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1. Evolutionspsychologie

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Präsentation zum Thema: "1. Evolutionspsychologie"—  Präsentation transkript:

1 II. Theoretische Traditionen und ihre Menschenbilder (4): Der Mensch als "Überlebensmaschine"
1. Evolutionspsychologie 2. Sozialverhalten aus evolutionspsychologischer Sicht Altruismus Geschlechtsunterschiede 3. Kritik © Gerd Bohner 2001

2 1. Evolutionspsychologie
Keine Teildisziplin, sondern übergreifende Perspektive mit Bedeutung für verschiedene Teildiszipline C. Darwin (um 1870) D. Buss (1990) Prinzipien der evolutionären Perspektive Evolution durch natürliche Selektion kognitive Strukturen / Verhaltensmuster = Lösungen für Anpassungsprobleme Was ist adaptiv? alles, was die "Fitness" (d.h. den Reproduktionserfolg) steigert Gene, die Eigenschaften unterliegen, welche die Fitness erhöhen, treten in späteren Generationen häufiger auf © Gerd Bohner 2001

3 2. Sozialverhalten aus evolutions-psychologischer Sicht
(a) Altruismus Altruistisches Verhalten = Verhalten, das einem anderen Individuum nützt (biolog.: dessen Fitness erhöht), und dem helfenden Individuum "Kosten" verursacht. Im Widerspruch zur Evolutionstheorie? Nein: Altruismus als Strategie, die "Gesamtfitness" ("inclusive fitness") zu erhöhen. Wie? Strategien zur Weitergabe von Kopien der eigenen Gene an die nächste Generation: durch Fortpflanzung indirekt durch Hilfe für genetisch verwandte Individuen Daraus folgende Hypothesen: Altruismus richtet sich selektiv auf verwandte Individuen. Je höher der Verwandtschaftsgrad, desto wahrscheinlicher wird Hilfe geleistet © Gerd Bohner 2001

4 Empirische Befunde Kindesmisshandlung durch Stiefeltern vs. leibliche Eltern (Daly & Wilson, 1988) Mehr Konflikte zwischen Stiefgeschwistern Bei gemeinsamen Tötungsdelikten Täter 6x so häufig miteinander verwandt wie Täter und Opfer Verwandtschaftsgrad und Hilfsbereitschaft in hypothetischen Situationen (Burnstein, Crandall & Kitayama, 1994) © Gerd Bohner 2001

5 Studien von Burnstein et al. (1994)
Verwandtschaftskoeffizient: .50 – Bruder, Schwester, Vater, Mutter .25 – Onkel, Tante, Neffe, Nichte, Großvater, Großmutter .125 – Cousin, Cousine, Urgroßvater, Urgroßmutter etc. Selektion der für Hilfeverhalten relevanten Gene nur dann, wenn ... (z.B.) Nutzen für Bruder mindestens doppelt so hoch wie Kosten Nutzen für Tante mindestens vier mal so hoch wie Kosten usw. Mathematisch präzise Vorhersagen aus der genetischen Ähnlichkeit von Helfer und Hilfeempfänger. Vorgabe hypothetischer Szenarien, z.B.: "Drei Personen schlafen in verschiedenen Räumen eines brennenden Hauses. Es sind Ihre 7-jährige Cousine, Ihr 75-jähriger Großvater und ein 21-jähriger entfernter Bekannter. Sie können nur eine Person retten." systematische Variation von Verwandtschaftsgrad, Bedrohlichkeit der Situation (Leben-oder-Tod vs. alltägliche Situationen), Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand Aufgabe: Rangreihe bilden. © Gerd Bohner 2001

6 Ergebnisse: Verwandtschaftsgrad und Bedrohlichkeit
Ergebnisse: Alter

7 Ergebnisse: Gesundheitszustand und Bedrohlichkeit

8 Natürliche Selektion für Altruismus gegenüber Nicht-Verwandten?
Ja: Reziproker Altruismus Auch hier: Kosten < Nutzen ! Entdeckung von "Trittbrett- fahrern" muss gewährleistet sein. Mehr Hilfeleistung in kleinen, überschaubaren Gemeinden als in anonymen Großstädten Kooperation: Zusammen etwas erreichen, das man allein nicht könnte Konkurrenz: Aufteilen knapper Ressourcen Kooperation und Konkurrenz sind gängige Verhaltensprinzipien bei nichtverwandten Individuen der gleichen Generation (Sexualität bei Paaren, Fürsorge in der Eltern-Kind-Beziehung) © Gerd Bohner 2001

