Arbeitslosigkeit und Inflation messen

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Arbeitslosigkeit und Inflation messen Makroökonomik 30.4.2007

Plan der Vorlesung Inflation (Kap. 24) Defintion(en) Bedeutung der Inflation Messverfahren Inflation in der Schweiz und international Inflationskosten und die Rolle der Erwartungen Arbeitslosigkeit (Kap. 28) Definition Bedeutung der Arbeitslosigkeit in der Volkswirtschaftslehre Arbeitslosigkeit in der Schweiz und in Europa Der Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit (Kap. 35) Die kurzfristige Philipskurve Die langfristige Philipskurve Zusammenfassung

Inflation: Definition Inflation = andauernder Anstieg des Preisniveaus Entscheidend: Zeitdimension Keine kurzfristigen Schwankungen Preisverhältnisse (=relative Preise) unberührt Preis = «Wert» des numeraires Der Wert eines Gutes wird ausgewiesen in Einheiten des Numeraires Preisanstieg mindert den (Tausch-)Wert des Numeraires Der Numeraire ist i.d.R. Geld Inflation ist ein monetäres Phänomen!

Inflation: Bedeutung Sparen / Investieren Inflation «bestraft» Sparen aufgrund des Wertverfalls der gesparten Geldeinheiten Sparen beeinflusst intertemporale Ausgabenentscheidungen Preisniveau / Preisverhältnisse Inflation erleichtert die Anpassung relativer Preise (bei Rigidität nach unten) Währung Inflation führt zum Verlust des «Vertrauens» in eine Währung und damit der entsprechenden Volkswirtschaft Wichtigste theoretische und wirtschaftspolitische Frage: Hat Inflation Auswirkungen auf die reale Wertschöpfung kurzfristig? langfristig?

Inflation: Messung Deflatoren: BIP-Deflator und seine Subkomponenten Dominanz inländischer Preisentwicklungen Referenzjahrprinzip – Vorjahrespreismessung Dynamische Anpassung des Warenkorbes (Warenvielfalt) Preisindex: Konsumentenpreisindex Unmittelbare Abbildung in- und ausländischer Preisentwicklungen (Importgüterpreise eingeschlossen) Basisjahrprinzip Fixer Güterkorb mit periodischen (ca. 5 Jahre) Anpassungen Gütergewichtung nach Ausgabenanteilen im Basisjahr Interpretation: Der Preisindex zeigt, wie sich der Wert eines Güterkorbes (in Einheiten des Numeraires) in der Zeit verändert.

Inflation: Indexmessung Beispiel 1: Cervelat 2-JahresVeränderung: 0 2 Bio Cervelats = 3.10 Stück 1.55 Fr. 3 Cervelats = 2.95 Stück 0.98 Fr. 2 Cervelats = 2.60 Stück 1.30 Fr. Quelle: www.leshop.ch, www.coop.ch (25.04.2005) Quelle: www.leshop.ch, www.coop.ch (26.04.2007)

Inflation - Indexmessung Beispiel 2: Ein „ungesunder“ Preisindex Berechnungsschritte Bestimmung des Warenkorbes (Anzahl der konsumierten Einheiten je Warenart) Festlegung eines Basisjahres Berechnung der Ausgabengewichte im Basisjahr Festlegung: Summe Ausgaben im Basisjahr = 100 Beobachtung der Preise nach dem Basisjahr. Gewichtung der aktuellen Preise mit den Gewichten im Basisjahr Addition der gewichteten Preise Relation Summe aktuelle Ausgaben (7) / Summe Ausgaben im Basisjahr = aktueller Preisindex

Inflation - Indexmessung Beispiel 2: Ein «ungesunder» Preisindex Cervelat, 1 Stück Lagerbier inländisch, 5.0 dl Zigaretten, Paket Index Mai 94 1.03 1.19 3.13 100.00 Preise Mai 95 1.08 1.19 3.46 104.72 330.80 315.90 Mai 96 1.10 1.20 3.59 106.90 Anzahl pro Monat 100 30 Total 315.90 Mai 94 103.00 119.00 93.90 1. Bestimmung des Warenkorbes (Anzahl der konsumierten Einheiten je Warenart) 2. Festlegung eines Basisjahres 3. Berechnung der Ausgabengewichte im Basisjahr 4. Festlegung: Summe Ausgaben im Basisjahr = 100 5. Beobachtung der Preise nach dem Basisjahr. 6. Gewichtung der aktuellen Preise mit den Gewichten im Basisjahr 7. Addition der gewichteten Preise 8. Relation Summe aktuelle Ausgaben (7) / Summe Ausgaben im Basisjahr = aktueller Preisindex Ausgaben pro Monat Mai 95 108.00 119.00 103.80 330.80 Mai 96 110.00 120.00 107.70 337.70 Gewichte 33% 38% 30% 100% Quelle: BfS, eigene Berechnung

