Forschung trifft Schule CERN Summer School Auffrischung: Das Standardmodell im Schulunterricht Philipp Lindenau u. Michael Kobel CERN | 31.07.2017.

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 Präsentation transkript:

Forschung trifft Schule CERN Summer School Auffrischung: Das Standardmodell im Schulunterricht Philipp Lindenau u. Michael Kobel CERN | 31.07.2017 Herzlich willkommen! Präsentation mit Notizen hinterlegt!

Was ist Physik? Physik versucht die Wirklichkeit / Welt zu beschreiben Am Besten: Möglichst einfach 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Vereinheitlichungen in der Physikgeschichte Newtonsche Mechanik (17. Jhd.): „irdische“ Fallgesetze (Galilei) und Bewegung der Himmelskörper (Kepler) als Folgen der Gravitation Elektromagnetismus (19. Jhd.): Zusammenfassung elektrischer und magnetischer Phänomene durch J. C. Maxwell Relativitätstheorie (20. Jhd.): Vereinheitlichung von Raum und Zeit zur Raumzeit und von Masse und Energie (E = mc²) durch A. Einstein 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

= Kraft + Umwandlung + Erzeugung + Vernichtung Basiskonzept Wechselwirkung = Kraft + Umwandlung + Erzeugung + Vernichtung Reduktion Alle Vorgänge / Phänomene lassen sich auf 4 Wechselwirkungen zurückführen Hangabtriebskraft, Wasserkraft, Gasdruck, Radiowellen, Luftreibung, Radioaktive Umwandlungen, … 4 Fundamentale Wechselwirkungen 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Basiskonzept Wechselwirkung = Kraft + Umwandlung + Erzeugung + Vernichtung Basiskonzept Wechselwirkung Umfasst die Phänomene Kraft (Vektor) (z.B. Coulomb-Kraft) Umwandlung von Teilchen ineinander (z.B. b-Umwandlung) Erzeugung von Materie+Antimaterie (z.B. Elektron+Positron) Vernichtung in Botenteilchen (z.B. PET: 2 Photonen) Begriffe Kraft und Wechselwirkung sind klar zu trennen Kraft nur dort verwenden, wo wirklich Kraft gemeint ist 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Das Standardmodell der Teilchenphysik In den 1960er und 1970er Jahren entwickelt Seitdem in zahlreichen Experimenten überprüft und bestätigt Präziseste Beschreibung der Vorgänge in unserem Universum, die uns aktuell zur Verfügung steht Elegantes Theoriegebäude mit großer Vorhersagekraft angereichert durch experimentelle Erkenntnisse 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Die drei Grundpfeiler des Standardmodells 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Das Standardmodell der Teilchenphysik Grundlage: fundamentale Symmetrien (lokale Eichsymmetrien) Ladungen und Wechselwirkungen nicht: Spektrum der existierenden Elementarteilchen, dies ist rein experimentelle Erkenntnis Fundamentale Bedeutung des Ladungsbegriffs! 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Fußball-Analogie Wie erklärt man jemandem etwas Unbekanntes? z.B. Fußball... Man beginnt nicht mit der Anzahl der Spieler oder gar deren Positionen, sondern mit den Grundregeln Spieler = Elementarteilchen Regeln = Wechselwirkungen, Erhaltungssätze,... Wieso also bei der Behandlung des Standardmodells damit beginnen?? Nur u,d,e sind für Aufbau der Materie nötig Warum es genau diese Teilchen gibt, kann nicht vorhergesagt werden (nicht verstanden!) Das Standardmodell ist eine Theorie der Wechselwirkungen 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Einschub: Experimenteller Nachweis von Quarks α-Strahler Detektor Goldfolie Rutherford-Streuexperiment (1911) Streuung von α-Teilchen an Goldatomen ---> Atomkern Experiment am SLAC (1969) Streuung von Elektronen an Protonen -->Quarks 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

