Die EU Anti-Diskriminierungsrichtlinien 2000/43 und 2000/78 Austausch bewährter Verfahren und aktuelle Entwicklungen Seminar der Europäischen Rechtsakademie.

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ALLGEMEINE GRUNDRECHTSLEHREN I. Einteilung der Grundrechte
 Präsentation transkript:

Die EU Anti-Diskriminierungsrichtlinien 2000/43 und 2000/78 Austausch bewährter Verfahren und aktuelle Entwicklungen Seminar der Europäischen Rechtsakademie November 2008 Helmut Graupner Die Rechtssache

I. Menschenrechtliche Grundlagen II. Bisherige Rechtsprechung des EuGH III. Die Rechtssache Tadao Maruko IV. Reaktion deutscher Höchstgerichte V. Ausblick

zentraler Gedanke der Menschenrechte ist der Respekt vor der menschlichen Würde und Freiheit, die Anerkennung der persönlichen Autonomie ist ein bedeutendes Auslegungsprinzip in der Anwendung des Rechts auf Achtung des Privatlebens. Sexualität und Sexualleben gehören zum Kernbereich des Grundrechts auf Schutz des Privatlebens. Staatliche Regulierung sexuellen Verhaltens greift in dieses Recht ein; und solche Eingriffe sind nur dann gerechtfertigt, wenn sie nachweislich notwendig sind, um von anderen Schaden abzuwenden (dringendes soziales Bedürfnis, Verhältnismässigkeit). Ansichten und Werthaltungen einer Mehrheit können Eingriffe in das Recht auf Privatleben (wie auch in andere Grundrechte) jedenfalls nicht rechtfertigen. I. Europäischer Menschenrechtsgerichtshof: (Dudgeon vs. UK 1981, Norris vs. Ireland 1988, Modinos vs. Cyprus 1993, Laskey, Brown & Jaggard vs. UK 1997, Lustig-Prean & Beckett vs. UK 1999; Smith & Grady vs. UK 1999; A.D.T. vs. UK 2000, Christine Goodwin vs. UK 2002, I. vs. UK 2002, Fretté vs. France 2002, L. & V. v. Austria 2003, S.L. v. Austria 2003)

Diskriminierung auf Grund sexueller Orientierung –ist inakzeptabel –ebenso schwerwiegend wie Diskriminierung auf Grund von Rasse, ethnischer Herkunft, Religion und Geschlecht –Differenzierung bedarf besonders schwerwiegender Gründe (Lustig-Prean & Beckett vs. UK 1999; Smith & Grady vs. UK 1999; Salgueiro da Silva Mouta vs. Portugal 1999; L. & V. v. Austria 2003, S.L. v. Austria 2003, E.B. vs. France 2008)

Nicht bloß negative Rechte auf Freiheit von staatlichen Eingriffen sondern auch positive Rechte auf (aktiven) Schutz dieser Rechte, gegenüber dem Staat wie auch gegenüber anderen Individuen. Verpflichtung des Staates zu aktivem Tätigwerden bei Beeinträchtigung des Rechts auf freie Entfaltung und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, und auf Aufnahme und Führung zwischenmenschlicher Beziehungen (Zehnalová & Zehnal vs. CZ 2002)

II. Bisherige Rechtsprechung des EuGH (a) Grant vs. South West Trains 1998 (C-249/96) Dienstnehmerin wurden Vergünstigungen für ihre Partnerin verwehrt, die ein männlicher Dienstnehmer für seine Partnerin erhalten hat –Keine Diskriminierung auf Grund des Geschlechts gem. Art. 141 EG (b) D. & Sweden v. Council 2001 (C-122,125/99) Keine Haushaltszulage für (in Schweden registrierten) gleichgeschlechtlichen Partner eines (schwedischen) Beamten des Rates, während Beamte für Ehepartner in der gleichen Situation die Zulage erhalten –Weder Diskriminierung auf Grund des Geschlechts noch der sexuellen Orientierung

Auf beide Urteile reagierte der Gemeinschaftsgesetzgeber: 1. Grant (1998) -> RL 2000/78/EG 2. D. & Sweden (2001) -> VO (EG, EURATOM) 723/2004 (Novellierung des Beamtenstatus): a. Diskriminierungsverbot (Art. 1d Abs. 1) b. Gleichstellung eingetragener Partnerschaften mit der Ehe, wenn keine Ehe möglich (Art. 1d Abs. 1 iVm Anhang VII Art. 1 Abs. 2 lit. c)

III. Tadao Maruko gegen Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen (VddB) (C-267/06) Hans Hettinger: -> Kostümbildner -> 45 Jahre Mitglied der VddB -> 45 Jahre Beiträge bezahlt wie seine heterosexuellen KollegInnen -> 13 Jahre Partnerschaft mit Hr. Tadao Maruko -> 2005 verstorben VddB: -> Hinterbliebenenpensionen nur an Ehepartner -> keine Pension an Tadao Maruko Tadao Maruko: -> Klage (BayrVG München M 3 K )

