Seminar aus wirtschaftskunde - aktuelle themen der wirtschaftspolitik ws 2017/18 vortragender: dr. thomas url Thema 7.2 Standortwahl und Produktionsbedingungen.

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Seminar aus wirtschaftskunde - aktuelle themen der wirtschaftspolitik ws 2017/18 vortragender: dr. thomas url Thema 7.2 Standortwahl und Produktionsbedingungen für unternehmen 23.11.2017 Mag. Maia Daltcheva

Kriterien für die standortwahl Prinzipiell lassen sich zwei unterschiedliche Motive für Standortentscheidungen unterscheiden: das Markterschließungsmotiv und das Motiv der Nutzung günstiger Produktionsbedingungen Zu den wichtigsten Kriterien zählen daneben die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen. Die Entscheidung, ob ein Unternehmen sich in einer Region ansiedelt oder nicht, bringt auch eine Vielzahl bedeutender Effekte mit sich: direkte und indirekte Effekte auf die gesamte Gegend um den Standort (Gemeinde und Umland) Beispiele für direkte Effekte: Schaffung von Arbeitsplätzen Erhöhtes Steueraufkommen; Ausbau der Infrastruktur; Zuzug von höher qualifizierten Arbeitskräften; Steigerung der lokalen Kaufkraft

Warum sind die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen so bedeutend für standortentscheidungen von unternehmen? Stabile Rahmenbedingungen sind eine wichtige Voraussetzung für Investitionsentscheidungen von Unternehmen, weil mit dem Kauf einer Anlage oder der Ausgabe für Forschung & Entwicklung etc. ‚flüssiges Geld‘ (d.h. die Option etwas zu machen) in physische Anlagen, Marken oder Patente umgewandelt wird (die Optionen gehen also zunächst alle verloren) Erst in der Zukunft fließen aus den Investitionen Erträge - genau wegen dieser Zeitverschiebung ist Stabilität immens wichtig. Die Entscheidung zur Investition muss nämlich jetzt getroffen werden, und die Erträge entstehen erst morgen. Aus einer Option wird nach der Investition ein fixer Posten. Daher ist jede Investitionsentscheidung von der Unsicherheit über die zukünftigen Erträge beeinflusst. Der Staat kann mit der Schaffung von stabilen Rahmenbedingungen diese Unsicherheit vermindern und Unternehmen zur Ansiedlung an bestimmten Standorten animieren.

Bedeutung der Unternehmensbesteuerung für die Entwicklung einer Region + für die ansiedlungsentscheidungen der unternehmen Unternehmensbesteuerung ist für den Staat, die Regionen und Gemeinden sehr bedeutsam. Das Steueraufkommen ermöglicht die Finanzierung verschiedener relevanter Bereiche; wie z.B. den Ausbau der Infrastruktur oder Investitionen in das Bildungssystem Die Finanzierung sozialpolitischer Bereiche erfolgt auch (nicht nur) über die Steuereinnahmen des Staates Aus der Sicht des Unternehmens ist es von Vorteil, wenn die Steuerlast niedrig ist bzw. wenn von staatlicher Seite steuerliche Vergünstigungen geboten werden. Aus diesem Grund hat Österreich verschiedene Institutionen und Instrumente geschaffen, um Unternehmen die Ansiedlung „schmackhaft“ zu machen und diese zu fördern

Rechtliche rahmenbedingungen Das sind Gesetze, Verordnungen, Regulierungen, die die Tätigkeit von wirtschaftlichen Akteuren/ Unternehmen sowie auch deren Beziehungen untereinander regeln Diese rechtlichen Rahmenbedingungen lassen sich in mehrere Kategorien einteilen: 1) Die vorherrschende Wirtschafts- und Eigentumsverfassung 2) alle durch den Staat vorgenommenen Regulierungen wirtschaftsrelevanter Bereiche (z.B. Marktzutrittsschranken, Umweltauflagen, Arbeitnehmerschutzbestimmungen etc.) 3) Sonstige Wirtschaftspolitische Maßnahmen (z.B. staatliche Förder- und Industriepolitik

Politische rahmenbedingungen Regierungssystem und politische Ordnung in einem Staat; Institutionen und wirtschaftsbezogene Einrichtungen Stabilität ist ein zentraler Faktor, es ist statistisch erwiesen, dass ein demokratisches System wirtschaftlich erfolgreicher ist als verschlossene, autoritäre Systeme Die politischen Rahmenbedingungen sind bedeutsam, da aus ihnen die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Politik der Regierung, welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen gesetzt werden und auch die politische Ausrichtung des Staates haben einen starken Einfluss auf Unternehmen und deren Tätigkeiten.