9 (b) Geschlechtsunterschiede
Grundthese: Geschlechtsunterschiede im Verhalten sind zu erklären durch geschlechtsspezifische Lösungen für Anpassungsprobleme, mit der männliche und weibliche Individuen einer Spezies jeweils konfrontiert waren (= sexuelle Selektion). Sexuelle Selektion Elterliche Investition Fortpflanzungsstrategien Unsicherheit der Vaterschaft Hieraus folgen Erklärungen für Geschlechts-unterschiede in bevorzugter Anzahl der Sexualpartner Kriterien der Partnerwahl Einstellungen zu "casual sex" Bereitschaft zur Gewaltausübung auslösenden Bedingungen für Eifersucht © Gerd Bohner 2001

10 Empirische Befunde Partnerpräferenzen (s. Buss & Schmitt, 1993):
Männer wünschen sich eine größere Anzahl Sexual-partner(innen) als Frauen, z.B. ... ...innerhalb des nächsten Jahres: Männer > 5, Frauen: ca. 1 ...während des gesamten Lebens: Männer > 18, Frauen: 4-5 Für Männer ist die physische Attraktivität einer potentiellen Partnerin wichtig (gilt für Kurz- und Langzeitstrategie; Attraktivität als Hinweis auf Fruchtbarkeit) Frauen präferieren Ehrgeiz, hohen Status und Reichtum bei potentiellen Langzeitpartnern (d.h. Hinweise auf Versorgerqualitäten) Frauen bevorzugen ältere Partner; Männer jüngere Partnerinnen © Gerd Bohner 2001

11 Kulturinvariante Kriterien der Partnerwahl
Männer: Gesundheit, Jugendlichkeit, Verhältnis Taillen-/Hüftumfang 0,7 (signalisiert Reife und Fehlen einer Schwangerschaft), glatte Haut, Symmetrie (signalisiert Fehlen von genetischen Anomalien, Gift, Parasiten) Selektive Bereitschaft zu sexuellen Kontakten Frauen: Taillen-/Hüftumfang 0,9 (hoher Testosteron-, niedriger Östrogenspiegel), Symmetrie Statusmerkmale oder Merkmale, die zukünftigen Status anzeigen (Intelligenz, Fleiß) © Gerd Bohner 2001

12 Einstellung zu "casual sex" (Clark & Hatfield, 1989):
Studierende werden von einer durchschnittlich attraktiven Person des anderen Geschlechts angesprochen und um eine Verabredung gebeten. Experimentelle Variation der "Direktheit", 3 Bedingungen: "I have been noticing you around campus. I find you very attractive." (a) "... Would you go out with me tonight?" (b) "... Would you come over to my apartment tonight?" (c) "... Would you go to bed with me tonight?" Clark & Hatfield (1989): Ergebnisse % Zustimmung © Gerd Bohner 2001

13 Bereitschaft zu riskantem / gewalttätigem Verhalten bei Männern
In Gesellschaften, in denen sich der Fortpflanzungserfolg zwischen den Männern stark unterscheidet – stärkere Konkurrenz der Männer um die Frauen In Gesellschaften, in denen die gängigen Ressourcen leicht gestohlen werden können (Viehzucht) höhere Aggressivität der Männer untereinander © Gerd Bohner 2001

14 Eifersucht (Schlüsseluntersuchung: Buss, Larsen, Westen & Semmelroth, 1992)
Eifersucht = eine komplexe emotionale Reaktion auf die wahrgenommene Bedrohung einer bestehenden engen Beziehung (S. Brehm, 1992) Wenig Forschung auf Grundlage klassischer Emotionstheorien (zu komplex?), obwohl extreme negative Konsequenzen möglich (Ursache für Gewalt und Tötungsdelikte). Evolutionspsychologie untersucht Geschlechtsunterschiede in den auslösenden Bedingungen: Anpassungsproblem für Männer: Unsicherheit der Vaterschaft Anpassungsproblem für Frauen: Sicherung von Ressourcen des Partners für ihre Nachkommen © Gerd Bohner 2001

15 Notwendigkeit, Ähnlichkeit Neugeborener mit dem Vater zu konstatieren
Unsicherheit der Vaterschaft als Konsequenz der Reproduktionsbiologie bei Säugetieren. Notwendigkeit, Ähnlichkeit Neugeborener mit dem Vater zu konstatieren  DNS-Analysen:  % der heute geborenen Kinder sind nicht die biologischen Nachkommen ihrer vermeintlichen Väter (s Buunk et al., 1996). Führt für Männer zu Kosten hinsichtlich Gesamtfitness: Aufwand und Ressourcen werden in Kinder investiert, die keine Kopien der eigenen Gene tragen. Verlust der Investition von Ressourcen der Partnerin in die eigenen Kinder. Folge: Selektionsdruck in Richtung auf Maßnahmen gegen solche "Fehlinvestitionen". Beispiele für entsprechendes Verhalten in verschiedenen Spezies L  Fazit: Männliche Eifersucht sollte vor allem durch Hinweise auf sexuelle Beziehungen der Partnerin zu einem anderen Mann ausgelöst werden. © Gerd Bohner 2001

