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Familie im Kontext von Kindheitsforschung

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Präsentation zum Thema: "Familie im Kontext von Kindheitsforschung"—  Präsentation transkript:

1 Familie im Kontext von Kindheitsforschung
Prof. Dr. Jutta Ecarius

2 Familie: Wie lässt sich Familie charakterisieren?
‚Familie’ - bedingt von Wirtschaft, im Sinne einer ökonomischen Kooperation, sowie durch kulturelle, politische oder juristische Ordnungen ‚Familie‘ weist eine biologische und soziale „Doppelnatur“ auf (biologische Ebene: Reproduktion; soziale Ebene: Integration von Kindern in die Gesellschaft) Einzigartiges Kooperations- und Solidaritätsverhältnis und Rollenstruktur: Mutter, Vater, Sohn etc. ‚Familie’ - als eine Ordnung sozialer Beziehungen von Geschlechtern und Generationen Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 2

3 Vormoderne Familie (Antike bis Neuzeit)
Dem Moment der Blutsverwandtschaft wird eine nur geringe Bedeutung beigemessen (in der römischen ‚familia‘ ist der Rechtsnachfolger des Familienoberhauptes meistens ein Adoptivsohn) ‚pater familias‘ – nicht nur Vater und Ehemann, sondern Herr eines Großhaushaltes, der neben Kindern auch Sklaven umfasst Quelle: Mediatus Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 3

4 Vormoderne Familie (Antike bis Neuzeit)
Mittelalter: Erhalt politischer und sozialer Macht ist an Familienbeziehungen geknüpft Familiale Zusammenschlüsse = Hausgemein- schaften (Hausvater, Frau, Kinder, Gesinde, Hörige) Aristokratische Ehe (politische Entscheidungen) Patriarchalisch organisiertes Ehemodell (Erbnachfolge – männlich). Kulturelle Rahmung durch Christentum: paulinische Analogie zwischen der Ehe und dem Verhältnis zwischen Christus und seiner Kirche (Monogamie). Quelle: Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 4

5 Bürgerliche Familie (19.-20. Jahrhundert)
Familiale Bindungen werden säkular vertragsrechtlich konstituiert und durch emotionale Bindungen begründet Neuer Sozialisations- und Erziehungsprozess mit bürgerlichen Ideen von Freiheit, Selbstständigkeit und Selbstverantwortlichkeit („mündiger Bürger“) Familie als Erlebnis- und Erfahrungsraum, in welchem in der Kindheit und im Jugendalter die grundlegende Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung hinsichtlich des bürgerlichen Leitbildes durch ein konsequentes Vorleben seitens der Eltern organisiert werden. Bürgerliche ‚Geschlechtscharaktere‘ der familialen Beziehungen und Positionen, insbesondere von Mann und Frau (Vernunft – Liebe) entstehen Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 5

6 Familie der Moderne: drei zentrale Umbruchserfahrungen
Pluralisierung von Lebensformen und Milieus (‚Desintegration‘, ‚Deinstitutionalisierung‘) Pluralisierungsprozesse führen zu alternativen Möglichkeiten der Lebensgestaltung: „Die Moderne bedeutet für das Leben des Menschen einen riesigen Schritt weg vom Schicksal hin zur freien Entscheidung.“ (Berger 1994: 95) Veränderungen der Geschlechterverhältnisse Frauenbewegungen, emanzipatorische Fortschritte, Infragestellung der klassischen Trennung zwischen privatem Raum und Öffentlichkeit und des häuslichen Arrangements von Arbeitsteilung und Kindererziehung. Quelle: Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 6

7 Familie der Moderne: drei zentrale Umbruchserfahrungen
3. Individualisierung im Widerspruch zu Gemeinschaftserfahrungen Subjekt als Reproduktionseinheit des Sozialen (Schulische und berufliche Bildung, Berufs- und Reproduktionstätigkeit) „Authentizitätsideal“: bedeutsam wird das Gefühl von Echtheit und Stimmigkeit. Motive der Authentizität werden zu gesellschaftlich akzeptierten Begründungsstrukturen für intime Beziehungen als Basis für Familiengründungen. Quelle: Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 7