BayrVG: Vorlage an den EuGH 1. unmittelbare Diskriminierung? 2. Diskriminierung zulässig durch Erwägung 22? Erwägung 22: Diese Richtlinie lässt die einzelstaatlichen Rechtsvorschriften über den Familienstand und davon abhängige Leistungen unberührt. VddB & UK -> Ungleichbehandlung Ehepaare – reg. PS wegen Erwägung 22 ausserhalb des Anwendungsbereichs der RL

Europäische Kommission: -> Erwägung 22 hat keine Entsprechung im normativen Teil -> Erwägungsgründe haben keinen eigenständigen norm. Gehalt -> sie können insb. Geltungsbereich einer RL nicht einschränken -> Art. 22 ist daher nur dafür deklarativ, dass keine Zuständigkeit der Gemeinschaft zur Regelung des Familienstandes besteht (vgl. Art. 3 Abs. 1: Im Rahmen der auf die Gemeinschaft übertragenen Zuständigkeiten) -> ob eine registr. PS geschaffen wird oder nicht und ob diese eheähnlich ausgestaltet wird, ist Sache des Mitgliedstaates -> schafft er aber eine eheäquivalente reg. PS für gg Paare (ohne für diese die Ehe zu öffnen), so muss er reg. PS und Ehe im Anwendungsbereich der RL (hier: Entgelt) gleich behandeln -> keine unmittelbare Diskriminierung (kein Abstellen auf sex. Orient.) -> mittelbare Diskriminierung & keine Rechtfertigung ersichtlich -> Diskriminierungsverbot ist allg. Prinzip des Gemeinschaftsrechts (Mangold 2005), Auslegung des VddB & UK daher unzulässig

Tadao Maruko: 1. unmittelbare Diskriminierung (etwa analog dem Abstellen auf Schwangerschaft bei Diskriminierung auf Grund des Geschlechts): -> kann dahingestellt bleiben, weil jedenfalls 2. mittelbare Diskriminierung: -> nicht nur bei Bestehen einer eheäquivalenten reg. PS -> Solange gg Paaren die Ehe verboten ist: Abstellen auf die Ehe immer nur dem Anschein nach neutral und für Homosexuelle in besonderer Weise benachteiligend (Art. 2 Abs. 2 lit. b) -> Entgelt wird an eine Bedingung geknüpft, die gg Paare nie und nimmer erfüllen können -> Analog Urteil K.B. (2004) (vg Paare mit post-operativem ts Teil durften nicht heiraten): Anforderung der Ehe muss für gg Paare unangewendet bleiben (solange ihnen die Eheschliessung verboten ist) -> Ansonsten: kleine Diskriminierung (in MS mit eheähnl. RP) verboten, grosse (in MS ohne solche) jedoch nicht (obwohl idente Ungleichbehandlung)

Generalanwalt Dámaso Ruiz-Jarabo Colomer: -> Anerkennung der Homosexualität … unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zur Durchsetzung der Gleich- berechtigung und Achtung aller Menschen -> Der Grundsatz der Gleich- behandlung ist – zusammen mit dem des freien Verkehrs – der Grundsatz, der in der euro- päischen Rechtsordnung die längste Tradition aufweist und dort am tiefsten verwurzelt ist -> Verbot der Diskriminierung auf Grund sexueller Orientierung wegen seines grundlegenden Charakters von anderer Dimension als das Diskrimi- nierungsverbot auf Grund des Alters -> Die Union gewährleistet seine Achtung (Art. 6 EU) -> Erwägungen keine Bindungswirkung -> die innerstaatlichen Zuständig- keiten (müssen) so ausgeübt werden, dass dabei nicht gegen die Rechtsordnung der Gemeinschaft verstoßen wird -> Arbeitsentgelt entspringt Arbeits- verhältnis, nicht Familienstand -> keine unmittelbare Diskriminierung (weil nicht auf sexueller Neigung beruht) -> mittelbare Diskriminierung & keine Rechtfertigung ersichtlich -> aber nur, wenn eheäquivalentes Institut (im Wesentlichen idente Wirkungen), ansonsten fehlt gültiger Vergleichsparameter Problematik Vergleichsparameter: Ehe-regPS oder vg Paare-gg Paare?

