Pensionskassen in der Schweiz: aktuelle Probleme unter Mithilfe von Monika Bütler
Pensionskassen sind ein wichtiger Teil unserer Portefeuilles Anlagen des Publikums Ende 1999 Mrd. Fr. Einlagen bei Banken 498 Kapital der Pensionskassen 459 inl. Obligationen 022 ausl. Obligationen 101 Aktienanlagen 271 Anlagefonds 112
Was ist eine Pensionskasse? Versicherung Altersrente (inkl. Kinder) Invalidenrente (inkl. Kinder) Hinterlassenenvorsorge Obligatorium für Arbeitnehmer für Selbständigerwerbende möglich
warum obligatorische Versicherung? Markt für Annuities versagt teilweise (asymmetrische Information) Kurzsichtigkeit der Verischerten (staatliche „Bevormundung“) Schutz der Steuerzahler
Regulierung und Ueberwachung Obligatorium Mindestvorschriften Organisatorische Vorschriften Aufsicht Problemlösung Insolvenz Illiquidität
Pensionskassen: Marktstruktur 70% der Versicherten in ca. 100 Grosskassen Bindung in der Regel an Unternehmung Branche öffentliche Hand Ausnahme: Sammelstiftung
Probleme für Pensionskassen Altersstruktur Renditevorgaben Flexibilisierung und adverse Selektion Corporate Governance
Altersstruktur Schweiz: Nichterwerbstätige pro Erwerbstätigen 2000: 1:1 2025: 2:1 2050: 2:1 Auswege???
Renditevorgaben Anlagenrendite: 4.0% p.a. Umwandlungssatz: 7.2% p.a. (Kapital in Rente) Versicherungswirtschaft: Vorgaben reduzieren! Wie beurteilen Sie die Vorgaben?
Flexibilisierung und adverse Selektion mehr als 50% der Versicherten haben die Möglichkeit der Frühpensionierung Wahl zwischen Rente und Kapital Beitragsprimat: meistens Leistungsprimat: selten insgesamt: 4:1 wer wählt was?
Rente oder Kapital? p(Wahl=Kapital) Kapitalstock
Verhaltensparameter minus plus Informationsvorsprung des Versicherten! Magnitude-effect Lebenserwartung plus abnehmender Gn Konsum und Vererbung Investitionsmöglichkeiten Steuervorteile (ABB-Beispiel) Informationsvorsprung des Versicherten! =>adverse Selektion bei Durchschnittstarif
Corporate Governance: mögliche Kontrollinstanzen Management Eigentümer (Aktionäre, VR) Kreditgeber (Bank: Banken, Geldmarkt, Einleger) Absatz- oder Arbeitsmarkt Gesetz/Aufsicht
Beispiel: Verwendung von Ueberschüssen Cash, 5. Mai 2000: Philippe Bruggisser (CEO SAir Group): „Zwei Drittel der Beiträge stammen von den Arbeitgebern. Demzufolge gehören auch die Reserven zu einem Teil dem Arbeitgeber.“ Otto Piller (Direktor BA für Sozialversicherungen): „Die Vermögen der Versicherten gehören den Versicherten und nicht den Arbeitgebern.“ Bundesgericht: Entscheid ausstehend.
Corporate Governance: bei Pensionskassen Management: Verwaltung Eigentümer = wer? Versicherte (Delegierte, Abstimmungen) Unternehmung? Interessenkonflikte Kreditgeber Versicherte (Rentenansprüche = „debt“) gibt es einen Run bei Insolvenz? Absatzmarkt: keine Konkurrenz Staatliche Regulierung
Regulierung: Inhalt Mindestvorschriften Aufsicht Beiträge Mindestrendite (i.d.R. 4%) Höhe und Art der Leistungen (A, H, I) Freizügigkeit (Ein- und Austritt) Vermögensanlagen Grundsätze: Risiko, Ertrag, Liquidität Anlagearten Aufsicht
Aufsicht: Zuständigkeiten Bund indirekt Oberaufsicht und Erteilung von Weisungen Bund direkt BA für Sozialversicherungen VE mit internationalem und nationalem Charakter VE der SBB, SNB, SUVA, PK des Bundes BA für Privatversicherungen VE der Versicherungen Kantone: alle übrigen VE
Anlagevorschriften (max.) 100% Schuldner in der Schweiz < 15% pro Schuldner, ausser B, V, AF 70% Grundpfand (max. zu 80% belehnt) 50% Aktien 30% Schweiz (10% pro Gesellschaft) 25% Ausland (5% pro Gesellschaft) 30% Schuldner und Fremdwährungen 30% Schuldner In- und Ausland 20% FW und konvertible FW-Forderungen 20% beim Arbeitgeber (sofern nicht zur Deckung laufender Renten und Freizügigkeitsleistungen gebraucht) 20% für ungesicherte Anlagen 10% für Beteiligung beim Arbeitgeber
Hilfseinrichtungen (Insolvenz oder Illiquidität) Auffangeinrichtung Sicherheitsfonds finanziert durch registrierte VE Zuschüsse an VE mit ungünstiger Altersstruktur stellt gesetzliche Leistungen zahlungsunfähiger VE sicher Liquidation Implizite Garantien? Unternehmen Staat
Ausblick: Pensionskassen haben strukturelle Probleme Ueberalterung der Bevölkerung unscharf definierte Residualansprüche Mängel in Marktdisziplin und Corporate Governance Gefahr adverser Selektion bei Flexibilisierung teilweise revisionsbedürftige Regulierung