SCHUTZ MACHT SCHULE THEMENKOMPLEX: TÄTERSTRATEGIEN.

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 Präsentation transkript:

SCHUTZ MACHT SCHULE THEMENKOMPLEX: TÄTERSTRATEGIEN

2. Täterstrategien: Kontaktaufnahme - Wahl der Opfer – Desensibilisierung Vernebelung der Wahrnehmung des Umfelds - Verführung der Opfer Tatort und Zeitpunkt – Widerstände brechen - Vernebelung der Wahrnehmung des Opfers Isolieren und Kontrollieren – Geheimhaltungsdruck – Schuldzuweisung Drohungen und Gewalt Inhalte:

Kontaktaufnahme -Gezielte Kontaktaufnahme: Die Täter*innen eignen sich Wissen über das potentielle Opfer an(Wünsche, Ängste, Gewohnheiten etc.) und setzen dieses Wissen ein, um sich dem Opfer schrittweise zu nähern und es unter Druck zu setzen. -Annäherung an die Familie des Kindes, um deren Vertrauen zu erlangen. -Kontaktaufnahme über die virtuelle Welt wird immer häufiger! (Chatrooms, YouNow etc.) -Gezieltes Engagement als ehrenamtliche Mitarbeiter in pädagogischen Arbeitsfeldern. -Berufliche Tätigkeit in Arbeitsfeldern, in denen man leicht mit Kindern in Kontakt kommt, z.B. Hausaufgabenhilfe, Erzieher*in, Kinderarzt/ärzte etc. -Aufbau einer Beziehung zu einer alleinerziehenden Mutter, um deren Kindern näher zu kommen. 2. Täterstrategien:

Auswahl der Opfer -Die Täter*innen bevorzugen verletzliche und unsichere Kinder. „Die Gefahr, Opfer sexueller Ausbeutung zu werden, ist desto größer, je mehr Defizite ein Kind in Bezug auf Sicherheit, Zuwendung, Anerkennung, Liebe und Wärme aufweist.“ (Enders 2001; S.63) -Kinder, die sexuell nicht aufgeklärt sind, werden leichter zu Opfern sexueller Gewalt, da sie deren Anfänge weniger gut erkennen. -Kinder, die bereits sexuell ausgebeutet wurden. -Kinder, die in ihren Familien Gewalt erfahren mussten und/oder emotional vernachlässigt sind. -Kinder, die keine positiven (männlichen) Bezugspersonen haben. 2. Täterstrategien:

Desensibilisierung des Opfers in Bezug auf Grenzwahrnehmungen und Sexualität -„Testrituale“: Die/ der Täter*in testet schrittweise die Grenzen des Opfers. Ganz allmählich überschreitet sie/ er die Grenzen und etikettiert diese Überschreitung als normal. -Schleichende Sexualisierung des Opfers. Anfänglich häufig durch verbale Anspielungen bezüglich des Körpers des Opfers und dessen Entwicklung. -Sexuelle Grenzüberschreitungen ohne Körperkontakt, z.B. sich vor dem Kind nackt zeigen. -Grenzüberschreitungen im Spiel, beim Sport, bei pflegerischen Tätigkeiten etc. 2. Täterstrategien:

Die Wahrnehmung der Umwelt vernebeln -„Künstler der Manipulation“: Die Täter haben häufig einen guten Ruf, niemand traut ihnen sexuellen Missbrauch zu. -Viele Täter*innen sind mit den Eltern des Opfers befreundet und gelten als freundlich, hilfsbereit und kinderlieb. -„Maske des Moralapostels“! -„Maske des Kinderschützers“! -„Je höher das Maß an Vertrauen und Autorität, desto leichter ist es für einen Erwachsenen, ein Kind zu missbrauchen.“ (Enders 2001, S.71) 2. Täterstrategien:

Die Verführung des Opfers -Das Vertrauen des Kindes gewinnen: Das Kind wird verwöhnt, gelobt, mit Aufmerksamkeit bedacht. -Die Täter*innen versuchen, sich in die Gefühle des Kindes einzuschleichen, es in eine Komplizenschaft zu verwickeln. -Nach sorgsamer Vorbereitungszeit, die gekennzeichnet ist durch das Vorgaukeln von Liebe und Anerkennung, soll der Widerstand des Kindes gebrochen werden. -„Die Verführung des Opfers wird derart geschickt inszeniert, dass die Opfer glauben, sie selbst hätten den aktiven Part.“ (Enders 2001, S.76) 2. Täterstrategien:

Tatort und Zeitpunkt wählen -Besonders bei sexuellem Missbrauch durch Familienangehörige ist es für die Täter*innen keine Schwierigkeit, einen Tatort und einen Zeitpunkt auszuwählen, wo sie mit dem Kind alleine sind. -Allgemein sind Täter*innen sehr geschickt darin, Situationen zu schaffen, in denen sie mit den Kindern allein sein können. -Durch geschickte Täuschungsmanöver, Veränderung örtlicher Gegebenheiten, Umgehung von Vorschriften etc. schaffen Täter*innen immer wieder Gelegenheiten um Kinder sexuell auszubeuten. -Dabei geschieht das Verbrechen häufig innerhalb sehr kurzer Zeitspannen – innerhalb weniger Minuten. 2. Täterstrategien:

Den Widerstand des Opfers ignorieren -Kein Kind möchte sexuell missbraucht werden! -Daher gibt es auch kein Kind, das sich nicht auf irgendeine Art und Weise gegen einen sexuellen Übergriff wehrt! -Die Täter*innen nutzen den Wunsch des Kindes nach Anerkennung und Liebe aus, und setzen sich über die aktive Verweigerung des Opfers hinweg oder umgehen den passiven Widerstand mit Raffinesse. -Zudem suchen sich Täter*innen häufig Kinder aus, die die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Gegenwehr von der Umwelt ignoriert wird. So haben Täter*innen ein leichtes Spiel, den Widerstand des Kindes zu brechen. 2. Täterstrategien:

Die Wahrnehmung des Opfers vernebeln -Die Täter*innen manipulieren ihre Opfer systematisch, und reden ihnen immer wieder ein, dass es sich bei dem Missbrauch eigentlich um ganz „normale“ Vorgänge handelt. Diese werden geschickt in Alltagssituationen eingebettet, als Ausdruck von Liebe und Zuneigung umdefiniert, in pflegerische Handlungen eingebaut. -Sexuelle Ausbeutung wird zu Beginn häufig als Spiel getarnt. Kraulen, Kitzeln, Toben: Hierbei werden ganz nebenbei die Grenzen des Kindes überschritten. -Reinigen der Geschlechtsteile, um vor Krankheiten zu schützen etc. -Die Unwissenheit und Neugier der Kinder werden ausgenutzt! -Verwirren der Wahrnehmung des Kindes mit Hilfe von Alkohol, Tabletten, Drogen. 2. Täterstrategien:

Das Opfer isolieren und kontrollieren -Die Täter*innen versuchen, ihre Opfer systematisch zu isolieren. -Bei innerfamiliärem Missbrauch wird das Verhältnis zur restlichen Familie durch Intrigen absichtlich geschwächt. -Der Kontakt zu Gleichaltrigen wird meistens kontrolliert und beeinträchtigt. -Das betroffene Kind hat kaum die Möglichkeit, sich einer dritten Person anzuvertrauen. -Täter*innen im pädagogischen Bereich bevorteilen ihre Opfer demonstrativ, um sie so bei anderen Kindern unbeliebt zu machen und zu isolieren. 2. Täterstrategien:

Den Missbrauch zum „gemeinsamen Geheimnis“ erklären -Der Missbrauch wird von Täter*innen zum „gemeinsamen Geheimnis“ erklärt. Die Kinder fühlen sich dadurch aktiv beteiligt und beugen sich dem Schweigegebot. -Wenn nötig wird das Schweigen durch zusätzliche Drohungen erzwungen. „Wenn du über unser Geheimnis sprichst, passiert etwas ganz Schlimmes!“ -Viele Opfer fühlen sich durch die Manipulation der Täter*innen schuldig. Sie schämen sich und fühlen sich mitverantwortlich. Daher sprechen sie nicht über den sexuellen Missbrauch. -Trotz des Missbrauchs fühlen sich viele Opfer mit den Täter*innen verbunden, besonders wenn diese(r) aus dem familiären Umfeld kommt. Dann fällt es den Kindern sehr schwer, von dem Missbrauch zu erzählen. Sie empfinden dies als Verrat und fühlen sich schuldig, wenn Täter*innen bestraft werden. 2. Täterstrategien:

Das Opfer zum Schweigen bringen -Sobald das Kind sich gegen den sexuellen Missbrauch wehrt, zeigen die Täter*innen ihr wahres Gesicht. Mit Schikanen und Gewalt wird das Kind gefügig gemacht. -Besonders wenn Dritte Verdacht hegen, werden die Kinder mit physischer und psychischer Gewalt zum Schweigen angehalten. Manchmal liegt während des Missbrauchs eine Waffe bereit, um dem Kind Angst einzujagen. -Die Täter*innen erpressen ihre Opfer: „Wenn du etwas verrätst, bricht unsere ganze Familie zusammen!“ „Wenn deine Mama das erfährt, wird sie krank!“ -Einige Täter*innen zwingen ihre Opfer dazu, anderen Kindern sexuelle Gewalt anzutun und setzen sie damit unter Druck. 2. Täterstrategien:

Dem Opfer die Schuld zuweisen -„blaming the victim“: Dem Opfer die Schuld zuweisen! -Täter*innen reden dem Opfer ein, schuld an dem Missbrauch zu sein, z.B. weil es sich nicht genug gewehrt hätte oder weil es die Aufmerksamkeit des Täters/der Täterin bis zu einem bestimmten Punkt genossen hätte. -Hat das Opfer körperliche Reaktionen, fühlt es sich noch schuldiger, z.B. wenn ein Junge bei dem Missbrauch eine Erektion hatte und er dies nicht anderweitig erklären kann. 2. Täterstrategien:

Die Täter, in: Sexueller Missbrauch, Deegener, Günther, Beltz, Weinheim 1995 Täterstrategien und Prävention, Sexueller Missbrauch an Mädchen innerhalb familialer und familienähnlicher Strukturen, Heiliger, Anita, Verlag Frauenoffensive, München 2000 Handwörterbuch sexueller Missbrauch, Bange, Dirk, Körner, Wilhelm (Hrsg.), Hogrefe, Göttingen und Seattle 2002 Kindesmissbrauch. Erkennen, Helfen, Vorbeugen, Deegener, Günther, Beltz, Weinheim und Basel 2010 Zart war ich, bitter war´s. Handbuch gegen sexuellen Missbrauch, Enders, Ursula (Hrsg.) Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011 Literatur: