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Veröffentlicht von:Heinrich Reichner Geändert vor über 10 Jahren
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Geschichte eines Deutschen (Auszüge)
Von Sebastian HAFFNER
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Erster Weltkrieg Pretzel ist bei Kriegsende 11 Jahre alt
Erfahrung des Krieges: etwas tief Unwirkliches wie ein Spiel kein tiefer Eindruck persönlicher Leiden und Entbehrungen Faszination des kriegerischen Spiels Interesse am Heeresbericht eroberte Festungen und versenkte Schiffe wie Torschüsse beim Fußball oder »Punkte« beim Boxen sicher auch unbedenklich die Toten »umgerechnet« gefährliche Marken in uns allen hinterlassen
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Weimarer Republik
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Drittes Reich
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Frühjahr 1933
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Revolution gegen die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens
ÖFFENTLICHKEIT Revolution gegen die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens Judenboykott vom 1. April 1933 Diskussion der »Judenfrage« Lebensberechtigung in Frage gestellt hohe Berufe als Verbrechen oder Taktlosigkeit »Judenfrage« als Prozentrechnung
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Rückzug ins Berufsleben
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ÖFFENTLICHKEIT BERUFSLEBEN »Sind Sie arisch?« - »Ja.«
Kammergericht Hier gab es keine Revolution. »SA« - »Die schmeißen die Juden raus«. auch in diesem Raum Nazis Auflösung nach Hause gehen zusehen Wachtmeister Bestreben, sich selbst auszulöschen Einige steckten sich eine Zigarette an Sitzungen größtenteils aufgehoben Richter Togen ausgezogen und gegangen jüdischer Anwalt verprügelt worden Was tun, wie Haltung wahren? Ignorieren; Ich senkte mich auf mein Aktenstück »Sind Sie arisch?« - »Ja.« Blamage, Niederlage. Demütigung, Unbefugten zu antworten erkaufen, dass in Frieden gelassen Versagt Kammergericht als Institution zusammengebrochen junger blonder Amtsgerichtsrat befremdliche Rechtskenntnisse das alte Paragraphenrecht müsse hier zurückstehen; man müsse auf den Sinn und nicht auf den Buchstaben blicken hinter diesem Gerede stand jetzt die Staatsmacht Tiefes verlegenes Schweigen Angst vor Entlassung wegen mangelnder nationalpolitischer Zuverlässigkeit Brotlosigkeit Konzentrationslager
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Rückzug ins Privatleben
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ÖFFENTLICHKEIT BERUFSLEBEN PRIVATLEBEN
Die Welt, in der ich gelebt hatte, löste sich auf Parteien verschwanden Bekannte und Prominente verschwanden: Emigration Konzentrationslager »bei der Verhaftung Selbstmord begangen» oder »auf der Flucht erschossen« zu »Volksverrätern« erklärt, ausgebürgert, geächtet Verschwinden harmloser Personen aus täglichem Leben Rundfunkansager Schauspieler und Schauspielerinnen ausgebürgerte Volksverräter zerschmettert im Hof einer SS-Kaserne Selbstmord einfach weg tot, verhaftet, ausgewandert, verschollen Bücherverbrennung Bücher verschwanden aus Buchhandlungen und Bibliotheken Blut- und Bodenliteratur Buchliebhaber eingeschüchtert flüsterten wie Verschwörer
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kein Rückzug ins Private
Trennung zwischen Politik und Privatleben aufgehoben Freunde und Bekannte sich in virtuelle Mörder oder in Feinde verwandelt Keine sicheren und vernünftigen Lebenspläne und -aussichten
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Emigration Abschied von dem Lande, zu dem man nach Geburt, Sprache, Erziehung gehörte, und von allen patriotischen Bindungen
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