8 Aktuelle Befunde zu Lebensformen der Paarbeziehung
Ehe = 2001: Eheschließungen, 2009: Eheschließungen Heiratsalter: 33 Jahre bei den Männern, 30 Jahre bei den Frauen (1975: 24 Jahre bei den Männern, 22 Jahre bei den Frauen) 2009 gab es 8,2 Mill. Familien mit minderjährigen Kindern – waren es noch 9,3 Millionen (11% Rückgang) 2009 gab es 2,4 Millionen Familien mit einem Elternteil mit Migrationshintergrund (29% alle Familien mit Minderjährigen) Angaben: Datenreport 2011 Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 8

9 Aktuelle Befunde zu Lebensformen der Paarbeziehung
„Gerade die Fokussierung auf die emotionale Bedeutung und Authentizität einer Partnerschaft führt dazu, dass Personen stärker kritisch abwägen, längere Probezeiten des Zusammenlebens für sich in Anspruch nehmen und eher bereit sind, sich von einem Partner zu trennen, falls die Beziehung als unbefriedigend erlebt wird. Die emotionale Aufwertung der Liebesbeziehung macht somit ihr größtes Gefährdungspotenzial aus.“ (Ecarius, Köbel, Wahl 2011: 26) Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 9

10 Scheidung 35% der geschlossenen Ehen wurden wieder geschieden, davon haben knapp 50% Kinder unter 18 Jahren (Datenreport 2011) Die Scheidungsbarrieren „mindestens ein gemeinsames Kind“ und „gemeinsames Wohneigentum“ vermindern das Scheidungsrisiko um 40% bzw. 54%: Kinder unter fünf Jahren wirken besonders „ehestabilisierend“ (Peuckert 2007) Steigende Scheidungszahlen in der Elterngeneration = steigende Ehescheidungen in der Kindergeneration. Quelle: Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 10

11 Von der Dyade zur Triade
Deutschland (neben Spanien und Italien) weist die niedrigste Geburtenrate in Europa auf 2009 wachsen 76% der insgesamt 13,3 Mill. minderjährigen Kinder bei einem Ehepaar auf 2009 wachsen 47% der Kinder mit einem minderjährigen Geschwisterteil auf; 27% haben zwei Geschwister, 25% leben ohne Geschwister Familien mit Migrationshintergrund: drei und mehr Kinder (15%); ohne Migrationshintergrund: 9% 14% der seit den 1980er Jahren geschlossenen Ehen bleiben kinderlos Angaben: Datenreport 2011 Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 11

12 Alleinerziehende Mütter und Väter
2009/11 (Mikrozensus) gibt es 2,6 Millionen Ein-Eltern-Familien mit 59% minderjährigen Kindern Jedes 6. Kind wuchs bei einem Alleinerziehenden auf (16%) Davon sind 90% Mutterfamilien (2009) Mütter und Väter in verschiedenen Lebensformen: Ledig: 38% Frauen, 18% Männer; Verheiratet getrennt lebend: 13,5% Frauen, 12% Männer; Geschieden: 40% Frauen, 48% Männer; Verwitwet: 55% Frauen, 11% Männer Die Zunahme alleinerziehender Familien bis 1980 war eine Folge der gestiegenen Zahl von Ehescheidungen und Trennungen; der Anstieg seit den 1980er Jahren geht auf die Zunahme lediger Mütter zurück Angaben: Datenreport 2011 Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 12

13 Alleinerziehende Mütter und Väter
Ein-Eltern-Familien zeichnen sich gegenüber Normalfamilien durch eine sozio-ökonomisch deprivierte soziale Lage (niedriges Einkommen, hohes Armutsrisiko) aus. Im Jahre 2009 lag das Haushaltsnettoeinkommen unter 1.300€ bei den alleinerz. Frauen bei 44% (Männer: 22%), (Datenreport 2011) Quelle: Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 13

14 Drei- und Mehrgenerationenhaushalte
2% der Bevölkerung leben in Haushalten, in denen Großeltern, Eltern und Kinder gemeinsam wohnen (Peuckert 2007). Multilokale Mehrgenerationenfamilie – intensive Beziehung zwischen den getrennt wohnenden Generationen („Intimität auf Abstand“, „innere Nähe durch Distanz“) (Peuckert 2007). Hausfamilie – mehrere Generationen eines Familienverbandes in einem Haus in separaten Wohnungen wohnen (6,9% aller Familien) (Peuckert 2007). Charakteristisch für diesen Privatheitstypus: drei Generationen (80% der Jährigen erleben Großeltern; Zinnecker u.a ). Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 14

15 Neue Familienformen: Inseminationsfamilien
“Artifizielle Familien“, die aufgrund der Entwicklung neuer Reproduktions- technologien entstehen (künstliche Befruchtung durch Spendersamen). Seit den 1970er-Jahren sind Kinder in Folge einer künstlichen Befruchtung zu Welt gekommen (Eizelle der Mutter und Spendersamen). Zwischen 80% und 90% der Eltern dieser Kinder wollen sie nicht über ihre biologische Abstammung aufklären (Schutz vor gesellschaftlicher Stigmatisierung und persönlicher Verunsicherung) Daten: Peuckert 2007 Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 15

16 Neue Familienformen: gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften
2009 (2011) – Paare bekannten sich offiziell als gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften (Schätzung – Paare) 30% eingetragene Lebensgemeinschaft Rund Kinder wachsen in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften auf (überwiegend aus früheren heterosexuellen Partnerschaften) Diese Kinder zeigen keine signifikanten Entwicklungs- und Sozialisationsdefizite Daten: Datenreport 2011 Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 16

17 Europäischer Vergleich: Familiengründung mit Kindern
Gegenwärtig liegt das Alter von Frauen bei der ersten Geburt in Estland, Litauen, Bulgarien und Rumänien unter 24 Jahren. In den meisten europäischen Ländern kommt es zu einer späteren Familiengründung (Ecarius, Köbel, Wahl 2011) Gründe dafür: Gestiegene Bildungsexpansion Verlängerung der ‚Jugendphase‘ Steigende Wohnkosten und Jugendarbeits-losigkeit. Nicht eheliche Geburten: in Schweden und Dänemark – 55% aller Geburten; in Griechenland, Kroatien und Italien – unter 10% aller Geburten (Ecarius 2007) Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 17

18 Europäischer Vergleich: Mehrgenerationshaushalt
Familiengenerationen in einem Haushalt: Spanien (Ende 1990er-Jahre) – 37% der über 65-Jährigen wohnen bei ihren Kindern In Mitteleuropa (z.B. Deutschland und der Schweiz) leben ca. 19% aller älteren Menschen mit den Kindern im gleichen Haushalt. Daten: Ecarius, Köbel, Wahl 2011 Quelle: Anandhi Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 18

19 Familienerziehung: historisch und aktuell
„Erziehungsregeln und –inhalte verändern sich und sind eingebettet in einen gesellschaftlichen Wandlungsprozess.“ (Ecarius, Köbel, Wahl 2011: 39) Quelle: ULO Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 19

20 Familienerziehung über drei Generationen
Qualitative Studie (Ecarius 2002): 27 Familiengenerationen (Großeltern/Eltern/Kinder), 132 narrative und Leitfadeninterviews. Generationen: , , Analysekriterien für Kindheit und familiale Erziehung: räumliche Sozialwelt: Wohnbedingungen, Stadt-Land, Verkehr, etc.; gegenständliche Welt: Technik, Haushalt, Medien, Spielzeug; Struktur der privaten Lebensform: Ehe, Familie, Kinderzahl; Art der Moralvorstellungen: in Bezug auf das Individuum, die Kirche, Umgangsformen; Organisation der Alltagswelt: Schule, Bildung, Freizeit, Tagesablauf, etc.. Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 20

