15. Vorlesung: Chronische hirnorganische Störungen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Genetisch bedingte Erkrankungen
Advertisements

Temporallappenläsionen
bei nahestehenden Menschen
Unterricht Bethesda - Phase 1
Kompetenzfeld Tod und Trauer
Vom Abbau des Engagements bis zum Burnout
Klinischer Fall: Multiple Sklerose
Alkoholabhängigkeit und Alkoholmissbrauch nach ICD-10 und DSM-IV
Antidementive Pharmakotherapie
Theory of Mind und Demenzkrankheiten
Das Gehirn.
Lernen im Alter – anders als in der Jugend?
Psychopathologische Befunderhebung Prof. Dr. G. Laakmann
Apoptosemechanismen und neurodegenerative Erkrankungen
Kleine psychiatrische Krankheitslehre
Alzheimer und andere Demenzerkrankungen
Wirksamkeit der NADA-Ohrakupunktur bei Menschen mit psychiatrischen Diagnosen im ambulanten Bereich Euro-NADA Konferenz 2013.
Verbotene Wirkstoffgruppen in bestimmten Sportarten
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Tübingen
auf den menschlichen Körper
Erkrankungen des Blutes (ANEMIE)
1 Vortrag mit Fallbeispielen ….. Alkoholfolgeerkrankungen Referent: Thorsten Montanus Facharzt f ü r Nervenheilkunde.
Patienten sind Menschen. Die Krankheit ist Teil ihrer Biografie
G. Gatterer Geriatriezentrum am Wienerwald
Dr. med. Daniel Inglin, Leitender Arzt Geriatrische Klinik St.Gallen
Notfälle in der Psychiatrie. Suizidalität Zusammenfassung
„Demenz aktiv begegnen“: im interdisziplinären Dialog
Die häufigsten Sehbehinderungen
Persönlichkeitsstörungen
Auswirkungen der ungesunden Ernährung
Burnout Dr. Margot Peters FÄ f. Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin.
Delirantes Syndrom.
7. gesamtösterreichisches IC-Patiententreffen
GSB Deutsche Gesundheitssystemberatung GmbH
Beurteilung der Fahreignung
Psychosen By Kevin und Oliver.
Demenz Dr. Hartmut Bauer Neurologie Marien-Hospital Euskirchen
Ethische Aspekte der Diagnostik und Therapie depressiver Störungen
Psychotherapie bei MS P. Calabrese.
Die Zielsetzung der Psychotherapie
3. Vorlesung: Neurosenlehre
2. Vorlesung Psychopathologie .
17. Vorlesung Persönlichkeitsstörungen
4. Vorlesung: Psychopathologie III.
5. Vorlesung Affektive Störungen
4. Vorlesung: Schizophrenie und andere psychotische Störungen
Hirnorganische Störungen. Suchtkrankheiten.
Notfälle in der Psychiatrie. Suizidalität
geistig behinderter Erwachsener
Suche nach Hilfe.
COMPLEX REGIONAL PAIN SYNDROME
ZIVILISATIONSKRANKHEIT
Demenzkampagne Rheinland-Pfalz
Demenz Dr. Hartmut Bauer Neurologie Marien-Hospital Euskirchen
Formen der Verwirrtheit
Minimale Cerebrale Dysfunktion
Diagnostik und Therapie
Vorlesung SoSe 2011 Mo Uhr, Raum J101
Neurobiologische Grundlagen Vorlesung „Psychische Störungen“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser.
Neurologisch auffälliger Patient
Kom verder. Saxion. SE Verhaltensbilder 04 Demenz - Delir.
„Einem Depressiven zu sagen, dass er seine Probleme einfach vergessen soll, ist wie einem Blinden zu sagen, dass er genauer hinsehen soll.“ Affektive Störungen:
Dementielle Entwicklung – Was kann dahinter stecken ?
Notfälle in der Psychiatrie. Suizidalität
Nicht jede Vergesslichkeit ist eine Alzheimer-Krankheit
14. Vorlesung: Hirnorganische Störungen I.
15. Vorlesung: Chronische hirnorganische Störungen
5-6. Vorlesung: Schizophrenie
5. Vorlesung: Schizophrenie I.
 Präsentation transkript:

