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Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit

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Präsentation zum Thema: "Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit"—  Präsentation transkript:

1 Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit
Modul 2: Das Christentum in seiner Geschichte Frömmigkeit und Kult Kap III. benötigt 30 Min. Formen der Gottesverehrung und sakraler Kommunikation Universität Duisburg-Essen, Winter-Semester 2006/07

2 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult
Übersicht Reformation zwischen Bilderverbot und Bildpropaganda protestantischer Kirchbau protestantische Kirchenmusik: Choral, Motette, Kantate 1) Protestantismus, sola scriptura, sinnenfeindlich, problematisches Verhältnis zu Bildern reformiert – radikale Anwendung des 2. Gebotes lutherisch – Arrangement => Bild als Propagandamittel 2) gleiche Differenz: lutherisch / reformiert nicht nur in der Ausstattung, sondern auch in der sakralen Architektur 3) auf dem Gebiet der Kirchenmusik hat die lutherische Kirche sich in ganz besonderer Weise hervorgetan KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

3 1.1 „Von abtuhung der Bylder“
Karlstadt Professor und radikaler Reformator Andreas Bodenstein aus Karlstadt, 1480ca-1541; nach Luthers Ächtung Führer der Reform in Wittenberg, Vorreiter des Wittenberger Bildersturms; vertritt Priorität des Geistes über dem Buchstaben («Schwärmer»), von Luther verdrängt (1525) u. literarisch bekämpft; 1534 Prof. in Basel Ende Januar 1522: der Rat der Stadt Wittenberg beschließt, die Bilder aus der Stadtkirche zu entfernen, sowie die Anzahl der Altäre auf 3 zu begrenzen. Theologischer Initiator: Prof. Andreas Bodenstein aus Karlstadt, Archidiakon des Heilig Geist Stiftes. Ziel: Kirchenreform streng nach biblischen Maßstäben, unter strenger Beachtung des zweiten Gebotes. Zuvor, Weihnachten 1521: Abendmahl unter beiderlei Gestalt, ohne Priestergewand Mitte Januar: der Archidiakon heiratet die Adelige Anna von Mochau. Armenordnung (Kastenordnung) zur Beseitigung des Bettels KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

4 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult
1.2 das Bild verhöhnt Gott Warum mißfällt es dir¹ also, daß sie Bilder verbieten? Ich sage dir, daß Gott die Bilder nicht weniger und mit nicht geringerem Fleiß verboten hat als Totschlag, Diebstahl, Raub, Ehebruch und dergleichen² ... Hörst du nun, wie schlimm und gefährlich Paulus³ die Bilder einschätzt? Es sagt, daß Bilderverehrer Gott die Ehre stehlen und sie den Bildern erweisen. Also setzen sie Gott herab und verhöhnen ihn. 1) angeredet wird der Gegner des Bildersturms, derjenige, der die Bilder in den Kirchen verteidigen will 2) ein Anspielung auf das 2. Gebot 3) „[die Heiden] haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere“ (Römer 1,23) Andreas Karlstadt, Von Abtuhung der Bilder (1522) Die Ordnung der Stadt Wittenberg ( ) schließt sich zunächst der Forderung Karlstadts an. Art. 13: „Ebenso sollen auch die Bilder und Altäre in der Kirche entfernt werden, um Abgötterei zu vermeiden, drei Altäre ohne Bilder sollen vollauf genügen.“ KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

5 1.3 das zweite Gebot – Legitimation des Bildersturms
Exodus 20, bzw. Deuteronomium 5 (1) Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. (2) Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten. (3) Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

6 1.4 die Bilderfrage und die Freiheit eines Christenmenschen
Luther Invocavit Predigten In der dritten Predigt (WA 10/iii, 21-30) geht Luther ausführlich auf die Bilderfrage ein. Er beginnt damit, die Bilder auf eine Ebene mit den Mönchsgelübden, Fastengeboten und dem Zölibat zu stellen. Ein Verbot in diesen Fragen stehe im Widerspruch zur christlichen Freiheit. Etwas, was grundsätzlich frei ist, zu einem Gebot zu machen, bedeute der Werkgerechtigkeit zu frönen, wodurch der Mensch sein Heil nicht sichere, sondern gefährde 1) das Fleisch, was nach der Opferung im heidnischen Tempel von den Priestern zum Kauf angeboten wurde; mit dem Verkauf bestritten die heidnischen Tempel ihren Unterhalt Luther löst damit die Bilderfrage in Analogie zur Problemlösung des Paulus, ob Christen Götzenopferfleisch¹ essen dürfen oder nicht (1. Kor. 10,23-33): grundsätzlich frei, wenn ich aber schwache Gemüter damit verunsichere, soll ich es lieber sein lassen. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

7 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult
1.5 der Bildersturm Erfurter Meister (?) Pietà aus Orlamünde Mitte 15. Jh. Luther hatte sich in Wittenberg durchgesetzt. Nach dem Weggang aus Wittenberg wirkte Andreas Bodenstein von Karlstadt als einfacher Pfarrer im thüringischen Orlamünde, damals wettinisches Territorium. Ähnlich wie in Wittenberg 1522 veranlasste er auch hier die Entfernung aller Bilder aus den Kirchen und es ist zu vermuten, dass die Pietà in dieser Zeit zerstört wurde. Kopf und Körper Mariens wurden zerstört. Obwohl Karlstadt nie ein Bündnis mit Thomas Müntzer eingegangen war, wurde er – auch auf Betreiben Luthers – 1525 aus Sachsen ausgewiesen. Später löst Luther das Problem des Bilderverbotes einfach dadurch, dass er – einer katholischen Tradition folgend – aus dem Dekalog ausschied und die Leerstelle mit einer Teilung des 10 Gebotes auffüllte. Zum Bild Alabaster, 65 x 47 x 16 cm, Thüringisches Landesmuseum Eisenach, Leihgabe der Ev. – Luth. Kirchgemeinde Orlamünde. Was hier weggeschlagen wurde, kann man sich vorstellen, wenn man die berühmte Pietà von Michelangelo daneben hält > … > … Bevor wir zur lutherischen Bildpropaganda übergehen, noch ein Blick auf Calvin und seiner Bildkritik. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

8 1.6 Calvins Kritik an Bildern
Wenn also die Papisten noch einige Scham in sich haben, so mögen sie sich fürderhin nicht mehr der Ausflucht bedienen, die Bilder seien "der Laien Bücher" [durch die Schrift widerlegt] ... Und die Gemälde und Bildsäulen, die sie den Heiligen errichten - was sind die anders als Musterbilder der verderbtesten Üppigkeit und Schamlosigkeit? ... Die Dirnen in ihren Hurenwinkeln sind schamhafter und züchtiger bekleidet als das, was die Papisten in ihren Kirchen für Bilder von Jungfrauen gehalten wissen wollen. Was Calvin mit seiner Kritik gemeint haben könnte, dazu ein Auszug aus Michelangelos Fresko: Das Jüngste Gericht in der Sixtinischen Kapelle, das 1541 fertig gestellt wurde. Was Calvin völlig entgangen ist, ist der Skandal, den dieses Fresko bei den konservativen Papisten ausgelöst hat. Nur knapp ist das Fresko der Zerstörung entgangen. Calvin und die so gescholtenen Papisten – eines Sinnes. Jean Calvin, Institutio religionis christianae, 2. Aufl. (1539) , I,11,7 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

9 1.7.1 das protestantische Altarbild – der Wittenberger Altar
Wenn Bilder nicht verboten sind – so die lutherische Auffassung, warum soll man sie nicht nutzen, um den rechten Glauben auszubreiten? Luther hatte das Glück, in Wittenberg einen Künstler höchsten Ranges zu haben. Altarbild v. Lukas Cranach d. Ä.. (Taufe, Abendmahl, Buße, Predigt) vor 1539, Seitenflügel und Predella Ort: Stadtkirche Wittenberg >Abendmahl am runden Tisch, mit Johannes, Petrus und Judas (Geldbeutel), Wittenberger Prominenz als Jünger, >linker: Melanchthon tauft, > rechter Flügel: Bugenhagen, Stadtpfarrer als Beichtiger, >Predella: Luther als Prediger, datiert 1547, restauriert 1928 Luther über das Altarbild: Wer hie lust hette, tafeln auff den altar lassen zu setzen, der sollte lassen das abendmal Christi malen und diese zween vers ‚Der Gnedige und Barmherzige HERR hat ein gedechtnis seiner wunder gestifft’ mit grossen gültnen buchstaben umbher schreiben, das sie fur den augen da stunden, damit das hertz dran gedecht, ja auch die augen mit dem lesen, gott loben und dancken müssten. Denn weil der altar dazu geordent ist, das man das Sacrament drauff handeln solle, So künde man kein besser gemelde dran machen, Die andern andern bilde von Gott oder Christo mügen wol sonst an andern orten gemalet stehen. Der 111. Psalm ausgelegt, 1530, WA31/1 (1913) 415 Z KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

10 1.7.2 das protestantische Altarbild – sola gratia
Altarbild Kreuzigung, Lukas Cranach d.J. (1555) - Ort: Herderkirche, Weimar Vordergrund von links: der auferstandene Jesus besiegt Tod und Drachen, der gekreuzigte Jesus, Johannes der Täufer, Lukas Cranach d. Ä., Luther. In der Mitte (klein): Mose mit Gesetzestafeln, Flucht des gefallenen Adams, von Tod u. Teufel gejagt . Hoffnungszeichen im AT: Eherne Schlange im Lager der Israeliten, Vorbild des gekeuzigten Christus (Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben, Joh 3,14-15); in der Wolke der Engel der Weihnachtsbotschaft an die Hirten. 1.Petr.1,1-2 "Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde" KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

11 1.7.3 das protestantische Altarbild – die Polemik
Wahre Religion Christi und abgöttische Lehre des Antichrists Holzschnitt von Lukas Cranach d. J. (1546), Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin Luther predigt, erleuchtet von d. Taube, Lamm und damit Christus (vor Gott kniend). Kindertaufe (gegen die Wiedertäufer).Altar mit Kruzifix, Abendmahl sub utraque, Nachfolge des gekreuzigten Chr.,hörend Joh.Fr. d. Großmütige mit Kreuz auf Schulter Rechts: katholische Kirche: feister Mönch + Teufel mit Blasebalg, Zuhörer: Kleriker, aufwendig gekleidet mit groben Attributen (Narrenschellen, Karten, Geld, Hahn). Statt Altar verkauft Papst mit Hilfe e. Nonne Ablässe, Verspottung der Riten, Gotteszorn, NB nutzlose Fürbitte von Franz von Assisi mit Wundmalen im Himmel: sola gratia! KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

12 1.7.4 das protestantische Altarbild – die lutherischen identity makers
Predigt und Abendmahl, Antemensale (von lat. ante, "vor", und mensa, "Tisch", Verkleidung der Vorderseite (Frontale) des Altars) der Kirche von Torslunde (1561), Nationalmuseum, Kopenhagen. Prediger weist auf das Kreuz, in der anderen Hand hält er die hlge. Schrift Kindertaufe, Abendmahl unter beiderlei gestalt, Altar mit Kerzen und Kruzifix (im Gegensatz zur reformierten Kirche), Bildüberschrift: ADORNATA FUIT CONSILIO d. IOANNIS IACOBI PASTORIS HUIUS ECCLESIAE ANNO d. MDLXI die Ausschmückung erfolgte auf Anweisung von Johann Jakobus, Paster dieser Kirche, im Jahre 1561 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

13 2.1 protestantischer Kirchbau – die Schlosskirche in Torgau
Kann es nicht geschehen unterm Dach oder in der Kirche (sc. zusammen zu kommen, um Gottes Wort zu hören ... zu beten für allerlei Not und für empfangene Wohltat danken) so geschehe es auf einem Platz, unter dem Himmel und wo Raum dazu ist. Wie St. Paulus am Wasser predigte zu Philippi [Apg. 16,13] und zu Troas in einem Saal [Apg. 20,16]. Doch, dass es eine ordentliche, gemeine, ehrliche Versammlung sei; ... Diese Freiheit haben wir Christen auch aus der Lehre des heutigen Evangeliums [Lk 14,1ff: die Heilung eines Wassersüchtigen am Sabbat] und sollen auch darob halten, dass wir des Sabbats und anderer Tage und Stätte Herren sind und nicht darin sonderliche Heiligkeit oder Gottesdienst setzen, wie die Juden und unsere Papisten. Einer der seltenen Neubauten der Reformation Altar im Westen (aus architektonischen Gründen: Fürstengemächer im Osten, keine symbolische Bedeutung!) > Altar, zwar vorhanden / Reformierten: Tisch des Herrn, nicht Block, kein Reliquiendepot Luther hat selbst die Predigt beim Einweihungsgottesdienst gehalten > … > bibl. Angabe > nochmals Innenansicht Martin Luther, Predigt zur Einweihung der Schlosskirche in Torgau am , WA 49, 592 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

14 2.2 die Kanzel der Torgauer Schlosskirche
keine Gemeindekirche, Schloßkirche, keine Bestuhlung unten Reliefs am Kanzelkorb: 1) Jesus und die Ehebrecherin, Rettung der nach dem Gesetz (Mose mit den Gesetzestafeln in der Bildmitte) straffälligen Sünderin durch die im Evangelium verheißen Gnade 3. Mose 20,10: Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben, Ehebrecher und Ehebrecherin, weil er mit der Frau seines Nächsten die Ehe gebrochen hat. ... Johannes 8: 2 Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie. 3 Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau zu ihm, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte 4 und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5 Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? 6 Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. 8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. 9 Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. 10 Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11 Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr. 2) der zwölfjährige Jesus im Tempel, umgeben und den Schriftgelehrten, als Lehrer und Exeget der Heiligen Schrift (Lk 2,41ff) 3) Austreibung der Wechsler und Händler auf dem Tempel (Joh. 2,13ff). In der Bildmitte der typologische Bezug: Erhöhung der Schlange in der Wüste (4. Mose 21,4-9) / das Kreuz Verloren gegangen der Schalldeckel mit einer Darstellung der Taufe Jesu, über dem die Taube des hlg. Geistes und Gottvater schwebten KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

15 2.3 die Frauenkirche in Dresden
Sakrale Architektur war kein Thema für die Kirchen der Reformation, vor allem dort nicht, wo die Reformation durch die Obrigkeit, Fürst oder städtischer Rat eingeführt wurde; man übernahm einfach, was da war, und Kirchen gab es in jeder Stadt in Hülle und Fülle: Stiftskirchen, mehrer Klosterkirchen, Gemeindekirchen; man entfernte, was Anstoß erregte, radikal in reformierten Kirchen, vorsichtig mit Bedacht in lutherischen Kirchen. Hier in Dresden übernahm man die Unserer lieben Frau, also Maria geweihten Kirche, um dort den lutherischen Gottesdienst zu feiern – praktische Not (zuwenig Platz), Wohlstand (die Folgen des 30jährigen Krieges waren endlich überwunden), oder Prestigedenken (auch wenn August der Starke katholisch geworden war um polnischer König zu werden, wollte man zeigen, dass die Konfession der Stadt nach wie vor das Luthertum war): die mittelalterliche Kirche wurde abgerissen und ein barocker Monumentalbau errichtet. > Gemälde von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, einem venizianischen Maler des 18. Jh. > nach der völliger Zerstörung im II. WK, von wieder errichtet > ein Blick in den Innenraum: der mächtige Kanzel-Orgel-Altar KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

16 2.4 die Anordnung der Prinzipalstücke
normalerweise vielen die Neubauten im 18. Jh. schlichter aus, auch wenn die Bauprinzipien, vor allem die Anordnung der Prinzipalstücke und die Anordnung der Gemeinde, ähnlich waren hier ein Bsp. barocken Bauens in der ev. Kirche aus der 2. Hälfte des 18. Jh., eine Kirche, die von Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken erbaut wurde Begriff: Prinzipalstücke Prinzipalstücke - die Ausstattungsgegenstände eines liturgischen Gottesdienstraumes Altar (Abendmahlstisch oder Altartisch), Kanzel oder Lesepult, Taufbecken, Orgel. Im Barock hat man sich um eine Integration der Prinzipalstücke im Angesicht der Gemeinde bemüht: Altar, Kanzel und darüber die Orgel; die reformierte Kirche kannte ursprünglich nur die Kanzel als raumzentrierendes Stück Ludwigskirche Saarbrücken, 1775 Breitsaal- oder Querhauskirche Orgel-Kanzel Altar KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

17 2.5 der reformierte Kirchenraum
Die reformierten Gemeinden konnten sich dort, wo sie mit einer feindlichen Obrigkeit konfrontiert waren, wenn überhaupt, nur bescheidene Baulichkeiten leisten. Protestantische Kirchen in Frankreich heißen bis heute nicht Eglise, sondern Temple. Dieser Temple von Lyon hat gerade mal 3 Jahre Bestand gehabt. Heinrich IV, Edikt von Nantes, öffentliches Kultgebäude, aber nicht in Paris > Ein bescheidenerer Vorgängerbau war 1607 von Jacques Androuët Du Cerceau, der aus einer berühmten protestantischen Architekten Dynastie stammte, errichtet worden Die Hugenottenkirche in Charenton besaß infolge der großzügigen Verglasung mit Klarglas und der weißen Tünchung einen sehr hellen Innenraum. Um die auffällig hohe zentrierte Kanzel gruppierten sich die Kirchenbänke. Oberhalb der Kanzel war unterhalb des Tonnengewölbes zwei Tafeln mit den Zehn Geboten angebracht. Außerdem existierten Tafeln mit dem Glaubensbekenntnis und dem Herrengebet. kein Altar, keine Bilder, kein Schmuck Die in diesem Gebäude entwickelten Baumuster wirkten prägend auf zahlreiche französisch-reformierte Kirchen innerhalb wie auch außerhalb Frankreichs. > Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 wurde der Tempel in Charenton auf staatliche Anordnung hin abgerissen. der Temple (= reformierte Kirche) von Lyon, Architekt: Jacques Perrissin Temple de Charenton II, 1623ff, Salomon de Brosse ( ), zerstört 1685 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

18 3.1.1 der lutherische Gottesdienst – die deutsche Messe
Gemeinsam mit Johann Walter entwarf Luther für dieses Buch drei Ordnungen. Neben einem lateinischen Gottesdienst für die hohen Festtage und einem deutschen Sonntagsgottesdienst dachte Luther noch an den Hausgottesdienst, entwarf hierfür aber keine gesonderte Ordnung. Luther reagiert auf das Drängen, der unübersehbaren Vielfalt an Gottesdienstordnungen ein Ende zu machen. Dies entsprach eigentlich nicht Luthers Absicht, denn zu Beginn und Ende seiner Schrift betont er ausdrücklich die Freiheit in der Gestaltung gottesdienstlicher Feiern. Auch der Abschaffung der lateinischen Sprache mochte er nicht das Wort reden, sah er doch den Gebrauch des Latein im Gottesdienst durchaus auch unter pädagogischem Aspekt. 4° Nürnberg: Friedrich Peypus, zugleich eine 8° Ausgabe bei Melchior Lotter in Wittenberg, 1526 > Folie Johann Walter, , Kantor in Torgau und Dresden, musikalischer Berater Luthers, gab 1524 das erste mehrstimmige ev. Gesangbuch heraus KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

19 3.1.2 der lutherische Gottesdienst – das Kirchenlied
Geistliche Lieder, 1545 das Gesangbuch enthält 89 Lieder, sein Anhang 40 „Psalmen vnd geistliche lieder welche von fromen Christen gemacht vnd zusamen gelesen sind“ protestantisches Kirchenlied: - Hymnen verdeutscht und um weitere Strophen erweitert - Psalmen Nachdichtung (cf. reformierte Tradition) - Neudichtungen, z.B. das persönliche Glaubenszeugnis: „Nun freut euch lieben Christen gmein“ 1545 Gesangbuch, Folie, > Begründung > Inhalt > lutherisches Kirchenlied, kleine Typologie Hymnus: veni, creator spiritus, - Komm, Heil´ger Geist der Leben schafft Psalm: Ein feste Burg ist unser Gott (Ps. 46: Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. ) Neudichtung: z.B. der reformatorische Durchbruch, das sola gratia: Nun freut euch, lieben Christen gmein Mein guten Werk, die galten nicht, / es war mit ihn ver­dorben; / der frei Will hasste Gotts Gericht, / er war zum Gutn erstorben; / die Angst mich zu verzweifeln trieb, / dass nichts denn Sterben bei mir blieb, / zur Höllen musst ich sinken. Da jammert' Gott in Ewigkeit / mein Elend Übermaßen; er dacht an sein Barmherzigkeit, / er wollt mir helfen lassen; / er wandt zu mir das Vaterherz; es war bei ihm fürwahr kein Scherz, / er ließ's sein Bestes kosten Viel falscher Meister itzt Lieder tichten sihe dich für, vnd lern sie recht richten wo Gott hin bawet sein kirch vnd sein wort Da wil der Teuffel sein mit trug vnd mord KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

