Substanzen und Fahrfähigkeit mit Fallbeispielen Dr. med. Matthias Pfäffli Facharzt für Rechtsmedizin Verkehrsmediziner SGRM Abteilungsleiter Verkehrsmedizin,

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Dr. Nadine Petrovsky-Esselborn Prof. Dr. Ulrich Ettinger
Advertisements

Cannabis sativa: Heilpflanze oder Droge ?
Alkoholabhängigkeit und Alkoholmissbrauch nach ICD-10 und DSM-IV
Aus dem Blickwinkel niederschwelliger Suchthilfe
Substanzabhängigkeit
Sucht Nikotin Alkohol Drogen Magersucht Tablettensucht.
Cluster 3 – Psychische Erkrankungen und Pension (inkl. Begutachtungen)
Fahrerlaubnisverordung (FeV) vom
Diamorphingestützte Behandlung – Die Droge als Selbstmedikation
Beurteilung der Fahreignung
Indikativgruppe Cannabis
5. Vorlesung Affektive Störungen
Cannabis- eine umstrittene Pflanze
Spezielle Patientengruppen
Integratives Behandlungskonzept
Haschisch Drogen.
Drogeninduzierte Psychosen
Dr. Ulfert Grimm Institut für Rechtsmedizin Kantonsspital St.Gallen
Die Drogenproblematik in Österreichs Haftanstalten anhand des Beispiels der Justizanstalt Graz-Karlau Mag.a Sigrid Krisper Klinische- und Gesundheitspsychologin.
FuD, FuM und FiaZ med. pract. Barbara Gugger, Oberärztin ZAS, Zentrum Ambulante Suchtbehandlung Schwerpunkt Sucht UPD, Ärztlicher Leiter Dr. med. R. Hämmig.
Frau Z med. pract. Barbara Gugger Oberärztin Schwerpunkt Sucht Universitätsklinik für Psychiatrie & Psychotherapie Universitäre Psychiatrische Dienste.
Herr Y Flavia Hangartner Sozialarbeiterin FH Zentrum Ambulante Suchtbehandlung des Contact Netz.
KIT – Universität des Landes Baden-Württemberg und nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft INSTITUT FÜR INFORMATIONS- UND WIRTSCHAFTSRECHT.
 Alkohol  Medikamenten  Drogen Symptome am Notfallpatienten nach dem Konsum von:
Kontaktadresse für alle Selbsthilfegruppen ist die Geschäftsstelle der „Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.“ Mundenheimer Str Ludwigshafen.
BIPOLARE STÖRUNGEN. Manie übersteigerte gute Laune – intensive Hochgefühle Vermindertes Schlafbedürfnis → zielloser Tatendrang Sprunghaftigkeit Enthemmung.
Kom verder. Saxion. SE Verhaltensbilder 06 Depression - Manie.
| Mag. Martin Hoffer | Jurist | VUK - Rechtsdienste Legale und illegale Drogen – Rechtliche Folgen des Fahrens unter Beeinträchtigung durch Suchtgift.
Gefahren im Feuerwehrdienst Feuerwehrdienst ist schwere körperliche Arbeit. Feuerwehrdienst ist besonders gefährlich. Warum ?
BWLS Seminar 4 Umgang mit Belastungen im Lehrberuf
Was sind die Naturanlagen und Bestimmungen von Menschen ?
Eigenschaften der Kerne Föderalagentur für Ausbildung der RF «Nationale Polytechnische Forschungsuniversität Tomsk» Institut für Physik und Technik Tomsk.
Umsetzung des 3. Pakets Reglementprüfung für Sammelstiftungen Zusammenarbeit zwischen Pensionsversicherungsexperten und Aufsichtsbehörden Eidgenössisches.
