Soziologie des Konflikts (Tutorium)07.05.14Mi 16-18SoSe14 Karl Marx / Friedrich Engels Manifest der kommunistischen Partei Der Klassenkampf als (gesellschafts-)

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Soziologie des Konflikts (Tutorium) Mi 16-18SoSe14 Karl Marx / Friedrich Engels Manifest der kommunistischen Partei Der Klassenkampf als (gesellschafts-) Konflikt

Biographische Eckdaten Marx ( ) Studium Rechtswissenschaft / Philosophie / Geschichte Keine wissenschaftl. Karriere -> Journalist Herausgeber (‚Rheinische Zeitung‘) Später finanziert durch Engels Engels ( ) Sohn v. Fabrikeigentümer, Beruf Unternehmer ‚intellektuelle Symbiose‘ mit Marx Maßgeblich an der Veröffentlichung / Popularität der Werke Marx‘ beteiligt Zeigte Marx die industriellen Produktionsbedingungen

Historischer Kontext – 1848 Industrialisierung -> Fabrik-Arbeit = Entfremdung & Verelendung des Proletariats ‚Wissenschaftlicher Sozialismus‘ (M/E) vs. (deutscher) Idealismus & Utilitarismus 1848 Revolutionen (bes. Frankreich / Deutschland) Danach: Sozialpolitische Reformen ?! 1846 ‚Deutsche Ideologie‘ 1848 ‚Manifest‘ 1867 ‚Das Kapital‘ (Bd. 2 & 3 Posthum)

Allgemeine Grundbegriffe Klassen: Bourgeoisie vs. Proletariat -> Bestimmt über Besitz- & Produktionsverhältnisse Bourgeoisie: Besitz v. Produktionsmittel; Investition v. Kapital in Kapital Proletariat: Verkauf v. Lohnarbeit zum Überleben; Dialektische Konstitution: B(P) P(B) Keine Vermittlung + Aufhebung zusätzlicher Differenzierungen! Produktionsverhältnisse: Gesellschaftliche Verhältnisse, in denen (kapitalistische) Warenproduktion + Kapitalakkumulation stattfindet; notwendiger Gegensatz v. Bourgeoisie & Proletariat Produktionsmittel: Alle Mittel, die zur Produktion nötig sind (Fabriken, Maschinen, Ressourcen, Grundstücke usw.) Kapitalismus: Modus industrieller Produktionsverhältnisse -> Ziel: Mehrwert; G – W – G* Kapital wird zugunsten größerer Akkumulation investiert (zyklisch) Proletariat Schicht- + Akkordarbeit (Männer / Frauen / Kinder) Entfremdung: Existenzieller Zustand induziert durch kapitalistische Produktionsverhältnisse; Entfremdung v. Produktions-Tätigkeit (Bsp. Stuhl-Bein herstellen, ohne je den fertigen Stuhl zu sehen oder zu besitzen) Arbeiter als ‚Mittel zum Zweck‘ der Lohnarbeit

Klassenkampf als sozialer Konflikt I Konflikt auf zwei Ebenen: I) Gesellschaftlich-Struktureller Interessengegensatz (qua Produktionsverhältnisse) II) Offen & gewaltsam ausgetragener Klassenkampf Fragen ---- Spiegelt sich Makro / Mikro innerhalb dieser zwei Ebenen? I lässt sich nur durch II überwinden ? Lässt sich eine ‚Konflikt-Nukleole‘ denken? Jeder soziale Konflikt Ausdruck des Klassenkampfes?

Klassenkampf als sozialer Konflikt II Klassenkampf: Antagonismus v. B und P Genese: Produktionsverhältnisse + Radikalisierung der Klassenverhältnisse hin zu B und P -> Mittelstand + Teile von B (Konkurrenz) fallen in P hinab! + Solidarisierung v. Teilen der B mit P vereinzelt möglich Klasse ‚an sich‘ (gemeinsame soziale Lage) zu ‚für sich‘ (denn: gemeinsames Bewusstsein um diese Lagerung) -> Mobilisierung Konfliktverlauf: Zunehmende ‚Kollisionen‘ -> Koalitionen P gegen B -> (selten) einzelne Siege des P; noch Dominanz B + Streitigkeiten in P -> Lokale Kämpfe + Erkämpfen der Produktionsmittel -> Insgesamt: stetige Formierung des P als ‚Klasse an sich‘ -> Nationaler zu internationaler Klassenkonflikt -> ‚Diktatur des Proletariats‘ / Demokratie / Verstaatlichung v. Eigentum Endziel: Aufhebung der Klassen -> Klassenlose Gesellschaft als ‚freie Assoziation‘

Anhang / Ergänzung 1.Klassen-Verständnis (Gegensatz + ‚an sich‘ zu ‚für sich‘) 2.Geschichtsverständnis 3.Basis-Überbau + dessen Konsequenzen 4.Konsequenzen für Politik & Staat 5.Nach der Revolution?

Dialektik & Aufhebung der Klassen B (P) P (B) Aufhebung des fundamentalen Gegensatzes: „Wenn das Proletariat [...] gewaltsam die alten Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesem Produktionsverhältnissen die Existenzbedingungen des Klassengegensatzes [...] und damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf“ (S. 482) Keine Versöhnung, sondern Aufhebung der Bedingung der Möglichkeit v. Klassengegensätzen!

Klasse ‚an sich‘ / ‚für sich‘ An sich Objektive gemeinsame Lage v. Interessen Für sich Bewusstsein um die gemeinsame soziale Lagerung + Solidarisierung

Marx Geschichtsverständnis Nicht statisch -> Dynamische Verkettung / Prozess Klassengegensätze als ‚Motor der Geschichte‘ (auch: nicht nur ‚negative‘ Rolle der Bourgeoisie) ‚Teleologisches‘ Moment: Notwendiger Klassenkampf – Kapitalismus ist inhärent Krisenanfällig

Basis – Überbau - Modell (ideologischer) Überbau (Staat / Recht / Kultur usw.) (ökonomische) Basis (Produktionsverhältnisse /Produktionsmittel / Besitz)

Konsequenzen des Basis-Überbau- Modells Ideologie -> Legitimierung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse -> normatives Ordnungssystem / Rechtfertigungs- Semantik (vgl. Weber; Boltanski / Chiapello) Staat als Interessenverwalter der Bourgeoisie Gesellschaftswissenschaften (Ökonomie / Philosophie / Staatstheorie) selbst ideologisiert Kritik: Ist eine Position ‚außerhalb‘ der Ideologie überhaupt möglich?

Politische & Staatstheoretische Konsequenzen Sozial- / Reformpolitik nur Zugeständnisse um Klassenkampf zeitweise zu ‚entschärfen‘? -> Kann der Klassenkampf noch institutionell / politisch / kommunikativ ausgetragen werden? -> Einziges Mittel: Gewaltsame Revolution? Klassen-Antagonismus als Kern ‚des Politischen‘ ? (vgl. Carl Schmidt; Chantal Mouffe)

Nach der Revolution? ‚Freie Assoziation‘ + Umkehrung der Entfremdung Zentralisierte Verwaltung v. Produktion & Produktionsmitteln? Was verhindert erneute Formierung v. Klassengegensätzen?