15. Vorlesung: Chronische hirnorganische Störungen Prof. László Tringer

System der organischen Störungen Diffuse Schädigungen Lokale Schädigungen Globale Syndrome Partiale Syndrome Generalisierte Symptome Lokale Symptome Akut Kronisch Epilepsie usw. Aphasie, usw. Delir, Dämmer-zustand Demenz, Psychose etc. Halluzi-nose Amnestisches Syndrom

Demenz uns Schwachsinn Verlust von früher vorhandenen intellektuellen Fähigkeiten Schwachsinn (Oligophrenie): Niedrig entwickelte intellektuelle Fähigkeiten

Physiologische Alterung Merkfähigkeit (Ribotsche Regel) Implizitgedächtnis rückt in den Vordergrund Erfahrungen Abgeklärtheit, Weisheit

Atrophia cerebri

Symptome der Demenz Leistungsabfall Affektivität Persönlichkeit Intelligenz Gedächtnis Affektivität Inkontinenz Depression (Manie), Agression, Angst Einengung des Interesses Persönlichkeit Sozialer Abbau, Kritiklosigkeit Antriebsmangel

Leistungabfall (kognitive Symptome) Frühsymptom: Verlust der Originalität Verringerung der Abstraktionsfähigkeit (Konkretisation): das Erkennen von Symbolen wird unmöglich); Verringerung der Kombinationsfähigkeit: der Patient erkennt den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht Erschwerte Auffassung, das Denken engt sich auf wenige Themen ein, einzelne Wörter werden wiederholt (Perseveration) früher erworbene Kenntnisse kommen zum Verlust Gedächtnisstörungen: Merkschwäche für neue Inhalte (Ribotsche Regel), später Verlust des Altgedächtnisses; Immer auffälligere Orientierungsstörungen.

Persönlichkeit (Verhaltensstörungen) Antriebstörungen, verminderte Spontaneität Enthemmung (oft zu Beginn der Krankheit), Albernheit Egozentrische Einstellung Asoziale und antisoziale Verhaltensweisen Erhöhte Beeinflussbarkeit Abbau der Autonomie Verarmte Psychomotorik (Hypomimie, Hypokinese, monotone Sprache) Fehlen der kritischen Selbsteinschätzung der eigenen Situation sowie der Krankheit

Affektivität Affektinkontinenz Stimmungs- und Affektlabilität Dysphorie, gegebenenfalls Euphorie Pathologische Erregtheit, oft Zornaffekte Gleichmut und Stumpfsinn.

Reversible Demenz Progressive Paralyse Infektionen Toxische Einwirkungen (Alkohol, Blei, etc.) Vaskuläre Erkrankungen Avitaminosen Stoffwechselstörungen, Porphyrie Chronische Intoxikationen Malabsorptionssyndrom Hypoglykämie Hydrocephalus communicans [law pressure hydrocephalus] usw.

Alzheimersche Demenz Hauptmerkmale Progressive Hirnatrophie Meist nach dem 70sten Lebensjahr Langsam fortschreitende Verblödung Acetylcholin- und Noradrenalin Verminderung Histologisch: senile Plaques, Amiloid), Neurofibrillenveränderung, Nervenzelluntergang, Synopsenverlust Vermutlich genetisch bedingt Frühform: Beginn um 50. Jahr

Spezifische Symptome der Alzheimer-Demenz Beginn mit hochgradiger Merkschwäche Verlangsamung aller psychischer Funktionen Progressive Verblödung (siehe Symptome der Demenz); Wahnideen, Sinnestäuschungen Bewusstseinsstörungen

Frühform der Alzheimer-Demenz Auffallende Persönlichkeitsänderung Kritiklosigkeit Rasche Progression Herdsymptome (Aphasie, Agnosie, Apraxie) Krampfanfälle

Vaskuläre (Multiinfarkt-)Demenz Lakunäre Demenz, verursacht von Kreislaufsstörungen der kleinen Hirngefäße Symptomatik unterschiedlich nach dem Sitz der Störungen Neurologische Symptome Fluktuierender Ablauf Persönlichkeit bleibt lang erhalten Subjektive Beschwerden Depressionen

Picksche Krankheit Degenerative, erblich bedingte Erkrankung Zunehmender Persönlichkeitsverfall Demenz Atrophie im Stirn- und/oder im Schläfenlappen Gelegentlich extrapyramidale Störungen Führt nach einigen Jahren zum Tod

