Lernmotivation in der Erwartungs-Wert-Konzeption Magdalena Krieber Iris Tomantschger
Leistungsmotivation aus erwartungs-wert-theoretischer Sicht Wahl der Leistungsaufgaben Festhalten an diesen Aufgaben Energie um sie durchzuführen Bewältigung der Aufgaben ... kann erklärt werden durch die Meinung darüber, wie erfolgreich man bei einer Aktivität sein wird und die Höhe des Werts, den man der Aktivität beimisst.
Erwartungs-Wert-Modelle Risiko-Wahl-Modell (Atkinson) Erwartungs-Wert-Modell (Eccles & Wigfield) Erweitertes Kognitives Motivationsmodell (Heckhausen & Rheinberg)
Risiko-Wahl-Modell (J.W. Atkinson) 2 Persönlichkeitsvariablen Erfolgsmotiv (Me) Misserfolgsmotiv (Mm) 4 Situationsvariablen Anreiz von Erfolg (Ae) Anreiz von Misserfolg (Am) Erfolgswahrscheinlichkeit (We) Misserfolgswahrscheinlichkeit (Wm)
Risiko-Wahl-Modell (J.W. Atkinson) Anreiz von Erfolg (Ae = 1 - We) Anreiz von Misserfolg (Am = - We) Erfolgswahrscheinlichkeit (We) Misserfolgswahrscheinlichkeit (Wm) (We + Wm = 1)
Risiko-Wahl-Modell (J.W. Atkinson) Tendenz, Erfolg anzustreben = (Me × Ae × We) Tendenz, Misserfolg zu vermeiden = (Mm × Am × Wm) Resultierende Tendenz: RT = (Me × Ae × We) - (Mm × Am × Wm)
Erwartungs-Wert-Modell (Eccles & Wigfield) basiert auf Atkinsons Risiko-Wahl-Modell aber: ausführlichere Erwartungs-Wert-Komponenten, breiteres Feld psychologischer und soziokultureller Faktoren Annahme, dass Erwartungen und Werte in positivem Zusammenhang zueinander und nicht wie bei Atkinson in umgekehrter Relation stehen
Erwartungs-Wert-Modell (Eccles & Wigfield) Erfolgserwartungen Leistungsbezogene Wahlen Aufgabenspezifische Überzeugungen Subjektive Aufgabenwerte
Erwartungs-Wert-Modell (Eccles & Wigfield) Aufgabenspezif. Überzeugungen - Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten - wahrgenommene Schwierigkeit - individuelle Ziele - Selbst-Schemata - Affektive Erinnerungen Erfolgserwartungen Leistungsbezogene Wahlen Subjektive Aufgabenwerte
Erwartungs-Wert-Modell (Eccles & Wigfield) (Erfolgs-)Erwartungen Wie gut werde ich abschneiden? Werte Anreizwerte und Zielerreichungswerte Nützlichkeit Wahrgenommene Kosten
Studien (Eccles & Wigfield) Geschlechtsunterschiede bzgl. des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten und der Werte in Mathematik und Englisch (LS über 2 Jahre, 5. – 12. Schulstufe) Einfluss des Übergangs von Grundstufe zur Mittelstufe bzgl. der Erwartungen und Werte in akademischen Fächern, Sport, Freizeitaktivitäten? (6. Schulstufe, die in Junior High wechselten) Veränderung des Leistungsvertrauens und Werte von Schülern während Grundschul- und Sekundarschulzeit (LS über 10 Jahre; Beginn mit 1., 2., 4. Klasse)
Studien: Fragestellungen (Eccles & Wigfield) Wie ändern sich Erfolgserwartungen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und subjektive Werte über die Schuljahre hinweg? Struktur Mittelwerte Wie sagen fähigkeitsbezogene Überzeugungen und subjektive Aufgabenwerte die Leistung in und die Wahl der Aufgaben voraus?
a. Veränderungen in der Struktur (Eccles & Wigfield) Fähigkeits- und Erwartungsüberzeugungen sind bereichsspezifisch Unterschied zwischen fähigkeitsbezogenen Überzeugungen und subjektiven Aufgabenwerten
a. Veränderungen in Mittelwerten (fähigkeitsbezogene Überzeugungen) Jüngere Kinder haben positivere fähigkeitsbezogene Überzeugungen als ältere. Lineare Abnahme insbesondere in akademischen Leistungsbereichen, größte Änderung direkt nach Eintritt in Mittelstufe
a. Veränderungen in Mittelwerten (subjektive Werte) Rückgang bereichsspezifisch Mathematik, Lesen, Instrumentalmusik Teilweise Anstieg Sport
a. Mittelwerte: Fazit Fähigkeitsbezogene Überzeugungen und Werte werden in vielerlei Hinsicht negativer, je älter die Kinder werden (zumindest in früher Jugend). Kinder glauben, weniger kompetent zu sein und bewerten diese Aktivitäten schlechter. Erklärungen?
a. Mittelwerte: Fazit Besseres Verständnis für und bessere Interpretation von Feedback Mehr soziale Vergleiche realistischere Selbsteinschätzung führt zu eher negativen Überzeugungen Änderung der schulischen Umwelt Bewertung wird wichtiger, Wettbewerb wahrscheinlicher Reduktion der Leistungsüberzeugungen
b. Vorhersage Beste Prädiktoren für Leistung: Fähigkeitsbezogene Überzeugungen Erfolgserwartungen ... sagen Ergebnisse besser voraus als frühere Noten oder Leistungsbewertungen Bester Prädiktor für Wahl: Subjektive Aufgabenwerte
Erweitertes Kognitives Motivationsmodell (Heckhausen & Rheinberg) Situation Handlung Ergebnis Folgen SE HE EF Tätigkeitsanreize Folgenanreize
Erweitertes Kognitives Motivationsmodell (Heckhausen & Rheinberg) Vorhersage von Motivation: Wenn SE niedrig HE hoch EF hoch je mehr und je positiver die Folgen desto höher die Motivation und die Wahrscheinlichkeit, dass die Person die Handlung durchführt.
