10. Vorlesung IB + IA_Anf Semantik Dr. Ileana-Maria Ratcu Sommersemester 2016.

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 Präsentation transkript:

10. Vorlesung IB + IA_Anf Semantik Dr. Ileana-Maria Ratcu Sommersemester 2016

Wörter in Verbänden: Wortfamilien, Wortfelder, Phraseologismen Wörter sind keine Singels. Sie kommen einfach nicht ohne Mitwörter aus. Nur wenn man sie in Wörterbücher sperrt, sind sie manchmal etwas einsam, aber auch dort nicht alleine. Wörter sind soziale Zeichen und brauchen Mitzeichen.

‘ Deshalb bilden sie in dreierlei Richtung Wortverbände:

Wortverbände WortfamilienWortfeldFeste Wendungen, Phraseologismen

Die ausdrucksseitige erkennbare Verwandtschaft drückt sich in einer Wortfamilie aus. Die inhaltsseitige Ähnlichkeit verbindet die Mitglieder eines Wortfeldes. Die festen Wendungen, Phraseologismen sind unzertrennlich.

Die Wortfamilie als Ausdrucksverband Definition 1) Wortfamilie – eine Gruppe von Lexemen, die durch den ausdrucksseitigen Bezug auf einen gemeinsamen Wortstamm oder ein gemeinsames Kernlexem zurückgehen. Wortfamilien können synchron und diachron konstruiert werden.

2) Wortfamilie - Menge von Wörtern innerhalb einer Sprache, deren gleiche oder ähnliche Stammmorpheme auf dieselbe etymologische Wurzel zurückgehen: z. B.: fahren, Fahrt, Fuhre, Führer, Gefährt usw. Es gibt Wortfamilien mit bis zu tausend Einzelwörtern. Dies hängt von der Bedeutung des Stammmophems und der Häufigkeit seines Gebrauchs ab.

Unter synchronischem Aspekt ist der etymologische Zusammenhang häufig nicht mehr durchsichtig. Die Wortfamilien bilden eine lexikalische Struktur, die für lexikographische und didaktische Zwecke besonders gut geeingnet ist.

Wortfamilie: Busch 1)Basislexem als Grundwort 1)Basislexem als Grundwort: Rosenbusch, Federbusch usw. 2)Basislexem als Bestimmungswort 2)Basislexem als Bestimmungswort: Buschmann, Buschmannfrau, Buschtrommel, Buschbohne, Buschholz, Buschhemd, Buschklepper, Buschmesser, Buschwerk, Buschwald, Buschwindröschen

Konversion 3) Konversion: buschen Derivat des Basislexems 4) Derivat des Basislexems: buschig, Gebüsch, Büschel, Böschung, büscheln, büschelig

Das Wort als Inhaltsverband Auch außerhalb von Wortfamilien sind Wörter nicht einsam, denn sie haben schon ihre Begriffsverwandten bei sich. Wortfeld – auch Bedeutungsfeld, lexikalisches Feld, Sinnbezirk Der Terminus wurde von Jost Trier (1931) eingeführt.

Defintion - Wortfeld Defintion: Wortfeld: eine Menge bedeutungsähnlicher Lexeme. Wortfeld: eine Menge von sinnverwandten Wörtern, deren Bedeutungen sich gegenseitig begrenzen und die lückenlos (mosaikartig) einen bestimmten begrifflichen oder sachlichen Bereich abdecken sollen.

Die allgemein üblich Methode zur Ermittlung der Wortfeldlexeme ist die Merkmalanalyse. Die Zusammengehörigkeit der bedeutungsverwandten Mitglieder eines Wortfeldes erkennen wir Sprachbenutzer nur aufgrund unseres Weltwissens.

Belohnung, Honorar, Trinkgeld – haben miteinander zu tun; es gibt einen Punkt, in dem sich die Bedeutungen der drei Wörter ähneln. Um Wortfelder stärker einzugrenzen, hat man einige Bedingungen formuliert:

1) Ganzheitlichkeit – Der gesamte Wortschatz lässt sich in Wortfelder aufgliedern. 2) Lücklosigkeit – Die Lexeme eines Wortfeldes decken dessen Bedeutungsspektrum ab. 3) Bedeutungsüberschneidung – Die Bedeutungen von Wortfeldlexemen haben eine gemeinsame Schnittmenge.

4) Wechselseitige Bedeutungsbestimmung – Die Bedeutungen der Wortfeldlexeme bestimmen einander wechselseitig. 5) Bedeutungsbeziehung – Die Lexeme eines Feldes stehen zueinander in klar definierten Bedeutungsbeziehungen. 6) Hierarchisierbarkeit – Die Lexeme eines Wortfeldes lassen sich hierarchisch darstellen.

Das Wortfeld: Zuendegehen des Lebens: Sterben, verscheiden (geh.), erfrieren, verhungern, abkratzen (derb), verrecken (salopp), krepieren u.a. Pferd, Fohlen, Hengst, Stute, Schimmel, Rennpferd, Kutschpferd, Zuchtpferd, Zugpferd, Ross, Gaul usw.

Nicht alle Kriterien sind problemlos anwendbar, insbesondere das Postulat der Lückenlosigkeit. Das prominenteste Beispiel für eine möglich Wortschatzlücke ist das Fehlen eines Wortes für das Gegenteil von durstig. Das Grimmsche Wörterbuch deutet noch an, dass satt als Gegenteil von hungrig und durstig möglich wäre.

Auch für die erste Dekade eines Jahrhunderts fehlt uns im Gegenteil zu den zwanziger, dreißiger usw. Jahren das Wort. Der fünfte Geschmack neben süß, sauer, salzig und bitter, der im Japanischen umami (von jap. umai – fleischig, herzhaft, wohlschmeckend) heißt, bleibt im Deutschen ohne eigenes Lexem.