Einzelkinder – Geschwisterkinder – Lieblingskinder
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Lieblingskinder aus Sicht der Geschwisterforschung Fragen und Antworten
Der Begriff „Lieblingskind“? Beständige Bevorzugung eines bestimmten Kindes in der Geschwister-reihe durch ein (oder beide) Elternteil(e) Eine zeitweilige oder phasenweise Bevorzugung eines Kindes durch ein (oder beide) Elternteil(e) kommt in schöner Regelmäßigkeit vor (auch wenn es Eltern sich oft nicht eingestehen können)
Bevorzugung und Benachteiligung –Begriffsklärungen Wie äußert sich Bevorzugung, wie Benachteiligung? Gibt es dazwischen etwas (oder graduelle Abstufungen)? Ist Nichtbevorzugung automatisch Benachteiligung? Entscheidend ist IMMER das Empfinden der betroffenen Kinder!
Wie oft haben Eltern haben ein Lieblingskind? Vorübergehend und phasenweise: nahezu alle Eltern (auch die, die es bestreiten) Permanent (jahre- oder jahrzehnte- oder ein Leben lang): relativ wenige Eltern
Wieso ist das Thema bis heute ein Tabuthema? Von „guten“ Eltern wird erwartet, dass sie ihre Kinder gleich behandeln Ein Kind zu bevorzugen, mag man sich nicht eingestehen – weil es ein TABU ist Die Stereotype der bösen Stiefmutter, des gewalttätigen Stiefvaters, der schlimmen Stiefeltern…
Woran liegt es, dass ein Kind zum Lieblingskind wird? Dafür gibt es ganz verschiedene Motive: Sich dem Kind ähnlich (seelenverwandt) fühlen Sich zum Kind hingezogen fühlen, weil es so ganz anders ist als man selbst Weil man selbst als Kind benachteiligt wurde oder sich auch als Lieblingskind gefühlt hat Weil sich das Kind am besten eignet, um mit seiner Hilfe eigene Wünsche zu erfüllen
Sollte oder kann man überhaupt etwas dagegen tun? Man sollte etwas dagegen tun, wenn die Bevorzugung in eine dauerhafte und beständige Bevorzugung einmündet und von den Kindern als solche empfunden wird Einsicht ist der erste Weg zur Besserung Aber: Oft kann man selbst kaum etwas dagegen tun, muss sich helfen lassen (z. B. vom Partner oder einem Therapeuten)
Kann man die Bevorzugung eines Kindes ausgleichen? Z. B. dadurch, dass man sich immer wieder auch um die nicht bevorzugten Kinder kümmert? Z. B. dadurch, dass sich das andere Elternteil stärker um das benachteiligte Kind kümmert?
Bemerken Kinder den Unterschied? Kinder sind wie Seismographen Sie spüren sehr genau, wenn sie benachteiligt werden Wenn das beständig der Fall ist, wirkt sich das nicht nur negativ aus auf ihre Beziehung zum Geschwister Sondern träufelt wie Gift in ihre Seele, beeinträchtigt ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihre Fähigkeit ein glückliches Leben zu führen
Was geht in den Kindern vor, die nicht bevorzugt werden? Weil sie sich weniger geliebt fühlen, haben sie kein Selbstwertgefühl, mögen sich selbst nicht, haben kein Vertrauen in ihre eigenen Möglichkeiten, sind nicht ihre eigenen Glückes Schmied, fühlen sich unzulänglich und scheitern am Leben (bis zur Suizidgefährdung) Muss Nichtbevorzugung automatisch Benachteiligung sein ? Im Regelfall ja.
Wie wirkt sich die Bevorzugung im späteren Leben aus auf das bevorzugte Kind? Sie erwarten oftmals eine bevorzugte Behandlung auch von anderen Menschen, mit denen sie es zu tun bekommen Wenn diese ihnen nicht zuteil wird, ziehen sie sich zurück und sind unglücklich Ihre unrealistische Erwartungshaltung steht ihnen oft im Weg und erschwert ihnen glücklich zu leben
Zumeist fühlen sie sich nicht gut Wie fühlen sich Eltern, wenn ihnen bewusst wird, dass Sie ein Lieblingskind haben? Zumeist fühlen sie sich nicht gut Viele schämen sich, weil sie gegen ein gesellschaftliches Tabu verstoßen haben Manche versuchen sich zu rechtfertigen Manche versuchen gegenzusteuern und ihre Zuwendung auch den anderen Kindern zukommen zu lassen
Welche Kinder werden häufiger bevorzugt? Einzelkinder oder Geschwisterkinder? Erstgeborene? Zweitgeborene? Nesthäkchen? Problemkinder? Mittlere Kinder: eher nicht!
Wie sollten Kinder damit umgehen, wenn sie merken, dass ihr Bruder/ihre Schwester bevorzugt wird? Wenn es ideal läuft (und sie alt genug dafür sind), sollten sie es zum Thema einer Familienkonferenz machen
Können Eltern überhaupt das Ideal der Gleichbehandlung erfüllen? Gleichbehandlung ist Unsinn und auch faktisch nicht möglich (in früheren Zeiten, als es größere Geschwisterreihen gab und Kinder weniger individuell behandelt wurden, war das noch etwas anders) Z. B. wird ein zweijähriges Mädchen anders behandelt als ihr sechs Jahre alte Bruder! Ausschlaggebend ist, dass sich die Kinder GERECHT und FAIR behandelt fühlen!
Einzelkinder und Geschwisterkinder Im Vergleich: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Einige einführende Fragen Was für Gemeinsamkeiten, was für Unterschiede gibt es zwischen Geschwister- und Einzelkindern? Was sind Lieblingskinder? Was ist das Besondere an Geschwisterbeziehungen (GB)? Worin unterscheiden sich Geschwister voneinander? Wie wichtig ist dabei der Geburtsrangplatz?
Weitere einführende Fragen (2) Warum sind sich Geschwister manchmal so ähnlich, manchmal so wenig ähnlich? Warum gibt es in Deutschland (und den meisten EU-Ländern) immer weniger Kinder (Trend zur Ein-Kind-Familie)? Worin unterscheiden sich Einzelkinder voneinander? Warum streiten sich Geschwister (immer wieder)?
Weitere einführende Fragen (3) Was ist überhaupt eine „Beziehung“? Welche Faktoren bestimmen die Persönlichkeitsentwicklung? Gibt es eine besonders günstige Position in der Geschwisterfolge? Gibt es eine besonders günstige Geschwisterkonstellation?
Einzelkinder - Geschwisterkinder Vorurteile Fakten Folgerungen
Haushaltsformen in Deutschland Knapp 40 Prozent sind Ein-Personen-Haushalte, ca. 40 Prozent sind Mehr-Personen-Haushalte ohne Kinder und nur noch ca. 20 Prozent sind Haushalte mit Kindern ! Zählt man auch erwachsene Kinder mit, die noch bei ihren Eltern leben („Hotel Mama“), sind es knapp 30 Prozent.
Haushalte mit Kindern Der Anteil der Ein-Kind-Familien macht mittlerweile 51,5 Prozent aus, bei 37 Prozent handelt es sich um Zwei-Kind-Familien, bei 9 Prozent um Drei-Kind-Familien und in nur 2,5 Prozent handelt es sich um kinderreiche Familien mit 4 und mehr Kindern. Zählt man auch erwachsene Kinder mit, die noch bei ihren Eltern leben („Hotel Mama“), sind es knapp 30 Prozent.