Progressive Paralyse (Paralysis luetica) 5-15 Jahre (manchmal auch 30) nach der ersten Ansteckung Spirochäten-Invasion der Hirnrinde, entzündliche Erscheinungen, später reduzierte Zellenzahl und vermehrte Mikroglia Bei Männern doppelt so häufig wie bei Frauen Progressive globale Demenz Neurologische Symptome (Sprachstörungen, unregelmäßige Pupillen, Lichtstarre usw.) Luesreaktion im Serum und Liquor positiv; im Liquor Zell- und Eiweißvermehrung, Linksausfall in den Kolloidkurven Behandlung mit Antibiotika in großen Dosen Heute selten

AIDS-Demenz Rapide Verblödung mit verschiedenen Symptomen des AIDS In 60 % chronisches hirnorganisches Syndrom CT oder MRI zeigt eine nachweisbare Hirnatrophie, Ventrikel-Erweiterung, Vakuolen in der weißen Substanz

Weitere Demenz-Formen Jakob–Kreutzfeld-Krankheit: Progressive Demenz mit Verhaltens- und Gedächtnisstörungen Myoklonen, Sprachstörungen, Schluckstörungen Rapider Verlauf (von 6 bis l8 Monaten) Auslösefaktor ist ein Prion (eiweißähnlicher Stoff) Pathologie: spongiöse Degeneration Dementia epileptica: Häufige Anfälle Epileptische Persönlichkeitsveränderung Dementia traumatica: Folge eines schweren Hirntraumas Bei Boxern entwickelt sich oft die „Dementia pugilistica”

Hirndiffuses Psychosyndrom Störungen der Affektivität Antriebstörungen (Einengung der Interessen, Mangel der Spontaneität); Psychomotorische Verlangsamung Leistungsabfall, Senkung des Persönlichkeitsniveaus Verhaltensstörungen, Verminderung der Produktivität Bereitschaft zur Dekompensation (in schweren Lebenssituationen, bei Konflikten usw.) Vegetative Labilität Alkoholintoleranz Isolation Paranoide Reaktionen

Hirnlokales Psychosyndrom Frontales Syndrom: Antriebstörung, Spontaneitätsmangel Einengung des produktiven Denkens, mangelnde Antizipation, mangelnde Zukunftsperspektive Unselbständigkeit, erhöhte Beeinflussbarkeit Fronto-basales (orbitales) Syndrom: Verlust der ethischen und moralischen Hemmungen Distanzlosigkeit, mangelndes Krankheitsempfinden, euphorische Verstimmung (moria) Kein Abbau, keine Verlangsamung, gute Reaktionsfähigkeit. Temporales (limbisches) Psychosyndrom: Affektstörungen (Affekt- und Stimmungslabilität, Reizbarkeit, Aggressivität) Egozentrism, Misstrauen, Störung der sozialen Anpassung; paranoide, querulante, antisoziale Reaktionen Verlangsamung Kein Abbau

Amnestisches Psychosyndrom Orientierungsstörung in Raum und Zeit Schwere Merkfähigkeitsstörungen Konfabulationen (Korsakowsche Trias) Fehlende Kritikfähigkeit Fehlendes Krankheitseinsicht Stimmung euphorisch, später stumpf

Endokrines Psychosyndrom Veränderung der Triebe (Steigerung Verminderung, besondere Gelüste) Bewegungsbedürfnis (Bewegungsarmut, Unruhe, Poriomanie) Schlafbedürfnis Erhöhte oder verminderte Sexualität Persönlichkeitsveränderung Verstimmungen, oft auch psychoreaktive Krankheitsbilder

Therapie der Demenzen Nootropika (wirken symptomatisch auf den zerebralen Stoffwechsel und auf die Mikrozirkulation, Besserung in 4-8 Wochen) Piracetam Vinpocetin Cerebrolysin Meclofenoxat; Nicergolin Acetylcholinesterase-Hemmer: bei milden und mittelschweren Formen der Alzheimer-Demenz, Besserung zu 25 %. Donepezil, Tacrin, Rivastigmin Progressionverlangsamung l-Deprenil (Selegiline, Jumex), Vitamin E