Inflation - Indexmessung Beispiel 2: Ein «ungesunder» Preisindex Fr. Index 6 135 130.39 130 5 Zigaretten 4.93 125 4 Preisindex («ungesund») 120 3 3.13 115 2 Lagerbier Interpretation: Der «ungesunde» Preisindex wird durch die Zigarettenpreise dominiert Das (nominale) Gewicht der Zigaretten wird nicht angepasst (!) Hausaufgabe: Berechne das «ungesunde» BIP nominal, real und den Deflator! 1.34 110 1.19 1.30 1 Cervelat 1.03 105 100.00 100 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 Quelle: BfS, eigene Berechnung

Nahrungsmittel, Getränke, Unterhaltung, Erholung, Bildung und Kultur Inflation - Indexmessung Praxis: Gewichte einzelner Gütergruppen im Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), 2004 Übrige Waren Nahrungsmittel, Getränke, 13% 14% Tabakwaren Unterhaltung, Erholung, Bildung und Kultur Bekleidung und Schuhe 4% 10% Verkehr und 12% Kommunikation Wohnungsmiete 26% und Energie 16% 5% Gesundheit Wohnungs- einrichtung Quelle: BfS

Fernseh- undVideogeräte Inflation - Indexmessung Praxis: Preisentwicklung einzelner Güter im LIK (jeweils nur Monat Mai) Index 1993 = 100 Heizöl 180 Zigaretten 160 140 Kino 120 Landesindex der Konsumentenpreise 100 Milch Fernseh- undVideogeräte Heim- und Personal- computer Brot 80 60 40 20 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Quelle: BfS

Frage Sie bekommen 1‘000 Fr. und können damit entweder 1. Güter der Qualität von 1995 zu Preisen von 1995 oder 2. Güter der Qualität von 2005 zu Preisen von 2005 kaufen. Welche Option wählen Sie? Was können wir daraus schliessen?

Frage Der Preis eines Gutes steigt überdurchschnittlich. Wie wirkt dies auf die Zusammensetzung des nachgefragten Güterkorbs?

Das Preisniveau in der Schweiz hat sich seit 1950 beinahe verfünffacht Inflation – Schweiz und international Konsumentenpreisindex für die Schweiz 1945 - 2007 (12/2005 = 100) Das Preisniveau in der Schweiz hat sich seit 1950 beinahe verfünffacht Dezember 2005 = 100 Landesindex der Konsumentenpreise Quelle: BfS

Inflation – Schweiz und international LIK und Änderungsrate des LIK Indexniveau Änderungsrate in % Hohe Volatilität macht die Periodenpreisänderungsrate zu einem schlechten Inflationsmass (Infaltion: Trendentwicklung!!) Quelle: BfS

Inflation – Schweiz und international Vorjahresveränderung des LIK - das typische Mass der Inflation (1980-2006) Indexniveau Änderungsrate in % Quelle: BfS

Inflation – Schweiz und international Verschiedene Inflationsmasse: LIK, Deflatoren (BIP, Konsumausgaben) Änderungsrate in % BLAU: LIK ROT: Konsumdeflator priv. HH (VGR) SCHWARZ: BIP Deflator Die verscheidenen Infaltionsmasse haengen eng miteinander zusammen, unterscheiden sich jedoch in einigen wichtigen Eigenschaften: Gewichtung: statisch / dynamisch Bezugszeitpunkt: Referenzjahr / Basisjahr Informationsgehalt: ausländische / inländische Faktoren Inhaltlicher Bezug: Produktion / Konsum Quelle: BfS

Inflation – Schweiz und international Inflation in der Schweiz und den Nachbarländern (BIP-Deflator, 1990-2007) Änderungsrate in % BLAU: Frankreich SCHWARZ (durchgez.): Schweiz ROT: Deutschland GRÜN: Österreich SCHWARZ (gepunktet): Italien Die verscheidenen Infaltionsmasse haengen eng miteinander zusammen, unterscheiden sich jedoch in einigen wichtigen Eigenschaften: Gewichtung: statisch / dynamisch Bezugszeitpunkt: Referenzjahr / Basisjahr Informationsgehalt: ausländische / inländische Faktoren Inhaltlicher Bezug: Produktion / Konsum Quelle: BfS, OECD