21 Erziehungserfahrungen: der Befehlshaushalt in drei Generationen
Jan Steen. The Village School. c National Gallery of Ireland, Dublin, Ireland Quelle: © Martin Perscheid Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 21

22 Erziehungserfahrungen: der Befehlshaushalt in drei Generationen
Erziehung zu Unterordnung, Gehorsam, Pflichterfüllung, Gerechtigkeit Religiosität Sauberkeit, Echtheit, Pünktlichkeit Gleichbehandlung der Geschwister Eltern als Respektspersonen Traditionale Machtbalance, autoritärer Befehlshaushalt Gehorsam, Strebsamkeit Traditionale Machtbalance, autoritärer Befehlshaushalt. Gehorsam, Traditionale Machtbalance, autoritärer Befehlshaushalt mit veränderten Inhalten. Regeln Eltern bestimmen Regeln Verhandeln als Tabu-Bruch Tätigkeitsfolge: Schule, Schulaufgaben, Mithilfe, Spiel Mithilfe im Haushalt Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 22

23 Erziehungserfahrungen: der Befehlshaushalt in drei Generationen
Bestrafung Verbale Bestrafung, Prügel Sozial-milieu Sozial- geschichte Getrennte Milieus und Geschlechtertrennung Traditionelle, religiöse Gesellschaftsstruktur Zuerst: Weiterbestehen der sozialen Milieus, dann Wandel durch den Staat Förderung beider Geschlechter Sozialistische Gesellschaftsstruktur mit traditionellen Elementen Aufbrechung der sozialen Milieus Sozialistische Gesellschaftsstruktur mit trad. u. teilmod. Elementen; Wende ab 1989 aus: Ecarius 2002: 224 Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 23

24 Erziehungserfahrungen: die Erziehung des Verhandelns in drei Generationen
Aus: Bilder zum Anschauungsunterricht für die Jugend, Schreiberverlag in Eßlingen, um 1900 Plakat - Dr. Oetker (1950); Quelle: Dr. August Oetker KG Quelle: Sammlung Plakate AdsD, Signatur: 6/PLKA030929; CD: CDKA020; AWO (1977) Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 24

25 Erziehung des Verhandelns
Erziehung zu Ordnung, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit Christliche Erziehung Geringer Grad der Informalisierung Kleiner Verhandlungs-spielraum Vertrauensbasis Größerer Grad der Informalisierung Mehr Verhandlungsspielraum (christliche Erziehung) Großer Grad der Informalisierung Großer Verhandlungsspielraum Eltern als Vertrauensperson Heranwachsende als Interaktionsmitglied Regeln Mithilfe im Haushalt Geringere Mithilfe im Haushalt Einsicht in Regeln Regeln als interaktives Miteinander Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 25

26 Erziehung des Verhandelns
Freizeit Familienbezogene Freizeit Dürfen länger draußen bleiben Kindbezogene Familienfreizeit Dürfen Freizeitinteressen selbst bestimmen Bestrafung/Belohnung Prügel, verbale Maßregelung Verhandeln und Diskussion über Fehlverhalten Macht-balance Asymmetrische Machtbalance Mehr symmetrische Machtbalance aus: Ecarius 2002: 229 Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 26

27 Die mittlere Generation als ‚Switchgeneration‘
Der Wandel vollzog sich in der mittleren Generation: (Groß-)Eltern praktizieren i.d.R. einen Befehlshaushalt Mittlere Generation praktiziert einen Verhandlungshaushalt (Ecarius 2002: 258) Eltern der jüngsten Generation Wandel der Deutungsmuster: Weitgehend veränderte Erziehung; angesetzt wird an negativen, eigenen Erfahrungen Über Erziehung wird weitgehend reflektiert Verringerung der traditionalen Machtbalance, Annäherung der Generationen, Verhandeln Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 27

28 Großeltern und Erziehung
Die älteste Generation ( ) erfährt deren Großeltern als Teil eines alltäglichen Familiengefüges. In der mittleren Generation ( ) übernehmen die Großeltern einen Teil der Erziehungsaufgabe der Eltern, da diese berufstätig sind. In der jüngsten Generation ( ) werden die Großeltern Erziehungsberechtige und zentrale Bezugspersonen; auch hier vollzieht sich ein Wandel vom Befehls- zum Verhandlungshaushalt Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 28

29 Theorie der Familienerziehung
Familie – Miteinander von mind. zwei-drei Generationen, wobei in jeder Generation mehrere Personen (Kinder, Vater/ Mutter, soziale Mutter- /Vaterschaft, Verwandte, Großeltern) leben, ein interaktives Beziehungsgeflecht aufweisen und in unterschiedlichen sozialen und biografischen Zeitstrukturen den Erziehungsprozess durchlaufen (vgl. Ecarius 2009) In der kindorientierten Privatheitsform bildet Erziehung einen zentralen Bestandteil Familiale Erziehung: Verbindung von subjektiven Wünschen/ Erfahrungen/Bedürfnissen und soziokulturellen, ökonomischen und politischen Strukturen einer Gesellschaft Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 29

30 Recht: Kindschaftsrechtsreform
1998 – Gleichstellung von ehelichen und nicht- ehelichen Kindern; leibliche Eltern haben die elterliche Sorge; leben Eltern getrennt: Alltagsregelung ohne Absprache. Besondere Fälle (z.B. Auslandsaufenthalte): Einbezug des anderen Elternteils §1626 BGB – Eltern haben die Pflicht und das Recht sich um das minderjährige Kind zu sorgen (Personensorge und Vermögenssorge) Abs. 2 – Grundlinien der Erziehung: Als angemessen gilt eine Erziehung und das Bedürfnis des Kindes zu selbstständigem und verantwortungsbewusstem Handeln unter Berücksichtigung des jeweiligen Entwicklungsstandes Quelle: Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 30

31 Strukturaspekte von familialer Interaktion und Erziehung
Generative Differenz Familiale Interaktionsmuster Familienthemen Subjektive Zeit/Biographie und soziale Zeit Erziehung: Inhalte und Beziehungsstrukturen Identitätsbildung Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 31

32 Generative Differenz Gebürtlichkeit: „Neuankömmlinge“ und „Ältere“
Anthropologische Offenheit und Schutzbedürftigkeit der Ankommenden und Sorgeverpflichtung der Älteren bringt Erziehung hervor Generationsbeziehungen sind nicht freiwillig zusammengesetzt und nicht jederzeit aufkündbar Sozialität und Kulturalität werden durch Leiblichkeit und Sterblichkeit der Subjekte eingegrenzt Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 32

33 Familiale Interaktionsmuster
Familiale Interaktionsmuster existieren vor der Geburt eines Kindes – sind dann Teil des Erziehungsgeschehens Der private familiale Bereich ist eine tatsächliche Wirklichkeit der Alltagswelt im Hier und Jetzt in Raum und Zeit – er gestaltet sich über Interaktionen in Generationsbeziehungen Diese Alltagswelt – als intersubjektive – teilt das Subjekt mit Eltern, Geschwistern, Partnern, etc., d.h. die familiale Alltagswelt mit ihren Sinndeutungen und Typisierungen ist zugleich Teil vom Subjekt (auch wenn das dem einzelnen Subjekt nicht bewusst ist) In und durch Interaktionen mit Anderen entstehen Typisierungen, die nicht nur der Bestätigung des Gegebenen dienen, sondern uns in unserer Subjekthaftigkeit ebenfalls bestätigen Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 33