16 Zuwendung in Gefahr, wenn der Mann die Beziehung verlässt.
Frauen können sich ihrer Elternschaft sicher sein. Rein sexuelle Untreue ihrer männlichen Partner bedroht nicht ihre Gesamtfitness. Aber: Fürsorge beider Eltern für das Überleben von Nachkommen notwendig  Selektionsdruck hinsichtlich der langfristigen Sicherung der Zuwendung und Ressourcen des männlichen Partners. Zuwendung in Gefahr, wenn der Mann die Beziehung verlässt. L  Fazit: Weibliche Eifersucht sollte vor allem durch Hinweise darauf ausgelöst werden, dass sich der Mann emotional zu einer anderen Frau hingezogen fühlt. Selektionsdruck besonders stark beim Menschen, da Investition in Nachkommen höher als bei anderen Säugetieren. © Gerd Bohner 2001

17 Fragebogen mit Dilemmata ähnlich dem folgenden:
Studie von Buss et al. (1992) Fragebogen mit Dilemmata ähnlich dem folgenden: “Please think of a serious or committed romantic relationship that you have had in the past, that you currently have, or that you would like to have. Imagine that you discover that the person with whom you’ve been seriously involved became interested in someone else. What would upset or distress you more (please circle only one): (A) Imagining your partner forming a deep emotional attachment to that person. (B) Imagining your partner enjoying passionate sexual intercourse with that other person.” Abhängige Variablen: Urteil, d.h. gewählte Alternative (emotional oder sexuell; Untersuchungen 1-3) Physiologische Reaktionen: Hautwiderstand, Puls, Muskelaktivität (corrugator supercilii; Untersuchung 2) Außerdem untersucht: Einfluss "aktivierender Kontexte" (d.h. Bestehen einer Zweierbeziehung) © Gerd Bohner 2001

18 Buss et al. (1992): Ergebnisse Untersuchung 1
Nur männliche Vpn; Differenz zu neutraler Bedingung % "sexuelle Untreue" © Gerd Bohner 2001

19 Buss et al. (1992): Ergebnisse Untersuchung 2
Nur weibliche Vpn; Differenz zu neutraler Bedingung © Gerd Bohner 2001

20 3. Kritik Sind evolutionspsychologische Erklärungen widerlegbar?
Beispiel interkulturelle Evidenz Genetische Bedingtheit schließt soziale / kulturelle Einflüsse nicht aus - beide Faktoren können gemeinsam untersucht werden. Beispiel: "Maskulinität / Femininität" und biologisches Geschlecht als Prädiktoren von Eifersucht Fazit: Zur Erklärung sozialen Verhaltens sind weder biologische noch soziokulturelle Modelle jeweils hinreichend. Evolutionspsychologie zeigt wichtige Randbedingungen für Erklärungen auf. © Gerd Bohner 2001

21 Interkulturelle Variabilität des "Buss-Effekts"
% Männer / Frauen, die sexuelle Untreue schlimmer finden als emotionale Untreue (in Klammern Differenz): USA: 60 / 17 (43) Südkorea: 59 / 18 (41) Polen: 57 / 27 (30) Niederlande: 51 / 30 (21) Großbritannien: 46 / 25 (21) Ungarn: 31 / 17 (14) Österreich: 26 / 12 (14) Deutschland: 27 / 15 (12) (Daten nach Buss et al., 1992, 1999; Buunk et al., 1996; Maslowska et al., 2000; Voracek, 2001; eigene Daten) © Gerd Bohner 2001

22 3. Kritik Sind evolutionspsychologische Erklärungen widerlegbar?
Beispiel interkulturelle Evidenz Genetische Bedingtheit schließt soziale / kulturelle Einflüsse nicht aus - beide Faktoren können gemeinsam untersucht werden. Beispiel: "Maskulinität / Femininität" und biologisches Geschlecht als Prädiktoren von Eifersucht Fazit: Zur Erklärung sozialen Verhaltens sind weder biologische noch soziokulturelle Modelle jeweils hinreichend. Evolutionspsychologie zeigt wichtige Randbedingungen für Erklärungen auf. © Gerd Bohner 2001

23 Maskulinität /Femininität und biologisches Geschlecht als Prädiktoren von Eifersucht (Bohner, 2001)
(1 = w, 2 = m) .26* (.10) Eifersuchtsindex (0 = Emo bis 5 = Sex) 76* * M / F * p < .001 © Gerd Bohner 2001


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