Inflation – Schweiz und international Die Bekämpfung der Inflation heisst: Desinflation, Bsp.: Schweiz 1970er, Italien 1990er Jahresänderungsrate in % Die verscheidenen Infaltionsmasse haengen eng miteinander zusammen, unterscheiden sich jedoch in einigen wichtigen Eigenschaften: Gewichtung: statisch / dynamisch Bezugszeitpunkt: Referenzjahr / Basisjahr Informationsgehalt: ausländische / inländische Faktoren Inhaltlicher Bezug: Produktion / Konsum Quelle: BfS, OECD

Inflation – Kosten und Rolle der Erwartungen Ist Inflation schädlich? Extrembetrachtung (einfach) Bei Hyperinflation (Monatsrate>50%) wird Geld nicht mehr als Tauschmittel akzeptiert! Das inflationierende Geld wird aus dem Umlauf verdrängt (Gresham‘s law) Gesamte wirtschaftliche Aktivität wird gelähmt. Ausländische Währungen und andere Substitute dienen als Tauschmittel (z.B. Dollar, Euro, Zigaretten) Sofortige «Enteignung» der Gläubiger (Sparer), der Rentenbezieher – Entschuldung der Schuldner (Staat, Unternehmen) Beispiele: D 1920er, Brasilien, Jugoslawien 1990er Bei Deflation (Jahresrate<0%) Erwartete Wertsteigerung des Numeraires führt zu Konsumaufschub Umverteilung Schuldner  Gläubiger [Liquiditätsfalle] Beispiel: USA 1880er, Japan 1990er

Inflation – Kosten und Rolle der Erwartungen Ist Inflation schädlich? BIP-Deflator, Änderungsrate in % Quellen: BfS, OECD

Inflation – Kosten und Rolle der Erwartungen Rolle der Erwartungen «Normale» Inflation (schwierig) Nutzen: vereinfachte Anpassung der relativen Preisverhältnisse Wenn nominale Rigiditäten (=Abneigung gegen Nominallohnsenkung, Preissenkung i.A.) Verschieden starke Preissteigerungen ermöglichen Anpassungen der Preisrelationen Kosten unterscheiden sich je nach vollständig antizipierter Inflation nicht oder nur unvollständig antizipierter Inflation

Inflation – Kosten und Rolle der Erwartungen Rolle der Erwartungen Vollständig antizipierte Inflation Vermeidbare Kosten: Reallohnverluste, Rentenentwertng, Umverteilung Gläubiger  Schuldner Gegenmassnahme: Indexierung Bsp.: Bindung der Mieten an die Hypothekarzinsen Risiko: Inflationsbeschleunigung (ergo: Indexierungsverbote) Nicht vermeidbare Kosten Menükosten = weil man ständig die Preislisten und Kataloge erneuern muss. Schuhsohlenkosten = weil man Zeit verliert, um ständig bei der Bank Geld zu holen.

Inflation – Kosten und Rolle der Erwartungen Rolle der Erwartungen Nicht oder nur unvollständig antizipierte Inflation Umverteilungen zwischen Gläubigern und Schuldnern realer Wert der ausstehenden Schulden nimmt ab. reales Geld-Vermögen der Sparer nimmt ab. Lohnabhängige und Rentnerinnen erleiden einen realen Einkommensverlust. Einkommenseinbussen durch kalte Progression - steigende nominale Einkommen werden höheren Steuersätzen (Steuerprogression) unterworfen. Gegenmassnahme: automatischer Progressionsausgleich (nur Schweiz, nicht vollständig)

Inflation Zusammenfassung Wichtigstes Mass: Vorjahresänderungsrate der Konsumentenpreise Alternativen: Deflatoren in der VGR Unvermeidliches Phänomen in dynamischen Volkswirtschaften Qualitätsanpassungen (techn. Fortschritt) Geschmacksänderungen, die relative Preise beeinflussen Zu hohe (Hyperinflation) und zu tiefe (Deflation) Inflation führen zu Verlusten an sozialer Wohlfahrt Rentenentwertung, kalte Progression, Konsumaufschub, Enteignungen, (allg.: Abweichung von der der optimalen Allokation in Zeit und Raum) Moderate Inflation verursacht Kosten in Abhängigkeit von Erwartungen Nutzen (durch erleichterte Anpassung der relativen Preise) Kosten können teilweise durch geeignete Gegenmassnahmen gemindert werden Desinflation ist die Bekämpfung (Absenkung) zu hoher Inflationsraten Bsp.: Italien vor Einführung des EURO

Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit (Kap. 28) Definition Bedeutung der Arbeitslosigkeit in der Volkswirtschaftslehre Arbeitslosigkeit in der Schweiz und in Europa

Arbeitslosigkeit Offizielle Arbeitslosenquote(n) (1970-2006) weitere Quellen: BGA, seco

Arbeitslosigkeit Definition Es gibt keine eindeutige Art die Arbeitslosigkeit zu messen. Auf jeden Fall muss ein Arbeitsloser ohne Arbeit sein arbeiten können arbeiten wollen. Gliederung der Bevölkerung nötig Präsenz Alter Sonstige Lebensumstände

Arbeitslosigkeit Definition Bevölkerung und Arbeitsmarkt Wohnbevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 62/65 Jahre) Arbeitskräftepotential nicht im erwerbsfähigen Alter nicht auf Arbeitsmarkt Nichterwerbspersonen Erwerbstätige Arbeitslose

Arbeitslosigkeit Definition Bevölkerung und Arbeitsmarkt 2001 Bevölkerung unter 15 Jahren 18% Andere Nichterwerbspersonen 1% Erwerbspersonen Rentner / Invalide 55% 17% Hausfrauen/-männer 5% Personen in Ausbildung 4% Quelle: BfS

Arbeitslosigkeit Definition Bevölkerung nach Erwerbskategorien der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE), 1991-2004 1'000 2'000 3'000 4'000 5'000 6'000 7'000 Personen (1’000) 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 Bevölkerung unter 15 Jahren Nichterwerbspersonen Erwerbstätige Erwerbslose +9% Geamtbevölkerung Quelle: BfS

Arbeitslosigkeit Definition Die Arbeitslosenquote Arbeitslose Arbeitslosenquote = Arbeitskräftepotential Arbeitskräftepotential Erwerbstätige Arbeitslose

Arbeitslosigkeit Definition Die Erwerbsquote Arbeitskräftepotential Erwerbsquote = Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 62/65 Jahre) Arbeitskräftepotential nicht auf Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit Definition Erwerbsquoten verschiedener Länder (1990, 2000, 2004) 10 20 30 40 50 60 70 80 % Italien Frankreich Deutschland USA UK Schweiz 1990 2000 2004 Quelle: OECD Employment Outlook 2005

Arbeitslosigkeit Definition Arbeitsmarktstatistiken in der Schweiz offizielle Arbeitslose = bei Arbeitsämtern gemeldet (seco Statistik) registrierte Stellenlose = bei Arbeitsämtern gemeldet, aber nicht sofort vermittelbar (seco Statistik) Erwerbslose = sagen bei telefonischer Umfrage, dass sie arbeitslos sind (BfS / SAKE Statistik)

Arbeitslosigkeit Definition Kategorisierung der Stellensuchenden Registrierte Stellensuchende Registrierte Arbeitslose Nichtarbeitslose Stellensuchende In Umschulung/ Weiterbildung Zwischenverdienst Beschäftigungs-programm Übrige

Arbeitslosigkeit Definition Offizielle Arbeitslose und registrierte Stellensuchende März 2006 Personen (Tausend) 50 100 150 200 250 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 registrierte Stellensuchende offizielle Arbeitslose Quelle: seco

Arbeitslosigkeit Definition Die Arbeitslosenstatistik des seco Monatliche Erfassung der Personen, die sich bei den kantonalen Arbeitsämtern melden. Definition von Arbeitslosigkeit beim Arbeitsamt registriert ohne Arbeit Vorteil: Statistik ist schnell verfügbar. Nachteil: Je nach Anreiz werden sich die Personen melden oder nicht (Arbeitslosengeld, Erwartung eine Stelle zu finden).

Arbeitslosigkeit Definition Erwerbslosenziffer des BFS Schweizerischer Arbeitskräfteerhebung (SAKE) Jährliche telefonische Befragung einer Stichprobe von 16‘000 Haushalten Definition von Erwerbslosigkeit: in Referenzwoche nicht erwerbstätig in den vergangen vier Wochen aktiv Arbeit gesucht innerhalb der folgenden vier Wochen eine Tätigkeit beginnen können Erfassung von gemeldeten Arbeitslosen ausgesteuerte Arbeitslose Personen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht arbeitslos melden.