Das Urteil Das Urteil ( ) Erwägung 22: (a) Familienstand und davon abhängige Leistungen fallen in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten, aber (b) Bei der Ausübung dieser Zuständigkeit haben die Mitgliedstaaten den gemeinschaftsrechtlichen Grundsatz der Nichtdiskriminierung zu beachten (c) Erwägung 22 kann Anwendung der RL nicht in Frage stellen (Rn 59f) Unmittelbare Diskriminierung -> wenn Lebenspartner in vergleichbarer Situation wie Ehepartner (Rn 70-73) Art. 2 Abs. 2 lit. a RL 2000/78/EG: unmittelbare Diskriminierung …, wenn eine Person wegen eines der in Artikel 1 genannten Gründe in einer vergleichbaren Situation eine weniger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person erfährt, erfahren hat oder erfahren würde Rechtfertigung nur gem. Art. 4 Abs. 1 (wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung)

Die vergleichbare Situation (1) Formell: Prüfung und Feststellung obliegen dem nationalen Gericht (Rn 72f) (2) Materiell: -> Vergleichbarkeit, nicht Identität (Rn 69) -> in Bezug auf diese Hinterbliebenenversorgung (Rn 74) -> individuell–konkreter Vergleich mit der Situation … eines Ehegatten, der die Hinterbliebenenversorgung aus dem berufsständischen Versorgungssystem der VddB erhält (Rn 74) -> Kriterien des nationalen Gerichtes (Rn 62, 69): (a) formal auf Lebenszeit begründete (b) Fürsorge und Einstandsgemeinschaft (Unterhalts- & Beistandspflichten)

-> EuGH tritt dem nicht entgegen und formuliert im Tenor ausdrücklich: Art. 1 in Verbindung mit Art. 2 der Richtlinie 2000/78 steht einer Regelung wie der im Ausgangsverfahren entgegen … (Hervorhebung hinzugefügt -> Vgl. demgegenüber den Tenor im Fall Palacios (2007): Verbot jeglicher Diskriminierung wegen des Alters ist dahin gehend auszulegen, dass es einer nationalen Regelung wie der des Ausgangsverfahrens nicht entgegensteht, …, sofern … (Hervorhebung hinzugefügt)

IV. Die Reaktion deutscher Höchstgerichte (Entscheidungen zum Familienzuschlag, § 40 Abs. 1 Nr. 1 BBesG) Bundesverwaltungsgericht (2 C 33.06, ): keine Vergleichbarkeit, weil -> Lebenspartnerschaft und Ehe nicht ident (Unterschiede zB bei sozialen Vergünstigungen im öffentlichen Dienst, im Steuerrecht und bei Adoption) -> vollständige oder allgemeine Gleichstellung weder erfolgt noch vom Gesetzgeber gewollt

Bundesverfassungsgericht (2 BvR 1830/06, ): keine Vergleichbarkeit, weil -> keine allgemeine rechtliche Gleichstellung (a) Gleichstellung nicht gesetzgeberischer Wille (b) keine Generalklausel (c) eigene Vorschriften mit Abweichungen zur Ehe -> keine vollständige Gleichstellung speziell im öffentlichen Dienst (Unterschiede noch im Besoldungs- und Beamtenversorgungsrecht) -> Ehepartner seien typischerweise unterhaltsbedürftig, Lebenspartner typischerweise nicht -> grundsätzliche Identität der zivilrechtlichen Unterhaltspflicht unbeachtlich

Problematik: Allgemeine Gleichstellung -> Zirkelschluss (wäre eine solche erfolgt, stellte sich die Frage der Diskriminierung von vorneherein nicht) Gleichstellung speziell (bei sozialen Vergünstigungen) im öffentlichen Dienst -> Zirkelschluss (Diskriminierung wird mit anderer Diskriminierung begründet) Typische/untypische Unterhaltsbedürftigkeit: -> abstrakt-typisierende Betrachtungsweise widerspricht der individuell-konkreten des EuGH -> Familienzuschlag nicht von Unterhaltsbedürftigkeit abhängig (erhalten auch kinderlose Beamte, deren Ehepartner mehr verdient als sie selbst)

V. Ausblick Judikatur des Bundesverwaltungs- u. Bundesverfassungsgerichtes -> widerspricht EuGH in Maruko Auch wenn man diese Ansicht nicht teilt -> jedenfalls nicht unvernünftig -> Vorlagepflicht (Frage der Kriterien der Vergleichbarkeitsprüfung) Falls Situation Lebenspartner und Ehepartner nicht vergleichbar -> dann Frage indirekter Diskriminierung (durch Abstellen auf das ausschliesslich heterosexuelle Kriterium Ehe) -> Vorlagepflicht Fall Maruko könnte noch zweimal den EuGH beschäftigen

VG München (nicht rechtskräftig): -> Zuspruch der Hinterbliebenenrente -> überlebende LP u. überlebende Ehepartner in vergleichbarer Situation, weil (a) Hinterbliebenenpension Unterhaltsersatzfunktion hat und (b) Unterhaltspflichten in LP & Ehe gleich sind Neuer Fall Römer gg. Stadt Hamburg (C-147/08): -> Alterspension bei Ehepartner höher als bei Lebenspartner -> auch wenn Ehepartner höheres Einkommen hat und Ehe kinderlos ist -> auch wenn Lebenspartner unterhaltsbedürftig ist und Kinder zu versorgen sind -> wird EuGH das Maruko-Urteil präzisieren?