Das Kind und seine Kompetenzen im Mittelpunkt - Rückblick der Entwicklungs- und Bildungsangebote 14.12– Die Geschichte des Adventsstündchen erweitert.
DIE VERGESSENE MEHRHEIT Die besondere Situation von Angehörigen Alkoholabhängiger H. Zingerle, S. Gutweniger Bad Bachgart – Therapiezentrum zur Behandlung.
Palliativmedizin (1)... dient der Verbesserung der Lebens- qualität von Patienten und ihren Familien, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert.
Trauma der Wirbelsäule
Ringvorlesung SS 2011 Die Perspektive der Psychologie 1Dr. Silvia Queri.
Kom verder. Saxion. SE Verhaltensbilder 10 Abusus, Abhängigkeit, Sucht: weitere Drogen.
TITEL DER PRÄSENTATION | XX.XX Symptomatik Ätiologie der Schizophrenie Verlaufsparameter Therapie (Pharmakotherapie) Sozio-und Millieutherapie Psychotherapie.
Schmerzen – festgestellt und behandelbar? Klaus M. Peters Orthopädie und Osteologie, Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik Alexander Niecke Klinik und Poliklinik.
Unterricht Psychiatrie Dez 2014
Marianne schulze human rights consultant Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen:
Prof. Dr. med. Tobias Renner Ärztlicher Direktor Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Off-Label Einsatz von Medikamenten in der Kinder-
- DRUGS KNOW HOW AlkoholCannabisEcstasyNikotin
Eveline Jordi Raum für Entwicklung Möglichkeiten der Prävention sexueller Ausbeutung in Institutionen.
Verantwortungsvoller Umgang im Straßenverkehr trotz Drogenkarriere; Realität oder Illusion? Dr. med. Leonidas K. Lemonis Arzt für Allgemeinmedizin und.
Gesundheitsdefinitionen. "Gesundheit heisst, man muss sich wohl fühlen, sich frei bewegen können, guten Appetit haben, normal in seinen Funktionen sein.
Update Substanzanalytik (Blut, Urin, Haare, Speichel)
Morphium im Urin: legal oder illegal
Empfehlungen für Kindertagespflegepersonen nach dem Ampelprinzip von Gert Baumgärtel.
„Einem Depressiven zu sagen, dass er seine Probleme einfach vergessen soll, ist wie einem Blinden zu sagen, dass er genauer hinsehen soll.“ Affektive Störungen:
1.BöhmeNiklas 2.WinterLeonardo 3.WieduwiltRichard 1.DerbschNoélle 2.BurgerEmma 3.HemmannLene.
© 2011 Wolters Kluwer Deutschland / Seite 2
Suche nach Hilfe
Welche Rechte habe ich als Patient im Krankenhaus?
24. Vorlesung: Rehabilitation in der Psychiatrie
Geschlechtsaspekte bei Substanzgebrauchsstörungen
1. Morphin (0,1-20 mg/d) <-> Hydromorphon (0,2-12 mg/d)
Effekte von einnahmen von Drogen
Medikamentengabe durch Lehrkräfte an Schulen
Herstellung und Abgabe der Betäubungsmittel zur Opioidsubstitution
(Gelebte) Sexualität von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung
Baustein 1 „Seminarüberblick“.
Gesetzliche Grundlagen
Die Rolle der Ergotherapie in Home Treatment und StäB
pharmaSuisse Fähigkeitsausweis FPH Anamnese in der Grundversorgung
Lass dich nicht ablenken.
 Präsentation transkript:

Substanzen und Fahrfähigkeit mit Fallbeispielen Dr. med. Matthias Pfäffli Facharzt für Rechtsmedizin Verkehrsmediziner SGRM Abteilungsleiter Verkehrsmedizin, -psychiatrie und -psychologie VMPP Institut für Rechtsmedizin Universität Bern Bern, Lunchsymposium

Gesetzliche Grundlagen Anhang 1 VZV: Achtung: Revision Mindestanforderungen per !

Eine alte Geschichte...

Fahrfähigkeit und Medikamente Vier Grundprinzipien keine kognitive Beeinträchtigung durch die Medikation stabile Dosierung keine missbräuchliche Verwendung von psychoaktiven Medikamenten und kein Konsum von illegalen Drogen gute Compliance Hauptproblem: Bedarfsmedikation Lösung: Fahrkarenz cave: Grunderkrankung cave: höhere Kategorien

männlich, 41 Jahre Lkw-Chauffeur bipolar affektive Störung manische Episoden 1998, 2005, 2010, 2012 depressive Episoden 2000, 2006, 2013 Therapie: Citalopram 20 mg, Lithium 450 mg aktuell psychopathologisch unauffällig, keine Sedierung Fahreignung?

Wichtige Punkte Beurteilung der kognitiven Beeinträchtigung klinischer Eindruck in Ausnahmefällen kognitive Testung (Goldstandard: Testbatterie und Blutspiegelbestimmung) Verzicht auf Verkehrsteilnahme in beeinträchtigtem Zustand Compliance zentral

kognitive Leistungsfähigkeit Leistungsfähigkeit Grundleistungsfähigkeit (Routinearbeiten) Reserveleistungsfähigkeit (Reaktion auf unvorhergesehene Aufgaben)

Fahrfähigkeit hängt nicht nur von Sedierung ab! ausgewählte Beispiele: Insuline Hypoglykämie Antihypertensiva Hypotonie, Synkope Dopaminagonisten (z.B. Pramipexol) Schlafattacken Z-Hypnotika somnambuliforme Episoden

Fahreignung bei Konsum illegaler Drogen Fahreignung gegeben, falls Trennfähigkeit intakt Seltener bis gelegentlicher Konsum Fahreignung nicht gegeben regelmässiger Konsum, Abhängigkeit

Fahreignung bei Substitutionstherapie (Methadon, Buprenorphin, Morphin) konstante Dosis für mehrere Monate keine definierte tägliche Maximaldosis stabile Dosiseinstellung bei Zweifel verkehrspsychologische Leistungstestung keine kognitive Beeinträchtigung durch Substitution Kontrolle mittels Haaranalysen/Urinkontrollen (Administrativfälle) cave: Alkohol, psychoaktive Beimedikation Beikonsumfreiheit Anbindung an Arzt/Suchtfachstelle gute Compliance stabile persönliche und soziale Verhältnisse stabile psychosoziale Verhältnisse

Fahreignung bei Substitutionstherapie (Methadon, Buprenorphin, Morphin) konstante Dosis für mehrere Monate keine definierte tägliche Maximaldosis stabile Dosiseinstellung bei Zweifel verkehrspsychologische Leistungstestung keine kognitive Beeinträchtigung durch Substitution Kontrolle mittels Haaranalysen/Urinkontrollen cave: Alkohol, psychoaktive Beimedikation Beikonsumfreiheit Anbindung an Arzt/Suchtfachstelle gute Compliance stabile persönliche und soziale Verhältnisse stabile psychosoziale Verhältnisse cave: Nur Fahreignung für 3. Gruppe! Keine Fahreignung im Heroinprogramm!

weiblich, 35 Jahre Vorgeschichte Fahrt unter Einfluss von THC, Nachweis eines Cocain- und Methadonkonsums vorsorglicher Entzug des Führerausweises Persönliche Anamnese Cannabiskonsum seit 14. Lebensjahr, aktuell 2 Joints/d Cocainkonsum seit 15. Lebensjahr, letztmals am Vorabend der Begutachtung Heroinkonsum seit 20. Lebensjahr („Behandlung von Rückenschmerzen“), aktuell 1x/Monat (fast vollständiger) Konsumstopp während SS 2003 und 2005 Methadonsubstitution mit 90 mg/d seit 2002

weiblich, 35 Jahre Analyseresultate Urinschnelltests positiv auf Methadon, Opiate, Cocain und THC Haaranalyse Methadon7‘558 pg/mg EDDP718 pg/mg Cocain18‘462 pg/mg Benzoylecgonin3‘277 pg/mg Ecgoninmethylester<500 pg/mg MDMA<500 pg/mg Blutanalyse Alkoholmarker (CDT, MCV, γ-GT, ASAT, ALAT) unauffällig

ärztlich verschriebene Cannabisprodukte Dronabinol (Marinol®, halbsynthetisches THC) Sativex® (standardisierter Auszug aus Cannabis sativa L.) Cannabis-Tinktur/-Öl Cannabidiol-Lösung Ihre Meinung zur Fahreignung?

ADHD-Medikation und Fahren Grundsatz: Eine medikamentöse Therapie (z.B. mit Stimulantien) unterstützt bei Personen mit einer ADHD-Diagnose die sichere Verkehrsteilnahme. Kein Beikonsum von illegalen Drogen „Problemfälle“ Dexamphetamin Lisdexamphetamin (Elvanse®)

Aufklärung Medikamentennebenwirkung Beeinflussung der Fahrfähigkeit durch Medikamente Teil der Sicherungsaufklärung Aufgabe des verschreibenden Arztes

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Kontakt