Tendenzen Steigende Scheidungsquoten Wachsende Zahl der Ein-Personen-Haushalte und der Ein-Eltern-Familien Auf niedrigem Niveau stagnierende Geburtenquoten (1,4 Kinder pro Familie) Sinkende Zahl kinderreicher Familien Kinderreiche Familien vor allem in der Unterschicht und in der Oberschicht
Gründe für sinkende Geburtenquoten Wandel der Frauenrolle Berufstätigkeit beider Eltern Wertewandel Kinderunfreundliche Gesellschaft
Kinderwunsch und Wirklichkeit Einzelkinder werden nur sehr selten geplant. Oft sind sie das Resultat der Lebensumstände. Die meisten Frauen wollen mehr als ein Kind (im Durchschnitt 2,6).
Fragen zu Einzelkindern und Geschwisterkindern Welche Rolle für die Persönlichkeits-entwicklung spielt es, mit oder ohne Geschwister aufzuwachsen ? Was bedeutet es heutzutage, ohne Geschwister groß zu werden ? Wie unterscheiden sich die Lebenswelten, insbesondere die Familien von Einzelkindern und Geschwisterkindern ?
Fragen zu Einzelkindern und Geschwisterkindern (2) Welche Vorurteile gibt es gegenüber Einzelkindern und warum halten sich diese so hartnäckig ? Warum haben auch manche Sozialwissenschaftler „pronatalistische“ Vorurteile ? Was prägt den Charakter: welche Faktoren bestimmen die Persönlichkeitsentwicklung ? Wie wichtig ist dabei der Geburtsrangplatz bzw. die Tatsache des Keine-Geschwister-Habens ?
Worin unterscheiden sich GB von anderen Beziehungen? 1. Längste Dauer 2. Gemeinsame Anlagen 3. Nähe, Vertrautheit, Intimität, Verbundenheit 4. Rivalität, Neid, Eifersucht 5. Ambivalenz, Zwiespältigkeit (als Resultat) 6. Ungeschriebene Verpflichtungen 7. Schicksalhaftigkeit 8. Unterschiedliche Wahrnehmung der Beziehung von Seiten der Geschwister
Wichtige Ergebnisse der Geschwisterforschung Geringer Altersabstand + gleiches Geschlecht = führt oft zu großer Nähe UND Rivalität Die „Optimale“ Geschwisterkonstellation Abgrenzung und Wiederannäherung Entwicklungsaufgaben über die Lebensspanne Tabuisierung von Rivalität Auswirkungen auf die Persönlichkeit
Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Geschwistern Wie sind sie zu erklären ? Das schöne Beispiel von den eineiigen Zwillingspaaren, von denen die Hälfte getrennt, die Hälfte zusammen aufwächst... Welche entwickeln sich ähnlicher und bleiben ähnlichere Persönlichkeiten ? Welchen Einfluss haben die Anlagen oder Gene?
Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Geschwistern (2) Welchen Einfluss hat die Umwelt? Was gehört alles zur Umwelt? (Geschwisterzahl, Geburtsrangplatz, Altersabstand, Geschlechtskombination in der Geschwisterreihe, Familienstruktur, Erziehung, soziales Milieu z.B. Bildungsstand, Berufstätigung der Eltern, ethnische Zugehörigkeit, Wohnort/Wohnlage/Wohnung usw.) ? Fazit: Anlage(faktoren) und Umwelt(faktoren) können nicht auseinanderdividiert werden!!!
