Neurodermitis - Kratzen bis die Haut blutet

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 Präsentation transkript:

Neurodermitis - Kratzen bis die Haut blutet Ein Handicap im Schulalltag? Dr. W. Franck Fachkliniken Wangen Waldburg-Zeil-Kliniken

Themen des Vortrages kurze Vorstellungsrunde Neurodermitis kurzer Abriss der Erkrankung Zentrale Fragen im Schulalltag und Diskussion von Lösungsmöglichkeiten Fragen

Definition Etwas kompliziert! Durch exogene und endogene Stimuli provozierbare, chronisch- aktive Haut- und/oder Schleimhauterkrankung mit genetischer Disposition und charakteristischen, isoliert oder generalisiert auftretenden, stark juckenden, meist symmetrischen, entzündlichen Ekzemherden. Etwas kompliziert!

Häufigkeit 11-13% aller Kinder und Jugendlichen 2,5 – 3,5 % der Erwachsenen Deutlich steigende Tendenz in letzten Jahrzehnten Häufigste chronische Erkrankung des Kleinkindalters

Natürlicher Verlauf allergischer Erkrankungen 0 1⁄2 1 3 7 15 Alter (Jahre) Häufigkeit Nahrungsmittel- allergie Neurodermitis Asthma Heuschnupfen

Kinder wachsen heute anders auf als früher! extreme Hygiene in den ersten Lebensmonaten kleinere Familien später Kontakt zu anderen Kindern weniger und spätere Infekte Impfmüdigkeit andere Ernährung

Besonderheiten der Haut bei Neurodermitis Trockene Haut Störung der epidermalen Barriere mit Erhöhung des Wasserverlustes über die Haut Reduzierte Wasser-bindungsfähigkeit Erhöhung des transepidermalen Wasserverlustes Aus Abeck, Ring: Atopisches Ekzem im Kindesalter

Besonderheiten der Haut Überempfindlichkeit gegenüber Allergenen oder Irritantien, die von außen auf die Haut einwirken Immunologische Veränderungen Verminderte Abwehr gegen Infektionen Immunologisch: Verstärkte zellvermittelte Immunität Eosinophile Mimimale Defekte der zellvermittelten Immunität obligate abgeschwächte Abwehr gg. Viren, Bakterien), vermind. Hautreaktion vom verzögerten Typ auf obligate Kontaktallergene Erhöhtes Serum IgE Heute am ehesten Immundeviation zugunsten einer T Helferpopulation Th2 mit Induktion von IgE über IL4 und13, Eosinophile über IL5 T Zellinfiltrat von Th2 Zellen dominiert in Akutphase, in chron Herden eher Th1 oder Th0 Zellen Sequentielles Aktivierungsmodell Erleichterte Penetration von Allergenen und Irritantien Aus Abeck, Ring: Atopisches Ekzem im Kindesalter

Aufbau und Funktionen der Haut Physikalischer und chemischer Schutz Temperaturregulation Speicher- und Ausscheidungsorgan Sinnesorgan Kommunikation

Wie wird die Diagnose gestellt? Hauptkriterien (nach Hanifin und Rajka) Juckreiz Typisches Aussehen der Hauterscheinungen und Verteilungsmuster Chronisch rückfällige Neurodermitis Eigen- oder Familienanamnese atopischer Erkrankungen Nebenkriterien

+ Ursachen / Auslöser Erbliche Veranlagung Allergie und Pseudoallergie Immunologische Veränderungen + Provokationsfaktoren Allergie und Pseudoallergie Psyche Irritation Mikrobielle Faktoren Nahrungsmittel Stress Mechanisch (Kleidung) Infektionen Aeroallergene Konflikt-situationen Waschgewohnheiten Schweiss Bakterielle Besiedelung Nahrungsmittel-zusatzstoffe Positive und negative Emotionen Klimatische Faktoren (Passiv-) Rauchen

Nahrungsmittelallergie? eine Diät bedeutet: Einschränkung im täglichen Leben Einkauf Kochen Auswärtiges Essen (Reisen, Besuch bei Freunden) Emotionale Belastung Stress in der Familie Reduzierte Lebensqualität Gefahr einer Fehlernährung Probleme in der Schule, Pausenernährung, Klassenfahrten Deshalb keine unbegründeten vorschnellen Diäten kontrollierte Testung essentiell! je nach Befund ggf. auch Notfallset erforderlich!

Oft führen unerklärliche Verschlechterungen zu Unzufriedenheit und Frustration Entscheidend für den Therapieerfolg sind Verständnis und Akzeptanz

Der „Teufelskreis“ ? Äussere Einflüsse Auslöser beachten Juckreiz Kratzen Erhöhte Empfind- lichkeit der Haut Verletzung der Haut Hautpflege

Stufentherapie der Pflege Topische Corticoide Calcineurininhibitoren System. Antibiotika System antientz. Ther. Anti-entzündliche Therapie Basispflege der Haut eine gute Basispflege ist die entscheidende Basis einer jeden Therapie

Juckreiz – warum kratzen wir? Trockenheit der Haut Entzündung Gewohnheit „Übersprungshandlung“ Nervosität zur Erzielung von Aufmerksamkeit …

Adäquate Juckreizstillung was steht zur Verfügung? Antihistaminika mit „beruhigender“ Komponente Dimetindenmaleat (Fenestil) Clemastil (Tavegil) Lokale Antihistamika meiden Lokalmassnahmen wichtig Kleidung (Baumwolle, Handschuhe, kurze Fingernägel) ??? Juckreiz ist so vielschichtig, dass er sich nicht in jedem Fall unterdrücken lässt

Kratzalternativen „Kratz-nicht Tricks“ klopfen drücken reiben zwicken streicheln andere Stelle kneten Ablenken Spielen Buch Sport Auftrag Musik / TV Malen Blödeln Kühlen Wasser Pusten Eis Umschläge Löffel Glas Metall Stein Coolpad Cremen (ggf. auch gekühlt)

Neurodermitis-Schulung für alle intensiver Betroffenen Ziele Verbesserter Umgang mit den Krankheitssymptomen Langfristige Verhaltensänderung (Entwicklung von Verhaltensalternativen) Selbstmanagement Stärkung psychosozialer Kompetenzen Weniger Hilflosigkeit, aktiver Umgang mit der Erkrankung Verbesserte Lebensqualität Empowerment

„verbesserte Lebensqualität“ Ziel der Schulung ist nicht primär ein verbesserter Hautzustand, sondern vor allem eine „verbesserte Lebensqualität“

„balanced rock“ Danke für Ihre Aufmerksamkeit und Mitarbeit!