34 Familienthemen Familiale Handlungsmuster werden von einer zur nächsten Generation transportiert. Die emotionale Bindung zwischen den Generationen eröffnet eine Übernahme von Familienthemen. © Jim Unger Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 34

35 Subjektive Zeit/Biographie und soziale Zeit
„Familienerziehung erstreckt sich über einen langen und dynamischen Zeitraum. Erziehen und Erzogen-Werden vollziehen sich in sozialen und subjektiven Zeitdimensionen.“ (Ecarius, u.a. 2011: 54) Erziehung: beruht auf Erfahrungen des Erzogenwerdens (Ecarius 2002) Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 35

36 Subjektive Zeit/Biographie und soziale Zeit
Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 36

37 Inhalte und Beziehungsstrukturen der Erziehung
Die Mitglieder der Familie sind nicht frei wählbar. Eine schlechte bzw. misslungene Erziehung ist ebenso eine Erziehung wie eine gelungene. Alle in den Erziehungsprozess involvierten Personen sind darin eingebunden (soziale Elternschaften, leibliche Eltern, Großeltern, etc.) (Ecarius 2002) Inhalte der Erziehung (Beziehungs-)Struktur der Erziehung Erziehungsregeln, -inhalte Vorstellung vom Subjekt (z.B. Unterordnung, Selbstständigkeit) Lern- und Bildungsanforderungen Gestaltungsräume in Bezug auf Familie und Freizeit Familiales Generationengefüge Ambivalente Interaktionsstruktur von Nähe und Distanz Muster der Anerkennung Symmetrische und asymmetrische Machtbalance Jeweilige Position im Generationsgefüge Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 37

38 Inhalte der Erziehung Erziehungsregeln:
Aufgabenverteilung des Haushaltes Gestaltung von Kinder- und Familienfreizeit Umgang mit Spielzeug Regeln der Höflichkeit, des gegenseitigen Umgangs, der sozialen Unterstützung Ästhetische Umgangsweisen (musisch-künstlerisch) Gebrauch von Gegenstände: Fernseher, IT, Musikinstrument Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 38

39 (Beziehungs-)Strukturen der Erziehung
Asymmetrische Machtbalance: 1. das Kind ist auf Ältere angewiesen (Schutzbedürftigkeit); 2. zivilisationsgeschichtliche Entwicklung der Machtbalance zwischen den Generationen (Befehls- zum Verhandlungshaushalt) = Komplexität und Widersprüchlichkeit Muster der liebenden Anerkennung (vgl. Honneth 1994): zentrales Merkmal der familialen Erziehung sowie deren Missachtungsformen wie Beleidigung, Ignoranz, Vernachlässigung oder emotionale Distanz. (Familiale) Interaktionen sind ambivalent Dadurch: Spannweite von Abhängigkeit und Unabhängigkeit, Dependenz und Autonomie: Liebevolle Zuwendung und gleichzeitige Selbstbehauptung streiten in erziehenden, ambivalenten Interaktionen miteinander Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 39

40 Erziehung führt zur Identitätsbildung
„Für das Kind besteht dabei die Besonderheit, dass es ein Bewusstsein von Bedeutungen und Sinn entwickelt und mit der Herausbildung eines Bewusstseins das Entstehen eines Selbst als Subjekt verbunden ist. Die Fähigkeit des Kindes, Bedeutungen und Sinn nach und nach zu erfassen, der auch von den anderen Generationen geteilt wird, ermöglicht ihm im Rahmen der Erziehung und der familialen Interaktion aus der Perspektive der Anderen ein Bild von sich, ein ‚Me‘, zu entwerfen und sich dazu mit eigener Spontaneität (als ‚I‘) zu verhalten (vgl. Mead 1991).“ (Ecarius, Köbel, Wahl 2011: 57) Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 40

41 Foto: picture-alliance/chromorange
Quelle: Foto: DPA Quelle: Familie im Kontext von Kindheitsforschung/ Prof. Dr. Jutta Ecarius / 41


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