= Kraft + Umwandlung + Erzeugung + Vernichtung Basiskonzept Wechselwirkung = Kraft + Umwandlung + Erzeugung + Vernichtung Reduktion Alle Vorgänge / Phänomene lassen sich auf 4 Wechselwirkungen zurückführen Hangabtriebskraft, Wasserkraft, Gasdruck, Radiowellen, Luftreibung, Radioaktive Umwandlungen, … 4 Fundamentale Wechselwirkungen 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Ausgangspunkt: Beschreibung der Vorgänge mit 2 bekannten Wechselwirkungen Elektromagnetische WW Gravitation Warum „halten“ die 8 Protonen im Sauerstoffkern zusammen, obwohl sie sich elektromagnetisch abstoßen? (r~fm) Einführung: starke WW 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Anknüpfungsmöglichkeit an Bekanntes: Zusammenhalt von Nukleonen analog zur Elektronenpaarbindung bei Atomen Zwei Nukleonen im Kern „teilen“ sich (hier: kurzzeitig) ein Quark-Paar (Kern = „Nukleonengas“!) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Die vierte fundamentale Wechselwirkung Elektromagnetische WW Gravitation starke WW Warum scheint die Sonne seit nunmehr über vier Milliarden Jahren? b+ Umwandlung 2p ->2n (4p -> 4He + 2e+ + 2ne ) passiert innerhalb des Protons r ~ 0.001 fm Einführung: schwache WW 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Vergleich der potenziellen Energien Elektromagnetische WW Gravitation schwache WW starke WW 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Vergleich der potenziellen Energien 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Vergleich der potenziellen Energien bei sehr kleinen Abständen Erkennbar: mit wenigen, ähnlichen Prinzipien die Vorgänge der Welt beschreiben Das Konzept der Ladung (elektrische Ladung) sollte erweitert werden 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Basiskonzept der Ladung Ladungszahl als charakteristische Teilcheneigenschaft Bekannt: Elektrische Ladung 𝑄=𝑍 ∙ 𝑒 Elektrische Ladungszahl Elementarladung Bekannteste Ladung ist die elektrische Ladung. Sie ist das Produkt aus elektrischer Ladungszahl und Elementarladung. Die elektrische Ladungszahl ist eine charakteristische Teilcheneigenschaft! Analog zur elektrischen Ladung existieren weitere Ladungen  nächste Folie 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Erweiterung: Konzept der Ladung Coulombsches Gesetz 𝐹 𝐶 = 𝑒 2 4 𝜋 𝜖 0 ∙ 𝑍 1 ∙ 𝑍 2 𝑟 2 =ℏ∙𝑐∙ 𝛼 𝑒𝑚 ∙ 𝑍 1 ∙ 𝑍 2 𝑟 2 Mit 𝛼 𝑒𝑚 = 𝑒 2 4 𝜋 𝜖 0 ℏ 𝑐 ≈ 1 137 Kopplungsparameter (historisch: Feinstrukturkonstante) Übergang zur Quantenphysik! ( 𝜖 0 → ℏ 𝑐) Einführung Kopplungsparameter 𝛼 auch für andere Wechselwirkungen 𝛼 𝑤 , 𝛼 𝑆 , 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 Analog zur elektrischen Ladung existieren weitere Ladungen. -schwache und starke Ladung Ebenfalls sind die -schwache Ladungszahl, und der -starke Farbladungsvektor charakteristische Teilcheneigenschaften. Ein Teilchen lässt sich anhand seiner elektrischen- und schwachen Ladungszahl, seiner starken Farbladungsvektoren und seiner Masse eindeutig charakterisieren. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Basiskonzept der Ladung Ladungszahl als charakteristische Teilcheneigenschaft Bekannt: Elektrische Ladung Elementarladung ist nun im Kopplungsparameter a enthalten (ist damit Eigenschaft der Wechselwirkung!) Die Teilcheneigenschaft ist eigentlich nur die Ladungszahl (analog zur üblichen Kernladungszahl Z) 𝑄=𝑍 ∙ 𝑒 Elektrische Ladungszahl Elementarladung Bekannteste Ladung ist die elektrische Ladung. Sie ist das Produkt aus elektrischer Ladungszahl und Elementarladung. Die elektrische Ladungszahl ist eine charakteristische Teilcheneigenschaft! Analog zur elektrischen Ladung existieren weitere Ladungen  nächste Folie 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Erweiterung: Konzept der Ladung Einführung: Zu jeder Wechselwirkung existiert eine Ladung Ladungszahl als charakteristische Teilcheneigenschaft Bekannt: Elektrische Ladung elektrische Ladungszahl Neu: Schwache Ladung schwache Ladungszahl Starke (Farb-)Ladung starker Farbladungsvektor Produkt zweier Ladungen kann positiv oder negativ sein 𝑍 I Analog zur elektrischen Ladung existieren weitere Ladungen. -schwache und starke Ladung Ebenfalls sind die -schwache Ladungszahl, und der -starke Farbladungsvektor charakteristische Teilcheneigenschaften. Ein Teilchen lässt sich anhand seiner elektrischen- und schwachen Ladungszahl, seiner starken Farbladungsvektoren und seiner Masse eindeutig charakterisieren. 