Traumatischer Stress?. Trauma, Flucht und Ressourcen Wenn die Wunde verheilt ist, schmerzt die Narbe.

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 Präsentation transkript:

Trauma, Flucht und Ressourcen Wenn die Wunde verheilt ist, schmerzt die Narbe

Traumatischer Stress?

Das menschliche Gehirn In unseren Gehirnen passiert unglaublich viel, von dem wir nichts wahrnehmen. Aber in den Summen hat es einen Effekt. Die Summe dieser Effekte nenne ich Person. Gottfried Leibniz, Januar 1700

Die Traumatische Zange Traumatischer Schock, existentielle Bedrohung Entsetzen Sympathikus Bindung Oxytocin Flucht Adrenalin Kampf Noradrenalin Abgeschalteter Hippocampus Keine Fluchtmöglichkeit, keine Kampfmöglichkeit Hilflosigkeit, Ohnmacht Verzweiflung Fragmentierte Speicherung von Bildern, Geräuschen, Gerüchen, Körperempfindungen, Emotionen, Kontexten Einfrieren Parasympathikus Unterwerfung Dissoziation

Die Notfallschaltung des Gehirns nach Andreas Krüger, 2013

nach Hüther mod. Korittko

Die Posttraumatische Belastungsstörung Intrusionen (Wiedererleben) Flash-backs und Alpträume Panik-Attacken Zwanghaftes Grübeln Konstriktionen (Vermeidung) Vermeidung von Ereignis-“Triggern“ Soziale Isolation Emotionale Empfindungslosigkeit (numbing) Alkohol- und Medikamenten-Mißbrauch Hyperarousal (Übererregung) Übersteigerte Wachsamkeit Schlafstörungen Herzrasen, Atemnot, Beklemmungen Somatoforme Störungen Konzentrationsstörungen Taubheits- und Starre-Empfinden

Trauma-Typologien (nach Lempa und Sack, 2000) Soziale Unterstützung Intensität der Traumatisierung Mono- Trauma Multiple Traumata Sequentielle Traumata Entwicklungs- traumata ABR PTSB Komorbide Störungen z.B. Sucht, Depression Komplexe PTSB DESNOS Intensität der Exposition in Therapie Dauer der Stabilisierung Integration DIS Persönlichkeits-Störungen

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit ! 287 Seiten mit einem Geleitwort von Gerald Hüther und einem Vorwort von Dorothea Weinberg Carl Auer Verlag März 2016, € 35 Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit !

Sequentielle Traumatisierung durch Krieg und Flucht Nach Keilson(1979): Trauma ohne definierten Beginn und ohne kalkulierbares Ende: Kriegs- bzw. Bürgerkriegstraumata Flucht Leben im Exil Das Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeliefert sein dauert an: Es gibt kein „Post“

Verknüpfung von Trauma, Trauer und Migration Nicht wenige ausgewanderte Menschen wurden bereits in ihrer Heimat traumatisiert. Für manche ist die Migration selbst ein Trauma. Für andere sind die Lebensumstände nach der Migration traumatisch. Andere trauern „nur“. Nicht jede Traumatisierung hat eine chronische Beeinträchtigung zur Folge (keine Symptome, keine Therapie!) „Derzeitige Verfahrensweisen mit Flüchtlingen und Asyl-Suchenden führen bei traumatisierten Flüchtlingen zu einem Anstieg von Stress und psychiatrischen Symptomen.“ (British Journal of Psychiatry, 1997)

Aktuelle Zahlen (BPthK) 70% haben Traumatisches erlebt Mehr als 40% der Erwachsenen leiden unter Alpträumen 50% der Erwachsenen haben Flashbacks 40% der Flüchtlingskinder mussten Gewalt miterleben 20% leiden unter einer PTBS (TU München) 3.000 bis 4.000 Behandlungen werden angeboten, der Bedarf ist 20x höher

Vom pädagogischen Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen Volkmar Baulig, 2003 Fünf zu beobachtende Phänomene: zyklische Stimmungsschwankungen unzureichende Sprach- und Gedächtnisleistungen hyperaktives Verhalten Wahrnehmungsstörungen Vermeidungsverhalten Im Pädagogischen Umgang: Einen dauerhaft sicheren Platz ermöglichen “Es ist gut, hier zu sein” Mitgestalten des Platzes ermöglichen Rückzugsmöglichkeiten Regressive Situationen meiden nichts "Allzuschönes" keine Entspannung, sondern handfeste Lernmaterialien Chancen für grobmotorische Bewegungen Eingegrenzte Erfahrungen machen lassen klare Regeln und Konsequenzen kein Zwang zur Nähe überschaubare Tagesstruktur

Vom pädagogischen Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen Volkmar Baulig, Förderschulmagazin 5/2003 Trauma-zentrierte Gespräche dosieren Vorsicht vor: Antriggern der chaotischen inneren Affektstruktur durch Gespräch über das Trauma (Gesichtsverlust, Scham, Schutzlosigkeit) Abstand durch Körpersprache wer sitzt in welchem Abstand zusammen regeln aus der kontrollierenden Distanz Retraumatisierungen vermeiden keine häufigen Wechsel von Personen und Orten keine Gewalt dosierter Medienzugang Dosierte Leistungsanforderungen individuelle Erfolgsorientierung selbstgesteuerte Lernsituationen Vermeidung als Hilflosigkeit sehen Flexible Pädagogik anstreben keine persönliche Konfrontation "Ich bin mit meiner ganzen Last auszuhalten" Prinzip der Zuversicht vermitteln Negative Identifizierungen und Gruppenbildungen vermeiden erlittene Ohnmacht wird durch Gruppenbildung kompensiert neue "Starke" schaden neuen "Schwachen" keine Re-Inszenierungen traumatischer Erfahrungen