Wird die Schuldenbremse eine Konjunkturbremse?

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 Präsentation transkript:

Wird die Schuldenbremse eine Konjunkturbremse?

Saldenmechanik des Sparens Einnahmen = Ausgaben Einnahmenüberschuss = Ausgabenüberschuss In einer Ökonomie gilt immer: Ausgaben = Einnahmen Die Einnahmen steigen oder sinken mit den Ausgaben. Die Neuverschuldung eines Teils der Haushalte (Überschüsse der Ausgaben über die Einnahmen) muss genau gleich den Überschüssen der Einnahmen über die Ausgaben anderer Haushalte sein (ihrer Geldvermögensbildung): neue Schulden = mehr Geldvermögen

Wir halbieren die Verschuldung: Einnahmen = Ausgaben Einnahmenüberschuss = Ausgabenüberschuss Eine Halbierung der Verschuldung ist offensichtlich mit einer Halbierung der Ausgaben und Einnahmen verbunden. Das gesamte BIP wird halbiert! Das ist kein Zufall, sondern der uns von Keynes bekannte Multiplikatoreffekt: Während die Schuldner ihre gesamten Ausgaben halbiert haben, um sich nur noch halb so hoch zu verschulden, mussten auch die Sparer ihre gesamten Ausgaben halbieren, um wenigstens die Hälfte ihrer bisherigen Überschüsse der Einnhamen über die Ausgaben zu retten. Das Verhältnis zwischen dem oberen Rechteck und dem unteren schwarzen Rechteck ergibt den genauen Multiplikator, der sich aber für jeden konkreten Fall ständig ändert.

Das Staatsdefizit Einnahmen = Ausgaben Einnahmenüberschuss = Ausgabenüberschuss Staatsdefizit Wir haben jetzt das Staatsdefizit eingefügt. Es ist das Rechteck oben rechts. Die privaten Haushalte und ihre Unternehmen erwirtschaften vor allem Überschüsse ihrer Einnahmen über ihre Ausgaben. Nur in den wenigen Zeiträumen eines großen Booms etwa mit Immobilien ist das anders. Dann ist die private Verschuldung entsprechend höher und der Staat kann seine Verschuldung ohne negative Folgen für die Konjunktur senken. In allen anderen Fällen gilt prinzipiell für die Staatsverschuldung der Multiplikator.

Wir erhöhen das Staatsdefizit: mehr Staatsdefizit Wir haben jetzt das Staatsdefizit erhöht. Ein größeres Staatsdefizit bedeutet nicht nur höhere Ausgaben, sondern auch höhere Einnahmen für die privaten Haushalte und mehr Gewinn für deren Unternehmen. Es steigen also mit dem höheren Staatsdefizit in genau dem geichen Umfang die privaten Überschüsse der Einnahmen über die privaten Ausgaben (einschließlich der privaten Firmen). Und es steigt ganz allgemein der Umfang der Ausgaben und Einnahmen der Privaten und ihrer Firmen, es wird mehr konsumiert und es wird mehr investiert. Die Erhöhung des Defizits führt mit einem Multiplikatoreffekt zu einer wachsenden Wirtschaft: Die Wirtschaft boomt!

Wir senken das Staatsdefizit: Steuern für die Reichen Höhere Steuern für die Reichen. Wir haben jetzt das Staatsdefizit reduziert durch eine gezielte Besteuerung der Reichen, die ihr Geld in der Regel sparen. Genau im Umfang der durch die Steuern gesunkenen Überschüsse der privaten Einnahmen über die privaten Ausgaben ist das Staatsdefizit gesunken (das blaue Rechteck ist um das rote Rechteck darüber reduziert). Der Staat hat seine Ausgaben nicht gesenkt, sondern nur durch die erhöhten Einnahmen statt durch Schulden finanziert. Die gesamten Einnahmen und Ausgaben in der Ökonomie sind also nicht gesunken. Die Wirtschaft boomt immer noch! Einnahme- überschuss Staats- defizit Privat- verschuldung Einnahmen Ausgaben

Wir sparen an den Armen: Wir haben jetzt das Staatsdefizit reduziert durch Einsparungen, die vor allem die Armen treffen. Weil die Reichen weiter hohe Überschüsse ihrer anteiligen Einnahmen über ihre Ausgaben erzielen, insgesamt aber die Überschüsse in der Ökonomie sinken müssen, muss die gesamte Ökonomie stark schrumpfen. Dabei erhöht sich der Anteil der Reichen an den gesamten Einkommen der Ökonomie und auch das Verhältnis der Überschüsse zu den Gesamtausgaben. Die Armen werden also ärmer und die Reichen relativ reicher. Das BIP sinkt mit einem Multiplikator der staatlichen Sparmaßnahmen. Auch Private müssen sich höher verschulden als sie es eigentlich geplant hatten, weil ihre Einnahmen sinken. Die Wirtschaft fällt in eine schwere Rezession! Einnahme- überschuss Staats- defizit Privat- verschuldung Einnahmen Ausgaben

Wir betrachten den Staatshaushalt: Die Schuldenbremse (gestrichelte Linie) Der private Einnahmenüberschuss (roter Pfeil im weißen Rechteck) Links sehen Sie jetzt die Darstellung mit dem Staatshaushalt (die ursprüngliche Säule wurde zerlegt in Staat und Privat). Wie groß die Säule für den Staat jeweils ausfällt, hängt von der Definition der Staatsausgaben und Einnahmen ab. Ob also Sozialversicherungen und Renten mit Sozialabgaben und Auszahlungen zu dem Sektor Staat gezählt werden oder nicht. Unten rechts haben wir die privaten Ausgaben bei Privaten und ihren Firmen. Wir werden schnell sehen, dass sie nicht unabhängig vom Staatsdefizit sind. Staats- defizit Einnahmen aus Staatsaus- gaben Staats- einnahmen Steuer- zahlungen, Abgaben Einnahmen der Privaten von Privaten Ausgaben der Privaten bei Privaten

Wir senken das Staatsdefizit: Die Privaten senken ihre Ausgaben um einen Teil ihrer Einnahmeüberschüsse zu bewahren. Das gelingt, aber nur im Umfang der durch die Krise sinkenden Steuern und Abgaben. Dabei bricht die Konjunktur stark ein. Der Staat reduziert also die Ausgaben und damit gleichzeitig die Einnahmen der Privaten. Das Staatsdefizit sinkt aber nicht in der Höhe der reduzierten Ausgaben, weil gleichzeitig die Staatseinnahmen mit dem Sparen der Privaten weniger werden. Die Privaten haben auf die Reduzierung ihrer Einnahmeüberschüsse reagiert und ihre Ausgaben gesenkt. Dabei sinken die privaten Einnahmen entsprechend stark und erst als zweiter Effekt sinken die Steuern und Abgaben an den Staat. Die Senkung der privaten Ausgaben und damit der privaten Einnahmen muss zu einem sehr starken Konjunktureinbruch führen, um die gewohnten privaten Einnahmeüberschüsse teilweise zu erhalten. Einnahmen aus Staatsaus- gaben Staats- defizit Staats- einnahmen Steuer- zahlungen, Abgaben Einnahmen der Privaten von Privaten Ausgaben der Privaten bei Privaten