Weitere Zentrale Merkmale von Geschwisterbeziehungen (GB) GB werden faktisch immer seltener (im Durchschnitt werden in Österreich gegenwärtig nur noch ungefähr 1,5 Kinder pro Familie geboren – größere Geschwisterreihen sind schon eine Rarität!) GB können nicht beendet werden (unterschwellig wirken sie immer fort, auch wenn kein Kontakt mehr besteht), 3. GB haben keine gesellschaftlichen oder gesetzlichen Vorschriften, nach denen sie gestaltet und reguliert werden, wie z.B. Ehepaarbeziehungen, Eltern-Kind-Beziehungen, Chef-Untergebener-Beziehungen
Wurzeln der Geschwisterrivalität Urwüchsig und universell Entthronungstrauma Elterliche Zuwendung und Ungleichbehandlung Konkurrenz- und Leistungsgesellschaft
Geschwisterbeziehung in der frühen Kindheit Veränderungen durch die Geburt des 2. Kindes Neue Rollenverteilung in der Familie Drei-Phasen-Modell Geschlechtsunterschiede und Altersabstand Sozialverhalten: Nachahmung und Vorbild Zusammenspiel(en) Rivalität (Streit/Aggression) und Abgrenzung Koalitionen (horizontal - vertikal) Geschwistersolidarität Betreuungsaufgaben
GB während der Schuljahre (7-12 Jahre) De-Identifikation: Abgrenzungsprozesse Insgesamt tendenziell weniger Interaktion und Kontakt Häufiger Solidarität: geschwisterlicher Schulterschluss Wechselseitiger Profit nimmt zu Trend: zunehmende Harmonisierung und Egalisierung
GB im Lebensverlauf Verortung der GB-Qualität vor allem auf 3 Dimensionen (Nähe, Rivalität, Unterstützung) Typische Verlaufskurven: Zunahme – Abnahme – Wiederzunahme Viele Ausnahmen und Besonderheiten Umfassende, integrative Theorie fehlt
An die Adresse der Eltern gerichtet: Die Geschwister-Beziehung ist ein hohes Gut - deshalb tun Sie von Anfang an das Ihre (also ggf. schon dann, wenn ein 2. Kind unterwegs ist), damit Ihre Kinder gut miteinander auskommen und es lernen, aufeinander einzugehen, und wenn sie sich streiten, es auch wieder schaffen sich zu vertragen und versöhnen: Die Geschwisterbezie-hung ist eine Spielwiese, auf der unzählige soziale Kompetenzen, die für den Alltag wichtig sind, erworben werden.
An die Geschwister: Die Geschwister-Beziehung ist ein hohes Gut - deshalb hegt und pflegt sie, kehrt nichts unter den Teppich, geht offen und ehrlich miteinander um, redet auch über Probleme und unterschiedliche Ansichten: Wir alle verändern uns – ein Leben lang – und mit uns auch unsere Beziehung zu unseren Geschwistern!
Der Begriff „Einzel“kinder diskriminiert, denn er rückt Einzelkinder in die Nähe der Assoziationen, die wir bilden, wenn wie das Wort „EINZELN“ hören: einzeln, vereinzelt , einsam, Einzelgänger usw. Wörter mit gegensätzlicher Bedeutung sind z.B. mehrere, gesellig, Gruppe usw. Korrekter (und weniger diskriminierend) wäre der Begriff „Kinder ohne Geschwister“.
Vorurteile gegen Einzelkinder Noch heute werden Einzelkinder durchgängig betrachtet als egoistisch, verzogen, verwöhnt, altklug, frühreif, rücksichtslos, unsozial, schlecht angepasst, etwas neurotisch, kontaktarm, introvertiert usw. - also insgesamt als typische Problemkinder mit Mängeln und Unzulänglichkeiten vor allem in sozial-zwischenmenschlicher Hinsicht.
Zwei Wurzeln der Vorurteile Die “pronatalistische Ideologie“, d.h. die tief in uns, möglicherweise sogar biologisch-genetisch (Fortpflanzungstrieb!) verankerte Wertorientierung, dass jeder gesunde Erwachsene Kinder haben sollte. Einzelkinder vergangener Generationen, die z. T. wirklich soziale Defizite ausbildeten, weil sie ohne regelmäßigen Kontakt zu anderen Kindern aufwuchsen.