𝐶 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Und Gravitation? Ladung und Kopplungsparameter der Gravitation quantenmechanisch (noch) nicht definierbar Praktikabel: zw. Teilchen1 und Teilchen2: 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 1,2 =𝐺∙ 𝑚 1 ∙ 𝑚 2 ℏ 𝑐 Beispiel: 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 zwischen Proton (p) und Elektron (e) 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 𝑝,𝑒 =𝐺∙ 𝑚 𝑝 ∙ 𝑚 𝑒 ℏ 𝑐 ≈ 1 3∙ 10 41 Erinnerung: 𝛼 𝑒𝑚 𝑝,𝑒 ≈ 1 137 Vergleich: 𝛼 𝑒𝑚 𝑝,𝑒 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 𝑝,𝑒 ≈2∙ 10 39 Analog zur elektrischen Ladung existieren weitere Ladungen. -schwache und starke Ladung Ebenfalls sind die -schwache Ladungszahl, und der -starke Farbladungsvektor charakteristische Teilcheneigenschaften. Ein Teilchen lässt sich anhand seiner elektrischen- und schwachen Ladungszahl, seiner starken Farbladungsvektoren und seiner Masse eindeutig charakterisieren. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Ein Beispiel: Noch ein Beispiel: 31.07.2017 www.fnal.gov/pub/today/archive_2010/today10-04-15.html 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Ladung der Gravitation? Warum kann die Masse 𝑚 eines Teilchens nicht die Ladung der Gravitation sein? Schulniveau: Masse ist keine Erhaltungsgröße Produkt zweier Massen 𝑚 1 ∙ 𝑚 2 kann nicht negativ sein Theorie: Massen können keine Eichsymmetrie in Raum und Zeit erzeugen; denn Raum und Zeit selbst müssen „verdreht“ werden Analog zur elektrischen Ladung existieren weitere Ladungen. -schwache und starke Ladung Ebenfalls sind die -schwache Ladungszahl, und der -starke Farbladungsvektor charakteristische Teilcheneigenschaften. Ein Teilchen lässt sich anhand seiner elektrischen- und schwachen Ladungszahl, seiner starken Farbladungsvektoren und seiner Masse eindeutig charakterisieren. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Konzept der Ladung Ladungen sind charakteristische Teilcheneigenschaften Teilchen nehmen nur dann an einer bestimmten WW teil, wenn sie die Ladung der entsprechenden Wechselwirkung besitzen Und: Ladungen dienen als Ordnungsprinzip für Teilchen Ladungen sind fundamentale Erhaltungsgrößen Grundlage der Symmetrien des Standardmodells 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Überblick Verschiedene Reichweiten Für kleine Abstände F~1/r2 Reihenfolge der Stärken Kann für Kräfte nicht definiert werden wegen F(r) Kann nur für WWirkungen definiert werden: a ! Stärken aller Wwirkungen sehr ähnlich, außer für Gravitation Reihenfolge der Kopplungsstärken (nähern sich bei kleinen Abständen sogar noch weiter an) Wechselwirkung Kraftgesetz für 𝑟→0 Reichweite Kopplungsparameter 𝛼 Gravitation 𝐹 𝐺 =ħ∙𝑐∙ 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 ∙ −1 𝑟 2 unendlich 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 ≈ 1 10 38 , … , 1 10 45 elektromagnetisch 𝐹 𝐶 = ħ∙𝑐∙𝛼 𝑒𝑚 ∙ Z 1 ∙ 𝑍 2 𝑟 2 𝛼 𝑒𝑚 ≈ 1 137 stark 𝐹 𝑠 =ħ∙𝑐∙ 𝛼 𝑠 ∙ 𝐶 1 ⋅ 𝐶 2 𝑟 2 2∙10 −15 m 𝛼 𝑠 ≈ 1 5 schwach 𝐹 𝑤 = ħ∙𝑐∙𝛼 𝑤 ∙ 𝐼 1 ∙ 𝐼 2 𝑟 2 2∙ 10 −18 m 𝛼 𝑤 ≈ 1 30 Abbildung: Kräfte als Funktion des Abstands der wechselwirkenden Teilchen. Für die elektromagnetische Kraft, schwache Kraft und Gravitationskraft ist jeweils die Kraft zwischen zwei Elektronen dargestellt. Für die starke Kraft wurde als Beispiel die Kraft zwischen Quark und Anti-Quark bzw. die kovalente Kraft zwischen zwei Nukleonen gewählt. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Geometrische Betrachtung Klassische Physik: Feldlinien, hier elektromagnetische WW Dichte der Feldlinien ist proportional zur Stärke der Kraft 𝐹=𝑄 ∙ 𝐸 𝐴=4𝜋 𝑟 2 Die Fernwirkung der Gravitationskraft sowie der magnetischen und elektrischen Feldkraft werden in der klassischen Physik durch Felder beschrieben. Elektrische Felder lassen sich durch Feldlinien beschreiben. Gerade Pfeile zeigen von der positiven Ladung weg. Die Stärke der „Kraft/WW“ ist proportional zur Dichte der Feldlinien. Legt man nun eine 3-D-Kugel um die elektrisch positive Ladung, so ist die Kraft proportional zur Oberfläche der Kugel und damit proportional zu 1/r² 𝐹 ~ 1 4 𝜋 𝑟 2 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Spekulationen Zusätzliche Dim für Gravitation könnten die Kräfte „vereinigen“ Gravitationskraft für 4 zusätzliche Dimensionen unterhalb 10 fm 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Reichweiten der Kräfte Unendlich: im Alltag spürbar Endlich: nur subatomar Wechselwirkung Kraftgesetz Reichweite Kopplungsparameter 𝛼 Gravitation 𝐹 𝐺 =ħ∙𝑐∙ 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 ∙ −1 𝑟 2 unendlich 𝛼 𝑔𝑟𝑎𝑣 ≈ 1 10 38 , … , 1 10 45 elektromagnetisch 𝐹 𝐶 = ħ∙𝑐∙𝛼 𝑒𝑚 ∙ 𝑍 1 ∙ 𝑍 2 𝑟 2 𝛼 𝑒𝑚 ≈ 1 137 stark 𝐹 𝑠 =ħ∙𝑐∙ 𝛼 𝑠 ∙ 𝐶 1 ⋅ 𝐶 2 𝑟 2 +𝑘∙𝑟 2∙10 −15 m 𝛼 𝑠 ≈ 1 5 schwach 𝐹 𝑤 = ħ∙𝑐∙𝛼 𝑤 ∙ 𝐼 1 ∙ 𝐼 2 𝑟 2 ∙ 𝑒 −𝑟 𝜆 𝑤 2∙ 10 −18 m 𝛼 𝑤 ≈ 1 30 Abbildung: Kräfte als Funktion des Abstands der wechselwirkenden Teilchen. Für die elektromagnetische Kraft, schwache Kraft und Gravitationskraft ist jeweils die Kraft zwischen zwei Elektronen dargestellt. Für die starke Kraft wurde als Beispiel die Kraft zwischen Quark und Anti-Quark bzw. die kovalente Kraft zwischen zwei Nukleonen gewählt. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Schwierigkeiten des Feldlinienbilds Ungewöhnliche Feldlinien für WW, deren Kräfte zunächst F~1/r² folgen, dann aber abweichen: stark schwach Kraft -> Feldliniendichte wird konstant Kraft strebt rasch gegen Null Feldlinien entstehen spontan Feldlinien enden „im Nichts“ 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Übergang: Feldlinien zu Botenteilchen Makroskopisch: Feldliniendichte --> Feldstärke --> Kraft in ausgedehnten Feldern klassische Bahnen berechenbar Mikroskopisch: Wechselwirkung ohne Bahnbegriff (z.B. Streuung: Unbestimmtheit von Ort u. Zeit) Messbar sind nur (für jedes Teilchen) Energie E und Impuls 𝑝 vorher Energie E und Impuls 𝑝 nachher Energiedifferenz DE und Impulsdifferenz Δ 𝑝 wird durch Botenteilchen übertragen 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Endliche Reichweiten Schwache Wechselwirkung Massereiche Botenteilchen (W- und Z-Teilchen): ergeben endliche Reichweite Heisenberg‘sche Unschärferelation (aber: *keine* Verletzung der Energieerhaltung!) Exakte Argumentation schwierig Mathematische Herleitung möglich (Feynman-Propagatoren), liegt außerhalb der hier behandelten Themen Klassisches Analogon: Abschirmung von Feldlinien -´ Abschirmung von (unendlichen) Feldlinien durch entgegengesetzte Feldlinien Brout-Englert-Higgs Feld (BEH-Feld) schirmt schwache Ladungen ab 𝐸 𝑃𝑜𝑡 𝑟 =ℏ∙𝑐∙ 𝛼 𝑤 ∙ 𝐼 1 ∙ 𝐼 2 𝑟 ∙ 𝑒 −𝑟 𝜆 𝑤 Mit 𝜆 𝑊 = ℏ 𝑚 𝑤 𝑐 ≈0,0024 fm „Comptonwellenlänge“ des W-Teilchens 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Endliche Reichweiten Starke WW: Feldquanten Gluonen Masselos -> prinzipiell unendliche Reichweite, aber Besitzen selbst starke Ladung (während z.B. Z(Photon) = 0) Gluonen können daher selber Gluonen abstrahlen (im Gegensatz zu Photonen)  Feldliniendichte bleibt konstant Selbstwechselwirkung  „Schlauchbildung“ der Feldlinien (F = const)  Quark-Paarerzeugung -> Confinement 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Endliche Reichweiten Starke Wechselwirkung: Confinement („Eingesperrtheit“) 𝐸 𝑃𝑜𝑡 𝑟 =ℏ∙𝑐∙ 𝛼 𝑠 ∙ 𝐶 1 ∙ 𝐶 2 𝑟 +𝒌∙𝒓 Linearer Term, ab 𝑟 ≈1 fm Im Feld gespeicherte Energie steigt streng monoton Genügend Energie um neue Teilchen(-paare) zu erzeugen! Begriff: Confinement 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Endliche Reichweiten Confinement Beispielrechnung: Separation eines Quark-Anti- Quark-Paares 𝑊=𝑘 ∙∆𝑟=930 MeV fm ∙𝟎,𝟕 𝐟𝐦=650 MeV Folgerung: Bereits bei einer zusätzlichen Separation von ∆𝒓=𝟎,𝟕 fm über den typischen Bindungsabstand von 𝑟 ≈0,3 −1,3 fm hinaus können neue Quark-Anti-Quark- Paare entstehen. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Endliche Reichweiten: *sehr* unterschiedliche Gründe Stark: Gluonen Masselos Besitzen selber starke Ladung Gluonen können selber Gluonen abstrahlen (im Gegensatz zu Photonen) Feldliniendichte bleibt konstant Schwach: „Weakonen“ (W und Z-Teilchen) Große Masse Quantenmechanik --> Endliche Reichweite Masse entsteht durch BEHiggs-Hintergrundfeld Abschirmung der Feldlinien (analog: Dielektrikum) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Zusammenfassung: Wechselwirkungen Alle bekannten Vorgänge im Universum lassen sich auf 4 fundamentale Wechselwirkungen zurückführen (Gravitation, elektromagnetische, schwache und starke WW) 3 dieser WWn werden im Standardmodell der Teilchenphysik beschrieben und besitzen sehr ähnliche Grundprinzipien Nur 2 WWn besitzen eine unendliche Reichweite, während die beiden anderen auf subnukleare Abstände beschränkt sind → Die Wechselwirkungen des Standardmodells werden durch Ladungen hervorgerufen 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Diskussion / Fragen 5 Minuten Pause 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Basiskonzept Ladung Wechselwirkungen werden durch Ladungen hervorgerufen Ladungen sind charakteristische Teilcheneigenschaften Teilchen nehmen nur dann an einer bestimmten WW teil, wenn sie die Ladung der entsprechenden Wechselwirkung besitzen Und: Ladungen dienen als Ordnungsprinzip für Teilchen Teilchen bilden „Multipletts“ bezüglich der Ladungen Ladungen sind fundamentale Erhaltungsgrößen <-> Grundlage der Symmetrien des Standardmodells (Noether!) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Elektrische Ladung Übersicht über die elektrischen Ladungszahlen 𝑍 einiger Anti-/Materieteilchen Elektrische Ladung ist gequantelt Es existieren bestimmte elektrische Ladungszahlen für bestimmte Anti-/Materieteilchen Kleinste (bisher) bekannte Ladungseinheit ist 1/3 Lehrer sollen diese Übersichten nicht abschreiben, nur einen Eindruck erhalten! (Sie erhalten die Übersichten als Hilfsmittel, wenn benötigt) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Schwache Ladung Materieteilchen besitzen entweder eine schwache Ladungszahl von 𝐼=+ 1 2 oder 𝐼=− 1 2 alle Materieteilchen nehmen an der schwachen WW teil Schwache Ladung ist gequantelt 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Starke Ladung Quarks und Anti-Quarks besitzen eine starke Ladung (auch: „Farbladung“) Protonen und Neutronen bspw. bestehen aus Quarks Ladung mit Vektorcharakter: Farbgitter 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Starke Ladung Farbladungsvektoren von Quarks 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Starke Ladung Farbladungsvektoren von Anti-Quarks 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Alle drei Ladungen sind additiv Beispiel: Ladungszahlen eines Protons 𝑝(𝑢,𝑢,𝑑) Elektrische Ladungszahl: 𝑍 𝑝 = 𝑍 𝑢 + 𝑍 𝑢 + 𝑍 𝑑 =+ 2 3 + 2 3 − 1 3 =+1 Schwache Ladungszahl: 𝐼 𝑝 = 𝐼 𝑢 + 𝐼 𝑢 + 𝐼 𝑑 =+ 1 2 + 1 2 − 1 2 =+ 1 2 Starker Farbladungsvektor: 𝐶 𝑝 = 𝐶 𝑢 + 𝐶 𝑢 + 𝐶 𝑑 = + + = = 0 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Alle drei Ladungen sind erhalten Beispiel: 𝛽-Umwandlung 𝑛→𝑝+ 𝑒 − + 𝜈 𝑒 Elektrische Ladungszahl: 0→+1−1+0=0 Schwache Ladungszahl: − 1 2 →+ 1 2 − 1 2 − 1 2 =− 1 2 Starker Farbladungsvektor: 0 → 0 + 0 + 0 = 0 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Alle drei Ladungen sind erhalten mit Energie- und Impulserhaltung ist eine Vorhersage möglich, ob bestimmte Prozesse erlaubt oder unmöglich sind (NB: Reine E,p Erhaltung würde n  p + e- erlauben e- wären dann mono-energetisch. Neutrino wird wegen schw. Ladungserhaltung benötigt! ) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Übersichten