Optionswert und Klimapolitik

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 Präsentation transkript:

Optionswert und Klimapolitik Markus Ohndorf Institut für Umweltentscheidungen (IED)

Verankerung des Vorsorgeprinzips in der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) In Artikel 3, Absatz 3 heisst es: Die Vertragsparteien sollen Vorsorgemaßnahmen treffen, um den Ursachen der Klimaänderungen vorzubeugen, sie zu verhindern oder so gering wie möglich zu halten und die nachteiligen Auswirkungen der Klimaänderungen abzuschwächen. In Fällen, in denen ernsthafte oder nicht wiedergutzumachende Schäden drohen, soll das Fehlen einer völligen wissenschaftlichen Gewissheit nicht als Grund für das Aufschieben solcher Maßnahmen dienen ....

Eine Frage zu Beginn: Das Vorsorgeprinzip ist ein juristisches Konstrukt. Liegt dieses im Widerspruch zu der klassischen Kosten Nutzen- Analyse? Zur Erinnerung:

Besondere Eigenschaften des Klimaproblems Unsicherheiten: Viele Zusammenhänge sind unklar, sowohl in Bezug auf die Schadenskosten, als auch in Bezug auf die Vermeidungskosten. Irreversibilitäten: Klimapolitische Entscheidungen können zu irreversiblen Situationen führen, sowohl in Bezug auf das klimatische als auch auf das technische System.

Strategien der Klimapolitik Bei den gegebenen Unsicherheiten in Bezug auf den Klimawandel können Grundsätzlich zwei Klassen von Strategien angewandt werden: Erst die Unsicherheit verringern und dann die entsprechenden Massnahmen zur Internalisierung einleiten („First learn, then act“) Die Treibhausgas-Emissionen bereits in naher Zukunft verringern, um den zukünftigen Handlungsspielraum möglichst gross zu halten. („First act, then learn“)

Optionswert-Modelle Bei Entscheidungen unter Unsicherheit mit Irreversibilitäten kann es sinnvoll sein, sich Handlungsalternativen in der Zukunft nicht zu verbauen. Das Offenhalten von Optionen hat somit einen Wert => Optionswert Dieser Wert ist in der KNA für Klimapolitik miteinzubeziehen.

Optionswert – ein einfaches Beispiel Betrachten wir ein Problem mit folgender Auszahlungsmatrix: l h Optionen Periode Optionen für Periode 2 offen halten 2 1 In Periode 1 festlegen p1 d1 d2 p2h p2l

Nettobarwerte OHNE wissenschaftlichen Fortschritt

Rolle von neuer Information Periode 1 Periode 2 pH2 pL2 p1 Auflösung der Unsicherheit d2 d1

Nettobarwerte MIT wissenschaftlichen Fortschritt Bei vollständiger Auflösung der Unsicherheit:

Wert der Option Das Offenhalten einer Option ist natürlich nur sinnvoll, wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Unsicherheit sich verringert. Der Optionswert entspricht dann: V*(P1)-V(P1)>0 Ob ein solcher Optionswert tatsächlich existiert hängt in der Praxis vor allem von den Schadens- und Kostenfunktionen ab.

Optionswert für Klimapolitik? Das Problem des anthropogenen Klimawandels ist komplex. Es existieren Irreversibilitäten sowohl für den Klimawandel selbst, als auch für Klimapolitik. In den meisten ‚Integrated Assessment‘- Modellen wird die Klimapolitik als sequentieller Entscheidungsprozess modelliert. (Ähnlich wie heute vorgestellt, nur komplexer.)

Zwischenfazit aus der bisherigen Forschung Ein Optionswert für „Early Action“ scheint nur für bestimmte Parameter der (angenommenen) Nutzen- und Kostenfunktionen zu existieren. Hierbei spielen nicht nur das Ausmass der Unsicherheit und die Höhe der unterschiedlichen Kosten eine Rolle, sondern auch Risikoneigung und intergenerationelle Substitutabilität.

Literatur zum Optionswert Arrow, and Fisher, Environmental Preservation, Uncertainty, and Irreversibility, Quarterly Journal of Economics, 1974, 88, 312-319 Chichilnisky and Heal, Global Environmental Risks Journal of Economic Perspectives, 1993, 7, 65-86 Ulph and Ulph, Global Warming, Irreversibility and Learning, Economic Journal, 1997, 107, 636-650 Gollier, et al., Scientific progress and irreversibility: an economic interpretation of the ‘Precautionary Principle’ Journal of Public Economics, 2000, 75, 229–253 Gollier and Treich, Decision-Making Under Scientific Uncertainty: The Economics of the Precautionary Principle, The Journal of Risk and Uncertainty, 2003, 27, 77-103