Geschlechtsaspekte bei Suizid und Suizidalität

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 Präsentation transkript:

Geschlechtsaspekte bei Suizid und Suizidalität

Suizid & Suizidalität Gliederung Epidemiologie Risikofaktoren Suizidalität bei Medizinerinnen & Medizinern Ausblick Literatur

Epidemiologie Bis zu 70 Prozent aller Suizide erfolgen im Rahmen einer depressiven Erkrankung. Im Jahr 2012 haben sich 2603 Frauen und sogar 7287 Männer in Deutschland suizidiert. Damit suizidieren sich Männer bis zu dreimal so häufig wie Frauen, wobei Frauen öfter einen Suizidversuch begehen. Die erhöhte Suizidrate bei geringerer Suizidversuchsrate bei Männern wird als sogenanntes Gender Paradox diskutiert. Altergruppe (in Jahren) Suizidrate Männer Suizidrate Frauen 20-25 11.9 3.2 60-65 22.9 7.1 85-90 73.2 15.1 Tabelle 1. Suizidraten (Suizide auf 100 000 Personen der Allgemeinbevölkerung pro Jahr) bei Männern und Frauen in unterschiedlichen Altersgruppen. 1990 bis 2012. [Quelle: NASPRO, 2012]

Risikofaktoren Männer Frauen Suizidale Handlungen in der Familie Der größte Risikofaktor für einen Suizid ist eine psychische Erkrankung. Vor allem Depression, aber auch schizophrene oder Suchterkrankungen erhöhen das Risiko eines Suizides enorm. Dabei werden 90 Prozent aller Suizide mit einer psychischen Erkrankung assoziiert. Männer Frauen Suizidale Handlungen in der Familie  Früherer Drogenkonsum  Frühe Trennung der Eltern  Rauchen  Borderline-Persönlichkeitsstörung Eigene Suizidversuche  Hostilität  Subjektive depressive Symptome  Borderline-Persönlichkeitsstörung  Wenige eigene Gründe für das Weiterleben Tabelle 2. (Weitere) Risikofaktoren für einen Suizid bei Männern und Frauen. [Quelle: Oquendo et al. (2007)]

Suizidalität bei Medizinerinnen & Medizinern Medizinerinnen & Mediziner weisen eine höhere Suizidrate auf als in der Allgemeinbevölkerung (1,3 bis 3,4-fach erhöht, vgl. Reiner et al., 2005)  Bei einer Studie (Reiner et al., 1986) gaben die Hälfte der befragten Medizinerinnen & Mediziner an, in ihrem Leben bereits Suizidabsichten gehabt zu haben, zwei Drittel hielten es für möglich, sich in Zukunft zu suizidieren.

Ausblick 1. Einer der größten Risikofaktoren ist das Vorhandensein einer Depression. Gegenwärtig besteht noch immer eine gesellschaftliche Depressionsblindheit bei Männern und damit eine deutliche Unterdiagnostizierung.  Deshalb: fundierte Kenntnisse von Geschlechterunterschieden in der Phänomenologie von Depressionen sind notwendig. 2. Geschlechtersensible Suizidpräventionen sind selten. Ein Zugang für präventive Maßnahmen bei Männern könnten Präventionsprogramme am Arbeitsplatz sein. 3. Generelles Umdenken von Geschlechterrollen ist nötig, um (u. a.) die Akzeptanz psychischer Krankheiten bei Männern zu fördern und das Hilfesuchverhalten zu erhöhen.

Literatur Gößwald A, Lange M, Kamtsiuris P, Kurth B. DEGS: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Bundesgesundheitsbl. 2012; 55(6-7):775–80. Gullestrup, J., Lequertier, B., & Martin, G. (2011). MATES in construction: impact of a multimodal, community-based program for suicide prevention in the construction industry. International journal of environmental research and public health, 8(11), 4180–4196. doi:10.3390/ijerph8114180 NASPRO. (2012). Nationales Suizidpräventionsprogramm für Deutschland. Suizide in Deutschland 2012: Suizidzahlen und -raten 1990-2012 in Deutschland. Oquendo, M. A., Bongiovi-Garcia, M. E., Galfalvy, H., Goldberg, P. H., Grunebaum, M. F., Burke, A. K., & J John Mann, M. D. (2007). Sex differences in clinical predictors of suicidal acts after major depression: a prospective study. American Journal of Psychiatry. Reimer, C., Trinkaus, S., & Jurkat, H. B. (2005). Suizidalität bei Ärztinnen und Ärzten. Psychiatrische Praxis, 32(08), 381-385. Reimer C, Zimmermann R, Balck F. Suizidalität im Urteil von klinisch tätigen Ärzten. Nervenarzt. 1986; 57 100-107 Wahlbeck K. & Mäkinen M. (Eds). (2008). Prevention of depression and suicide. Consensus paper. Luxembourg: European Communities. Wolfersdorf, M., & Plöderl, M. (2016). Geschlechterunterschiede bei Suizid und Suizidalität. In P. Kolip & K. Hurrelmann (Eds.), Programmbereich Gesundheit. Handbuch Geschlecht und Gesundheit. Männer und Frauen im Vergleich (2nd ed.). Bern: Hogrefe. Wolfersdorf, M. (2009). Männersuizid: Warum sich "erfolgreiche" Männer umbringen - Gedanken zur Psychodynamik. Blickpunkt der Mann, (7), 38–41.