EINZELKINDER 1. haben keine Pufferzone (wie Geschwisterkinder): gewisse Gefährdung besteht bei einem Übermaß von Behütung bzw. durch zu große Distanzierung von Seiten der Eltern, 2. erfahren die elterliche (positive und negative) Zuwendung ungeteilt (Risiko und Chance !), werden besonders geschlechtstypisch erzogen, wenn sie Jungen sind, und verhalten sich besonders wenig geschlechtsrollenkonform, wenn sie Mädchen sind, haben Kontakt mit anderen Kindern i. a. zwar regelmäßig, aber nicht ständig und permanent
Einzelkinder (Fortsetzung) 5. verbringen mehr Zeit als Geschwisterkinder für sich allein, 6. beurteilen ihre geschwisterlose Situation durchweg positiv (so wie Geschwisterkinder ihr Leben mit Geschwistern auch durchweg positiv beurteilen), 7. profitieren besonders von den im Kindergarten vermittelten Gruppenerfahrungen, 8. profitieren später besonders von engen Freundschaftsbeziehungen, ,
EINZELKINDER (Fortsetzung) 9. sind im Hinblick auf Alkohol-, Drogen- und Nikotinkonsum etwas weniger gefährdet als Geschwisterkinder 10. sind nicht selten etwas extravertierter als Geschwisterkinder, 11. haben häufiger eine etwas stärkere innere Kontrollüberzeugung und eine etwas schwächere externe Kontrollüber-zeugung als Geschwisterkinder.
Fazit Typische Charaktereigenschaften von Einzelkindern (im Vergleich mit Geschwisterkindern) gibt es im Durch- schnitt so gut wie gar nicht ! Nur in seltenen Einzelfällen kann sich das Schicksal, relativ isoliert und überbehütet und ohne Geschwister aufzuwachsen auf die Persönlich- keitsentwicklung auswirken ! Analoges gilt für Geschwister mit bestimmten Geburtsrangplatz !
Die Eltern von Einzelkindern (EK) 1. Mehrere Untergruppen müssen unterschieden werden: z.B. nach Alter, ökonomischen Verhältnissen, Familienstand, Vollständigkeit der Familie. 2. Erziehungsziele „Verantwortungsbewusstsein“, „Selbstvertrauen“ und „Schulleistung“ haben hohen Stellenwert; „Pflichtbewusstsein“, „Umgangsformen/Manieren“ weniger hohen Stellwert (im Vergleich mit GK-Eltern). 3. EK-Eltern sind häufiger auch beide berufstätig, wenn ihr Kind noch unter 3 Jahre alt ist (stärkere Berufs-, Karriere-, materialistische und individualistische Orientierung als GK-Eltern ?),
Einzelkind-Eltern (Fortsetzung) 4. haben häufiger noch keinen Berufsabschluss erreicht bzw. haben häufiger einen qualifizierteren Schulabschluss und üben häufiger einen besonders qualifizierten Beruf aus (vgl.1), 5. sind häufiger in Großstädten anzutreffen, 6. nehmen häufiger staatliche Unterstützung in Anspruch, 7. sind auf in der Nähe liegende öffentliche Einrichtungen für Kinder weniger angewiesen, 8. stufen in ihrer Wertehierarchie „Ehe, Familie und Kinder“ weniger hoch ein als GK-Eltern,
Einzelkind-Eltern (Fortsetzung) 9. praktizieren weniger häufig die traditionelle Rollenverteilung, d.h. die Ehepartner kooperieren sowohl im Haushalt als auch bei nichthaushaltsbezogenen Aufgaben häufig miteinander und teilen die Aufgaben untereinander auf, 10. besprechen häufiger Dinge, die ihnen persönlich wichtig sind, nicht nur mit dem Partner, sondern auch mit anderen Bezugspersonen (Freunden, Verwandten),
Einzelkind-Eltern (Fortsetzung) 11. haben häufiger Schwangerschafts-abbrüche und Fehlgeburten, 12. berichten häufiger über im vergangenen Jahr aufgetretene sexuelle Probleme, 13. klagen seltener über im Zusammenhang mit ihrem Kind aufgetretene Probleme,
Einzelkind-Eltern (Fortsetzung) 14. klagen häufiger über Belastungen durch Ausbildungs- oder Berufswechsel, Examen, Prüfungen etc., 15. haben häufiger eine partnerschaftlichere, weniger autoritäre und direktive Erziehungshaltung, 16. fühlen sich im Hinblick auf ihre Familienplanung stärkeren Rechtfertigungszwängen ausgesetzt als Eltern mit zwei oder mehreren Kindern.