Motivationsförderung Rheinberg, Vollmeyer & Burns (2000): Einordnung von Motivationaler Orientierung Selbstwirksamkeit Selbstbestimmung Leistungsmotivation in Modell von Heckhausen & Rheinberg
a. Motivationale Orientierung Lernzielorientierung: Kompetenzzuwachs Leistungszielorientierung: soziale Vergleiche Annäherungstendenz: Aufsuchen von Leistungssituationen Vermeidungstendenz: Vermeidung von Leistungssituationen
a. Motivationale Orientierung (Erweitertes Kognitives Motivationsmodell) Lernzielorientierte: Suchen Situationen, in denen HE-Erwartung deutlich höher als SE-Erwartung Leistungszielorientierte: Suchen Lernsituationen mit hoher SE-Erwartung, v.a. bei hoher EF-Erwartung Ungünstig: Leistungsorientierung mit Vermeidungstendenz SE- und EF-Erwartung zu gering
a. Förderung von Erwartungen Rheinberg (1980): Lehrerbewertung individuell und sozial Vgl. aktueller mit früheren Leistungen Vgl. mit Leistungen anderer Schüler
b. Selbstwirksamkeit Personen, die sich für kompetent halten, sind eher motiviert in einer Situation zu handeln vgl. Erfolgswahrscheinlichkeit (Atkinson)
b. Selbstwirksamkeit (Erweitertes Kognitives Motivationsmodell) Ist Akteur überzeugt, durch Handlung das gewünschte Ergebnis erreichen zu können? (HE-Erwartung) Wertkomponente fehlt
b. Förderung von Erwartung Strategie des Selbstgesprächs: „Du kannst das!“, „Du schaffst das!“ Aber: Förderlicher Effekt unklar.
c. Selbstbestimmung Intrinsische vs. extrinsische Motivation Person führt Tätigkeit um ihrer selbst willen aus Person führt Tätigkeit aufgrund äußerer Zwänge aus
c. Selbstbestimmung Grundbedürfnis nach Autonomie Kompetenz soziale Eingebundenheit wird durch intrinsisch motivierte Tätigkeit befriedigt.
c. Selbstbestimmung (Erweitertes Kognitives Motivationsmodell) Intrinsisch: Tätigkeitsanreize Extrinsisch: Zweckanreize Lediglich Werte/Anreize betrachtet; Erwartungskomponente fehlt
c. Förderung von Werten Lehrstrategie von Reeve (2002): persönliche Relevanz des Themas herstellen Befriedigung von Bedürfnis nach Autonomie
d. Leistungsmotivation Anreiz: erwartete Emotion Erfolg: Stolz Misserfolg: Scham Wenn Hoffnung auf Erfolg überwiegt: Erfolgszuversicht wählen eher realistische Ziele Wenn Furcht vor Misserfolg überwiegt: Misserfolgsangst wählen eher zu schwierige oder zu leichte Aufgaben
d. Leistungsmotivation (Erweitertes Kognitives Motivationsmodell) Erfolgszuversichtliche: suchen Situationen auf, in denen ihre Handlung für Ergebnis verantwortlich ist (geringe SE-Erw., hohe HE-Erw.) Realistische Ziele: gute Chance, Erfolg zu erleben (Stolz), günstige EF-Erw.
d. Leistungsmotivation (Erweitertes Kognitives Motivationsmodell) Misserfolgsängstliche: erwarten nur negative Folgen (was zur Wertkomponente gezählt werden kann), meidet Leistungssituationen Geringe HE-Erwartung nach Misserfolg hemmt motiviertes Lernen und führt zu schlechteren Leistungen
d. Förderung (Furcht vor Misserfolg) Motivationstraining von Krug & Hanel (1976): Vermittlung realistischer Zielsetzung, günstiger Attributionsmuster und positiver Selbstbewertung in 16 Trainingssitzungen. Furcht vor Misserfolg konnte reduziert werden, aber keine Leistungsverbesserung.
Vor- und Nachteile (+) breites Anwendungsfeld (+) leicht verständlich, plausibel (+) Modelle haben sich bewährt, stabiles theoretisches Fundament (-) nicht ganz klar, wie groß der Einfluss der einzelnen Komponenten ist
Eigene Forschungsideen Haben Erwartungen und Werte einen Einfluss auf Erfolg/Misserfolg einer Psychotherapie Krankheits-/ Suchtbewältigung ... Welchen Einfluss haben Erwartungen und Werte der Eltern auf Erwartungen und Werte ihrer Kinder bzw. wie verändert sich dieser Einfluss im Laufe der Jahre?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Literatur Eccles, J.S. & Wigfield, A. (2002). Motivational beliefs, values, and goals. Annual Review of Psychology, 53, 109-132. Schmalt, H.-D. & Sokolowski, K. (2006). Motivation. In H. Spada (Hrsg.), Lehrbuch Allgemeine Psychologie (3. Aufl.) (pp. 501-552). Bern: Hans Huber. Urhahne, D. (2008). Sieben Arten der Leistungsmotivation. Psychologische Rundschau, 3, 109-132. Vollmeyer, R. (2008). Motivationsförderung. In F. Petermann & W. Schneider (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie. Angewandte Entwicklungspsychologie. Band 7 (pp. 307-330). Göttingen: Hogrefe. Wigfield, A. & Eccles, J.S. (2000). Expectancy-value theory of achievement motivation. Contemporary Educational Psychology, 25, 68-81.