Individualpädagogik: Beziehung statt Erziehung?

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 Präsentation transkript:

Individualpädagogik: Beziehung statt Erziehung? Fachvortrag anläßlich der 10-Jahres-Feier des AIM am 14.11.2003 in Köln

Beziehung statt Erziehung gegen die Unberechenbarkeiten des Lebens helfen keine Erziehungs-Pläne Zentral sind die Ziele und der Wille der jungen Menschen nur in authentischen Beziehungen können der Wille und die Ziele der Kinder und Jugendlichen ernst genommen werden entscheidend ist die innere Haltung Erziehung verstellt den Blick und verbiegt die Haltung

Individualpädagogik als Beziehungspädagogik? Ausgangspunkte für „individualpädagogische Maßnahmen“ sind i.d.R. vielfach gescheiterten Versuche junger Menschen, sozial akzeptierte Normalität zu leben an die Stelle von Familien-, Gruppen- oder Schulregeln treten die ungewohnte Situation und die besondere Beziehung der Individualpädagogen der unverstellte Blick auf die Stärken und Potentiale eines jungen Menschen ebenso wie auf seine Verletzungen und Handikaps soll den Wendepunkt markieren, Nachreifung ermöglichen, einen Neuanfang symbolisieren Über authentische Beziehung und natürliche Situationen sollen Anforderungen selbst-verständlich und Veränderung akzeptabel werden

brauchen Kinder Erziehung ? Das Kind muss nicht erst zum Menschen werden, Mädchen und Jungen sind von Geburt an vollwertige Menschen. und doch müssen sie es durch Erziehung erst werden oder sich durch Bildung selbst dazu machen? Kinder sind darauf angewiesen, sich anzueignen zu können, was sie zum Über-Leben brauchen. Antworten z.B. auf die Fragen: Wie funktioniert die Welt der Dinge und Menschen um mich herum? Wie komme ich schnell und sicher zu dem, was ich brauche? Wie finde ich Zugehörigkeit und sichere gleichzeitig meine Unabhängigkeit?

Kinder brauchen Erziehung! Erziehung meint solche Prozesse, die Menschen dazu befähigen wollen, aus freien Stücken das zu tun, was andere von ihnen erwarten – oder auch nicht. Um den biologischen und sozialen Fortbestand der menschlichen Spezies zu sichern, müssen Menschen in der Lage sein, zugleich vorgegebene Regeln und Gewissheiten zu respektieren, diese reflexiv-kritisch zu hinterfragen und pragmatisch-kreativ zu missachten Erziehung, elterliche ebenso wie professionelle, findet sich immer in der Spannung von anregender Unterstützung und korrigierender Begrenzung zu den Selbstbildungsbemühungen der Kinder.

Ohne Erziehung keine Beziehung Kindern brauchen immer wieder Angebote zum Neu- und Umlernen erfolgreicher und respektierter Überlebensstrategien; dies nennen wir seit gut 200 Jahren Erziehung. Professionelle Erzieherinnen und Erzieher müssen ihre „pädagogischen Beziehungen“ gestalten im „Fadenkreuz“ von vertrauensvoller Annäherung <-> distanzierender Beobachtung nützlichem Gebrauchswert <-> konfrontierender Zumutung Nur wenn professionelle Pädagogen Kindern Erziehung anbieten, dürfen sie mit ihnen Beziehungen eingehen.

Das Angebot individualpädagogischer Erziehungsarrangements die Sicherung basaler Versorgung den „roten Faden“ glaubwürdiger professioneller Beziehungen halten die Bereitschaft, eine zweite und dritte Chance zu geben, eine Balance von Annäherung und Distanz ermöglichen, d.h.: eine reflektierte Orientierung am Willen und an den Zielen der Kinder

Qualitätsstandards individualpäd. Projekte Modular aufgebaute Leistungen der Versorgung, Entlastung, Unterstützung, Beratung, Kompensation und Nachreifung ausreichende Entlastung, Auszeiten für Betreuer und Jugendliche verbindliche Formen der Teamarbeit, kollegialen Beratung transparente und präsente institutionelle Leitung und Kontrolle verbindliche Dokumentation und Kontrolle von Arbeitsprozessen und Beziehungsgestaltung angemessene Bezahlung belastbare Trägerstrukturen

Erziehungsarbeit: Haltung oder Handwerk? Handwerk ohne Haltung = Technik Haltung ohne Handwerk = Gesinnung Individualpädagogik: Haltung mit Handwerk oder Handwerk mit Haltung ? Handwerk hat „goldenen Boden“

Vielen Dank Herzliche Glückwünsche Alles Gute für die nächsten 10 Jahre