Rechtliche Rahmenbedingungen im detail Wirtschafts- und Eigentumsverfassung ist das zentrale Element Ein Unternehmen muss die Risiken einer Ansiedlungsentscheidung kalkulieren können (politische Unruhen, potentiell mögl. Enteignung – z.B. Venezuela!) In einer Marktwirtschaft werden mit dem Kauf eines Sachgutes oder einer Dienstleistung sowohl Eigentums- als auch Verfügungsrechte erworben. Hierzu zählen das Recht, den Vermögenswert zu nutzen(Entscheidungs- und Nutzungsrecht), das Recht, die Früchte des Eigentums zu nutzen (Aneignungsrecht), das Recht, das Eigentum zu verändern oder zu wechseln (Veränderungsrecht) und das Recht, den Vermögenswert ganz oder zeitweise zu übertragen (Transferrecht).

Beispiel wie der staat österreich unternehmen dabei unterstützt, ihre risiken zu minimieren Die Republik Österreich bietet für Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen im Ausland Beteiligungsgarantien an, d.h. Direktinvestitionen im Ausland werden gegen politische Risiken (z.B. der Enteignung oder von Kapitalverkehrskontrollen im Ausland) abgesichert. Diese Garantien werden von der Österreichischen Kontrollbank abgewickelt. Daneben hat die Wirtschaftskammer Österreich ein gut ausgebautes Netz an Auslandsniederlassungen, die österreichische Unternehmer auf den jeweiligen Märkten beraten und bei Bedarf unterstützen.

Darüber hinaus müssen Vertragsfreiheit und das Haftungsprinzip gelten Darüber hinaus müssen Vertragsfreiheit und das Haftungsprinzip gelten. Das Haftungsprinzip stellt sicher, dass jeder Wirtschaftsteilnehmer die Folgen des eigenen Handelns zu tragen hat. Die Rechtsordnung muss deshalb Sanktionen für Vertragsbruch oder das Nichteinhalten von Gesetzen und Auflagen vorsehen (Berlemann 2015: 673) Abgesehen von diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen, sind auch das Vorhandensein und die Qualität der Produktionsfaktoren entscheidend

Als Produktionsfaktoren im engeren Sinne gelten die Faktoren Arbeit, Werkzeuge, Maschinen und Anlagen, Rohstoffe und Vorprodukte, Grundstücke und Bauwerke sowie Energie. Für die Produktion der meisten Güter und Dienstleistungen werden alle diese Produktionsfaktoren, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß und unterschiedlicher Qualität, benötigt. Als Produktionsfaktoren im weiteren Sinne werden solche Faktoren, die das Vorhandensein, den Preis und die Qualität der Produktionsfaktoren beeinflussen und damit indirekt mitbestimmen, bezeichnet.

Für die Industrie sind Umweltschutzauflagen zunächst einmal mit zusätzlichen Kosten verbunden und aus dieser Perspektive ein negativ wirkender Standortfaktor. Allerdings kann sich die Existenz von Umweltauflagen auch für den industriellen Sektor positiv auswirken, da Anreize für eine umweltbewusste Produktgestaltung und die Entwicklung moderner Umweltschutztechnik geschaffen werden. Andererseits suchen Unternehmen bewusst Standorte, wo diese Regulierungen weniger strikt sind. Selbiges gilt z.B. für den Arbeitnehmerschutz. Kronberger und Hofer erwähnen die Suche nach Wettbewerbsvorteilen als einen wichtigen Faktor bei der Ansiedlungsentscheidung von Unternehmen.

FAZIT Da Ansiedlungsentscheidungen nur unter Aufwendung hoher Kosten reversibel sind, streben die meisten Unternehmen Standorte an, die ihnen ein möglichst großes Maß an Planungssicherheit gewähren (Berlemann 2015: 678) Politische Instabilität ist insofern ein bedeutsames Hindernis im internationalen Wettbewerb um Unternehmensansiedlungen. Auch ein niedriges Bildungsniveau der lokalen potentiellen Arbeitskräfte kann hemmend wirken. Hier ist eine vorausschauende Bildungspolitik seitens des Staates gefragt.

Literatur: Berlemann, Michael – Stabilität politischer und rechtlicher Rahmenbedingungen und die Standortwahl von Unternehmen. Enthalten in: Wirtschaftspolitische Blätter, Bd. 62 (2015), 4, S. 669-681 Kronberger, R., Hofer, R., Österreichische Wirtschaftspolitik – Eine anwendungsorientierte Einführung, Facultas, Wien, 2012.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!