Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtspopulismus im Eskalationsprozess. Empirische Entwicklungen und Interventionspunkte Wilhelm Heitmeyer.

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 Präsentation transkript:

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtspopulismus im Eskalationsprozess. Empirische Entwicklungen und Interventionspunkte Wilhelm Heitmeyer Berlin, 16.12.2016

Das Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit Abwertung von Langzeitarbeitslosen Syndrom GMF Ideologie der Ungleichwertigkeit Abwertung von Behinderten Antisemitismus Islamfeindlichkeit Rassismus Fremdenfeindlichkeit Abwertung von Asylbewerbern Abwertung von Sinti und Roma Abwertung von Obdachlosen Etablierten-vorrechte Homophobie Sexismus Quelle: W. Heitmeyer (2012): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in einem entsicherten Jahrzehnt. In: ders. (Hg.) Deutsche Zustände, Bd. 10, Berlin (Suhrkamp), 15-41.

Prozessmodell Gesellschaftliche Struktur- entwicklungen – Integrations-/Desintegrations- dynamik 5 1 6 2 Politik- und Mobilisierungsangebot des organisierten, subkulturellen Rechts- extremismus und des Rechtspopulismus Gruppenbezogene menschenfeindliche Mentalitäten in Bevölkerungen 3 4 Quelle: W. Heitmeyer (2011): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Interaktionsprozesse im gesellschaftlichen Raum. In: C. Robertson-von Throtha (Hg.) Rechtsextremismus in Deutschland und Europa. Baden-Baden (Nomos), 21-38.

Soziale Integration Dimensionen, Ziele und Beurteilungskriterien Quelle: Anhut, R./Heitmeyer, W. (2000): Desintegration, Konflikte und Ethnisierung. Eine Problemanalyse und theoretische Rahmenkonzeption. In: dies. (Hg.): Bedrohte Stadtgesellschaft, Weinheim/München (Juventa), 17-75.

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Krisenbedrohung (2011) prozentuale Zustimmung Quelle: Daten aus den Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Orientierungslosigkeit (2011) prozentuale Zustimmung Quelle: Daten aus den Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit nach Partizipationsneigung (2011) prozentuale Zustimmung Quelle: Daten aus den Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“

Religiosität und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

Zustimmung zu GMF-Elementen Quelle: Heitmeyer, Wilhelm (2015) Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Religiös implizierter gesellschaftlicher Abwertungsvorrat zur Legitimation von Gewalt.

Zustimmung zu GMF-Elementen in Abhängigkeit von der Religionszugehörigkeit

Was sind Ausmaße und Entwicklungen von rechtspopulistischen Einstellungen?

Rechtspopulistische Ausmaße 2002: 20% (Indikatoren: Fremdenfeindlichkeit, Autoritäre Aggression, Antisemitismus) Quelle: D. Schaefer, J. Mansel, W. Heitmeyer (2002): Rechtspopulistische Potentiale. Die „saubere Mitte“ als Problem. In: W. Heitmeyer (Hg.): Deutsche Zustände, Bd.1, Frankfurt/M. (Suhrkamp), 123-144.

Entwicklung rechtspopulistischer Einstellungen nach Soziallage Quelle: W. Heitmeyer genaue Angaben?

Entwicklung des Gefühls der Einflusslosigkeit Quelle: Verläufe aus den Daten des Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“

2009: ca. 30% Bereitschaft 2011: ca. 42% Bereitschaft Entwicklung der Bereitschaft zur Teilnahme an Demonstrationen der rechtspopulistisch Eingestellten 2009: ca. 30% Bereitschaft 2011: ca. 42% Bereitschaft Quelle: Verläufe aus den Daten des Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“

Entwicklung der Gewaltbereitschaft Quelle: Verläufe aus den Daten des Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“

Vereinfacht dargestelltes Strukturgleichungsmodell zum Zusammenhang von Desintegration, Demokratieentleerung und Rechtspopulismus (GMF Survey 2006) Rechtspopulistische Einstellungen Demokratiezweifel Sozio-emotionale Desintegration Institutionelle Sozialintegration Funktionale Systemintegration Demokratiemißachtung durch politische Eliten .34 .26 .24 .17 Politische Machtlosigkeit .21 .15 .29 .16 .13 .37 .33 .19 .22 .18 .12 .14 Model Fit: Chi²/df=1,8, agfi=,99, rmsea=,02, pclose=,77 Desintegration Beurteilung des politischen Systems Individuelle politische Reaktion Quelle: A. Klein/P. Sitzer/W. Heitmeyer (2009): Politische Kultur und Rechtsextremismus. In: W. Melzer/R. Tippelt (Hg.) Kulturen der Bildung. Opladen, 109-123

Vier zentrale, emotional ausbeutbare  Themen durch das instrumentalisierte "Signalereignis" der Flüchtlingsbewegung: Angst vor sozialer Desintegration Angst vor kultureller Überfremdung Politische Entfremdung durch Demokratieentleerung und Repräsentationskritik De-Nationalisierung von Politik („Brüssel“, Globalisierung)

Die Bedeutung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Rechtspopulismus im Eskalationskontinuum

Eskalationsmodell Quelle: D. Borstel/W. Heitmeyer (2012): Menschenfeindliche Mentalitäten, radikalisierte Milieus und Rechtsterrorismus. In: S. Malthaner, P. Waldmann (Hg.) Radikale Milieus. Frankfurt/New York (Campus), 339-368.

Normalisierungsgewinne Muster von Eskalationsprozessen Provokationsgewinne Raumgewinne Räumungsgewinne Normalisierungsgewinne Quelle: W. Heitmeyer (1999): Sozialräumliche Machtversuche des ostdeutschen Rechtsextremismus. In: Kalb u.a. (Hg.): Rechtsextremistische Jugendliche – was tun? Weinheim und Basel (Beltz), 47-79.

Unthematisierte Reproduktionsprozesse Quelle: Heitmeyer, W. (2007): Unthematisierte Reproduktionsprozesse – Zur Selbststabilisierung eines feindseligen Klimas. In: ders. (Hg.): Deutsche Zustände Bd.5, Frankfurt/Main, Surhkamp, Seitenzahl.

Gefährliche Verschiebungen von Normalitäten