Merkmale international vergleichender Forschung. Übersicht:  Ziele des Vergleichens  Denkwerkzeuge des Vergleichens  Anwendungsformen des Vergleichens.

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Merkmale international vergleichender Forschung

Übersicht:  Ziele des Vergleichens  Denkwerkzeuge des Vergleichens  Anwendungsformen des Vergleichens  Forschungsstrategien beim Vergleichen  Schlussbemerkungen

Ziele des Vergleichens Aufbrechen gruppenspezifischer oder parochialer Betrachtungsweisen – Fremdheitserfahrung verhilft dem besseren Verständnis des eigenen Landes und der eigenen Kultur (Selbstverständlichkeiten erscheinen in einem neuem Licht) – „Fremdheits-Position“ ermöglicht dem Forscher möglichst breite und reichhaltige Erfassung des Forschungsgegenstandes Kontrolle von Verallgemeinerungen – Am Einzelfall gewonnene Einsicht kann erst du Vergleich auf Verallgemeinerbarkeit überprüft werden  Resultat sind Theorien unterschiedlicher Reichweite Überprüfung von bedingten Hypothesen – Sozialwissenschaft hat z.B. die Möglichkeit, praktische Handlungsanweisungen zu geben – Messreihen werden häufig von der Praxis selber geliefert – Forschungsfeld teilweise aussengesteuert (  Das Interesse der Wissenschaftler entspricht häufig dem Interesse der Gesellschaft)

Denkwerkzeuge des Vergleichens (1/3) Theorien – Gliederung der Variablen, die bei der Theoriebildung verwendet werden: o Abhängige Variable  erfasst Forschungsfrage o Gruppierungsvariable  legt Vergleichsfälle fest o Unabhängige Variable  legt Vergleichskategorien fest o Intervenierende Variablen  sind bei der Festlegung der Gruppierungsvariablen relevant o Hintergrundvariablen  sind zu kontrollieren

Denkwerkzeuge des Vergleichens (2/3) Adäquate Begriffsbildung – Begriffe müssen theoretisch gehaltvoll und insbesondere in der Lage sein, an oft sehr unterschiedlichen Vergleichsfällen Relevantes abzugreifen – Die Operationalisierungskette zwischen abstrakten Begriffen und Beobachtungsbegriffen ist in der Vergleichsforschung besonders anspruchsvoll – Sartoris Konzept der Abstraktionsleiter

Denkwerkzeuge des Vergleichens (3/3) Suche nach Homologien und Analogien – Fehlt eine Theorie, so kann man nach Homologien und Analogien suchen – Homologie bezeichnet Ähnlichkeiten, die aus der gemeinsamen Abstammungsgeschichte von Systemen herrühren und sich darum in geschichtlich gewordenen grundlegenden Strukturen niederschlagen Ähnlichkeit in der Tiefenstruktur – Analogie meint hingegen jene Ähnlichkeiten, die sich aufgrund der Anpassung tiefenstrukturell ganz unterschiedlicher ausgeprägter Strukturen an gleiche Funktionserfordernisse oder Umweltbedingungen und Funktionserfordernisse ergeben Ähnlichkeiten in der Oberflächenstruktur

Anwendungsformen des Vergleichens (1/3) Fallorientierte Vergleiche – Einzelfallstudien in vergleichender Perspektive – Paarvergleiche – Theoriengenerierende Vergleiche vieler Fälle

Anwendungsformen des Vergleichens (2/3) Theorieorientierte Vergleiche – Ableitung der relevanten Variablen aus den Theorien  n/v-Problematik  Patzelt: Vergleichsstudien bei der Verallgemeinerung der Stichprobenbefunde auf Grundgesamtheiten sind zum Teil problematisch; sie eigenen sich jedoch gut für die Falsifikation theoretischer Aussagen

Anwendungsformen des Vergleichens (3/3) KonkordanzanalyseDifferenzanalyse Was ist selbst unter ganz verschiedenen Umständen noch gleich? Was ist selbst unter ganz ähnlichen Bedingungen verschieden? Allgemeine Strukturen oder Ursachen feststellen Suche nach besonderen Strukturen und Ursachen Sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung Fragestellungen ergeben sich häufig aus praktischen Anliegen Unterschiedliche Untersuchungsfälle werden verglichen Untersuchungsfälle sollten einander möglichst ähnlich sein Vergleichskategorien sollten abstrakt gehalten werden Gegenstandsnahe Vergleichskategorien (eher am unteren Ende der Abstraktionsleiter)

Forschungsstrategien beim Vergleichen Weber vs. Durkheim – Durkheim geht von der grundsätzlichen Ähnlichkeit eines empirisch erforschten Falles mit anderen Fällen aus und nimmt des weiteren an, dass das zu erklärende Phänomen im wesentlichen von einer einzigen Ursache abhängt  Bildung deterministischer Theorien grosser Reichweite – Weber untersucht die Fälle in Betonung ihrer historischen Unterschiedlichkeit. Das zentrale Interesse besteht darin, die Ursachen und die Gewichtung dieser Unterschiedlichkeit zu erklären.  Theorien mittlerer Reichweite

Verhältnis von Vergleich, Konzeptdifferenzierung und Theorietyp Vergleich Reichweite und Merkmale KonzeptdifferenzierungTheorietyp Inter-area heterogen Grösste Ausdehnung Geringe Intensität Abstrakte Begriffe Geringe empirische Überprüfbarkeit Globale Theorien Grosse Reichweite Intra-area homogen Abgewogenes Verhältnis von mittlerer Ausdehnung und Intensität Klassifikatorische (differenzmarkierende) Begriffe Mittlere Reichweite Case-studiesGrösste Intensität Geringste Ausdehnung Kontextbestimmte Begriffe Geringe Reichweite

Schlussbemerkungen Grundsätzlich Aufweichung strikter Annahmen – Strategien und Anwendungsformen unterstellen teilweise vollkommene Neutralität des Kontextes Multikausalität – Multikausalität sollte geprüft werden – Nicht nur lineare sonder auch zirkulär-dynamische Kausalitätsmuster sollten berücksichtigt Vergleichende Forschungsstrategien dürfen sich kontextsensiblen, nicht-linearen und systemischen Erklärungsmustern nicht verschliessen.

Literatur Nohlen, D./ Schultze, R.-O. (Hrsg.): Lexikon der Politikwissenschaft. Verlag C.H. Beck, München Patzelt, W. J.: Wissenschaftstheoretische Grundlagen sozialwissenschaftlichen Vergleichens, S. 16 – 54 in: Michael Minkenberg und Sabine Kropp (Hrsg.): Vergleichen in der Politikwissenschaft.VS, Wiesbaden Ragin, C. / Zaret, D.: Theory and Methods in Comparative Research: Two Strategies, Social Forces 61, 1983: