Arzberger Ökumenetag 2016 Reformation. { 1. Zentralität und Dezentralität 2. Kleriker und Laien 3. Innere und Äußere Frömmigkeit Drei Grundspannungen.

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Arzberger Ökumenetag 2016 Reformation

{ 1. Zentralität und Dezentralität 2. Kleriker und Laien 3. Innere und Äußere Frömmigkeit Drei Grundspannungen

Zentralität und Dezentralität  Vorstellung der zentral papstgeleiteten von Kirche untergeordneter Rolle  Nach Ende des Papstschismas Verstärkung der Bemühungen  Starke dezentrale Kräfte In der Kirche  Starke Territorialfürsten als Gegenüber des Kaisers

Kleriker und Laien  Im Mittelalter, auch noch um 1500, klare Unterscheidung nach Rechtsstand  Laien verstehen im sich im Spätmittelalter jedoch zunehmend als eigene religiöse Personen. Folge: Der Unterschied verschwimmt  Um 1500 stehen Ansprüche der Kleriker und engagierte Laienschaft sich gegenüber

Innere und äußere Frömmmigkeit  Unterschied Kleriker Laien nur im Blick auf Sakramente plausibel  Buße und Eucharistie werden zählbare Leistungen (Ablass, Seelenmessen)  Intensive Bemühungen um Verinnerlichung (Devotio moderna, Predigerstellen)  Humanismus wendet sich gegen die Scholastik  Mystik vertritt die Vorstellung der inneren Gottesgeburt

Reformation eine Reaktion auf die Grundspannungen

Martin Luther  Geb in Eisleben  1505 Novize der Augustinereremiten  Förderung durch Johann Staupiz  1512 Doktor und Professor für biblische Theologie in Wittenberg und Prediger an der Maienkirche

Luthers Weg – eher Entwicklung als Bekehrung  Staupiz weist ihn auf die zentrale Stellung Christi hin >>> „solus Christus“  Studium Augustins und Taulers >>> „sola gratia“  Eher Orientierung an der inneren Gottesbegegnung als am Sakramentsvollzug  Alles innerhalb der traditionellen Lehre  Abschluss gegen 1516

Der Ablasstreit  Albrecht v. Mainz muss Dispens für zweites Bistum finanzieren  Zur Finanzierung der Schulden darf er den Ablass predigen lassen  Luther wird als Beichtvater mit Ablassbriefen konfrontiert  Anspruch auf innere Beteiligung trifft auf Anspruch des sakramentalen Vollzugs

95 Thesen   1: Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße“ u.s.w. (Matth. 4,17), hat er gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.   2: Dieses Wort kann nicht von der Buße als Sakrament – d. h. von der Beichte und Genugtuung –, die durch das priesterliche Amt verwaltet wird, verstanden werden.  Luther schickt Thesen an seine Bischöfe und Albrecht von Mainz  Vermutlich keine Veröffentlichung durch Anschlag an der Kirchentür  Thesen werden schnell publik und beweisen Sprengkraft  Folge: Seit Ende 1517 Bestrebungen, Luther als Ketzer zu brandmarken

Flugschriften und Disputationen  Druckkunst ermöglicht schnelle Verbreitung von Gedanken  Die Disputation als Mittel der Auseinandersetzung schafft große Öffentlichkeit  Sie erlaubt allerdings nur wahr oder falsch. Gewinner und Verlierer  Großer Disputator seiner Zeit: Johann Eck, der Gegner Luthers

Disputationen in Heidelberg und Leipzig  Heidelberger Disputation (April 1518)  „Rechtfertigungslehre“ wird formuliert  Der Mensch wird allein durch Christus (solus Christus) und durch Gottes Gnade (sola gratia) durch den Glauben (sola fide) vor Gott gerecht  Leipziger Disputation (Juni/Juli 1519)  Eck treibt Luther in die Enge  Luther: Päpste und Konzilien können irren und haben geirrt.  Die Päste stehen nicht über der Bibel sondern umgekehrt (sola scriptura)

Verhör in Augsburg Oktober 1518  Luther soll zum Prozess nach Rom kommen  Friedrich der Weise erreicht ein Verhör in Deutschland  Auf dem Reichstag zu Augsburg versucht Luther Cajetan zu überzeugen  Abbruch des Verhörs

Das Jahr 1520: zwei Züge unter Volldampf  Der Lutherprozess wird wieder aufgenommen  Die drei reformatorischen Zentralschriften werden veröffentlicht  Bannandrohungsbulle im Juli  Dezember :Verbrennung der Bulle durch Luther gemeinsam mit dem Codex Juris Canonici – endgültiger Bruch!  An den Christlichen Adel deutscher Nation: „Fürsten- reformiert die Kirche selbst!“  Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche: „Was aus der Taufe gekrochen ist, ist geweiht genug“  Von der Freiheit eines Christenmenschen: „Nur das sind Sakramente, die ein äußeres Zeichen mit der Verheißung der Schrift verbinden. Es bleiben dann Taufe und Abendmahl und evtl. die Buße

Die Reformation beginnt in den Städten   1. Abendmahl unter beiderlei Gestalt (Laien-Kleriker)   2. Abschaffung der Privatmessen (Äußerlichkeit- Innerlichkeit)   3. Infragestellung der Klostergelübde (mit sehr unterschiedlichen Ausgängen - siehe Caritas Pirckheimer)   4. Geordnete Bildentfernung (Innerlichkeit-Äußerlichkeit)   5. Änderung der Liturgie   6. Einführung des gemeinen Kastens i.V. mit dem Verbot des Bettels (kommunale Sozialfürsorge)

Worms und Wartburg  Mai 1521 Verurteilung Luthers in Worms und Reichsacht  Schutzhaft auf der Wartburg  Dort Übersetzung des Neuen Testamentes ins Deutsche

Luthers Sprache  "Ein Psalm Davids." Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.  2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.  3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.  4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.  5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.  6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.   Der Herr regieret mich und mir gebirst nichts,   und an der Statt der Weide, da satzt er mich.   Er hat mich geführet auf dem Wasser der Wiederbringung,   er bekehret meine Seele.   Er führt mich aus auf die Steige der Gerechtigkeit   um seinen Namen.

Absagen + Trennungen  1521 Luther grenzt sich gegen radikale Formen der Reformation ab (Karlstadt)  Er wendet sich gegen Münzer und die Bauern wegen deren Aufruhr  Streit mit Erasmus über den Freien Willen  Trennung von Zwingli in der Abendmahlsfrage  Gegenüber starken Formen der Innerlichkeit werden für Luther die Äußerlichkeiten wichtiger, die Form, das geschriebene Wort Gottes

Reformation der Territorien  1525: der erste Reichstag zu Speyer gibt den Fürsten (scheinbare?) Freiheit zur Reformation  Visitationen bremsen den Wildwuchs  Katechismen Luthers dienen der Pfarrerausbildung  1526 der 2. Reichstag zu Speyer nimmt das zurück  Die Territorien der Reformation protestieren dagegen. Seitdem heißen Protestanten Protestanten

Augsburgische Confession und Zerfall des Reiches  25. Juni 1530 – Übergabe der Augsburgischen Confession, dem zentralen Bekenntnis der lutherischen Reformation  1530 Protestanten organisieren sich im Militärbündnis des Schmalkaldischen Bundes  Ausbreitung der Reformation in Europa: Skandinavien, Schottland, England

Bemühungen um den Frieden  Nürnberger Anstand 1531 und Frankfurter Anstand 1539: Kein Krieg wegen der Religion!  Religionsgespräche z.B. Hagenau (Melanchton /Eck) suchen vergeblich Einigung  Doch mögliche Kompromisse werden von beiden Seiten zurückgewiesen

Krieg  18.Februar 1546 Martin Luther stirbt  Juli 1546 der Schmalkaldische Krieg. Die Protestanten verlieren  Das Augsburger Interim legt die Reformation faktisch lahm, lässt sich jedoch nicht durchsetzen  1552 in einem Fürstenaufstand überrumpeln die Protestanten die Kaiserlichen  : Augsburger Religionsfriede  Cuius regio eius religio

Katholische Reaktion  Bewusstsein der Notwendigkeit von Reformen  Schuldbekenntnis Hadran VI  Gründung neuer Orden mit dem Ziel der Reform (Ursulinen und Jesuiten)

Konzil von Trient  Das Tridentinum formuliert die katholische Antwort auf die Reformation:  Festlegung des Kanons  Kein Sola Fide – Glaube und Werke  Siebenzahl der Sakramente  Realpräsenz Christi in der Eucharistie  Lehre von der Eucharistie als Opfer (Privatmessen)  Lehre vom Fegfeuer  Beibehaltung der Lehre über Heilige, Relquien und Ablass sofern nicht mit unrechtmäßigem Gewinnstreben verbunden

Deutschland um 1618  Ergebnis der Reformation :Verschiedene Kirchenwesen in Deutschland und Europa  Was wird aus den drei Grundspannungen:  Innerlichkeit und Äußerlichkeit  Zentralität und Dezentralität  Kleriker und Laien

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!