Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

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 Präsentation transkript:

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg 1. Gliederung 2. Beispiele für wissenschaftlichen Betrug 3. Wie wird betrogen? 4. Warum wird betrogen? Milieutheorie 5. Deutsche Entwicklung 6. Das amerikanische Modell 7. Das dänische Modell 8. Das deutsche Modell 9. Diskussion 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Wissenschaft ist … … ein Instrument, das Dunkles erhellt … … die Suche nach Wahrheit … … Objektivität … … systematische Eliminierung von Falschem … … Kritik an Bestehendem … … wann es anders sein könnte … … das Wort, das sagt, … … warum es so ist, … … was wie ist, … 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Aber … … Wissenschaft wird von Menschen praktiziert … … und der Mensch ist mit Fehlern behaftet ! 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg gab die Arbeit eines anderen für seine eigene aus Ca. 140 n. Chr. Ptolemäus 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

man bezweifelt, dass er Experimente überhaupt durchgeführt hat als Begründer der modernen wissenschaftlichen Methode gefeiert Galileo Galilei 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

„sorgte“ für Daten, die seine Gravitationstheorie bestätigten Isaak Newton 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Kein Chemiker der heutigen Zeit konnte seine bestechenden Ergebnisse bestätigen Bedeutender Chemiker des 19. Jahrhunderts John Dalton 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Charles Darwin … Gregor Mendel … Albert Einstein … 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg „An den Unis spürt eine Task Force Fälschern nach Die Deutsche Forschungsgesellschaft will Manipulationen entlarven - Ein Wissenschaftsskandal und seine Folgen“ 24.03.99 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg 3. Wie wird betrogen? Keine allgemeinen Verfahrensregeln Untersuchungsausschuss in Washington „Nestbeschmutzer“ 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg CHARLES BABBAGE 1792 – 1871 beschäftigte sich als erster mit Betrugsphänomenen „Betrachtungen über den Niedergang der Wissenschaft in England“ (1830) Klassifikation von Betrugsformen 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg FORGING schlimmste Form totale Fälschung von Ergebnissen Ziel: schnelle wissenschaftliche Erfolge eher selten Beispiel Dr. Borison / Dr. Diamond 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg COOKING Ergebnisse werden geschönt sehr häufig Beispiele: Mendel, Einstein u. a. 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Albert Einstein: „Zwei Dinge sind unendlich. Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg TRIMMING Messwerte werden solange bewusst manipuliert, bis sie in ein vorgefasstes Erwartungsschema passen „Datenmassage“ Beispiel: Newton 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg PLAGIAT unkorrekte Nutzung fremden Gedankengutes vor allem in den Geisteswissenschaften Beispiel: Ptolemäus 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg HOAXING „hoax“ (engl. Scherz, Jux) Wissenschaftler sollen auf eine falsche Fährte gelockt werden Beispiel: Würzburger Lügensteine, Carlos Castaneda, Piltdown-Schädel 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg 4. Warum wird betrogen? „Es gibt Pfarrer, die Kinder schänden; es gibt Journalisten, die lügen; es gibt Richter, die das Recht beugen. Warum soll es nicht auch Wissenschaftler geben, die betrügen?“ (Max-Planck-Präsident Hubert Markl, Ende 1997) 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg USA: Erklärungsversuche und Schutzvorkehrungen sind nicht zuerst auf das Individuum zurückzuführen, sondern auf das Milieu, in dem es tätig ist Milieutheorie Schlagwort: „Diseases of Science“ 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Prinzip des „publish or perish“ Betrug und Fälschung als Mittel zum Zweck um Zutritt zum Milieu zu erhalten oder es nicht wieder verlassen zu müssen um die bereits erreichte Position im Milieu zu stärken 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Die Milieutheorie: auf Deutschland übertragbar allerdings in kleineren Dimensionen 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg „Wenn das Milieu zu Betrug und Fälschung verleitet, wenn es sie belohnt und ihre Ahndung erschwert, rückt selbst das stärkste Individuum in den Hintergrund und das Milieu in den Vordergrund.“ (Finetti, 1999) 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg 5. Deutsche Entwicklung Der Fall „Herrmann/Brach“ (1997) „Internationale Kommission“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft als stärkste Waffe der deutschen Wissenschaft offizielles Ziel: Schutzvorkehrungen, Reaktions- und Sanktionsmöglichkeiten inoffizielles Ziel: Unabhängigkeit und Selbstkontrolle 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Eine juristische Schwäche kam der deutschen Wissenschaft recht: die juristische Beweisführung aus diesem Grund werden die Vorzüge wissenschaftsinterner Regelungen betont 1992: die Deutsche Gesellschaft für Soziologie verfasste den „Ethik-Kodex“ 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg 6. Das amerikanische Modell National Science Foundation (NSF) National Institutes of Health (NIH) zweistufiges Verfahren: 1. informelle Voruntersuchung (inquiry) 2. förmliche Untersuchung (investigation) besonderes Organ der NIH: Office of Research Integrity (ORI) 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Das dänische Modell 1992 als erstes europäisches Land allg. verbindliche Verfahrensregeln Schlüsselbegriff: „Scientific Dishonesty“ Verantwortung in den Händen einer zentralen staatlichen Untersuchungskommission (Danish Committee on Scientific Dishonesty) Zweistufiges Verfahren: Informelle Voruntersuchung Bei begründeten Verdacht: förmliche Untersuchung Am Ende nur Entscheidung, ob wiss. Unredlichkeit vorliegt oder nicht Strafrechtlich relevante Fälle: Vorlage der Staatsanwaltschaft 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg 8. Das deutsche Modell Der Ehrenkodex der deutschen Wissenschaftsorganisation Ergebnis: 16 einstimmig verabschiedete Empfehlungen Vorab eine Art „Glaubensbekenntnis“ Erste Empfehlung: Institutionen der Wissenschaft sollten „unter Beteiligung ihrer Mitglieder Regeln guter wiss. Praxis formulieren, sie allen ihren Mitgliedern bekannt geben und diese darauf verpflichten.“ 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Zweite Reihe der Empfehlungen: wie die auszuarbeitenden Regeln aussehen und was sie beinhalten sollen (z. B. leges artis) Dritter Block: Empfehlungen mit dem Umgang wiss. Unredlichkeit 14. Empfehlung bescherte positives Echo in der Öffentlichkeit und in den Medien 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Zwei-Stufen-Modell: 1. Vorprüfungsverfahren 2. Förmliches Untersuchungsverfahren falls es zu diesem kommt, dann tritt ein Untersuchungsausschuss zusammen neu für Deutschland: erst im Untersuchungsverfahren wird Name des „Aufdeckers“ genannt größte Bedeutung für Deutschland: Tatbestand des wiss. Fehlverhaltens erstmals umfassend definiert 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg Was sollten Hochschulen machen? Hochschulrektorenkonferenz 1. Rektoren legen fest, welche Tatbestände als wiss. Fehlverhalten anzusehen sind 2. Ombudsperson einstellen 3. Kommission untersucht Verdacht und zuständig für rechtliche und disziplinarrechtliche Maßnahmen 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg

Deutsche Wissenschaft ist sich treu geblieben Unabhängigkeit und Selbstverantwortung sind verteidigt Selbstkontrolle ist gesichert 01.07.2005 Logik der Forschung / Dr. R. Wittenberg