst 2/2015 (68) 8-10. POLLEIT T.(2015): Negativzinsen bei Geschäftsbanken: Welche Effekte sind zu erwarten? – In: ifo Schnelldienst 2/2015 (68) 17-21. TRÖGER T.(2015): Negativzinsen bei Geschäftsbanken: Welche Effekte sind zu erwarten? – In: ifo Schnelldienst 2/2015 (68) 10-14. http://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/niedrigzinsen-banken-parken-geld- lieber-bei-der-ezb-als-es-zu-verleihen/19487442.html (28.11.2017) http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anleihen-zinsen/wem-nuetzen-negativzinsen-14046757.html (29.11.2017) http://www.vdi-nachrichten.com/Technik-Finanzen/Die-absurde-Welt-Null-Negativzinsen (29.11.2017)