Untergruppen von Einzelkind-Eltern Eine Ausdifferenzierung von Untergruppen von Einzelkind-Eltern erweist sich als schwierig, da gleichzeitig eine ganze Reihe von Merkmalen, wie Alter, Bildungs- und Familienstand, Beruf, persönliche Einstellungen) in Betracht gezogen werden müssen.
Fazit Einzelkinder können ganz verschiedene Eltern haben, die sich sowohl von Ein-Kind-Familie zu Ein-Kind-Familie als auch von Eltern in Zwei- oder Mehr-Kind-Familien deutlich unterscheiden !
EK im direkten Vergleich mit GK Männliche EK werden tendenziell etwas konservativer erzogen als männliche GK, die mit Schwestern aufwachsen. EK haben keine „Pufferzone“ wie GK (sind bei Überbehütung, Vernachlässigung oder Abnabelungsproblemen etwas gefährdeter). EK neigen etwas stärker als GK zur „internen Kontrollorientierung“ (Selbst-verantwortlichkeit) EK sind in Gruppen etwas extravertierter als GK.
EK im Vergleich mit GK EK profitieren in besonderem Maße vom regelmäßigen Kindergarten-besuch. EK sind tendenziell etwas weniger durchsetzungsfähig in Gruppen und etwas kompromissbereiter. EK können sich etwas besser als GK allein beschäftigen.
Empfehlungen (Tipp 1) Sorgen Sie dafür, dass Ihr Einzelkind von Anfang an eine hochwertige Fremdbetreuung und Förderung erhält (Krabbelgruppe, Tagesmutter, Krippe), wenn Sie, z.B. durch Fortsetzung Ihrer Berufstätigkeit, dies nicht selbst bewerkstelligen können und wollen.
Empfehlungen (Tipp 2 und 3) Achten Sie darauf, dass Ihr Kind von Anfang an zu Hause und anderswo regelmäßig mit andere, in etwa gleichaltrigen Kindern zusammen sein kann. Wenn Ihr Kind sich zunächst etwas schwer tut, mit anderen Kindern gut zurechtzukommen, helfen Sie ihm ruhig, unterstützen es z. B. beim Aufbau etwas intensiverer Kontakte und freundschaftlicher Beziehungen zu einigen Kindern.
Empfehlungen (Tipp 4) Nützlich ist es, wenn Ihr Kind nicht erst dann, wenn es in den Kindergarten kommt, andere gleichaltrige Kinder in seiner unmittelbaren Nachbarschaft zur Verfügung hat, mit denen es sich regelmäßig treffen und spielen kann.
Empfehlungen (Tipp 5) Achten Sie darauf, dass Ihr Kind auch in den Ferien regelmäßig mit anderen Kindern zusammen ist – idealerweise bietet sich diese Möglichkeit z. B. im Rahmen von Campingferien (nützlich ist es, attraktive Spielgeräte und Spielzeug mitzunehmen oder einen gemeinsamen Campingurlaub mit anderen Eltern zu verabreden).
Empfehlungen (Tipp 6) Sinnvoll ist es auch, Ihr Kind zu bekräftigen, wenn es sich allein beschäftigt, z.B. malt, bastelt, Bilderbücher anschaut oder liest. Einzelkinder haben i. d. R. nicht rund um die Uhr andere Kinder als Spielgefährten zur Verfügung. Deshalb ist es gut für sie, wenn sie von klein auf die Erfahrung machen, dass es viele interessante Sachen gibt, die auch allein Spaß machen.
Empfehlungen (Tipp 7) Wenn Sie ein Kind haben, dem es aufgrund seines temperamentvollen und geselligen Naturells schwer fällt, sich allein zu beschäftigen, ist es gut, wenn Sie arrangieren können, dass es regelmäßig und ausgedehnt mit anderen Kindern zusammen sein kann (z.B. auch dadurch, dass schon von früh an gemeinsame Übernachtungen mit anderen Kindern bei sich zu Haus oder bei befreundeten Familien ermöglicht werden.
Empfehlungen (Tipp 8) Es nützt Ihrem Einzelkind und macht es gruppenfähiger, wenn Sie ihm schon möglichst früh Gelegenheit verschaffen, im Team und mit anderen zu spielen oder sich anderweitig, z.B. sportlich, musisch, technisch, naturwissenschaftlich, sozial, zu betätigen.
Empfehlungen (Tipp 9) Oft empfiehlt es sich auch, dass jedes Elternteil ab und zu einmal separat mit dem Kind etwas unternimmt. Dadurch erwirbt es Wissen über Geschlechtsrollen und geschlechtsspezifisches Verhalten und kann lernen, sich mit dem eigenen Geschlecht zu identifizieren und eine eigene Geschlechtsidentität aufzubauen.
Empfehlungen (Tipp 10) Bitte achten Sie darauf, dass die Abnabelung gelingt! In Einzelkindfamilien verläuft die Phase der Abnabelung, die mit Einsetzen der Pubertät beginnt, gelegentlich etwas komplizierter als in Mehr-Kind-Familien. Beachten Sie, dass Sie nicht erst zu dieser Zeit beginnen, Ihrem heranwachsenden Kind immer größere Freiräume zu ermöglichen und, auch wenn es Ihnen schwer fällt, emotional ein Stückchen loszulassen.
Was Sie nicht tun sollten (Tipp 1) Bitte achten Sie darauf, dass ihr Kind nicht überbehütet aufwächst oder überfrachtet wird mit Erwartungen, Wünschen und Ansprüchen. Genau so wichtig ist es aber auch, dass es nicht vernachlässigt wird und zuwenig Aufmerksamkeit und Beachtung erhält.
Fortsetzung (Tipp 1) Es kommt für Sie darauf an den goldenen Mittelweg herauszufinden und ein Gespür dafür zu entwickeln, wie viel Ansprüche ihrem Kind gut tun, wann Sie es einengen und überfordern, und wie viel Selbständigkeit und alleinverantwortliches Handeln Sie ihm zumuten können.
Was Sie nicht tun sollten (Tipp 2) Was Sie in jedem Falle vermeiden sollten, ist nach seiner Pfeife zu tanzen und jedem seiner Wünsche und Anliegen nachzukommen. Sich seine eigene Grenze zu setzen und diese dem Kind deutlich zu vermitteln, erweist sich hier oft als die richtige pädagogische Maßnahme.
Tipp 2 (Ergänzung) Die Freiheit, die jedes Kind braucht, wenn es gesund heranwachsen soll, können Sie ihm am besten verschaffen, wenn Sie sich selbst auch mehr Freiräume gestatten, in denen Sie Ihrem Kind nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.
Was Sie nicht tun sollten (Tipp 3) sich sozialem Druck beugen, d.h. Erwartungen und Forderungen „von außen“ nachgeben wenn z.B. die Eltern oder Schwiegereltern Ihnen nahe legen, sich noch ein weiteres Kind anzuschaffen, damit „ihr einsames Einzelkind einen Spielgefährten bekommt“… solche Erwartungen entweder ignorieren (was meist schwer fällt) oder zur Kenntnis nehmen und sich mit ihnen sachlich auseinandersetzen.
Was Sie nicht tun sollten (Tipp 4) Typische Risikofaktoren unbeachtet lassen - solche Risikofaktoren (nicht nur) für Einzelkinder haben vielfältige, z.B. familiendynamische, sozioökonomische, ökologische Wurzeln. Es kann sich dabei z.B. um Beziehungsprobleme der Eltern, Arbeitslosigkeit eines Elternteils, Krankheit, Tod von Angehörigen, Arbeitsplatz- oder Wohnortwechsel handeln.
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