Antimaterie: Alle Ladungen entgegengesetzt 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Zusammenfassung: Ladungen Drei verschiedene Ladungen elektrisch schwach stark Ladungen sind additiv erhalten --> Vorhersage zu erlaubten Prozessen gequantelt 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Darstellen von Wechselwirkungen Klassische Physik: Feldlinien für Wechselwirkungen mit unendlicher Reichweite hier: elektromagnetische Wechselwirkung 𝐹=𝑄 ∙ 𝐸 𝐴=4𝜋 𝑟 2 Die Fernwirkung der Gravitationskraft sowie der magnetischen und elektrischen Feldkraft werden in der klassischen Physik durch Felder beschrieben. Elektrische Felder lassen sich durch Feldlinien beschreiben. Gerade Pfeile zeigen von der positiven Ladung weg. Die Stärke der „Kraft/WW“ ist proportional zur Dichte der Feldlinien. Legt man nun eine 3-D-Kugel um die elektrisch positive Ladung, so ist die Kraft proportional zur Oberfläche der Kugel und damit proportional zu 1/r² 𝐹 ~ 1 4 𝜋 𝑟 2 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Darstellen von Wechselwirkungen Analogie: Austausch eines Botenteilchens Anstelle der Feldlinien kann die elektromagnetische Wechselwirkung auch durch den Austausch eines Botenteilchens beschrieben werden Es wird ein Photon von dem einem Teilchen erzeugt, welches zu dem anderen Teilchen übermittelt und vollständig absorbiert wird. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Feynman-Diagramme Aufbau Vorstufe von Feynman-Diagrammen: Orts-Orts-Diagramm Feynman-Diagramm: Orts-Zeit-Diagramm Zeitachse- nach rechts Teilchen werden wie folgt dargestellt: -Materieteilchen (Quarks, Leptonen) als durchgezogene Linie mit einem Pfeil in der Mitte [in Zeitrichtung= Teilchen, entgegen Zeitrichtung=Antiteilchen] -Bosonen: Photon, W+, W-, Z: gewellte Linie -Gluonen: gekringelte Linie 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Feynman-Diagramme Begriffsklärung: Vertex / Vertices (plural) Wechselwirkung wird dadurch dargestellt, dass sich die Teilchen treffen (an einem „bestimmtem Ort“, zur einer „bestimmten Zeit“) Vertex 1 Vertex 2 Die Wechselwirkung zwischen Teilchen bildet man in einem x-t-Diagramm dadurch ab, dass sich die Teilchenlinien an einem bestimmten Ort* zu einer bestimmten Zeit* treffen. *“bestimmter Ort“ und „bestimmte Zeit“ sind nur in Bezug auf die Darstellung im Orts-Zeit-Diagramm aufzufassen. Der Ort und der Zeitpunkt einer Wechselwirkung unterliegen natürlich weiterhin der quantenmechanischen Unschärfe. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Grundbausteine 1/2 Abstrahlung und Einfang eines Botenteilchens 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Grundbausteine 2/2 Paarvernichtung und Paarerzeugung 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Prozesse Rutherford-Streuung Oben: Rutherford x-y-Ebene (Stufe 1 Curriculum) Mitte: Feynman-Diagramm mit Blackbox (Stufe 2 Curriculum) Unten: Feynman-Diagramm ohne Blackbox (Stufe 3 Curriuculum) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Prozesse Compton-Streuung Oben-Links: Compton x-y-Ebene (Stufe 1 Curriculum) Oben-Rechts: Feynman-Diagramm mit Blackbox (Stufe 2 Curriculum) Unten: Feynman-Diagramm ohne Blackbox (Stufe 3 Curriuculum) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Prozesse 𝛽 − - Umwandlung Bei der Beta-Minus-Umwandlung wandelt sich ein Down-Quark des Neutrons in ein Up-Quark, ein Elektron und ein Anti-Elektron-Neutrino um. Beide Grafiken mit Blackbox. 