Das Ende der Artenvielfalt

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 Präsentation transkript:

Das Ende der Artenvielfalt Neuartige Pestizide töten Insekten und Vögel (Nach: Dr. Henk Tennekes)

Nikotin gehört zu den starken Nervengiften und wurde erstmals 1828 isoliert. Es fand immer wieder Verwendung in Pestiziden, wurde jedoch schließlich wegen seiner Giftigkeit für alle Warmblütler verboten (1mg pro kg Körpergewicht gilt als tödliche Dosis für einen Erwachsenen – giftiger als Arsen oder Zyankali). Man entwickelte ab 1985 ein synthetisches Nikotinoid – es entstand die Gruppe der sogenannten Neonikotinoide, die 1991 zum Einsatz gelangten.

Neonikotinoide sind wasserlöslich und können zur Saatgutummantelung (Beizmittel) oder als Spritzmittel eingesetzt werden (vor allem im Anbau von Mais und Raps inzwischen üblich). Weil sie sich in der kompletten Pflanze verteilen und alle Pflanzenteile für Wirbellose durch Fraß oder Kontakt giftig sind, nennt man sie systemische Insektizide. Neonikotinoide gelten für Warmblütler als ungiftig. Bei Wirbellosen – vor allem bei Insekten – blockieren sie unumkehrbar Rezeptoren im Nervensystem.

Zwei Substanzen sind hauptsächlich im Einsatz: Clothianidin und Imidacloprid In Deutschland wurden 2005 etwa 2,5 – 10 t Clothianidin und 25 – 100 t Imidacloprid ausgebracht. Clothianidin wurde 2008 im Rheinland als Ursache für das Sterben von 11 000 Bienenvölkern nachgewiesen. Als akut tödliche Dosis für Honigbienen LD50 (48 h) gelten 4 ng Clothianidin oder 3,7 ng Imidacloprid.

Neben der akut tödlichen Wirkung kann es aber auch schleichend zu verschiedensten Ausfällen kommen, die sich auf Populationen betroffener Tiere langfristig ebenfalls bestandsmindernd auswirken. (Orientierungsprobleme, Versorgungseinschränkung von Brut, Vernachlässigung von anderen Verhaltensmustern).

Habersche Regel Für Honigbienen wurde die Menge von 11,5 Mikroliter Wasser aus Noordwijkerhout (mit Imidacloprid belastet) als akut tödliche Dosis ermittelt, bei der 50% der Tiere nach 48 Stunden tot sind. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass Mengen unter 1 Mikroliter nach 8 Tagen ebenfalls tödlich sind. Sehr geringe – aber dauerhaft einwirkende Dosierungen summieren sich auf (kumulative Wirkung). Es gibt keine tolerierbare untere Dosierungsgrenze.

Neonikotinoide werden ausgewaschen oder verteilen sich durch Blütenpollen behandelter Pflanzen oder Staub von kontaminierten Böden über die Umgebung. In vielen überprüften Oberflächengewässern der Niederlande fand man zwischen 1 100 ng und 320 000 ng / liter. Die Halbwertszeit für Imidacloprid beträgt 355 Tage. Die in den Niederlanden ausgebrachte Menge von Imidacloprid stieg von 668 kg (1995) auf 6 377 kg (2004).

Schädigung von Nicht-Ziel-Organismen Eine dreijährige Grünlandstudie zeigte, dass sich bei Ausbringung von Imidacloprid über drei Jahre auf denselben Feldabschnitt die Zahl von erwachsenen Springschwänzen, Fransenflüglern und Käfern um 54 – 62 % reduzierte. Im Nationalpark Dwingelderveld (3 700 ha) wurden jeweils in den Jahren 1991 und 2008 an 38 Standorten Laufkäfer kartiert. 45 000 Individuen in 94 Arten gingen auf 15 000 Individuen in 79 Arten zurück. Gleichzeitig wurde im selben Gebiet der dramatische Rückgang von zwei insektenfressenden Vogelarten dokumentiert: das Braunkehlchen ging von 35 Paaren (1989) auf 6-14 Paare (1998-2003) und der Steinschmätzer von 33 Paaren auf nur 3 Paare zurück.

Fortpflanzungs- und Zugverhalten verstärken oder mindern die Negativauswirkungen Braunkehlchen müssen als Langstreckenzieher für meist nur eine einzige Brut ein begrenztes Zeitfenster mit optimalem Nahrungsangebot für einen ausreichenden Bruterfolg nutzen. Schwarzkehlchen überwintern im Mittelmeerraum und sind sehr früh zurück im Brutgebiet, wo 3 – 4 Bruten stattfinden. Die Klimaerwärmung hat für sie trotz geringerer Insektenangbote einen 2,7-fach höheren Bruterfolg möglich gemacht.

Neuntöterrückgang auf Ameland in Abhängigkeit vom Insektenangebot Neuntöter benötigen Insekten von > 5mm Größe. Auf Ameland machte im Jahre 1989 der Blatthornkäfer ~50% der Beute des Neuntöters aus. Bis zum Jahre 1998 ging der Bruterfolg ständig zurück und blieb schließlich ganz aus. Der Anteil der Blatthornkäfer am Beutespektrum betrug zuletzt nur noch 4%. Der Neuntöter ist auf Ameland ausgestorben.

Für weitere Biotope wurden ähnliche Trends für Wirbellose bzw Für weitere Biotope wurden ähnliche Trends für Wirbellose bzw. von ihnen abhängige Vogelarten nachgewiesen Wiese / Grünland Feuchtland und Moor Heide und Trockenstandorte Küste Wald (GB, D und F) Landwirtschaftl. Nutzflächen (Be-Ne-Lux, GB, D, F und CH) Wohngebiete (D, F, GB, CH) Gebirgsregionen (D, F und CH)

Quantitative Erfassung von Fluginsekten in GB Bei 71 Nachfalterarten wurde ein Rückgang von ~30% pro Jahr ermittelt Eine Auswertung von 40 000 Autokennzeichen, auf denen systematisch die während der Autofahrten getöteten Insekten gezählt wurden, ergab, dass durchschnittlich 1 Insekt auf 5 Meilen Fahrstrecke getötet worden ist (2004)

Durchschnittlicher Rückgang einiger Waldvogelarten in D, F und GB seit 1994 (Als Folge der Vogeldichteabnahme gingen auch Beutegreifer wie Sperber oder Habicht zurück) Weidenmeise - 77% Grauschnäpper - 59% Trauerschnäpper - 54% Waldlaubsänger - 67% Fitis - 54% Sumpfmeise - 53% Grauspecht - 62% Wendehals - 44% Fichtenkreuzschnabel - 54% Singdrossel - 70%