Erwerbslose und Erwerbslosenquote (SAKE) 2005, 2. Quartal, ständige Wohnbevölkerung, in 1000 und in %   Erwerbslose (1000) Erwerbslosenquote Total Männer Frauen Altersgruppen 15-24 Jahre 51 25 26 8.8 8.5 9.1 25-39 Jahre 62 36 4.3 3.3 5.5 40-54 Jahre 49 24 2.9 3.8 55 Jahre und älter 23 14 10 3.4 Herkunft Schweizer/innen 104 47 57 3.2 2.7 3.7 Ausländer/innen 81 41 40 8.9 7.6 10.8 Ausbildungsstufe Sekundarstufe I 67 28 39 7.9 7.0 8.6 Sekundarstufe II 86 42 43 4.0 3.9 4.1 Tertiärstufe 32 18 15 2.8 2.3 Erwerbslose Eingeschrieben 107 58 ... Nicht eingeschrieben 78 30 48 Dauer der Erwerbslosigkeit Unter einem Jahr 114 56 Über ein Jahr 71 185 88 97 4.4 5.1 Quelle: BfS

Flüsse auf dem Arbeitsmarkt im erwerbsfähigen Alter, aber nicht auf Arbeitsmarkt nicht im erwerbsfähigen Alter AL kann sinken, weil Leute keine Hoffnung mehr haben eine Stelle zu finden. AL kann steigen weil Leute hoffen eine Arbeit zu bekommen Erwerbstätige Arbeitslose

Arbeitslosigkeit Volkswirtschaftliche Bedeutung Arbeitslosigkeit bedeutet ineffiziente Allokation von Ressourcen Produktionspotential wird nicht ausgeschöpft Wertschöpfung geringer als theoretisch möglich Soziale Wohlfahrt vermindert (Temporäre) Arbeitslosigkeit ermöglicht Änderung der Allokation je nach Technischen Fortschritt Wettbewerb: (ineffiziente) Firmen scheiden aus, effizientere treten ein, fragen mehr Arbeit nach Arbeitslosigkeit muss unterscheiden werden nach Konjunktur Sockelarbeitslosigkeit Saison Friktion (Sucharbeitslosigkeit) Strukturelle Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit Volkswirtschaftliche Bedeutung Arten von Arbeitslosigkeit Konjunkturelle Arbeitslosigkeit Tritt in einer Stagnation/Rezession aufgrund schwacher Nachfrage auf. Verschwindet im Aufschwung

Arbeitslosenquote und Vorjahresveränderung BIP 6 Stagnation 91-96 Arbeitslosenquote 5 4 3 2 VJV BIP 1 -1 -2 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Quelle: seco

Arbeitslosigkeit Volkswirtschaftliche Bedeutung Sockelarbeitslosigkeit Verschwindet selbst in einer Boomphase nicht. Saisonale Arbeitslosigkeit Friktionelle Arbeitslosigkeit Strukturelle Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit Volkswirtschaftliche Bedeutung Saisonale Arbeitslosigkeit in der Schweiz (1980-2006) 50'000 100'000 150'000 200'000 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 -10'000 -5'000 5'000 10'000 saisonbereinigt tatsächliche Arbeitslose Personen Quelle: seco

Arbeitslosigkeit Volkswirtschaftliche Bedeutung Friktionelle Arbeitslosigkeit Entsteht beim Arbeitsplatzwechsel Dauer wird beeinflusst durch Arbeitslosenversicherung (Opportunitätskosten der Arbeitslosigkeit) Funktionsweise des Arbeitsmarkts (z.B. Qualität der Arbeitsvermittlungsstellen)

Arbeitslosigkeit Volkswirtschaftliche Bedeutung Strukturelle Arbeitslosigkeit Die vorhandenen Arbeitskräfte entsprechen nicht dem Anforderungsprofil der offenen Stellen. Branchenstrukturelle Arbeitslosigkeit Regionalstrukturelle Arbeitslosigkeit Qualifikationsbedingte Arbeitslosigkeit

Beschäftigung in einigen Branchen (Index 1995 =100) Informatikdienste 200 180 160 140 Gesundheits- und Sozialwesen 120 100 Maschinenbau 80 Baugewerbe 60 40 20 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Quelle: BfS

Beschäftigung in einigen Branchen (in 1000) Beschäftigte in 1000 Gesundheits- und Sozialwesen 500 400 Baugewerbe 300 200 Maschinenbau 100 Informatikdienste 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Quelle: BfS

Arbeitslosigkeit Zusammenfassung Zeichen für Unterauslastung der Wirtschaft Definitionen Arbeitslose Arbeitsfähige Erwerbspersonen Diverse Quoten Unterscheidung Konjunktur Struktur Vermeidung / Bekämpfung Effiziente Vermittlung Vereinfachung des Strukturwandels Jede Form der Erleichterung der Anpassung an Gleichgewichtsabweichungen (Flexibilität etc.)