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Prozesse 𝛽 − - Umwandlung Deckt man die Blackbox auf, so ist erkennbar, dass das Down-Quark unter Aussendung eines W-Minus-Bosons sich in ein Up-Quark umwandelt. Das W-Minus-Boson wandelt sich anschließend in ein Elektron und ein Anti-Elektron-Neutrino um. DISKUSSION Virtuelle Teilchen Massendifferenz (Neutron-Proton)= 1,3 MeV/c² Masse(W-Boson) = 80.400 MeV/c² = virtuelles Teilchen Darf überall auf der E-p-Ebene liegen (diese Aussage sollte man vielleicht nur zusätzlich auf Nachfrage erwähnen) Analogie zur erzwungenen Schwingung 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Feynman-Diagramme: Ladungsfluss-Diagramme Vertices können als “=“ Zeichen aufgefasst werden Auf beiden Seiten müssen Summen gleich sein: Impuls, Energie, Drehimpuls, elekt. Ladung, schw. Ladung, starke Ladung Umklappen der Linien dreht Ladungsvorzeichen um 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Ladungserhaltung (z.B. schwache Ladung I) Alle möglichen Prozesse durch „Umklappen“ von Linien: Atomphysik: K-Einfang eines Elektrons der K-Schale +½ -½ +½ -½ -½ +½ -½ +½ Erster Nachweis von (Anti-)neutrinos 1953 b+ und b- - Umwandlungen von Kernen +½ -½ -½ +½ +½ -½ +½ -½ Erinnerung: Erst die Erhaltung der schwachen Ladung erfordert Neutrinos! (fehlender Impuls und Energie war nur der experimentelle Hinweis; alternativ: „Leptonzahlerhaltung“, aber im SM nur zufällig bei niedrigen E)

Zusammenfassung: Feynman-Diagramme Wechselwirkungen werden in der Teilchenphysik durch den Austausch von Botenteilchen beschrieben Wechselwirkungen werden mittels Feynman-Diagrammen dargestellt Diese können auch zur quantitativen Berechnung dienen Eine Vorstufe der Feynman-Diagramme ist das x-y-Diagramm Ein Feynman-Diagramm ist ein x-t-Diagramm (Zeitachse nach rechts) Wechselwirkungen werden durch Vertices symbolisiert, an denen Teilchen emittiert, absorbiert, erzeugt oder vernichtet werden 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Ordnung der Elementarteilchen Materieteilchen der uns umgebenden Materie: 𝑢, 𝑑, 𝑒 − , 𝜈 𝑒 1936: Entdeckung des Myons µ- (Rabi: „who ordered that?“) Gleiche Ladungszahlen wie das Elektron, aber ~200 Mal schwerer Schwere „Kopie“ des Elektrons 1961: Nachweis des Myon-Neutrinos 𝜈 µ 1964: Postulierung des Strange-Quarks und W-(sss) Entdeckung 1975: Entdeckung des Tauons: schwere „Kopie“ des Myons 1974-1994: weitere „schwere Kopien“ der Up- und Down-Quarks 1974: Charm 1977: Bottom 1994: Top 2000: Nachweis des Tauon-Neutrinos 𝜈 t 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

„Teilchenzoo“ oder Ordnung? Entdeckung weiterer Teilchen ausschließlich „schwere Kopien“ der Up- und Down-Quarks sowie des Elektrons und des Elektron-Neutrinos Von jedem der leichten Materieteilchen (𝑢, 𝑑, 𝑒 − , 𝜈 𝑒 ) gibt es je zwei Kopien, die größere Massen besitzen. Wie lassen sich Teilchen ordnen? 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Anordnung von Teilchen in Generationen 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Ordnungsschema: Analogie zum Periodensystem Analogie zum Periodensystem der Elemente (PSE) in der Chemie Drehen der Abbildung um 90° im Uhrzeigersinn Teilchen sind nach Ladungen geordnet analog den chemischen Elementen in die Hauptgruppen Im PSE sind die chemischen Elemente innerhalb einer Hauptgruppe von oben nach unten nach ihrer Masse aufsteigen geordnet Analog dazu sind auch die Elementarteilchen in den um 90° gedrehten Darstellungen bezüglich der drei Generationen aufsteigend von oben nach unten nach ihrer Masse geordnet 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Ordnungsschema: Analogie zum Periodensystem Gleiche Ladungen <-> Gleiche Eigenschaften (“Lepton-Universalität”) Welche Plätze gefüllt sind, ist nicht vorhergesagt (Experiment !) Muster wiederholt sich 2x für größere Massen (Grund unbekannt!) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Teilchenumwandlungen als Schlüssel zur Ordnung Schwache Wechselwirkung Nur bestimmte Paare von Teilchen beteiligt Unterscheiden sich in schwacher Ladungszahl 𝐼 und in elektrischer Ladungszahl 𝑍 immer genau um Betrag 1 Dupletts bezüglich der schwachen Ladung 𝑢 𝑑 𝐼=+1/2 𝐼=−1/2 𝑍= +2/3 𝑍= −1/3 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Teilchenumwandlungen als Schlüssel zur Ordnung Schwache Wechselwirkung Drei Up-Quarks mit Farbladungsvektoren , oder haben alle schwache Ladungszahl 𝐼=+ 1 2 , Down-Quarks hingegen 𝐼=− 1 2 , , 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Teilchenumwandlungen als Schlüssel zur Ordnung Starke Wechselwirkung Durch Gluonen nur Änderung der Farbladung eines Teilchens Drei verschiedene Farbladungsvektoren für Quarks: Quarks bilden Tripletts bezüglich der starken Ladung ( ) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Botenteilchen: Umwandlung innerhalb Multipletts Eine Rotation (~Eichsymmetrie) eines Quark-Multipletts hat denselben Effekt wie Emission oder Absorption eines Gluons 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Teilchenumwandlungen als Schlüssel zur Ordnung Elektromagnetische Wechselwirkung Photonen besitzen keine Ladungen: durch elektromagnetische Wechselwirkung können die Ladungen eines Teilchens nicht geändert werden Alle Teilchen sind Singuletts bezüglich der elektrischen Ladung 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Multipletts – Ladungen als Ordnungsprinzip 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Multipletts – Ladungen als Ordnungsprinzip Zu jedem Teilchen gibt es ein zugehöriges Teilchen, mit gleicher Masse jedoch entgegengesetzten Ladungen Anti-Materieteilchen ebenfalls in drei Generationen 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Zusammenfassung: Multipletts Teilchen lassen sich anhand ihrer Ladungen ordnen Die Zahl und Multipletts der Botenteilchen werden aus den Symmetrien des Standardmodells vorhergesagt Für die Materieteilchen findet man experimentell Dupletts der schwachen Wechselwirkung (nicht vorhersagbar!) Tripletts der starken Wechselwirkung (nicht vorhersagbar!) Singuletts der elektromagnetischen Wechselwirkung (vorhersagbar) Umwandlungen nur innerhalb der Multipletts möglich (zuzüglich: hier nicht diskutierte Effekte der Zustandsmischung) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Mögliche experimentelle Diskussionspunkte für den Unterricht Woher weiß man,: dass es Quarks gibt? dass es drei verschieden Farbladungen gibt? dass Farbladungen vektoriellen Charakter haben? dass die Leptonenuniversalität gilt? dass es drei Arten leichter Neutrinos gibt? Welche Werte die Kopplungsparameter der fundamentalen Wechselwirkungen haben? Literatur: z.B. Masterarbeit Philipp Lindenau http://www.teilchenwelt.de/material/materialien-fuer-lehrkraefte/teilchenidentifikation-mit-detektoren/ 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! www.teilchenwelt.de 31.07.2017

Diskussion / Fragen 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Forschung trifft Schule - CERN Summer School Extrafolien 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Exkurs: warum schwache „Isospin“-Ladung? Zugrundeliegende Symmetrie genau dieselbe wie bei Spin Jeweils Vektor mit 3 Komponenten Spin S = (Sx, Sy, Sz) im Ortsraum Schwacher Isospin IW = (I1W, I2W, I3W) im abstrakten schwachen Isospinraum Messbar bei beiden nur: Gesamter Betrag und eine Komponente (meist gewählt: die 3.) die beiden anderen Komponenten sind „unscharf“ (Heisenberg) Wir sprechen daher nur von schwacher Ladungszahl I := I3W Ordnung in Multipletts von I := I3W http://de.wikipedia.org/wiki/Stern-Gerlach-Versuch 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School

Klassisch analog Dielektrikum : Abschirmung der Feldlinien Abschirmung „schwacher Felder“ durch BEHiggs-Hintergrundfeld = unendlicher See schwacher Ladung Abschirmendes Feld Duplett in schw. Ladung Komponente 𝑣 = 246 GeV im Vakuum Anregung = Higgs-Teilchen Quantenfeldtheorie: Feldquanten „Weakonen“ (W und Z) Quantenmechanik: Masse <-> Endliche Reichweite von W und Z Stichwort: Compton-Wellenlänge SM: Kopplung mit aW an schwache Ladung von 𝑣 ergibt Masse von W und Z (vorhersagbar: mWc²= 80,37 GeV; Messung: 80,40 GeV (Präzision < Promill !) 31.07.2017 Forschung trifft Schule - CERN Summer School