20 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult
3.2 die Motette Hans Leo Haßler, Motette: Jubilate omnis terra, um 1600 der Chor wird begleitet von Dulzian, Chitarrone und Orgel Jubilate Deo omnis terra, Jauchzet Gott, alle Lande, psalmun dicite nomini eius, lobsinget seinen Namen, date gloriam laudi eius. gebet Ehre seinem Lob. Dicite Deo, quam terribilia sunt opera tua. Sprechet zu Gott: wie wunderbar sind deine Werke! Domine, in multitudine virtutis tuae Herr, vor der Vielfalt deiner Kraft mentientur tibi inimici tui. versagen deine Feinde. Omnis terra adoret te Alle Welt bete dich an et psallat tibi, und lobsinge dir, psalmum dicat nomini tuo. lobsinge deinem Namen. Motette mehrstimmige Vertonung eines Textes. Der Text wird in mehrere Sinnabschnitte zerlegt, denen jeweils ein musikalisches Motiv zugeordnet wird. Dieses Grundprinzip erlaubt zahlreiche Satzstrukturen, wie rasch sich folgende oder weit auseinander gezogene Imitationen, paarig wechselnde Stimmmeinsätze, imitatorische Duopassagen, Kanonbildungen, unterschiedliche Metren, flächig kontrastierende Klanggruppen homophone Partien an besonders hervorzuhebenden Stellen. Ohne Italien keine protestantische Kirchenmusik. Die wichtigsten Gattungen, Mottete und Kantate sind Kulturimport aus Italien. Hans Leo Haßler, , in Augsburg, Prag, Nürnberg, Dresden tätig, neben Michael Praetorius Wegbereiter des italienischen Motetten- und Liedstiles in Deutschland. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

21 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult
3.3 die Kantate Kantate BWV 68: Also hat Gott die Welt geliebet, 1725 Barbara Schlick, Sopran Gotthold Schwarz, Baß Die andere Gattung, die der protestantischen Kirchenmusik ihr Profil gegeben hat, ist die Kantante > Begriff Als Bsp. einer Kantante habe ich ausgewählt die Kantate zum 2. Pfingsttag von J. S. Bach. Ausführende … Kantate Vokalkomposition mit Instrumentalbegleitung entstanden um 1600 in Italien als mehrteiliges, generalbass-begleitetes Sologesangsstück mit Rezitativ und Arie. Neben der weltlichen Kammerkantate wurde in Deutschland Ende des 17. Jahrhunderts die Kirchenkantate zu einer Hauptform der evangelischen Kirchenmusik. Meist ist ein Chorsatz dem Wechsel von Rezitativ und Arie vorangestellt und ein mehrstimmiger Choral bildet den Abschluss. Als der bedeutendste Meister der Kantate gilt Johann Sebastian Bach. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

22 3.3.1 Johann Sebastian Bach, Kantate BWV 68, 1725
Eingangschoral Also hat Gott die Welt geliebt, daß er uns seinen Sohn gegeben. Wer sich im Glauben ihm ergibt, der soll dort ewig bei ihm leben. Wer glaubt, daß Jesus ihm geboren, der bleibet ewig unverloren, und ist kein Leid, das den betrübt, den Gott und auch sein Jesus liebt. Der Kantate zugrunde liegt eine Nachdichtung von Joh. 3,16f von Salomo Liscow, erschienen im Gesangbuch des Gottfried Ophelius, 1682 Joh. 3,16 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

23 3.3.2 Johann Sebastian Bach, Kantate BWV 68
Christophe Coin Arie (Sopran): Mein gläubiges Herze, frohlocke, sing, scherze, dein Jesus ist da! Weg Jammer, weg Klagen, ich will euch nur sagen: mein Jesus ist nah. Barbara Schlick KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

24 3.3.3 Johann Sebastian Bach, Kantate BWV 68
Rezitativ (Baß) Ich bin mit Petro nicht vermessen; was mich getrost und freudig macht: daß mich mein Jesus nicht vergessen! Er kam nicht nur die Welt zu richten, nein, nein, er wollte Sünd und Schuld als Mittler zwischen Gott und Mensch vor diesmal schlichten. nach Joh. 3,17 Texte: Christiane Marianne Ziegler Arie (Baß) Du bist geboren mir zugute, das glaub ich, mir ist wohl zumute, weil du vor mich genug getan. Das Rund der Erde mag gleich brechen, will mir der Satan widersprechen, so bet ich dich, mein Heiland, an. Du bist geboren ... Gotthold Schwarz KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult

25 3.3.4 Johann Sebastian Bach, Kantate BWV 68
Chorfuge Wer an ihn gläubet, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht gläubet, der ist schon gerichtet, denn er gläubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes. Joh. 3,18 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeit und Kult


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