Arbeitslosigkeit und Inflation Arbeitslosigkeit und Inflation (Kap. 35) Die traditionelle Philipskurve Kurzfristige Sicht Langfristige Sicht Die neukeynesianische Philipskurve

Arbeitslosigkeit und Inflation Die traditionelle Philipskurve Kurzfristige Sicht «Entdecker»: A.W. Phillips, 1958 (Economica): UK Bestätigung: Samuelson, Solow (AER, 1960): USA Anpassungen an eine unvorhergesehene Nachfrageänderung (-schock): [positiver S.] höhere Güternachfrage Grössere Nachfrage nach Arbeitskräften Lohnanstieg Inflationsanstieg Negativer Zusammenhang Inflation – Arbeitslosigkeit Es besteht ein «trade off» zwischen Inflation und AL Beispiel Schweiz 1990er [negativer Schock]

Arbeitslosigkeit und Inflation Die traditionelle Philipskurve Quelle: BFS, seco

Arbeitslosigkeit und Inflation Die traditionelle Philipskurve Quelle: BFS, seco

Arbeitslosigkeit und Inflation Die traditionelle Philipskurve Langfristige Sicht Friedman‘s critique: Keine Geldillusion (AER, 1968) Bestätigung: Phelps (AER, 1960): USA Bei einem Anstieg der Nachfrage wird die folgende Preiserhöhung antizipiert höhere Güternachfrage nur nominal die reale Gütermenge (Stück) nimmt langfristig nicht zu Keine höhere Arbeitsnachfrage: strukt. AL unberührt Negativer Zusammenhang Inflation – Arbeitslosigkeit nur vorübergehend Langfristig kein «trade off» zwischen Inflation und AL Arbeitslosigkeit tendiert zur «natürlichen» Rate Beispiel Schweiz 1990er [negativer Schock] und folgende Keine Geldillusion

Arbeitslosigkeit und Inflation Die traditionelle Philipskurve Quelle: BFS, seco

Arbeitslosigkeit und Inflation Zusammenfassung Zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation besteht kurzfristig ein negativer trade-off Nachfrageschocks lösen höhere Arbeitsnachfrage aus Lohnsteigerungen Preissteigerungen Wahl zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit möglich Langfristig dominieren die Preiserwartungen Preissteigerungen bewirken Rückgang der Nachrage Arbeitslosigkeit steigt wieder an Wahl zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit langfristig nicht möglich Keine Geldillusion

Frage Wieso ist die Arbeitslosigkeit bei Vollbeschäfti-gung nicht gleich Null.

Frage „Im Oktober hat die Zahl neuer Stellen unerwartet stark zugenommen, die Zahl der Arbeitslosen aber in noch stärkerem Masse.“ Eine mögliche Erklärung?

Frage Viele Ökonomen sehen den unflexiblen Arbeitsmarkt (z.B. Kündigungsschutz) und die grosszügigen Sozialleistungen als die wichtigsten Ursachen für die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland. Wie entsteht dieser Zusammenhang?

Frage Wie wirken sich folgende Ereignisse auf die Arbeitslosenquote aus? Die die maximale Dauer des Arbeitslosengelds wird von 2 auf 1,5 Jahre gekürzt. Die Zahl der Teilzeitstellen nimmt zu.

Frage Wieso ist ein reales Wirtschaftswachstum notwendig, um die Arbeitslosenquote konstant zu halten?

Arbeitslosigkeit und Inflation messen Makroökonomik 30.4.2007

Regionalstruktur Arbeitslosigkeit (März 2004) Quelle: seco

Arbeitslosenquoten Schweiz, UK und USA (1982-2005) % 10 UK 8 USA 6 Schweiz 4 2 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Quelle: OECD, Employment Outlook 2005

Arbeitslosenquoten Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien (1982-2005) 12 Frankreich 10 8 Deutschland Italien 6 Schweiz 4 2 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Quelle: OECD, Employment Outlook 2005