SGI / SSMI Symposium 2016 Informationsflut für Patient und Angehörige: etwas für jedermann? Margret Hodel, Psychologin lic.phil.I., Leiterin des MAS in.

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 Präsentation transkript:

SGI / SSMI Symposium 2016 Informationsflut für Patient und Angehörige: etwas für jedermann? Margret Hodel, Psychologin lic.phil.I., Leiterin des MAS in Patienten- und Familienedukation, ZHAW, Winterthur 15. April 2016 Zürcher Fachhochschule1

Um was geht es? Informationsvermittlung an Patient/innen, Angehörige: Was wissen wir dazu? Fähigkeit zur Informationsaufnahme: Einflussfaktoren? (und Konsequenzen daraus) Zielsetzung: (= Qualitätskriterium) Die Betroffenen (Patient/innen, Angehörige) sind in der Lage, kompetent entscheiden zu können 2Zürcher Fachhochschule

Um was geht es? Inhalte des Referats Bedeutung von Information Theoretischer Rahmen: Salutogenese Erkenntnisse aus der Patientenedukation  Wissen allein genügt nicht  Wirksame Patientenedukation ist patientenorientiert Zwei einfache, aber wirksame Kommunikationstools:  Das zentrale Anliegen der Betroffenen erfragen /ansprechen („most troublesome symptom“)  Informationen anbieten mit „Ask-Tell-Ask“ im Stil der motivierenden Gesprächsführung Einflussfaktoren in der Informationsvermittlung 3Zürcher Fachhochschule

Information (Wissensvermittlung) ist wichtig Die Suche nach Information ist für viele Betroffene eine der wichtigsten Copingstrategien:  Dinge einordnen, verstehen können ... und damit ein Stück Kontrolle zurückgewinnen  Sich gut informiert zu fühlen ist ein wichtiger Aspekt in der Patientenzufriedenheit 4Zürcher Fachhochschule

Informationsvermittlung und Patientenzufriedenheit Gesprächsinhalte während der Arztvisite (Weber et al. 2007)  Hintergrund: Patienten beklagen sich über zuwenig Information  Studienergebnis: Die Patient/innen erhalten viel Info! Erklärungsansätze:  Info als Antwort auf Fragen, die so nicht gestellt wurden  Zu viel Information am Stück  Zu komplizierte Sprache 5Zürcher Fachhochschule

Reicht der Hauptfokus auf Infovermittlung aus? Salutogenese (A. Antonowsky): „Warum kommen manche Menschen gut mit schwierigen Situationen zurecht?“ Widerstandskraft, ausgedrückt durch „Sence of Coherence“ -Verstehbarkeit (der Situation): Durchschaue ich sie? -Handhabbarkeit: Kann ich die Situation handhaben? -Sinnhaftigkeit: Macht das Ganze für mich Sinn? 6Zürcher Fachhochschule

Wissen(svermittlung) allein genügt nicht – vor allem wenn Verhaltensveränderungen nötig sind Verhaltensveränderungen unterstützen mit: -Massgeschneidertem Wissen, insbesondere auf eigene Fragen und Anliegen der Betroffenen -Stärken der Selbstwirksamkeit („Was traue ich mir zu, was nicht?“)  Erfolgserlebnisse durch machbare Schritte -Verarbeitung / Integration unterstützen („Was macht das mit mir? Was heisst das für mich?“)  patientenorientiert, alltags- und lebensweltorientiert 7Zürcher Fachhochschule

Wirksame Patientenedukation ist patienten- orientiert (oder sogar familienorientiert) Partizipation als Schlüsselfaktor (Rees & Williams, 2009) -Information und Beratung „auf Augenhöhe“ -Die Betroffenen dort abholen, wo sie sind (mit ihren Bedürfnissen, Anliegen, Fragen) - Fördert das Entstehen einer vertrauensvollen Beziehung: Betroffene fühlen sich wahrgenommen, ernstgenommen, verstanden. 8Zürcher Fachhochschule

Kommunikationstool Frage nach „most troublesome symptom“ Fragen Sie die Betroffenen möglichst früh im Gespräch: „Was beschäftigt Sie zur Zeit am meisten?“ „Was macht Ihnen am meisten Sorgen?“ Wenn Sie auf diese zentralen Anliegen eingehen -fühlt sich der Patient ernstgenommen und gut informiert - ist der Patient anschliessend vermutlich eher offen für weitere Themen, die Sie einbringen möchten (Hoekstra et al., 2007) 9Zürcher Fachhochschule

Kommunikationstool „Ask – Tell – Ask“ im Stil der Motivierenden Gesprächsführung MI Ursprüngliche Variante: Informationsvermittlung mit „Ask – Tell – Ask“ (ohne MI) Ask: „Was wissen Sie schon über das Thema xy?“ „Was möchten Sie zum Thema xy noch wissen?“ Tell: Information vermitteln Ask: Prüfen, ob / wie die Information verstanden wurde. z.B „Wie würden Sie das Ihrer Frau erklären?“ Sind noch Fragen offen? Klärungen nötig? (Bodenheimer et al., 2005: „Helping Patients Manage Their Chronic Conditions“) 10Zürcher Fachhochschule

Kommunikationstool „Ask – Tell – Ask“ im Stil der Motivierenden Gesprächsführung MI Informationen anbieten „Ask – Tell – Ask“ im Stil von MI Ask: Information anbieten (nicht aufdrängen): „Ja! Ich will“ Klient abholen, wo er ist. Den Boden vorbereiten. Tell: Information vermitteln: prägnant, massgeschneidert Ask: Feedbackschlaufe: „Wie tönt das für Sie?“ „Macht das für Sie Sinn?“ „Wie kommt das bei Ihnen an?“  wichtige Information für nächste Schritte (Miller & Rollnick, 2015) 11Zürcher Fachhochschule

Einflussfaktoren in der Informationsvermittlung Informationen anbieten ist besser als aufdrängen Das aktuelle Befinden kann die Aufnahmefähigkeit beein- trächtigen (z.B. Stress, Angst, Fatigue): Guter Zeitpunkt? Nicht zu viel Info. Mehrere Kanäle, z.B. mündlich, schriftlich. Der Betroffene hat ein (anderes) zentrales Anliegen  zuerst darauf eingehen (patientenorientiert) Massgeschneiderte Informationen wirken stärker Auf gut verständliche Sprache achten Follow up planen 12Zürcher Fachhochschule